reviews 4-09 world

    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

    Mulathu Astatke & The Heliocentrics - Inspiration / Information
    Strut / K7! / Alive TIP
     

     
    Fliegender Wechsel an der Spitze der World-Rubrik, wieder übernimmt eine Inspiration / Information aus dem Hause Strut die Pole Position - nach Amp Fiddler mit Sly & Robbie, sowie Horace Andy vs. Ashley Beedle werden diesmal der "Vater des Ethiopian Jazz" Mulatu Astatke und Stones Throws´ The Heliocentrics (aus dem DJ Shadow-Umfeld) in einer eigentümlich groovenden Session zusammengebracht. Astatke ist einem westlichen Publikum vor allem durch die erfolgreiche "Ethiopiques" Serie und seine Beiträge zum Soundtrack des Jim Jarmusch Films "Broken Flowers" bekannt geworden. Neben ihm beteiligten sich weitere, in London lebende äthiopische Musiker wie Dawit Gebreab, Yezina Nagash, Mesafnit Nagash und Temesgen Taraken an den Aufnahmen, die zwischen dem 8. und 14. September in den Quatermass Studios stattfanden. Resultat ist eine wirkliche Fusion der unterschiedlichsten Musikstile, die überrascht und mehrere Hördurchgänge fordert.
     

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     Bombay Dub Orchestra - 3 Cities
     
     Exil - Indigo TIP
    Hightone - Underground Wobble TIP
    Jarring Effects / Discograph - Alive
     
     
     
    Das britische Duo Gary Hughes und Andrew T.Mackay zieht eine Art musikalisches Dreieck zu ziehen zwischen drei der quirligsten Metropolen des Planeten, Kairo, Chennai (Madras) und Mumbai (Bombay). Das Ergebnis klingt organischer und handgemachter als auf ihrem Debüt - mit über 75 Gastmusikern gelingt eine vielschichtige Reise von Ägypten nach Indien. Etwas Triphop, Chilliges, romantische Klavierpassagen, Jazz-Spuren und natürlich Dub, viel indische Vocals und Bombay Strings sind die Zutaten dieses lohnenden Streifzugs. Wobei - diesmal stammen die Streicherflächen mehrheitlich aus dem in Chennai gelegenen Studio des neuen Weltstars A.R. Rahman - aber der läuft im Westen ja auch unter "Bollywood". Empfehlung - von hohem Gebrauchswert.
    www.bombaydub.com/

    Mehr (French-)Dub mit der fünften Produktion von der um Innovation bemühten High Tone-Truppe aus Lyon auf dem lokalen Label Jarring Effects. Hier wird es klanglich deutlich rauher, neben vielsprachigen Vocals werdenauch Scratches (wie bei "U.C.F. Ramble") und andere Hip Hop-Elemente werden in die tief wühlenden Bass-Sounds eingebaut. Trip Hop, Rock, Drum & Bass ("Enter The Dragon"), Ethno-Elemente und etwas acider Jazz sind weitere Einflüsse dieser Dub Invaders. Hörenswert.

    www.hightone.org/

     

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     Bossacucanova - Novo Ao Vivo
    Ziriguiboom / Crammed Discs / Indigo
    Hotel Bossa Nova - Supresa
     
     O-Tone / Edel
     
     
     
    Die Bossa, nicht ganz so nova mehr, aber nicht totzukriegen. Im Nachgang zum vielgefeierten 50-jährigen Jubiläum hier zwei feierwillige Nachzügler.

    Das brasilianische Trio Bossacucanova Marcelinho da Lua, Marcio Menescal und Alaxandre Moreira steht seit 1998 für elektrifizierte Samba und Bossa Nova. Nun würdigen sie ihre musikalische Quelle mit einer Hommage-Packung aus CD & DVD. 11 Titel der CD wurden mit einem festen Quartett und ca. 20 bekannten MPB-Gästen wie Marcos Valle, Carlos Lyra, Ed Motta oder Marcios Vater Roberto Menescal live Canacao von Rio aufgenommen. Die DVD dokumentiert diese Tracks in der gleichen Reihenfolge. Zusätzlich auf der Cd noch drei Stücke aus einer Akustik Session im Joatinga. www.bossacucanova.com


    Überraschungen enthält das neue Album der deutschen Band um die portugiesische Frontfrau Liza da Costas weniger. Wie von den Live-Auftritten der fleissigen Musiker gewohnt, gibt es Bossa Nova mit leicht jazzigem Touch. Da Costas , in zweiter Generation in Deutschland geboren , musste sich die Sprache, in der sie nun nicht nur singt, sondern 11 der 12 Stücke auch getextet hat, erst beibringen. Dem gebührt Respekt, auch wenn die Bäume hier stimmlich und kompositorisch nicht in den Himmel wachsen. Vom 3. bis 8.4. sowie am 25. 4. einige deutsche Livedaten.

    http://hotelbossanova.com/

     

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     Putumayo presents - India
     
     Various Artists - Putumayo / Exil / Indigo
     
     
     
