DVD Special 04-11

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * dvd-special *

 Gainsbourg - Popstar, Poet, Provokateur
 
 Prokino / EuroVideo
 
 

Nun stimmt es auch beim deutschen Untertitel. Drehbuch und Regie von "Gainsbourg" (im Kino noch als: `Der Mann, der die Frauen liebte´), der spektakulären Verfilmung des Lebens von Frankreichs Popkultur-Nationalikone, stammen von Comiczeichner Joann Sfar. Erster Coup: die Besetzung mit dem bisher nur in Nebenrollen in Erscheinung getretenen formidablen Hauptdarsteller Eric Elmosnino, Philippe Katerine als Boris Vian, Anna Mouglalis als Juliette Gréco, Laetitia Casta als Bardot oder der kurz nach Filmende unter tragischen Umständen aus dem Leben geschiedenen Lucy Gordon als Jane Birkin. Zweitens besticht Sfars Kunstgriff, Gainsbourgs Alter Ego "Fresse" (Doug Jones in einer fantastischen Maske von DDT Efectos Especiales) Raum zu geben. Nun erscheint die DVD/Blue Ray zunächst Ende März im Verleih, dann Mitte April als Kaufmedium. Umfassende Bonusfeatures: Making of, diverse Teaser & Trailer, geschnittene Szenen und ein Musikvideo. Der kongeniale Soundtrack, pardon "BOF" zum Film wurde ja bereits im letzten Jahr an vorderster Stelle gewürdigt. Mehr im liebevoll gestalteten Presseheft sowie auf der Film-Website. Preisfrage: Welches klassische Stück verwendete Gainsbourg in „Initials B. B."?
mail mit der antwort subito an info At cinesoundz.de...
 TIPP! & DVD-VERLOSUNG!

 
 
 Barfuss Durch Die Hölle
 
 Winklerfilm - Alive
AUSSTATTUNGS-TIPP!
 
 
Die Special Edition der monumentalen Antikriegs-Trilogie von Masaki Kobayashi (1959-1961) besticht durch Ausstattung und beispiellose Vollständigkeit. In Deutschland einst "nur" in Bernhard Wickis auf insgesamt 400 Minuten gekürzten Fassungen in die Kinos gebracht, hat die Trilogie im hier auf 3 weiteren DVDs komplett enthaltenenen Original eine Laufzeit von mehr als neun (!) Stunden. Das Leben des in der Mandschurei als Zivilverwalter zwischen alle Fronten von Armee und Kriegsgefangenen geratenden Ingenieurs Kaji wird im für den klassischen japanischen Film typischen Erzähltempo episch geschildert. Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai verrät im Bonus-Interview unter anderem, dass er aufgrund der extrem langen Dauer des Drehs zwischendurch parallel für Akira Kurosawas "Yojimbo" abgestellt wurde und auch der 1996 verstorbene Regisseur äußert sich zu seinem gesellschaftskritischen Meisterwerk.
www.winklerfilm.de
 

 
 
 Der Räuber
 
 Zorro Medien / Indigo 
 

Der Berlinale Erfolg von 2010 floppte hierzulande zwar an der ergulären Kinokasse, hat anlässlich seines DVD-Releases aber unbedingt eine weitere Chance verdient. Angelehnt an die reale Geschichte des legendären österreichischen "Pumpgun"-Bankräubers, der in den 80ern gleichzeitig ein begnadeter Läufer war, portraitieren Buchautor Martin Prinz und Regisseur Benjamin Heisenberg leise und doch bis zuletzt spannend einen stetig Getriebenen, nach Anspannung und Thrill abseits eines bürgerlichen Lebens Süchtigen. In den Hauptrollen brillieren Andreas Lust und Franziska Weisz (Interwiews mit allen genannten Beteiligten als Bonusmaterial, das u.a. interessante Einblicke in Lusts Trainingsprogramm für die Rolle ermöglicht. Extrapunkte für Audiokommentar, Fassung für Sehbehinderte sowie zusätzlich enthaltene Filmmusik. www.derraeuber.at
 
TIPP!

