Reviews Electro 02-2016

Star Wars Headspace
Various Artists - Hollywood / Universal
 
Star Wars goes Disco... Irgendwie überfällig, auch wenn man nicht unbedingt Neil Diamond- & Johnny Cash-Reparierer Rick Rubin für eine Dancefloor-Sternenkriegs-Attacke auf dem Schirm haben musste. Verband man bisher mit dem längst in den Pop-Kanon eingegangenen Star Wars-Phänomen John Williams' symphonische Orchesterklänge, ist dies (bis auf den eben nicht der Basis-Klangschatz, aus dem sich die Remixer des Headspace-Projekts bedienen durften. Unter Rubins Ägide und offiziös von Disney abgesegnet, standen vielmehr die Soundeffekte aus den Filmen zur Verfügung. Von denen wird hier unterschiedlich intensiv & kreativ Gebrauch gemacht. In Titeln wie R2 Where R U?, Startripper oder Scruffy-Looking Nerfherder verbergen sich Filmdialog-Reminiszenzen - und natürlich kommen R2-D2s Wimmer- und Fieplaute mehrfach zum Tragen. Während gerade der Versuch die legendäre Cantina-Band von Mos Eisley zu zitieren (Bassmusic-Head Baauer) eher enttäuscht und gerade Rubin selbst einen nervigen Track beisteuert, gehören die Beiträge von Royksöpp, Shag Kava (Pseudonym von Lin-Manuel Miranda & Star Wars-Regisseur Abrams) Bonobo und Flying Lotus zu den erträglicheren. Wenn am 18. März mit der Veröffentlichung der CD die letzte Vermarktungsstufe gezündet wird, sind die Tracks des Star Wars Headspace-Projekts jedenfalls schon ausgiebig durchs Netz gekurvt.
 


www.starwarsheadspace.com

 
Prins Thomas - Principe Del Norte
Smalltown Supersound / Rough Trade TIPP
 
Cosmic Disco-Prinz Thomas Moen Hermansen mit einem Doppelalbum: Nach drei Vollformat-Releases auf seinem eigenen Label Full Pupp veröffentlicht der Norweger erstmals einen Longplayer auf dem Osloer Kultlabel Smalltown Supersound. Laut eigener Verlautbarung an die Presse inspiriert durch 90'er Electronica der Güteklasse Marke The Orb oder The KLF präsentiert PT auf den neun langen. durchalphabetisierten Electronica-Tracks von Principe Del Norte ein vertrautes Klangbild - spacig-repetitiv, dabei meist eher Listening- als striktes Dancefloor-Material. Das, obwohl der Meister selbst eine Art Remix des ursprünglich fast ohne Drums & Beats auskommenden Ursprungsmaterials vornahm, bevor es Smalltown-Labelchef & Ideen-Kollaborateur Joakim zu diesem Zweck in andere Hände geben konnte. "I'd recommend finding center position in front of your speakers, a comfortable couch or chair and dedicate yourself to the music for a long hour... " lautet Prinzens' abschließende Empfehlung.  

 
Haty Haty - High As The Sun / Aka Aka Thalstrom - Connected
V2 Benelux / H´ART * Burlesque Music / Rough Trade
 
David Douglas & Johannes Sigmond (alias Blaudzun) mag man nicht als zwingende Paarung auf dem Schirm haben. Obwohl eng befreundet, steht Douglas seit seinem ersten Album Moon Observations eher für elektronische Erkundungen, während Blaudzun
eher für hymnisches Indie-Material der Marke Arcade Fire bekannt ist. Nun muss sich beides ja nicht ausschließen, wie die vorliegende Kollaboration der beiden Holländer beweist - auf "Higher Than The Sun", ihrem im letzten Jahr aufgenommenen Debut als Haty Haty, ergänzen sich die beiden öfters recht erbaulich. "It felt like a spontaneous combustion of both our musical ideas and backgrounds", wie Sigmond rückblickend meint. Erste Single des für den 11. März angekündigten Albums wird der Title Track sein, ansonsten klingt es auch hier reichlich space-disco-infiziert unter der Gesangsspur.
 

