Reviews Soundtrack 11-11

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 Die Abenteuer von Tim & Struppi
 
 Composed by John Williams - Sony Classical
 
 
 
"John ist das Bindeglied, das all die disparaten, eklektischen Elemente des Films miteinander verknüpft, wie nur er das kann." Es bedurfte schon eines besonderen Großprojektes, um Altmeister John Williams wieder ans Orchester-Pult zu locken. Mit modernster Tricktechnik geht Steven Spielberg zusammen mit Peter Jackson die Aufgabe an, eine “werkgetreue“ Verfilmung von Hergés "Tin Tin"-Weltkulturerbe (in deutschen Landen stets"Tim und Struppi") auf die Leinwand zu zaubern. Nach dem erwartet detailfreudigen Vorspann muß sich der Comicfreund mit den 3D-Motion Capture-Figuren (Hergé selbst bekommt gleich zu Beginn als Flohmarkt-Karikaturist einen Cameo) zunächst neu anfreunden. Die aus “Das Geheimnis der Einhorn“, "Der Schatz Rackhams des Roten" und “Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ zusammengesetzte Handlung gewinnt zudem nur allmählich an Fahrt, bis Trunkenbold Haddock mit Tim durch afrikanische Wüsten und turbulente (Fantasie-)Piratenkämpfe getrieben wird. Schulze & Schultze sind schon mit dabei, Professor Bienlein wird dann wohl in der Fortsetzung von Maestro Williams mit einem hübschen Thema eingeführt werden.

Footloose
Various Artists - Atlantic / Warner

In Zeiten, als Kinofilme mit wesentlichen Musikbestandteilen lange vorab über den dazugehörigen Soundtrack, idealerweise gleich mit mehreren ausgekoppelten Songs in den Radio- und Verkaufscharts beworben wurden, sind wohl vorbei. Beim jugendlich aufgepeppten Remake des erfolgreichen 80´s-US-Tanzfilms wird es immerhin einen Songsampler mit Stücken aus dem Film geben - aber anscheinend nicht für Rezensionen pünktlich zum deutschen Filmstart. Die Redaktion im Wartestand, um nicht zu sagen im Tanzverbot... Wir verlosen dennoch - sozusagen blind - zwei Exemplare des Soundtracks unter den Absendern richtiger Antworten auf die zweiteilige Preisfrage: Wer spielte die Hauptrollen in der Originalvorlage und wer machte den Titelsong dazumal bekannt? www.footloose-film.de

 






GEWINNSPIEL!

 
 
 Attack The Block
 
 Various Artists - Decca / Universal 
 
 
"Attack the Block" war als Abschlußfilm einer der Publikumserfolge auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Die schnelle, leicht angeschrägte 'Action-Alien-Komödie' von den Machern des Kultfilms "Shaun of the Dead" kommt uns mit einem Electro- meets Orchestra-Score-Soundtrack aus dem "Basement Jaxx"-Umfeld. Felix Buxton und Simon Ratcliffe taten sich dafür mit Steve Price zusammen (Insidern bekannt durch seine Mitarbeit am "Herr der Ringe" Soundtrack), um der Story um eine Londoner Hochhausblock-Teen-Gang, die sich einfallsreich gegen Low Budget-Aliens zur Wehr setzen muss, zusätzlich Fahrt zu verleihen. Dass dabei für John Carpenter-Anleihen, gelungene Dialoge & Charaktere Zeit bleibt und das Ganze auch nicht splattermäßig aus dem Ruder läuft, ist einer der Pluspunkte der Unternehmung. www.attacktheblock-film.de 

 
 
 Die Drei Musketiere
 
 Composed by Paul Haslinger - Königskinder / Rough Trade
 
 
 