 
 
 Guru - Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard
 
 Alive

 
 
Sabine Gisiger und Beat Häner werfen in ihrem Film nachträglich Licht auf die abenteuerlichen Machenschaften des selbsternannten Bhagwan Shree Rajneesh - durch die Erinnerungen ihrer zwei Protagonisten, zwei ehemalige Mitstreiter aus dem engsten Sanjassin-Vertrautenzirkel. Bhagwans Ex-Leibwächter Hugh Milne scheint sich dabei eher von den Geistern der Vergangeheit befreit zu haben. Sheela Birnstiel dagegen, die Frau, die als Sekretärin und Sprachrohr ihres Herrn & Meisters immerhin kurz vor ihrem unehrenhaften Abgang aus dem US-Ashram in Oregon noch paramilitärische Einheiten aus Obdachlosen und anderen Orientierungslosen aufstellte, gibt sich weiterhin erschreckend eingeschränkt in ihrer Eigenwahrnehmung - "I don´t know about the anger part..." Die nicht frei von Wiederholungen inszenierte Dokumentation "Guru" zeigt zumindest eindringlich, wie eine verirrte Gemeinschaft unter ihrer zunehmend unter Drogeneinfluß verfallenden Lichtgestalt zu einer totalitären Organisation mutieren konnte.  

 
 
 Kinski Talks 1 & 2
 
 Kinski Productions / Universal
 
 

Kinski-Nachlassverwalter Peter Geyer versammelt auf der ersten DVD seiner Kinski-Talks-Reihe zwei streckenweise absurd-witzige, teils pathologische Einblicke in die zweifelsohne zeitweilig von Genieblitzen erhellte egomanische Psyche des bonden Selbstdarstellers. Der bemitleidenswerte Moderator Reinhard Münchenhagen wurde förmlich am Nasenring durch das von allen Beteiligten vernebelte WDR-Studio gezogen (wobei im konstant stummen Gepaffe der einzige Beitrag des stoisch neben Kinski im Sessel thronenden Manfred Krug besteht). Dennoch findet sich Münchenhagen hier zu einem Rückblick bereit, wie auch Unikum Hans Leutenegger, Bob-Olympiasieger und zeitweilig eine Art Maskottchen in der Kinski-Entourage. Weiter: Bisher Ungesendetes - Kinski fährt Anno ´85 75 Minuten Schlitten mit RTL-Blondie Helga Guitton.
Kinski Talks, die zweite. Am 20. November 1971 wollte Kinski als "J.C. Erlöser" die "erregendste Geschichte der Menschheit"- in seiner Sicht- erzählen: das Leben von Gottes Sohn. Doch bekanntermaßen kommt es nicht wirklich dazu. Das Bühnenprogramm des stets skandalträchtigen Darstellers wird permanent durch Zwischenrufe unterbrochen - von einem Publikum, das sich offensichtlich keine Kinski-Predigt anhören, sondern teils stören, teils diskutieren will. Der tumultartigen Abend gegenseitiger Beschimpfungen, wird so zu einem 70´s-BRD-Theater- Happening der besonderen Art. Nicht umsonst hat DJ Hell einen Audiotake aus der Veranstaltung als Outro seiner jüngsten Compilation auf Stereo Deluxe (demnächst in der Catalog-Sektion) gewählt.
 


 
 
 Paul Kalkbrenner 2010
 
 Paul Kalkbrenner Music - Rough Trade  
 

Nun hat der Paul es bis zum Repräsentanten des Goetheinstituts gebracht und legt vor Soldaten in Afghanistan auf - jungen Männern, die ihm teils wie aus dem Gesicht geschnitten scheinen. Auf der Höhe seiner Popularität und nach dem als Soundtrack und DVD immens erfolgreichen "Berlin Calling" lässt das Phänomen Paul Kalkbrenner sein Alter Ego "DJ Ikarus" hinter sich und gewährt Einblicke in sein reales Leben zwischen ausverkauften Hallen, Airports und Berliner Bleibe. Mit weit über 100.000 Besuchern stieß die 2010er Tournee von Kalkbrenner in Dimensionen für elektronische Musik vor, in denen sich wohl hierzulande nur noch Altmeister Sven Väth oder - bereits mit Abstrichen- Paul van Dyk auskennen. 20 Konzerte wurden gefilmt, im Ergebnis ein auf 10 Titel angelegter Streifzug durch PKs Europatour incl. Fan-Film, Interviews und possierlicher Animationsbits.
 



