book 03-2013

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 Heyerdahl – Auf dem Floß zum Forscherruhm 
 Ragnar Kvam jr. – Mare Verlag 
 
 
Fast 8.000 Kilometer legt der Norweger Thor Heyerdahl zusammen mit seiner fünfköpfigen Crew 1947 auf einem nach historischen Plänen selbst gebauten Floß zurück, der Kon-Tiki. Die Wagemutigen überqueren die Weiten des pazifischen Ozeans, um Heyerdahls revolutionäre Theorie zu beweisen, wonach Polynesien von Südamerika aus besiedelt wurde, nicht von Asien – und zwar mit einem ebensolchen Gefährt aus Balsaholz. 101 Tage nachdem die Kon-Tiki in Peru ablegte, erreicht sie mit dem Humboldtstrom das Tuamotu-Archipel – Thor Heyerdahl wurde weltberühmt, seine wissenschaftlichen Thesen jedoch blieben umstritten. In dieser in Norwegen hochgelobten Biografie zeichnet der Historiker und Publizist Ragnar Kvam jr. das schillernde Leben des Mannes nach, der vieles war: Tausendsassa, Abenteurer, Praktiker der experimentellen Archäologie – und der verbissen darum kämpfte, von der Fachwelt als ernsthafter Wissenschaftler anerkannt zu werden. Um dieses Leid- und Leitthema im Leben des Thor Heyerdahl auszuarbeiten, konzentriert sich Ragnar Kvam jr. auf bestimmte Lebensabschnitte und Expeditionen seines Protagonisten. Er tut das vielleicht nicht immer mit der gebotenen Distanz aber auf solch mitreißende Art und Weise, dass man das Buch bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen mag. Wer mehr über Thor Heyerdahls berühmteste Expedition erfahren möchte: Ab dem 21. März läuft der Oscar®-nominierte Abenteuerfilm KON-TIKI in deutschen Kinos. Das Floß ist im Kon-Tiki Museum in Oslo zu besichtigen, das übrigens von Thor Heyerdahl jr. geleitet wird. 

Text: Gabriela Beck
 
 
 Total alles über Südtirol 
 Hermann Gummerer & Franziska Hack – Folio Verlag 
 
 

Wie kann man Leser mit einem Buch über Südtirol überraschen, eine Region, über die schon so viel gesagt und geschrieben wurde? Mit einem neuen Darstellungsansatz. Nachdem Gastronomen, Lebensretter, Volkskundler und andere Spezialisten ihr umfangreiches Insider-Wissen beigesteuert hatten, verwandelten die Gestalterinnen der Agentur no.parking dieses in einfallsreiche Infografiken. Dabei machen sie spielerisch Zusammenhänge deutlich, etwa wenn sie die Herkunft der in Südtirol ansässigen Ausländer und 'eingewanderter' Pflanzen auf einem gemeinsamen Schaubild zeigen. Informationen werden mit einem Augenzwinkern serviert. So stehen unter 'Südtirols verbreitetste Vornamen' auch die der Kühe und beim Trachtenzubehör ist ein Smartphone mit abgebildet. Schaubilder tragen Titel wie 'Wer alles den Südtiroler Äpfeln und Trauben an den Kragen will' oder 'Wie viele Jägerinnen und Jäger sind wann wem hinterher'. Auf diese Weise werden Zahlen, Fakten und Verknüpfungen veranschaulicht, die selbst Einheimische so noch nicht kennen. Und dies so ungewöhnlich, überraschend, amüsant und vor allem auffallend schön dargestellt, dass das multilinguale (deutsch, italienisch, englisch) Info-Buch verdientermaßen mit dem Innovationspreis der ITB Berlin BuchAwards 2013 ausgezeichnet wurde. www.folioverlag.com

 
TIPP!

Text: Gabriela Beck
 
 
 Architekturführer Hamburg 
 Dominik Schendel - DOM publishers 
 
 
Die Internationale Bauausstellung IBA 2013 rückt Hamburg spätestens mit der Eröffnung am 23. März in den Fokus von Baufachleuten und allen an Architektur Interessierten. Es wird nicht weniger als die Gestaltung der Zukunft der Stadt zur Aufgabe gemacht. Wie wohnen, arbeiten und lernen wir morgen? Wie versorgen wir uns mit Energie? Wie gehen wir mit den Herausforderungen des Klimawandels und der inhomogenen Stadtgesellschaft um? Wie und wo können Städte nachhaltig wachsen? Aus diesem Anlass legt DOM publishers einen Architekturführer vor, der sich auch, aber nicht nur mit den IBA-Projekten auseinandersetzt. Autor Dominik Schendel hat vielmehr einen repräsentativen Querschnitt der letzten 200 Jahre Baugeschichte Hamburgs zusammengestellt. In Form einer Ortserkundung, gegliedert in sechs unterschiedliche Touren, stellt er insgesamt 256 Einzelprojekte vor. Jede Route führt durch einen architektonischen Stadtraum wie Kontorhausviertel, Speicherstadt oder Hafencity. Dabei beschränkt sich der Autor nicht nur auf - teilweise originelle und auch kritische - Objektbeschreibungen, sondern zeigt darüber hinaus die städtebauliche Entwicklung auf, untermalt mit historischen Fotografien. StadtpläŠne, Luftbilder und QR-Codes für das Smartphone erleichtern den Stadtwanderern die Orientierung. Der gehaltvolle Begleiter durch die zeitgenössische und historische Architektur des Stadtstaates an der Elbe ist ab dem 30. April 2013 im Buchhandel erhältlich.
 