Trotz auf Spektakel angelegter 3D-Effekte wird aus dieser großteils mit deutschem Budget produzierten Kino-Version des weltberühmten Alexandre-Dumas-Stoffes wohl kein Klassiker mehr. Zum in Zimmer´scher Tradition durch den gesamten Film dröhnenden Pro-Tools-Score wird ganz am Ende noch der für den Film geschriebene und dennoch vom Filmstoff völlig losgelöste Kommerz-Titel "When We Were Young" von Take That zum "Kino-Abenteuer!" dreingegeben. Der seit langem in Hollywood ansässige österreichische Game-, TV- & Filmkomponist Paul Haslinger, Absolvent der Wiener Musikakademie und von 1986 bis 1991 Mitglied bei einer Übergangsformation von Tangerine Dream, liefert Meterware ganz auf Constantin-Bestellung. Die Musikaufnahmen dazu entstanden im Berliner Teldex Studio mit dem "Berlin Session Orchester". Der Soundtrack wurde mit einem 8-seitigen Booklet und seinen Komponisten artig belobigenden Liner Notes von Regisseur Paul W.S. Anderson ausgestattet.
 

 
 
 A Dangerous Method
 
 Composed by Howard Shore - Sony Classical
 
 
 
Kein Geringerer als ("Herr der Ringe")Oscar-Preisträger Howard Shore hat sich des Scores zu "Eine dunkle Begierde" angenommen, wie das auf der Berlinale bereits gezeigte, erstklassig besetzte Psychoanalyse-Kammerspiel von Regiesonderling David Cronenberg in deutschen Landen getauft wurde. Zudem wartet eines der besten Pferde im Sony Classical-Stall, Lang Lang, am Piano mit Wagners "Siegfried-Idyll" auf. Carl Gustav Jung (Michael Fassbender) erliegt den Reizen seiner Patientin Sabina Spielrein (Keira Knightley). Der Psychiater-Reigen wird komplettiert von Viggo Mortensen als Sigmund Freud (erstaunlich, dass sich Christoph Waltz diesen Part entgehen liess, um stattdessen "Wasser Für Elefanten" zu drehen) und Vincent Cassel als Otto Gross. Beste Voraussetzungen also, um die Vorfreude auf Soundtrack -CD und deutschen Filmstart im November zu steigern. http://adangerousmethod-themovie.com 

 
 
 La Musique de Woody Allen
 
 Score Compilation - Various Artists - Milan/ Warner 
 
 
In Ermangelung eines offiziellen Soundtracks zu Woody Allens aktuellem Timetravel-Ausflug ins mitternächtliche Paris veröffentlicht Cleverle Chamboredon einfach einen Sampler mit großteils lizenzfreien Sourcetracks aus 21 Filmen des umtriebigen Altmeisters - von "Manhattan" (1979) bis ebenjenem "Midnight in Paris" (2011). Nach dem lebendigen Opener von Josephine Baker dominieren natürlich swingende Jazztitel (u.a. von Louis Armstrong, Django Reinhardt, Fred Astaire, Glenn Miller, Artie Shaw oder Duke Ellington. Aber auch für Klassisches von Verdi oder Bizet, sowie für je zwei Titel aus Philip Glass „Cassandra´s Dreaming“-Score oder der spanischen Entdeckung aus „Vicky Cristina Barcelona“, Giulia y los Tellarini ist bei 36 Songs auf 2 Cds noch Platz. Insbesondere für frankophile Woody-Allen-Fans gedacht, für eine englische oder deutsche Übersetzung des französischen Booklets hat es nämlich nicht mehr gerreicht. 

 
 
 Monster Music
 
 Score Compilation - Various Artists - Naxos  
 

Naxos-Box-Set mit sechs Cds voller "classic horror film music" ganz verschiedener Epochen. Als da wären: die titelgebende Salter/Skinner-Compilation "Monster Music", Max Steiners klassischer Score zu "King Kong" (sowie dessen Nachfolger "Son of Kong"), die Salter & Dessau-Zusammenarbeit für "House of Frankenstein", Frankels "Curse of the Werewolf", aber eben auch Woijciech Kilars mehr als 50 Jahre später erst entstandener, gleichwohl mächtig klassischer Score zu Coppolas "Bram Stoker's Dracula" (auf der gleichen CD ergänzt um "Death and the Maiden" und die Arbeit zum blutigen deutschen TV-Mehrteiler "König der letzten Tage" mit einem Christoph Waltz noch ohne Hollywood-Weihen). Eine damit sehr heterogene Auswahl unter Bundle-Aspekten, dennoch für Score-Fans nicht nur vom Preis her attraktiv ausgefallen.