 
 
 
Live @ Montreux: George Clinton / Johhny Cash / Yes
Various Artists - Kulturspiegel-Edition / Edel
 
Edel eröffnet zusammen mit der Kulturbeilage des Spiegel eine neue Runde in der Vermarktung von beim renommierten Festival von Montreux aufgenommenen Konzerten, in wertigen Digipacks und mit der hübschen Idee, das jeweilige Festival-Poster des Jahrgangs im Booklet abzubilden. Drei Beispiele: P-Funk Urgestein George Clinton und seine Begelitmannschaft from outta space (u.a. Bernie Worrell oder Kendra Foster) offenbaren sich natürlich vollkommen nur im schwitzigen Live-Erlebnis, dennoch ist der am 16. Juli 2004 aufgezeichnete Gig ein vertretbarer Einstieg für Parliament oder Funkadelic-Novizen. Passable Spiellaune, passabel komprimierte Spielzeit.
Schon zu von Rick Rubin eingeläuteten "American Recordings"-Zeiten reiste der für ein paar späte Triumphe auferstandene Johhny Cash Anno 1994 mit seiner altbewährten Boomchickaboom-Band ans Schweizer Seeufer. Cash beginnt fahrig, entwickelt später aber die bekannte Magie seines Alterswerk. Rührung kommt spätestens auf, wenn June Carter Cash für ein Duett ("Jackson", was sonst?) die Bühne entert.
Auch an Jon Andersons Stimmbändern war beim letzten so zu bezeichnenden, in Originalbesetzung incl. Tastenwizzard Wakeman gespielten Yes-Konzert im Jahr 2003 der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbeigegangen. Auch Steve Howe & Co spielten nach ihren in den 70ern gesetzten Perfektionsstandards stellenweise fast holprig. Dennoch hat das Konzert seine Momente und gleich mit dem ersten Track nach Festival-Chef Claude Nobs kurzer Ansprache ein Highlight zu bieten: "Siberian Khatru", der dynamische Schlußtrack vom 72´er Album "CloseTo The Edge".
  


Autorenserien - Die Neuerfindung des Fernsehens
 
 Merz & Solitude
 
 

Zuguterletzt an dieser Stelle eine BUCH-Empfehlung: "The Re-Invention of Television" lautet der muitige Titel. Die überarbeiteten Beiträge des internationalen ¡REMEDIATE! - Symposiums, das im Januar 2010 an der Merz Akademie in Stuttgart stattfand, wurden unlängst ebendort in einem konsequent zweisprachiges Kompendium veröffentlicht. Theoretiker und Filmwissenschaftler aus Deutschland, Österreich und den USA setzten sich mit dem Phänomen der zuletzt auch hierzulande reüssierenden TV-Autorenserien auseinander. Zudem geben Autoren, Schauspieler und Produzenten einiger bedeutender US-Serien wie "Deadwood," "The Wire", "Breaking Bad" oder "OZ". "Sopranos" oder "Mad Men"-Fans werden weniger fündig, eher Brancheninsider oder Kommunikationswissenschaftler. Mit Beiträgen von Diedrich Diederichsen, Tom Fontana, David Lavery, Kim Akass und Janet McCabe u.v.a.. Als Herausgeber fungiert Christoph Dreher, seines Zeichens Filmemacher, Autor, Musiker und eben Professor für Film und Video an der Merz Akademie Stuttgart.
 


 
 

Previous Issue: 2 - 2011 © cinesoundz
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