    Eigentlich erstaunlich, dass Putumayo die Musik des indischen Subkontinents erst jetzt angeht. Die aktuelle populäre Musik Indiens wird durch die Tanztitel und Balladen der Bollywood-Industrie geprägt, wo meist ein Mix aus Hindi, Urdu und Englisch Anwendiúng findet. Andere Filmfabriken wie Chennai bedienen weitere wichtige Landessprachen wie Tamil, Bengali, Marathi oder Telugu. Daneben gibt es Dutzende weiterer lokal bedeutender Dialekte wie Konkani, die immer noch von mehreren Millionen gesprochen werden. Entsprechend groß ist auch die musikalische Vielfalt, die ein 10-Stücke-Sampler naturgemäß nur bruchstückhaft anreissen kann. Versucht wird das hier mit Sängerinnen wie Rajeshwari Sachdev oder Chinmayee und Filmmusikern wie dem frischgebackenen Oscar-Preisträger A. R. Rahman. Klassische hindustanische und karnatische Musik öffnet sich heute gegenüber modernen Genres und Arrangements, demonstriert von Deepak Ram oder Satish Vyas. Aus traditionellen Gesangsdisziplinen wie dem Ghazal und alter Poesie formen Bombay Jayashri, Susheela Raman und Kiran Ahluwalia unterschiedlich innovatives Songwritingt. Einen Anfang hat Putumayo zumindest gewagt. Ein Teil der Verkaufserlöse der CD geht an die India Foundation for the Arts.  

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    Oumou Sangare - Seya
     
     World Circuit / Indigo
     
     

    Oumou Sangare zählt seit ihrem Debüt Moussoulou von 1989 zu den Superstars und musikalischen Aushängeschilder ihrer Heimat Mali. Sich ganz ihres Status bewusst hat die schwer sozial engagierte UN-Botschafterin sechs Jahre seit dem letzten Release verstreichen lassen. Ihre Anhänger im Westen haben darob offensichtlich Seya (Freude) empfunden und dieser durch erkleckliche Plattenkäufe in schwierigen Zeiten Ausdruck gegeben - das Album setzte sich alsbald an die Spitze der Weltmusikcharts. Solide groovender Wassoulou-Sound aus den Wäldern im Süden des sonst so trockenen Landes, der nicht im Traditionellen steckenbleibt, begleitet ihre immer noch kritischen Texte. Aufgenommen wurde in ihrer Heimatstadt Bamako unter der Ägide der profiliertesten Produzenten und Arrangeure: Cheikh Tidiane Seck und Nick Gold, sowie Massambou Wele Diallo für die gelegentlichen Streicher. Ab April auf Europa-Tournee, für Deutschland steht nur der Auftritt beim Würzburger Afrika-Festival fest. www.africafestival.org


     


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     Orient Expresions - Record of Broken Hearts
    The Idan Raichel Project - Within My Walls
     
     Doublemoon / Rough Trade - Exil / Indigo

     
     
    Orient Expressions haben über "Istanbul 1:26 a.m.", das sie zu Fatih Akins Film "Crossing the Bridge" beisteuerten, Bekanntheit erlangt. Ihr aktuelles Doublemoon-Album schafft es erneut, zwischen traditionellen türkischen Klängen und eleganten Electro-Sounds zu vermitteln - eine Hommage an das goldene Zeitalter des türkischen Kinos in den 60er Jahren. Yeþilçam hiess das Schlagwort, nach einer Straße im Istanbuler Bezirk Beyoglu, in der die Filmproduzenten der damaligen Zeit ihren Sitz hatten. Auf dem facettenreiches Werk zwischen Orient & Okzident werden Can Utkan aka DJ Yakuza, Richard Hamer (Sopran- und Bassklarinette, Tenorsaxophon, Flöte, Duduk) und Cem Yýldýz (Vocals, Cumbuþ, Baglama) und Murat Uncuoglu. Neben vielen türkischen Gastmusikern werden sie von Sängerin Jhelisa (The Shamen, Massive Attack, Bryan Ferry...) auf der Single "Angels" unterstützt. "Record of Broken Hearts" wurde in den RH und MU Studios in Istanbul eingespielt, arrangiert und produziert.

    Das Idan Raichel Project schöpft aus einer Vielzahl von Quellen, so it äthiopischen und jemenitischen Melodien, arabischer Poesie und biblischen Psalmen der Bibel. Nun geht die Mission des sanften israelischen Friedensboten mit der Rasta-Mähne weiter: Unter den Gaststimmen auf seinem dritten Opus "Within My Walls" befinden sich Weltmusikgrößen wie die Kapverdin Mayra Andrade, die Kolumbianerin Marta Gómez und New Yorks Afro-Soulstress Somi. Gesungen wird auf Hebräisch, Spanisch, Arabisch und Swahili. Dabei kann von Mauern in der Welt von Raichel eigentlich keine Rede mehr sein - aufgenommen in New York, Paris und Tel Aviv ist Raichels metaphernreiche, in opulente bis pompöse Arrangements gekleidete Lyrik doch weltweitm auf Erfolgskurs. O-Ton Raichel: "Viele Kulturen, die zusammen ein neues Lied kreieren.“ www.exil.de
    Live im Mai - Tourinfo: http://www.cumbancha.com/idan/tour

