Reviews Jazz 02-2015

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *
 Eberhard Weber - Encore
 
 ECM / Universal TIPP
 
 
 
In his own words: "Für "Resumé" hatte ich 2011 eine große Anzahl von Stücken vorbereitet. und dann...ein Dutzend davon ausgewählt. Nachdem die Arbeit abgeschlossen war, fiel mir auf, dass noch weitere 15 übrig waren. Es handelt sich nicht um eine Resteverwertung, sondern eher um Zufall, dass zwölf Stücke auf das erste Album kamen und die übrigen erstmal nicht vorkamen. Um uns nicht zu wiederholen, habe ich für "Encore" den holländischen Trompeter Ack van Rooyen eíngeladen. Er spielt sein Lieblingsinstrument, das Flügelhorn. Van Rooyen war bei meiner ersten und ist [nun] bei meiner vielleicht letzten Produktion dabei." Der stilprägende Jazz-Bassist Eberhard Weber im Interview mit Karl Lippegaus, aus dem Booklet zu "Encore". Produzent natürlich Manfred Eicher. Cover-Malerei von Eberhard Ross. Weber erhielt anlässlich der Konzerte zu seinem 75. Geburtstag den neugeschaffenen Landes-Jazzpreis Banden-Württemberg für sein Lebenswerk. www.ecmrecords.com
 

 
 
 Avishai Cohen - From Darkness / Gilad Atzmon & The Orient House Ensemble - The Whistleblower
 
 RazDaz - Rykodisk / Warner * Fanfare Jazz / Harmonia Mundi TIPP & LIVE-TIPPs
 
 
 

Avishai Cohen, Jazz-Rubrik-Dauergast (erst im letzten Jahr mit "Almah") in neuer Triobesetzung: „From Darkness“ wurde unmittelbar nach der letzten Welttournee aufgenommen und offenbart überzeugende Live- wie Studio-Qualitäten zugleich. Schlagzeuger Daniel Dor und "Duende"-Pianist Nitai Hershkovits glänzen bei den umfangreichen Improvisationen an der Seite des israelischen Bassisten. Cohen: „Ich brauche Musiker, die dazu imstande sind, ihre Mitspieler als Ideengeber und Instrumentalisten herauszufordern, sonst langweile ich mich schnell. Das Zusammensein mit Daniel und Nitai ist nicht nur äußerst anregend, sondern auch prägend für unseren Trio-Sound." Charlie Chaplins „Smile“ beschließt das neue Album - als einzige Fremdkomposition. http://avishaicohen.com/ Vom 25.3. bis zum 26.4. ist das Avishai Cohen Trio live im deutschsprachigen Raum unterwegs. Die ersten drei Termine finden mit dem Stuttgarter Kammerorchester statt.

Auch Avishai Cohens ehemaliger Landsmann, Saxophonist & Klarinettist Gilad Atzmon (der 2002 als scharfer Kritiker Israels die britische Staatsbürgerschaft annahm) wurde an dieser Stelle schon des öfteren vorgestellt. Diesmal deutet sich sein Zorn auf Aspekte der jüdischen politischen Identität nur in einigen wenigen, allgemein gehaltenen Zeilen im Booklet an - Atzmon sucht sein Heil einmal mehr in der Musik. Und die ist diesmal vor allem Jazz, Bebop, Improvisation. Nur im Opener klingt etwas Folklore an - und das Album schließt mit einem kurzen Gastauftritt von Atzmons Frau, der Regisseurin, Schauspielerin & Sängerin Tali am Mikro - beim launigen Exotica-Titeltrack "The Whistleblower". Das im März ins Haus stehende Album mit dem Orient House Ensemble wurde Anfang September in London, Atzmons langjährigem Wohnsitz, aufgenommen und illustriert einmal mehr die Live-Qualittäten der seit 14 Jahren auf 8 Alben eingespielten Mannschaft. Im April sind Gilad Atzmon & Ensemble auch wieder in Deutschland live zu erleben. Genaue Termine sind in Vorbereitung: www.gilad.co.uk

 


 
 
 Till Brönner - The Movie Album
 
 We Love Music / Universal LIVE-TIPP & GEWINNSPIEL!
 
