reviews 6-09 jazz

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    Roberto Fonseca - Akokan
    Montuno / Enja / Edel
     
     
     
    "Akokan", der Titel des neuen Albums des kubanische Pianisten steht für „Herz“ - auf Yoruba. Auch die Auswahl der Gastbeiträge, für das im legendären Egrem-Studio in Havanna eingespielte Werk deutet eine Reise durch die Kulturen an: Mayra Andrade, die kapverdische Sängerin, die auf „Siete Potencias“ den kreolischen Text sang und schrieb oder der blinde Amerikaner Raúl Midón, der „Everyone Deserves A Second Chance“ geschrieben hat – hier in Fonsecas Arrangement, sindmit von der Piano-Partie. Das Album gibt die energetischen Live-Performances des Klaviervirtuosen wieder, mit denen er sich weltweit in kurzer Zeit einen klingenden Namen erspielt hat. Auch hierzulande wird Fonseca demnächst zweifellos ein größeres Publikum überzeugen: Vier deutsche Konzertdaten Ende Juli/Anfang August - eine längere Tour folgt im Oktober & November.
     

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    Youn Sun Nah - Voyage
     
     ACT / Edel
     
     
     
    Wer die 39-jährige koreanische Sängerin Youn Sun Nah kürzlich bei ihrem Release-Konzert in der Münchner Unterfahrt verpasst hat, sollte darüber nachdenken, dies auf diversen deutschen Konzertterminn im Herbst eventuell nachzuholen. Ihr gelungenes (ACT-) Debüt wurde es von Lars Danielsson, produziert, der Nah neben Ulf Wakenius (git), Xavier Desandre-Navarre (perc) und Mathias Eick (tp) auch als Bassist begleitet. Neben fünf Eigenkompositionen gibt es Cover-Versionen von Tom Waits, Nat King Cole, Egberto Gismonti und anderen zu hören. Youn Sun Nah ging 1995 nach Frankreich, um Jazz zu studieren. Die französische Presse feiert sie und ihre zahlreichen Veröffentlichungen dort mittlerweile - wie gesagt, Zeit für das deutsche - und internationale - Publikum, dies zu überprüfen.

     

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     Götz Alsmann - Engel Oder Teufel
    Kitty Hoff -& Foret-Noire - Zuhause
     
     Blue Note Germany / EMI

     
     

    Altes Neues von Götz Alsmann. Der Tollen-Entertainer ist ja vor einiger Zeit - als erster deutscher Künstler - zu Blue Note Germany abgewandert und startet eine erneute grosse Tournee zum x-jährigen Bühnenjubiläum (Daten unter www.roofmusic.de) mit „Engel oder Teufel“. 16 seiner beliebten , elegant-pointierten Jazzschlager zwischen Romatik & Witz. Nostalgisch und galant wie gewohnt, aber auch mit verhältnismässig gewagten Ausflügen in Richtung „Geisterreiter“ („Ghost Riders In The Sky“ - im Duett mit Arzt Bela B.) oder Surf-Klassiker „Misirlou“, bevor er dann wieder etwas in den 50ties auf der Stelle tritt. Dennoch - gut, dass wir ihn haben, den Professor Bop.

    www.goetz-alsmann.de/

    Und noch ein einheimisches Talent ist bei Blue Note in Deutschland "Zuhause" (und reklamiert dort den Titel "erster deutscher Künstler: - lassen wir das an dieser Stelle mak so stehen). Kitty Hoff präsentiert mit ihrer Schwarzwaldmannschaft im Rücken zum inzwischen dritten Mal ihre mal tiefgründig-melancholischen, mal leicht und heiteren Songtexte. Musikalisch spannt das Album diesmal einen weiteren Bogen: neben Swing, Chanson und Bossa-Nova-Rhythmen ist sogar für einen Reggae Platz. Duette mit Coralie Clément und Joachim Jannin tragen der aktuellen Frankophonie Rechnung, schließlich campiert frau ja im Forêt-Noire. Großteils charmant.

    http://kittyhoff.de/

     

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     Pascal Schumacher Quartet - Here We Gong
     
     Enja / Edel
    Kouyate Neerman - Kangaba
    EmArcy / Universal
     
     
     
    Hier steht ein gar wunderbares Instrument gleich zweimal im Mittelpunkt, das Vibraphon, 1916 in den USA als "Steel Marimba" patentiert.