Text: Gabriela Beck
 
 
 Miroslav Sasek - Paris 
 Kunstmann  
 
 

Die willkommene Neuauflage von Miroslav Saseks "München" bildete den Auftakt für eine Reihe mit den Bilderbuch-Städtepotraits des Tschechen, die nun mit "Paris" fortgeführt wird, dem ursprünglich ersten Band. An einem der antiquarischen Buchstände am Seineufer hätte man vielleicht noch die Chance gehabt, eines der wenigen erhaltenen Originale von 1959 aufzustöbern. Und auch wenn aus den 5 Millionen Einwohnern inzwischen gute 12 geworden sind (wie auch den nachgestellten Anmerkungen im Buch zu entnehmen ist) - der Charme der zeichnerischen Reise nach Paris ist ungebrochen. Mehr noch, im Retro-Rückblick gewinnt auch die französische Metropole noch - schließlich musste Sasek sich zeitbedingt nicht an der Bürostadt ´La Defense´ & den hässlichen Plattenbauten der Banlieue abarbeiten, sondern konnte seine Aufmerksamkeit Straßenszenen zwischen den historischen Prachtbauten von Notre Dame & Louvre bis Arc de Triomphe & Opera widmen. Die nicht nur in den den Pariser Katzen gewidmeten Seiten an die Szenarien für den zeitgleich entstandenen `kleinen´ Maulwurf („Krtek“ im tschechischen Original) von Saseks Landsmann Zdeněk Miler erinnernden Bilder bezaubern einmal mehr. An dieser Stelle wird mit Interesse verfolgt. ob neben den bereits angekündigten Neuauflagen der klassischen Bände "Rom" und "London" auch die von Sasek dazumal gewürdigten Orte Venedig, Texas und New York Eingang in die Neuauflagen-Reihe bei Kunstmann finden werden. www.kunstmann.de

 
TIPP!
 
 
 Frank Spilker - Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen 
 Hoffmann & Campe  
 
 

Der Sänger der (noch aktiven) Hamburger Szeneband "Die Sterne" war - zu recht tanzbarer Musik - stets auch mit Texten a la "von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten" aufgefallen. Nach recht bekannten Titeln wie "Was hat Dich bloß so ruiniert" oder "Universal Tellerwäscher" überrascht es kaum, dass sich Spilker auch bei seinem Romandebüt bevorzugten Themen wie Scheitern, freie künstlerische Existenz und den Gegensätzen & Gemeinsamkeiten zwischen urbanen & provinziellen Umgebungen widmet. Sein Protagonist Thomas Troppelmann hat nicht gerade einen Lauf. "Es ist, als würde sich alles auflösen. Zerbröseln, zerfallen, wie auch immer." Freundin & mit diversen Szenegestalten geteiltes Grafikbüro sind flöten und TT flüchtet - erstmal raus aus Hamburg. "Sei doch froh. Hier zerfällt nie irgendwas. Alles bleibt so fest und öde, wie es ist", meint Ursula aus Hildesheim dazu. Spilkers lakonisch-lässiger Troppelmann-Begleitung folgt man gern durch das 160-Seiten-Büchlein. Ab 20.3. ist der Autor auf Lesetour durch deutsche Lande & Städte - mit Musikprogramm. www.hoca.de www.diesterne.de, incl. "Song zum Buch."

 

 
 
 Merian Porträts: München / Dublin / New York  
 Merian  
 
 Keine konventionellen Reiseführer: Jeweils 20 Biographien sollen den in dieser im Leineneinband wertig aufgemachten Taschenbuch-Reihe präsentierten Metropolen Konturen verleihen, denn "die Lebensgeschichten ihrer Bewohner prägen die Identität einer Stadt." Angefangen beim heimatlich "leuchtenden" München mit, das trotz Märchenkönig Ludwig II., Schriftstellerpabst Thomas Mann, Malerfürst Franz Marc, Staatsintendant August Everding oder Komikerlegende Karl Valentin scheinbar nicht ohne Fußball auskommt: "Ein `Kaiser´ aus Giesing". auskommt. Über das ehemalige Armenhaus Dublin mit seinen berühmten Söhnen Arthur Guiness (der mit dem Bier), Oscar Wilde (der mit dem ausschweifenden Lebenswandel), Bram Stoker (der mit dem einen Roman) oder den Töchtern Maureen O´Hara (rote Haare) & Sinéad O´Connor (keine Haare - bis auf die auf den Zähnen). Bis hin zum sich chronisch überschätzenden "Big Apple" New York mit seinen bigbig names à la Rockefeller, Gershwin, Armstrong, Bernstein, Warhol oder de Niro. Beatle John Lennon wird mal eben eingemeindet - viele Künstler, dafür kein Sportler oder Architekt. 20 out of...eine subjektive Auswahl, das war ja klar. 3 Beispiele aus den ersten 8 der auf 30 Titel angelegten Reihe...Durchgängig gute Idee: die Zeitleiste und ein kleiner Stadtplan mit markierten Orten aus dem Leben der Protagonisten. sr www.merian.de  
 
 
  

 
 Previous Issue: 2/3 - 2013 © cinesoundz 2013

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