     

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     Oi Va Voi - Travelling The Face of the Globe
    Oi Va Voi - Alive
    Ersatzmusika - Songs Unrecantable
    Asphalt Tango - Indigo
    Ahilea - Cafe Svetlana
     
     Essay - Indigo
     
     
     Die poppigste Veröffentlichung des folgenden Klezmer & Balkan-Rundumschlags kommt von Oi Va Voi. Das dritte Album "Travelling the Face of the Globe" wird allgemein als ausgereiftestes Album der BBC-Award- und Grammy-dekorierten Multikulti-Band aus London angesehen. Produziert von Kevin Bacon und Jonathan Quarmby fügt sich die neue Sängerin Bridgette Amofah perfekt in die Besetzung mit Steve Levi (Klarinette), Anna Phoebe (Violine), Dave Orchant (Trompete), Josh Breslaw (Drums), Nik Ammar (Gitarre) und Lucy Shaw (Bass) ein. 2 Showcases im Mai in Bermen und Hamburg. www.myspace.com/oivavoi
    Der Sound der nach Ende des kalten Krieges in Berlin gestrandeten Band Ersatzmusika ist eigenwillig. Die sowjetischen Exilanten spielen einen auf ihren russischen Wurzeln und einem soliden Gitarre & Bass-Gerüst aufbauenden, stimmigen Urban Folk, leicht angedüstert & melancholisch natürlich. Irina Doubrovskajas Lead-Stimme atmet förmlich künstlerisches Dissidententum in die kalte, bis nach Berlin reichende Luft Osteuropas - damals wie heute. www.myspace.com/ersatzmusika
    Ein etwas weiter südlich liegendes Tor zum Balkan ist Wien. Nun ist nach Binder & Krieglstein einer weiterer Mastermind der (Wiener) Neo-Elektro-Balkan-Emigrantenszene bei Essay Records angekommen. Der mazedonische Produzent und DJ Ahilea, der sich in Österreich mit seinen SchliwoBeatz-Nächten einen Namen gemacht hat, spielt mit einem verlässlichen Musikerensemble wie bei einem Hochzeitsengagement quer durch eine Vielzahl von Stilen virtuos, munter auf. Vielleicht sollte man sich auf die Suche nach dem urbanen Schlawiner und dem mythischen Café Svetlana in Wien machen. www.myspace.com/exportimporttunes
     
     
     

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     Radiokijada - Nuevos Sonidos Afro Peruanos TIP
    Wrasse / Harmonia Mundi
    Chicha Libre - Sonido Amazonico TIP
    Crammed / Indigo
    Peyoti For President - Rising Tide of Conformity LIVE-TIP
    Sordid Soup / Rough Trade

    Lateinamerika is in the House... Zunächst hat sich Christoph H. Müller vom megaerfolgreichen Gotan Project sich mit dem peruanischen Percussionisten Rodolfo Munoz (Spezialisten vielleicht aus den Ensembles Chinchivi und Sandunga bekannt) zusammengetan, um etwas Anderes als Electrotango zu machen. Afro-peruanische Rhythmen bilden daher neben eingängigen Melodien und einem groovenden Bass das Gerüst für die abschließende Garnitur durch wechselnde Vocals & Spoken Voice. Der Musik der vielzitierten peruanischen 60s-Größe Ronaldo Campos wird hier auf der Höhe der Zeit Referenz erwiesen. New Sounds from Black Peru - worth discovering. www.radiokijada.com
    Und nocheinmal peruanische Wurzeln: Die Chicha (auch Cumbia Andina oder Amazonica) ist eine Musikrichtung, die ihre Ursprünge in der peruanischen Musik der frühen Siebzigerjahre hat, die wiederum von der akkordeonlastigen kolumbianischen Cumbia beeinflusst wurde. Chicha Libre fertigt in Brooklyn daraus unter Zusatz von kubanischem Son, Anden-Melodien, Surfgitarren, Elektrovox-Orgel und Moog eine attraktive Mischung. Libre ist das Ganze durch das Einbeziehen unterschiedlicher Fremdzutaten wie 70s Pop ( "Popcorn" und "Indian Summer") oder Satie- und Ravel-Melodien. Charmant. Siehe auch die "Roots Of Chicha"-Compilation des Bandleaders & Clubbesitzers Olivier Conan www.myspace.com/chichalibre
    Das vom britischen Musiker Pietro DiMascio angeführte Kollektiv Peyoti For President schließlich verbindet seine politische Botschaften mit latin-geprägten Worldbeat-Klängen. Die Gruppe wurde einem breiten Publikum im Programm seiner UK-Tour von 2007 bekannt. Samba, Flamenco, Cumbia mit einem Schuss Punk-Attitüde von einem wildgemischten Ensemble, u.a. Pandit Dinesh (Percussion, Congas), Louai Alhenawi (Ney & Darbuka), Sami Bishai (Violine), Jeff Scantlebury (Percussion) und Ulisses Bezerra (Percussion), alles verdiente Begleitmusiker. Vom 2.-8.4. auf Tour von Hamburg bis Wien. www.myspace.com/peyotiforpresident

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