www.haty-haty.com

Das Kollektiv ist mehr als die Summe seiner Teile. Diese zentrale Botschaft schickt das Berliner Trio AKA AKA & Thalstroem mit seinem zweiten Album Connected unter das Fan-Volk. Never Alone mit Rave MC Sola Plexus und den einprägsam-rohen Vocals von Jerome Vazhayil wirkt da wie ein erstes Ausrufezeichen. Weitere Gäste: die Erfurter Formation Northern Lite bei gleich drei Tracks, der Hauptstadtkünstler Jim Hickey (Vocals auf Faces), Gitarrist Thomas Moked Blum aka Tomer, Chasing Kurt (beim schmissigen True) sowie das lange schon im Aka Aka - Dunstkreis surfende Duo umami. Mit letzteren hört sich Connection fast nach New Order an, wären da nicht die jazzigen Akzente von Thalstroems Trompete. Teamwork, wo man hinhört. Und für den theoretischen Unterbau des tanzbaren Albums wird der gerade verstorbene Umberto Eco im Booklet bemüht: "Any Fact becomes important when it's connected to another". In diesem Sinne - get connected.
www.akaaka.net
 

 
Disco Love 4 / Remixed with Love by Joey Negro - Vol.2
beide: Various Artists - BBE / Indigo * Z Records - K7! / Indigo TIPPs
 

Glasgow's very own Al Kent hat es wieder getan. Obwohl er sich in den Liner Notes bitterlich über die Richtung Ebay abgewanderte Vinyl-Kultur der Gegenwart beschwert ("I love music and I love records, but I hate what I have to go through to buy them now.") Für die erste Scheibe seiner neuen Disco Love Compilation (der vierten mittlerweile) hat der notorische Rare Groove Digger einmal mehr 15 obskure Disco-Juwelen ausgebuddelt, die dann auf der zweiten im Non-stop Dancing Mix durchlaufen. Bei einem Drittel der Tracks hat Kent auch sein Re-edit-Händchen zwecks Flow-Verbesserung angelegt. Alle Formate werden bedient - also hat der ernsthafte Fan die Wahl zwischen der opulenten Doppel-LP im Klappcover (oder dem auch nicht übel designten Doppel-CD-Package. (`digital if you're not that into music' - der Mann ist sympathisch old school). Funky, deep, soulful - check it out.
www.alkent.co.uk
www.milliondollardisco.com
www.bbemusic.com

 




More labours of love. Schon die erste Doppelpackung aus dem Jahr 2013 war der Hammer - sofern man mit Disco-, Boogie-, Soul- und Funk auch nur ansatzweise etwas anfangen kann. Die Meisterschaft des britischen Remixers Dave Lee aka Joey Negro besteht darin, den 70er & 80er Original-Tonspuren großartiger Genre-Tracks mit fein nuancierten Überarbeitungen noch neue Seiten abzugewinnen. Für das zweite mit Liebe geremixte Volume auf dem eigenen Z-Label schnappte sich Multi-Track-Trickser Negro Top-Titel Songs wie Grace Jones' "Pull Up To The Bumper", Robert Palmers "Every Kinda People", Cheryl Lynns "You Saved My Day", "I Love Music" der O'Jays und Gwen McCraes "Keep The Fire Burning". Nebenhobby sind offensichtlich die einfallsreichen Betitelungen der eigenen Mixturen: von "JN Found A Place Remix" bis "JN Philly Dub Excursion". www.joeynegro.com  
 
MM Studio Goodstar Dubs
Albumlabel / Indigo
 
Dub der guten Hoffnung. Tadd Mullinix (aka Dabrye) aus Ann Arbor & Daniel Meteo (Meteosound) waren bereits 2007 ausgiebig im (Berliner) Studio, um an ersten digitalen Sounds jamaikanischer Produzenten der frühen 80er angelehnte Dubtracks zu produzieren. Eine Quelle der Inspiration war u.a. Prince Jammys "Sleng Teng". Die beiden kombinierten dabei originale Dub-Beats mit selbst aufgenommenen sowie durch die Echokammer gejagten Gitarren-, Orgel- Synthie-Sounds. Zwei der Tracks erschienen auf Kompilationen eigener oder befreundeter Labels (Shitkatapult & Monkeytown), der Rest schlummerte bis heute im Giftschrank. Bis sich M & M entschieden, das zeitlose Ganze doch zu veröffentlichen: sechs der ursprünglichen "Good Star Dubs" plus zwei alternative Mixe. www.randomnoizemusick.com 
www.albumlabel.com