    „Here We Gong“, der Titel des neuen Albums, des luxemburgischen Vibraphonisten Pascal Schumacher geht auf ein Zitat des berühmten Minimalisten Steve Reich zurück. In seiner legendären „Music For 18 Musicians“ ist das Vibrafon als „so eine Art Dirigent“, eingesetzt und "gibt stets das Motiv vor – ähnlich wie in der Gamelan-Musik.“ , wie Schumacher erklärt. Im Jazz kamen die Vibrafonisten entweder vom Jazz-Schlagzeug oder vom Klavier. Schumacher dagegen nahm einen anderen Weg: Er studierte klassisches Schlagwerk in der Percussionsklasse von Strasbourg und klingt im Vergleich mit anderen Jazz-Vibrafonisten folgerichtig relativ streng: Brüche und Kehrtwendungen können dem Flow, den das Instrument fast zu fordern scheint, jederzeit entgegentreten.

    Ein weiteres interssantes Klangexperiment. Balafon und Vibraphon als Lead-Instrumente hat wohl noch niemand zusammengebracht. Der Mandinka-Balafonspieler Lansiné Kouyaté aus Mali,und der französische Vibraphonist David Neerman machen die hörenswerte Ausnahme. Begleitet von IIra Colemans Bass und dem durchaus lebhaften Schlagzeug von Laurent Robin spielen sie überwiegend repetitive, sich ineinanderwindende Linien. Eine Musik, die insgesamt nicht unkonventionell wirkt, wohl aber auch Ecken und Kanten zeigt. Lyrisches steht dabei neben Afro-Jazz - für Freunde des Vibraphons allemal ein Muss.
     

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     Renaud Garcia-Fons - La Linea del Sur
     
     Enja / Edel
     
     
     
    Der 1962 geborene Exil-Katalane Renaud Garcia-Fons ist ein virtuoser Kontrabassist, mit der Gabe über folkloristische Melodien in rasender Geschwindigkeit und dennoch einfühlsam zu improvisieren. Folgrerichtig ist sein massives Instrument um eine fünfte, höhere Saite erweitert. Auf "La Linea Del Sur" findet sich kein straighter Jazz, eher eine Mischung aus Flamenco und Chanson mit Jazzeinflüssen und -pausen., ohne dass ersteres, zumindest den Rezensenten schnell auch mal nervendes Genre die Führung übernehmen würde. Garcia-Fons spielte das hochgelobte Album mit der Flamenco-Fachkraft Kiko Ruiz, dem Akkordeonisten David Venitucci, dem Percussionisten Pascal Rollando und auf drei Tracks mit Flamenco-Sängerin Esperanza Fernández ein und unternimmt mit diesen Kolleg(inn)en seine persönliche "musikalische Reise in ein südliches Traumland".  

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     Eric Legnini Trio - Eric Legnini Trio  
     B-Flat / Alive
    Giovanni Mirabassi - Out of Track
    Discograph / Alive
    Rusconi - One Up Down Left Right
    Sony Classical / SonyBMG
     
     

    Abschließend der Junge-Pianisten-Trio- Dreierpack :

    Der belgische Pianist Eric Legnini, Jahrgang 1970 , überzeugt auf seinem mittlerweile dritten Album mit leichtfüßigen, aber knackigen Kompositionen. Mit Bassist Mathias Allamane und Schlagzeuger Franck Agulhon groovt es stets, geht aber diesmal noch etwas mehr in Richtung Bill Evans. Wunderbares Durchhör-Album, auch für Freunde des seligen Vince Guaraldi (Charlie Brown-Scores).

    www.myspace.com/ericlegnini TIPP



    In der gleichen Liga : Der in Paris lebende italienische Pianist Giovanni Mirabassi genießt in der Szene einen hervorragenden Ruf. Der preisgekrönte Autodidakt, auch als Komponist von Chansons erfolgreich , hat fü sein jüngstes Album mit Gianluca Renzi (von Enrico Rava ausgeliehen) am Bass und Leon Parker an den Drums weniger Eigenkompositionen als gewohnt beigesteuert. "Alone Together", "Just One Of Those Things" (Cole Porter), "Impressions" (John Coltrane) oder Astor Piazzollas Vuelvo al Sur", das man auch vom Gotan Project kennt - alles Coverversionen. Tutto bene.

    www.mirabassi.com/ TIPP


    Nochmehr Ohrwürmer liefert die Schweizer Formation um den Pianisten Stefan Rusconi. Die neben Leader Rusconi aus Bassist Fabian Gisler und Schlagzeuger Claudio Strüby bestehende Band liefert dabei mit ihrer ebenfalls dritten CD zwölf Eigenkompositionen ab. Wie Legnini ist auch Rusconi erklärtermassen Anhänger einer "Musik im Spannungsfeld von europäischer, klangorientierter Musik und der Rhythmik der amerikanischen Jazztradition". Beides, die Melodien und der Groove scheinen dem Trio zuzufliegen.

    http://www.rusconi-music.com/ TIPP
     

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