REVIEWS COMIC 09-2016

 



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Pioniere des Comic

Alexander Braun und Max Hollein (Hrsg.) -  Hatje Cantz

Eine andere Avantgarde hatte da zwischen 23. Juni und 18. September 2016 die Frankfurter Schirn Kunsthalle in Beschlag genommen. Erstmals in der Historie der Schirn gehörten die Ausstellungsflächen ganz der "neunten Kunst" und der (außerhalb der Musik natürlich) einzigen originär amerikanischen Kunstform der Moderne. Bisher kaum im "seriösen" Kunstbetrieb angekommen, sind die im vorliegenden Katalog präsentierten Exponate der "Pioniere des Comic" für die meisten Betrachter bisher ungesehene Raritäten, denn es gibt in der Tat kaum noch Originalzeichnungen oder Orignaldrucke aus der Frühzeit der jahrzehntelang geringgeschätzen sonntäglichen Zeitungs-Ornamente, die auch durch Mikrofilme historischer Ausgaben nicht zu ersetzen sind. Einzig einigen Privatsammlungen und der Expertise von Kurator Dr. Alexander Braun (von dem auch fast alle Beiträge im Katalog stammen) ist es zu verdanken, dass Ausstellung und Begleitband realisiert werden konnten, die nun sechs herausragende Comiczeichner der Frühphase vorstellen: Neben Little Nemo-Schöpfer Winsor McCay, George Herriman (Krazy Kat), Lyonel Feiniger (Kin-der Kids, Wee Willie Winkies World) Cliff Sterrett (Polly And Her Pals) Frank O. King (Gasoline Alley) und Charles Forbell (Naughty Pete). Wie innovativ und stilprägend diese Handvoll Meister von etwa 1905 bis in die 1940er Jahre auch für Avantgarde, Surrealismus oder absurdes Theater waren, wird anhand vieler im Idealfall ganzseitig abgebildeter Comic-Strip-Seiten deutlich. 

 TIPP
 

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Schirn-Podcasts zum Thema Comic

www.schirn.de/pioniere_des_comic

www.hatjecantz.de

Muhammad Ali

Sybille Titeux & Amazing Améziane - Knesebeck

Muhammad Ali - black champion, muslim militant, legend - so steht es auf der ersten Seite des vorliegenden, vom Knesebeck-Verlag (zeitgleich zum Dark Horse-US-Release) aus Belgien lizensierten Ali-Hommage-Bandes - über seinem Wettkampf-Slogan float like a butterfly sting like a bee. Ebenso (Obama-)Vorbild: als olympischer Goldmedalliengewinner (1960), mehrfacher Weltmeister im Schwergewicht, Box-Legende, Bürgerrechte-Aktivist und Stilikone wie auch im Kreuzfeuer verschiedener Kritiker: als Wehrdienstverweigerer, bis ins Unfaire notorisches Großmaul oder Nation of Islam-Aushängeschild. Das Duo aus Szenaristin Sybille Titeux und Illustrator Amazing Améziane (letzterer erklärtermaßen von Frank Miller, Sergio Leone und Soul-Rhythmenbeeinflusst) nähert sich der in diesem Sommer verstorbenen Kultfigur mittels einer Comic-Biografie. Die Heldenverehrung überwiegt dabei, auch wenn kritische Aspekte (Gegner-Stalking, Malcolm X-Verleugnung, Selbstüberschätzung) nicht verschwiegen werden. Die legendären Kämpfe gegen Liston, Spinks, Holmes, Foreman (Rumble in the Jungle) oder Joe Frazier (Thrilla in Manila) werden spannend & abwechslungsreich in Szene gesetzt, historische Ereignisse, Biografien von Gegnern & außerhalb des Rings für Ali wichtigen Personen werden versiert in die braun-schwarz dominierten Panels eingeflochten. So zeitgemäß wie gelungen die online ergänzten Bonusmaterialien zur gedruckten Buchausgabe.

 TIPP

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www.knesebeck-verlag.de

http://ameziane.blogspot.de

www.zeroomstudio.blogspot.fr

Aus dem Französischen übersetzt von Anja Kootz.