 
 

Till Brönner, Deutschlands derzeit erfolgreichster Jazz-Trompeter mit bekanntem Hang zum Cineastischen, hat Ende letzten Jahres für sein Album mit (zumeist)Filmmusik-Coverversionen Gäste wie Gregory Porter (für “Stand By Me“), Joy Denalane (“As Time Goes By“ aus “Casablanca“ von 1942) oder Lizzy Cuesta ("Moon River") ans Mikro gebeten. Brönner selbst intoniert "Raindrops Keep Fallin´ On My Head". Und da gehen kleinere Ungenauigkeiten los: Der Bacharach-Song aus "Butch Cassidy and the Sundance Kid" wird falsch geschrieben, der Sakamoto-Track "Merry Christmas, Mr. Lawrence" wird als "Forbidden Colours", die legendäre Gesangsversion von David Sylvian, bezeichnet)". Gerade Die-Hard-Film(musik)-Fans nehmen sowas mitunter krumm. Und der Brönner stets begleitenden Kritik für sein Navigieren an der Grenze zum soften Mainstream wird er mit diesem stromlinienförmigen Album ganz sicher nicht entkommen. Für die zugehörigen Konzerte wird der Bandleader sein Ensemble um Bläser und Streicher verstärken - und quasi als `Till Brönner Orchestra´ auf Tour gehen.

Wir haben 2 Tickets für das Münchner Konzert von Till Brönner im Gasteig am 16.3., 20.00 zu vergeben. Gewinnspielfrage: Wer ist Till Brönners Lieblings-Filmkomponist? http://tillbroenner.de/

 

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 David Helbock Trio - Aural Colours
 
 Traumton / Indigo LIVE-TIPP 
 
 

"Meine anderen Projekte sind sehr arbeitsintensiv - das Bedürfnis wuchs, mal eine unkomplizierte Band zusammenzustellen." Facettenreiche und unkonventionelle Jazzklänge vom mehrfach ausgezeichneten österreichischen, mittlerweile in Berlin ansässigen Pianisten David Helbock und seiner aktuellen Trio-Besetzung - mit Raphael Preuschl an der Bass-Ukulele (!). und Herbert Pirker am Schlagzeug. Lyrisches Klavier und Piano-Manipulationen a la John Cage wechseln sich hier mit dynamischen, fast rockigen Uptempo-Passagen ab, drei Schönberg-Variationen und Improvisation bekommen auf "Aural Colours" ebenfalls Raum. "Durch transparentere Arrangements steht die Musik mehr im Zentrum", meint Bandleader Helbock. Im Februar und März diverse Konzerte des David Helbock Trios - Check out: www.davidhelbock.de

 

 
 
 The Gil Evans Orchestra - Out of the Cool
 
 Music on Vinyl / Cargo VINYL-TIPP
 
 
 
Ein Impulse-Klassiker von 1960, der auch in der x-ten Wiederveröffentlichungsversion immer wieder willkommen geheissen werden muss. Zumal die schmucke 180g-Vinyl-Fassung neben alten Jazz-Hasen schon rein optisch sicher auch den einen oder anderen nachgewachsenen Fan interessieren dürfte. In Evans´ Orchester Virtuosen wie Johnny Coles (Trompete), Tony Budd (Bassposaune), Budd Johnson (Tenorsaxophon), Ron Carter (Bass), Charlie Persip (Drums) Elvin Jones (Percussion) oder Ray Crawford (Gitarre). Die teils ungewöhnliche Instrumentierung, die originellen Bläser-Arrangements bei bewußtem Zurücknehmen des Orchesters markieren den Einstieg in eine Reihe von Evans-Meisterwerken unter eigenem Namen und machen "Out of the Cool" zu einem Big Band Jazz-Highlight. 

 
 
 Tann - Nadel Verpflichtet
 
 Traumton / Indigo LIVE-TIPP  
 
 

Die Dresdner Dirk Häfner (Gitarre), René Bornstein (Bass) und Demian Kappenstein (Schlagzeug) sind alle drei studierte Jazzer, Preisträger (u.a. Bremer Jazzpreis) sowie gefragte Sidemen in unterschiedlichen Bands & Projekten. Das zweite Album ihres Rockjazztrios erschien im letzten Herbst - erneut garniert mit der ironisch, aber ausdauernd gepflegten Vorliebe für Wald & Flur als Markenzeichen (unbedingt ansehen: ihre Rotkäppchen-Märchenwald im Video zu "Mandy´s Dandy"). Auch auf "Nadel Verpflichtet", dem Nachfolger zu ihrem Debütalbum "Koniferen", geht es auf eine lohnende Exkursion durch den modernen deutschen Jazzforst. Im Februar ist TANN live auf Tour durch deutsche Jazzclubs. Am 21.3. noch das Dresdner `Wipfeltreffen´ mit Julia Hülsmann. www.tannjazz.de www.dmeiankappenstein.de www.dirk-haefner.de www.renebornstein.de

 

 
 