Michael Nyman - Peter Greenaway Film Music
EMI Classics

Die vier Spielfilme, die Peter Greenaway mit seinem Komponisten Michael Nyman von 1982 bis 1989 erarbeitete: "The Draughtsman’s Contract", "A Zed and Two Noughts", "Drowning by Numbers" und "The Cook, the Thief, his Wife and her Lover" bauten auf einer bereits langjährigen Kooperation bei einer Reihe von kurzen und experimentellen Werken seit 1972 auf: "A Walk Through H", "Vertical Features Remake", "1-100" oder "Act of God". Beispiele aus den ausgereiften Spielfilmen fasst diese EMI-Classics-Zusammenstellung zusammen, die noch einmal die eigenwillige Instrumentierung und den repetitiven Charakter als Markenzeichen der Nymanschen Kompositionen und damit auch der Filme Greenaways betont. www.michaelnyman.com



O Brother, Where Art Thou? Deluxe Edition
Mercury / Universal

Zum auch schon wieder zehnjährigen Jubiläum des Coen-Bros-Streifens, der in seinem Soundtrack eben auch eine Querfeldein-Tour durch die Wurzeln der amerikanischen Musik mitlieferte, lässt sich Mercury nicht lumpen und gönnt allen Beteiligten eine opulente Deluxe Edition. Auf 2 Cds wird nun die Musik der kleinen Leute in den Staaten gewürdigt: die Worksongs der schwarzen Landarbeiter, aber auch die Musik der weißen Tagelöhner und der (unlängst von einem durchgedrehten Gouverneur wiederbelebten) `Chain Gang´-Kettensträflinge: Gospel, Bluegrass, Blues, Spiritual, Folk, Hillbilly und Country. Traditionals galore also, teils im Original, meist aber als Neueinspielungen, z.B. von Alison Krauss, Norman Blake, Chris Thomas King, Gillian Welch, Emmylou Harris oder den Stanley Brothers. Zusammenstellung und Linernotes natürlich von T-Bone Burnett. www.obrothermusic.com


Grey´s Anatomy Vol.4
Atlantic / Warner

Lange haben die musikalischeren Fans der Assistenzärzte aus Seattle sich gedulden müssen, aber nun erscheint tatsächlich das lange nicht mehr für möglich gehaltene vierte Album mit Background-Songs aus der US-Krankenhaus-TV-Serie "Grey´s Anatomy". Die Staffeln sind mittlerweile weit vorausgeeilt, in den Staaten ist man mittlerweile bei Numero 8 angelangt. Den Produzenten der ABC-Serie ist dieser arg verspätete musikalische Nachschlag nun zumindest ganz munter geraten, braucht sich angesichts der diesmal quasi vervierfachten Auswahl Folge 4 doch vor den erfolgreichen drei Vorgängern (bis 2008 erschien in jedem Jahr eine Soundtrack-Sampler-CD pro Staffel) nicht zu verstecken. Mit von der Partie sind u.a. Lykke Li, Cee Lo Green, Peter Bjorn & John oder Scars on 45.


Alfred Schnittke - Film Music Vol. 4
Frank Strobel & Rundfunk-Symphonieorchester Berlin - Capriccio

Die ersten drei Folgen der von Frank Strobel und dem Berliner Rundfunkorchester neu eingespielten Alfred Schnittke-Filmmusiken wurde an dieser Stelle bereits gewürdigt. Nachgereicht sei ergänzend der vierte Teil, der zwei Musiken zu Programmkino-Filmen des vor der Perestroika auf den Index gesetzten Regisseurs Elem Klimow. Für "Sport, Sport, Sport", einen satirisch angelegten Dokumentarfilm (1970) fand Schnittke eine den zeitgenössischen Kollegen aus dem deutschen Osten und Westen nicht unähnliche Formel inklusive schmetternder Bläser, Jazz- und Beatrhythmen und Percussion. Bei der Suite aus der Musik zum Spielfilm "The Adventures of a Dentist" (1965) wird es lyrischer und orchestraler, aber auch eine Charleston-Persiflage hat hier ihren Platz. Die Koproduktion von Capriccio und Deutschlandradio wird erneut durch ein mehrsprachiges Booklet mit einordnenden Texten zu Künstlern & Repertoire ergänzt.
 




