Berichte aus Japan

Igort - Reprodukt

"Japan war zur Schatulle meiner Wünsche geworden, ein Koffer gefüllt mit den verschiedensten Dingen." Der italienische Individualist & Comiczeichner Igor Tuveri aka Igort (Jahrgang ´58) gab (wie einst auch der Autor dieser Zeilen) einer lange gehegten Schwärmerei nach, als er sich nach einem Debüt-Trip 1991 drei Jahre später zum ersten von mehreren längeren Arbeitseinsätzen für den Kodansha-Verlag "ins Reich der Zeichen" aufmachte. Igort, der schon in den 80ern viel Japan-Literatur verschlungen und seinen ersten längeren Comic im Nippon der Zeit des 2. Weltkrieges angesiedelt hatte, bezieht in Tokyos Bunkyo-ku ein 14m²-Appartement, besucht eine Zen-Schule, lässt sich auf langen Spaziergängen durch die kleinstädtischen Strukturen inmitten der Mega-Metropole treiben, freut sich am per Fahrrad gelieferten frischen Tofu und rollt seinen Futon jeden Abend aus (und am Morgen wieder ein). Er trifft Gon-Autor Masashi Tanaka und Studio Ghibli-Meister Hayao Miyazaki persönlich an dessen Arbeitsstätte, entdeckt die 60´s Genre-Filme von Seijun Suzuki und entwickelt für seinen Arbeitgeber die erfolgreiche Serie Yuri. Kein reines Zuckerschlecken, auch der Arbeitsalltag in den beengten Tokyoter Großraumbüros und zahlreiche Nachtsessions, um die Abgabefristen seines Redakteurs Tsutsumi-san einzuhalten, sind Teil des Buches, nebst (erwartbaren) Exkursen zu Yukio Mishima & Sada Abe (Ai no Corrida). Aus den Aufzeichnungen, Skizzen & Fotos ist ein sehr persönliches Buch entstanden - die mit etwas Abstand in zweijähriger Arbeit entstandenen "Berichte aus Japan" waren für Igort wie eine Zeitreise "in meinen inneren Osten. Seit über 20 Jahren beschäftige ich mich mit diesem Seelenort und reise regelmäßig dorthin. Und trotzdem entecke ich immer neue Geheimnisse."

 TIPP!
 

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www.igort.com

Igort widmet sein Buch Astroboy-Schöpfer & Manga-"Gott" Osamu Tezuka sowie dem legendären Farbholzschnitt-Meister & Maler Katsushika Hokusai.

www.reprodukt.com

Der Mann, der Lucky Luke erschoß / Reddition Nr. 64

Mathieu Bonhomme - Ehapa * Edition Alfons

Der Belgier Maurice de Bevere aka Morris († 2001) widmete sich zeitlebens vor allem einer Figur (lange Jahre im Team mit Asterix-Schöpfer René Goscinny als Szenarist): Lucky Luke. Die über Generationen hinweg erfolgreiche Serie wird mittlerweile seit Band 77 (2004) vom französischen Zeichner Hervé Darmenton aka Achdé zur allgemeinen Zufriedenheit weitergeführt. Bemerkenswert gelungen ist nun auch der erste von zwei zum großen Jubiläum (der `lonesome cowboy´ wird 70) in Auftrag gegebenen Hommage-Bände: Der Mann, der Lucky Luke erschoss. Nicht umsonst zitiert der Pariser Zeichner & Western-Fan Matthieu Bonhomme (Texas Cowboys) schon im Titel .John Fords. Liberty Valance - Meisterwerk, schon am Ende der ersten Seite sieht man vermeintlich den erschossenen Lucky Luke im Straßenschlamm liegen. Ausgehend von diesem furiosen Auftakt entspinnt sich eine reizvolle Western-Story um den dem Alkohol nicht abgeneigten Doc Wednesday (!), den immer mal wieder vakanten Sheriff-Posten der ungenannten Kleinstadt, Lukes alte Bekannte Laura Legs und die zwielichtigen Gebrüder Bone. Als Running Gag für Kurzweil sorgt zudem eine wie verhexte Tabak-Knappheit, die konsequent verhindert, dass sich Lucky per Glimmstengel einen Moment der Entspannung gönnen kann. So reitet Luke quasi als Abstinenzler aus dem legendären Schlussbild.