 Esther Kaiser - Learning How To Listen
 
 Glm / Soulfood LIVE-TIPP 
 
 
Die farbige Jazzdiva Abbey Lincoln († 2010) hatte so einige Fans, insbesondere unter Kritikern und anderen Musikern. Auch Esther Kaiser aus Berlin ist eine davon, die sich für ihr aktuelles Lincoln-Tribute-Album im Zuhören geübt hat. Allein dabei blieb es natürlich nicht, hat La Kaiser es doch - trotz ganz anders gelagerter, hellerer & weniger voluminöser Stimmfarbe - nicht gescheut, ein gutes Dutzend der Vorlagen ihres Idols auf Platte zu bannen. Dabei wird nicht sklavisch kopiert, sondern möglichst variiert & ins moderne Jazzidiom übersetzt - mit Unterstützung der Band aus Tino Derado (p, acc), Marc Muellbauer (b), Roland Schneider (dr), Franz Bauer (vibes, mar) und Rüdiger Krause (git).
Im Februar und März gibt es einige Gelegenheiten, Esther Kaiser mit ihrem Abbey Lincoln-Programm live zu erleben. Check out : www.estherkaiser.de
 

 
 
 Carolyn Breuer - Shoot The Piano Player Volume One
 
 NotNowMom! Records / Fenn Music LIVE-TIPP
 
 
 
"Meine CD-Sammlung begann mich zu langweilen, ich suchte im Regal meines Freundes nach neuem Input." Ein Steve Earle-Stück schickte die Münchner Pianistin Carolyn Breuer dann "auf eine Reise zurück in meine Kindheit" - mit antiautoritären WG-Diskussionen, Jimi Hendrix-Postern und viel Gitarrenmusik. Die Idee, ein "Gitarrenalbum" aufzunehmen, auch um einmal aus dem Korsett eines pianogeführten Jazz-Quartetts auszubrechen, entstand. Folk-Fingerpicking, New Orleans Sound, Joni Mitchell- und Jimi Hendrix-Kompositionen haben, wie auch ein Blues-Stück von Vater Hermann, schließlich den Weg auf das neue Studiowerk gefunden. Eine Version von Eden Ahbez´"Nature Boy" beschliesst das Album, Vol. I - da ist offenisichtlich noch mehr in der Pipeline. Im Februar, März & April einzelne Konzerte in München & Umgebung - etwa am 27.2. in Ismaning oder am 8.3. im Muffatwerk - Releasekonzert! www.carolynbreuer.com
 

 
 
 Judith Goldbach - Reisetagebuch  
 Jazz´n Arts / In-Akustik LIVE-TIPP
 
 
 
Anfang des 20. Jahrhunderts brachen "junge wilde" Komponisten wie Bela Bartók per Überwindung der Spätromantik in die Moderne auf. Bartók erforschte die Volksmusik Südosteuropas, die raue Direktheit der ungarischen Volksmusik faszinierte ihn und floss in diverse Kompositionen ein, etwa für Klavier & Schlagzeug. Vom Perkussiven kommt nun auch, fast 100 Jahre später, die schwäbische Kontrabassistin Judith Goldbach mit ihrem Debüt. Im Quartett mit Tim Hurley (Bassclarinette,Saxophon), Claus Kiesselbach (Marimba,Vibraphon & Glockenspiel) und Christian Huber (Schlagzeug,Percussion) spürt sie Bartóks Feldforschung und den Quellen, rumänischen Bauerntänzen & bulgarischer, ungarischer & mazedonischer Folklore nach. Auf der musikalischen Reise interpretieren Goldbach & Co. das traditionelle Liedgut neu. Im Februar einige Releasekonzerte in Baden-Württemberg, ab März auch anderswo in Deutschland. www.judith-goldbach.de/


Jens Fossum - Bass Detector Ozella Music / Galileo MC VINYL-TIPP

Der norwegische Bassist Jens Fossum ist ganz und gar nicht auf die ganz tiefen Saiten festgelegt, auch wenn der Album-Titel seiner aktuellen Veröffentlichung "Bass Detector" dies auf den ersten Blick nahelegen mag. Als Sidekick, etwa als Mitglied des Sigurd Køhn Quartets, in der Backingband der Songwriterin Randi Tytingvåg oder als Begleiter der Jazz-Sängerin Hilde Louise Asbjørnsen, gibt er zwar meist die markanten Bassläufe, solo allerdings kommen auch seine Fertigkeiten an der chinesischen Er-hu, der Pipa, an Cello, Mandoline & Gitarre zum Tragen. Dennoch steht hier Fossums Bass, mal akustisch, mal elektrisch, mal als Piccolino mit eingebautem Midi-System meist im Vordergrund, groovt und interagiert mit Gästen wie seinem Bruder Håvard an Querflöte & Klarinnette, Saxophonist Borge Are Halvorsen oder Mel & Bud Smith an Trompete & Posaune.
 



 
 
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