Paläo-Art - Book-Special 11/12-2017

Wuchtig kommt dieses neue Coffee-Table-Juwel aus dem Hause Taschen daher - den Dimensionen der Protagonisten angemessen. Der vorliegende, hochkant das handelsübliche Regal sprengende Bildband Paläo-Art bietet ein Füllhorn an Darstellungen prähistorischer Flora & Fauna, insbesondere Skizzen, Drucke, Fresken und Gemälde von - Dinosauriern.

Der bis weit in die Pop-Kultur reichenden Faszination der ausgestorbenen Riesenreptile konnte sich wohl kaum ein im 20. Jahrhundert Heranwachsender entziehen. Spielzeugläden quellen immer noch über vor lauter fantasiebeflügelnden Ex-Echsen. Auch Tieraquarell-Meister Walton Ford (*1960) sammelte Plastik-Dinos und "ordnete die geliebten Miniaturmonster zu Dschungelszenen prähistorischer Konflikte" im heimischen Garten. Dafür verantwortlich war die ab etwa 1830 auf Fossilienfunde zurückgehende Tradition der hier griffig gelabelten Paläo-Art. Der künstlerischen Auseinandersetzung damit, wie die auf der Erde vor Jahrmillionen herrschenden Urviecher wohl ausgesehen haben. Der prominente Ford unterstützte die junge Buchautorin Zoë Lescaze bei deren Fleißarbeit, die beeindruckendsten Beispiele des (nicht mit paläolithischer Höhlenmalerei zu verwechselnden) Genres zusammenzutragen.

Museale Dino-Pracht ... eine Fleißarbeit von epischen Dimensionen.

Von kleinen Skizzen, Drucken über prächtige Mosaiken bis hin zu gewaltigen Wandbildern in den naturkundlichen Museen der Welt reicht die Bandbreite, der von Künstlern wie Benjamin Waterhouse Hawkins, Charles R. Knight, Heinrich Harder, Rudolph Zallinger, Mathurin Méheut, Zdenek Burian, Maurice Wilson, Ely Kish oder Konstantin Fljorow geschaffenen Werke, die die Urzeit unseres Planeten zu neuem Leben erwecken.

Art Nouveau-Inspiration aus dem Jura - Heinrich Harder verschönert das Aquarium im Berliner Zoo - und Schokoladen-Sammelkarten.

Auch eigene künstlerische Vorlieben wie Fauvismus, Japonismus oder Jugendstil prägten die Darstellungen viktorianischer oder sowjetrussischer Saurier. Die jeweils neuesten Erkenntnisse der Paläontologie stellten dabei nur selten eine Grenze für die entfesselte Vorstellungskraft der Paläo-Artisten dar - bei den Werken geht es vor allem um eine unbändige Freude an den fantastischen Kreaturen, denen bald auch physikalisch ünmögliche Fähigkeiten, bunte Farben oder Stimmen angedichtet wurden.

Skizzen, Drucke, Fresken und prähistorische Ausklapp-Panoramen. 

Den Zeitpunkt, als diese Begeisterung zunehmend in andere Medien hinüberschwappt, wählen die Autoren als sinnvollen Abschluß ihrer Sammlung. Im umfangreichen Appendix findet sich ein einseitiges Werbe-Poster für Winsor McCays Gertie the Dinosaur von (1914), den ersten anmierten (Bronto-)Saurier der Filmgeschichte, Urahnin sämtlicher Hollywood- & Pulp-Dinos mit Neben- & Hauptrollen von King Kong bis Jurassic Park. Paläo-Art - unser Buch-Tipp.

TIPP !

paläo-art 

Darstellungen der Urgeschichte

Paläo-Art: Manch Dino liebt es blutig.

Willkommen im Dino-Park. Natürlich waren es Maler, die sich mit mal mehr, mal weniger wissenschaftlich fundierten Bildern vortasteten und den ausgestorbenen Dinosauriern ihre Gestalt zurückgaben. Die hier versammelten "Darstellungen der Urgeschichte" sind dabei keine chronologische Aneinanderreihung diverser Fundstücke, sondern ordnen in ausführlichen Texten auch ein, wie sehr persönliche Schicksale und der Zeitgeist das jeweilige Bild der Urzeit bestimmten - ein meist durchaus brutales. Seit der englische Wissenschaftler Henry Thomas de la Bèche seine ersten Urzeit-Reptilien sich im Gemälde Duria Antiquior unter Wasser zerfleischen ließ, hinterließen Traumata im Elternhaus der Künstler sowie kriegerische Konflikte (von den Napoleonischen Kriegen über WW I & II bis zum Cold War) ihre Spuren in den Darstellungen der so gewaltigen wie gewalttätigen geschuppten Protagonisten.

Inostrancevia vs. Pareiosaurus...

Deconstructing the prehistoric past... im Video-Trailer.