2 Aus gegebenem Anlass widmet sich auch das seit 1984 erscheinende, in jedem guten Buch- & Comic-Shop sowie im Bahnhofsbuchhandel erhältliche Comic-Fach-Magazin Reddition mit der 64. Ausgabe ganz Morris´ Schaffen und damit der Figur des Cowboys im gelben Hemd. Comic-Report & ALFONZ-Herausgeber Volker Hamann steuert persönlich zwei von neun Artikeln zu verschiedenen Teilaspekten rund um das zeitlose Phänomen Lucky Luke bei (u.a. zu Morris´Anfängen bei der belgischen Zeitschrift Le Moustique). Weiter schreiben Michael Hein, Peter Nover, Horst Berner, Jens R. Nielsen, Bernd Frenz und Matthias Hofmann etwa zu Achdé (s.o.), René Goscinny, den parodistischen Elementen der Serie, deren wechselvoller Veröffentlichungsgeschichte in Deutschland oder den Niederlanden sowie anhand des ersten Lucky Luke-Animationsfilms Daisytown von 1971 zum belgischen Zeichentrickfilm. Als Sahnehaube auf diese herausragend bebilderte Sammlung kenntnisreicher, detailfreudiger Artikel gibt es die von Hamann minutiös recherchierte 16-seitige Morris-Bibliographie incl. einer Vielzahl weiterer Coverabbildungen. Schwer empfehlenswertes, für jeden Lucky Luke- und Comic kaum verzichtbares Referenzwerk - zudem zu einem sehr fairen Preis.

www.reddition.de

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 TIPP!

 

 

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Lucky Luke in Erlangen 2016

Lucky Luke bei Egmont / Ehapa

 

 

 

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www.comic-report.de

Neueste ALFONZ-Ausgabe 04-16

Buddy Longway Gesamtausgabe - Band 3, 4 & 5

Derib - Egmont Comic Collection

Deribs Familien-Western Buddy Longway liegt nun komplett in deutscher Sprache vor - die opulente Egmont-Gesamtausgabe ist mit dem fünften Band abgeschlossen. Band 3 Im Intro wird der spirituelle Charakter der Longway-Geschichten beleuchtet, als langjähriger Weggefährte äussert sich der belgische Illustrator René Follet aka Ref (u.a. Wachsfiguren). in Erste Jagden gibt es eine Rückblende im frühen KnopfaugenZeichenstil, in Der Weisse Dämon schwimmt sich Buddys Sohn Jeremiah frei, in Die Rache tritt kurz die Figur Jim McClure aus Jean Girauds Blueberry auf. In der letzten der vier von 1979-82 entstandenen Geschichten sieht sich der Trapper mit einem etwas eindimensional angelegten Bösewicht, dem General Custer-Abziehbild Captain Ryan konfrontiert. Band 4 Die Alben 13-16, zwischen 1983 und 1987 entstanden. Buddy ist auf der Suche nach seiner Familie, seine Sioux-Frau Chinook ist nur in seinen Träumen bei ihm. In Der wilde Wind befreundet er sich mit einem Siedlerpaar, in Hooka Hey trifft Buddy den Wolf seiner Jugend und Graue Wolke, den Freund seines Sohnes Jeremiah. Mit Glück entkommt er Marterpfahl und Standgericht und trifft schliesslich eine alte Squaw, die seinen Vater kannte. Longways irische Herkunft wird in Rückblenden erzählt und es kommt zum Wiedersehen mit Chinook und seiner Tochter Kathleen. 30 Seiten Intro als Bonus: Skizzen, Portraits, Statements und freundliche Schweizer Kollegenworte von Philippe Chappuis aka Zep (Titeuf).
Band 5 Liebe & Respekt gegenüber der Natur als Leitthema im gewohnt opulenten Intro, passend dazu Gregorz Rosinki (Thorgal) als Laudator - im fünften und letzten Band wird nach 20 Alben Bilanz gezogen - und Edition Alfons-Chef Volker Hamann komplettiert die Veröffentlichungsgeschichte von Buddy Longway in Deutschland. Die letzten vier Alben entstanden von 2002 bis 2005. Jeremiah stößt wieder zur Familie, stirbt aber wenig später in den Kriegswirren zwischen Rothäuten & Bleichgesichtern und auch das Bemühen, einen harmonischen Abgang für das Liebes- & Ehepaar Buddy & Chinook zu finden - erzählt über einen Epilog mit der überlebenden Tochter Kathleen - wird den einen oder anderen Leser unbefriedigt lassen. Dennoch - insgesamt großes, engagiertes Western-Kino.