 
 
 Muppets: The Green Album  
 Various Artists - Disney / EMI Catalogue
 
 
 

Ein neuer Muppet-Film ist in der Mache. Um den aus den "Sesame Street"-Anfängen zahlreich nachgewachsenen Fans die Wartezeit zu verkürzen, gibt es ein (offizielles) Indie-Tribute-Projekt, eingedenk Kermits legendärer Blues- äh Greens-Performance mit dem einzig möglichen Namen versehen: “The Green Album". Die hier enthaltenen Muppet-Coverversionen werden dargeboten von Nachwuchsmuckern unterschiedlichen Reifegrades wie OK Go, Rainbow Connection, Weezer oder The Fray. Letztere dürfen sich beispielsweise an dem schon vor der Muppet-Show klassischem "Mahna Mahna" abarbeiten. Dankenswerterweise gibt es trotz kompletter Online-Verfügbarkeit der Tracks auch ein altmodisches, sorgfältig aufgemachtes Digipak- Album mit recht hübschem Booklet - in grün natürlich. www.muppetsmusic.com

 


 
 
 What A Man / Männerherzen 2 / Wickie auf großer Fahrt
 
 Various Artists - beide: Universal / Ministry of Sound / Warner 
 
1 "What A Man" - Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle, als Regisseur & (Mit-)Drehbuchautor, das ist für humorlose Gemüter möglicherweise schon zuviel des Guten, auch wenn Sibel Kekilli, Mavie Hörbiger und Thomas Kretschmann ebenfalls mitspielen durften.
 Jetzt die Überraschung: auch der Soundtrack wurde von Schweighöfer zusammengestellt - nach dem bekannten komödienbegleitenden Erfolgsschema, Mix bekannter Künstler mit Newcomern, ruhiger romatischer Songs und sogenannter ´stimmungsvoller Partytitel´. Es hätte schlimmer kommen können, bemerkt sein noch, das Lena (Mayer-Landrut) beim titelgebenden Song randarf - neben Patrick Watson, Angus & Julia Stone, Booka Shade, Ben L'Oncle Soul, Animal Kingdom, Martin and James, Jonathan Jeremiah und dem "bereits ultraheiß gehandelte Adiam Dymott"... 2 Das musikalische Beiprogramm zu „Männerherzen und die ganz ganz große Liebe" schmückt sich u.a. mit Major-Sellern wie Maroon 5, White Lies, I Blame Coco und immerhin auch Indie-Stoff wie The Naked And Famous oder dem flotten "Animal" der Neon Trees. Eingestreut werden dann die typischen, mitverhandelten Company-Füller und Score-Einsprengsel (an denen hier Regisseur & Autor Simon Verhoeven maßgeblich mitgeschraubt hat). Das als "eines der größten Kinoereignisse der Saison" gehandelte Filmchen, erneut mit Til Schweiger, Christian Ulmen, Florian David Fitz, Nadja Uhl, Justus von Dohnányi und anderen besetzt, wartet zudem mit neuem schmerzfreien „Bruce Berger"-Material auf: „Die ganz, ganz, ganz große Liebe",„Wenn Liebe weh tut" und „Positive Energy" - na denn.
3 Abschließend: Kult-Murkel Wickie führt seine liebenswärt-dämliche Wikingerbande im zweiten anberaumten Real-Kinofilm auf große Fahrt - zwecks Suche nach dem sagenumwobenen Schatz der Götter (den sich auch der Schreckliche Sven unter den Nagel reißen will). Der Titelsong kann da nur heißen "Hey, hey Wickie" - hier als auf bieder-kindgerecht getrimmte"Neuinterpretation durch "NDW-Legende Nena" und die No-Name Band K-Rings. Der Rest des Scores von Filmpreis-Nominee Ralf Wengenmayr & Co. kommt den Hörern dank Filmförderung orchestral, bis am Ende noch Ralph Siegels "Ein bißchen Frieden" vom K-Rings-Wikingerbarden endlich mit einer angemessenen Performance gewürdigt wird. Das Hörspiel mit jeder Menge O-Tönen aus dem Film gibts bei Europa.
 
  

 
 Previous Issue: 8/9 - 2011 © cinesoundz 2011

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