 TIPPs

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www.egmont-comic-collection.de

Angel Wings Bd. 1 - BURMA BANSHEES

Romain Hugault & Yann - Salleck Publications

Flieger-Lady, grüß mir die Sonne... Die neue Serie der Flieger-Comic-Spezialisten Romain Hugault (Zeichnungen) & Yann (Szenario) entführt die Leser nach Burma (oder Birma, das heutige Myanmar). Eine Transportfliegerin der US-Airforce mit dem wunderbaren Namen Angela McCloud versorgt im 2. Weltkrieg, die US-Truppen mit Nachschub. Zwischen den Angriffen feindlicher japanischer Jäger muss „Angel“ ihr Können beweisen, um sich Respekt bei den Burma Banshees zu verdienen, der Staffel, die mit ihren Warhawk-Jägern die Transportmaschinen eskortiert. Doch die Story, an deren Ende es zu einem Zusammentreffen mit einer historischen Figur, Covergirl & Schauspielerin Jinx Falkenburg, kommt, ist hier nicht die Hauptsache. Schon beim Aufklappen des mit einem prächtig-plakativen Cover aufwartenden Hardcover-Bandes ist klar, worum es hier vor allem geht: auf der linken grauen Einbandseite prangt ein minutiös gezeichneter Curtis-Wright P-40-Warhawk Jagdbomber in verschiedenen Perspektiven, auf der rechten eine Join the Women Airforce Service Pilots-Werbung mit der mitsamt ihrer anatomischen Vorzüge seitlich auf dem Cockpitrand posierenden Titelheldin (die Monochrom-Version des Covers der parallel erhältlichen, auf 300 Stück limitierten Luxusausgabe). Die Flugzeuge sind dabei von frappierender Detailgenauigkeit, die menschlichen Charaktere eher von comichaftem Overacting gekennzeichnet. Die Serie ist zunächst als Burma-Trilogie angelegt, "Angel" wird den Fans aber auch darüberhinaus erhalten bleiben.

 

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Collection Cockpit

http://romain-hugault.blogspot.de

http://salleckpublications.de/

die abenteuer von tim und Struppi - Band 8

Hergé - Carlsen

Ein Kreis schließt sich. Nun ist sie also komplett, die Carlsen-Hardcover-Tim und Struppi-Kompaktausgabe in acht Bänden, an dieser Stelle schon gelegentlich gewürdigt (Band 1-3Band 4 & 5). Mit dem abschließenden Band erscheinen (Achtung, ohne Einzelcover) zunächst die `noch fehlenden´ drei letzten regulären Abenteuer aus dem Studio Hergé: Die Juwelen der Sängerin von 1963, Flug 714 nach Sydney von 1968, sowie Tim und die Picaros von 1982 (also ohne den 1973 nach dem gleichnamigen Kino-Zeichentrickfilm entstandenen Band Tim und der Haifischsee, dessen Szenario von Michel Régnier aka Greg stammte - also nicht von Hergé. Der 1983 verstorbene belgische Ligne claire-Comic-Pionier hatte bekanntermaßen in seinem Testament (anders als etwa Morris, s.o.) auch verfügt, dass Tintin, hierzulande eben Tim und Struppi, von keinem anderen Zeichner weitergeführt werden dürfe. Daher ist die letzte Episode, an der Hergé bis vor seinem Tod arbeitete, ein Fragment geblieben: das Storyboard kam auf etwa zwei Drittel eines regulären Bandes. Tim und die Alpha-Kunst wurde 1986 mit übersetzten Dialogen zu den 42 meist zweifarbig skizzierten Seiten veröffentlicht - wirkt im Rahmen der Kompaktausgabe aber eher als Fremdkörper denn als rundender Abschluß.

 

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www.carlsen.de/tim-und-struppi

http://en.tintin.com

Winter 1709 

Nathalie Sergeef & Philippe Xavier - Splitter

Mantel & Degen, eingefroren. Im sich über sieben Jahre hinziehenden spanischen Erbfolgekrieg, genauer: im mörderischen Hungerwinter des Jahres 1709 siedeln Autor/Zeichner Philippe Xavier (u.a.Conquistador) und Co-Autorin Nathalie Sergeef ihre Geschichte um den französischen Gesandten Loys Rohan an. Der soll für seinen König Ludwig XIV eine Schiffsladung Weizen erwerben, denn Brennholz, Vieh und Getreide sind Mangelware. Die hungernden Menschen um Rohan herum scheinen zu allem bereit - und allzulange kann das Schiff nicht vor der Loiremündung ankern, ohne vom Eis eingeschlossen zu werden...

Auf den 56 Seiten des ersten von zwei Teilen entfaltet sich inmitten der förmlich zugeschneiten Panels Xavier & Co´s unterkühlte, zuweilen brutale, insgesamt etwas umständliche Geschichte. Dennoch wird das Szenario an französischer Historie Interessierte genügend fesseln, um der in Vorbereitung befindlichen Fortsetzung entgegenzufiebern.

http://xaveland.blogspot.de
www.splitter-verlag.eu

 

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Der Ritter und das Einhorn

Stéphane Piatzszek & Guillermo González Escalada - Splitter

Noch ein Ausflug in die europäische Historie. Im August 1346 erleiden die Franzosen nebst Verbündeten bei gegen die Engländer eine verheerende Niederlage - die Verluste in den Reihen der französischen Adels-Elite nahmen Einfluß auf den weiteren Verlauf der Landesgeschichte & des sogenannten Hundertjährigen Krieges. Historisch verbürgt ist, dass König Philipp VI. im Schlachtengetümmel von Crécy das Pferd weggeschossen wurde - weniger, dass Ordensritter Juan Fernandez de Heredia (auch eine historische Figur, Diplomat & Großmeister des Johanniterordens auf Rhodos) ihm bei dieser Gelegenheit sein Reittier gab. Umzingelt von Feinden, hat de Heredia eine Vision: Er fühlt sich durchbohrt - von einem Einhorn. Der Ritter überlebt wie durch ein Wunder und kann das Einhorn nicht vergessen. Eine langjährige, qualvolle Suche beginnt - bis der Edelmann endlich seinen Frieden und in den Dienst eines von zwei Päpsten seiner (Schisma-geprägten) Zeit findet. Das abgeschlossene, dramatisch inzenierte Album lebt vom stets wiedererkenbaren Stil des Spaniers Guillermo Gonzalez Escalada und dessen eindringlichen Bildern.

 

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www.splitter-verlag.eu

Irgendwo zu Hause

Fumio Obata - Carlsen Graphic Novel

Und ein weiteres Mal Schauplatz Japan - best of both worlds? Die junge Japanerin Yumiko hat offenbar den Absprung aus ihrer Heimat geschafft, sie lebt zufrieden mit ihrem englischen Verlobten in London, wo sie erfolgreich in einer Design-Agentur arbeitet. Dann erfährt sie vom Tod ihres Vaters. Auf der folgenden Reise zur Beerdigung wird Yumiko mit Vielem konfrontiert, was sie an ihrer Identität zweifeln lässt. Wollte sie nicht nach Japan zurückkehren, bevor Mark um ihre Hand angehalten hat? Erinnerungen an den entspannten Vater stellen sich ein - doch weinen kann sie nicht. Dafür gähnt sie vor lauter Jetlag über dem aufgebahrten Antlitz des Verstorbenen. Dann das Treffen mit ihrer vom Vater getrennt lebenden Mutter in Kyoto, die nicht zur Feier gekommen ist und für Vieles kämpfen musste, was für Yumikos Generation einfacher war. Wechselseitig angezogen und abgestoßen fühlt sich ´die junge Frau - auch von den No-Theater-Szenen, die sich in ihre Träume drängen: "Ich will in Eurem blöden Stück nicht mehr mitspielen." In den stimmigen, sparsam kolorierten Tuschezeichnungen von Fumio Obata wird der Konflikt zwischen zwei Kulturen, aber auch den Erwartungen anderer und den eigenen Träumen Hin- und Hergerissener plastisch. Der Zeichner wuchs in Japan auf und lebt nun - in London.

 

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www.fumioobata.co.uk/

www.carlsen.de