reviews 2-3-10 world

* soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 
 
The Whitefield Brothers - Earthology
Now Again - Stones Throw - Groove Attack

"Earthology" ist das neueste Werk der Gründungsmitglieder der einflussreichen ehemaligen Münchener Funk-Band Poets Of Rhythm, der Brüder Jan "JJ" und Max "Muggy" Whitefield. Seit 2002 himmerhin haben die beiden kein ganzes Album mehr veröffentlicht und nimmt nun mit einer gelungenen, ambitionierten Fusion aus Raw Soul, Krautrock, Funk, Hip Hop, Afrobeat, Pentatonik-Jazz (s.u. Mulatu Astatke), orientalischen und burmesischen Rhythmen) sowie Gamelanmusik deutlicher Bezug auf die Zusammenarbeit mit den weitgereisten Mitgliedern der Münchner Ethno-Kollektiv-Legende "Embryo" und eigene Field Trips der letzten Zeit. Als Gäste sind hier MCs wie Percee P, MED, Edan oder befreundete Musiker wie Quantic , El Michels Affair und Mitglieder von Antibalas und den Dap-Kings mit von der Partie. www.nowagainrecords.com


Mulatu Astatke - Mulatu Steps Ahead
Strut -K7! - Alive

Als Nachfolger der auch hier gepriesenen Zusammenarbeit mit den Heliocentrics stellt der Don des Ethiopian Jazz im Märzen "Mulatu steps ahead" vor. Astatke erkundet hier ganz entspannt weitere Möglichkeiten im Verschmelzen von westlichem Jazz mit äthiopischer Rhythmik, so wie er das seit den 60s und 70s, bis zur Entdeckung im Soundtrack zu "Broken Flowers vom Westen weitgehend unbehelligt praktizierte (siehe die Compilation "New York*Addis*London") präsentierte. Für das neue Album wurden Tracks mit Mitgliedern des Either/Orchesters in Boston, äthiopischen Musikern in Addis Abbeba und Mitgliedern der Heliocentrics im November 2009 in London aufgenommen. Nicht mal die Voiceovers der Promo-Cd, auf denen er sich höflich wie ein Conferencier der alten Schule zum eigenen Sound vorstellt, kann man dem alten Herrn krummnehmen.
Ein digital only-Bonustrack im Angebot. www.myspace.com/mulatuastatke
 

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Zilverzurf - Howling Dogs & Lost Souls
Poets Club Recordings - Intergroove

Eine interessante Figur, dieser Silbersurfer. Der Weltenbummler mit Wurzeln in Space-, Krautrock und schwedischem Folk beschäftigte sich bereits mit den originären Musiken diverser Kontinente, probierte sozusagen mit allem greifbaren Material zwischen Reggae, Ragas und Rock´n Roll herum. Johan Zachrisson war zwischen seinen Reisen auch immer wieder fürs schwedische Fernsehen tätig, wo er unter anderem Mankell-Krimis vertonte. Sein Stockholmer Rub-a-Dub-Studio zog einen Multikulti-Dunstkreis an, den das neue Domizil in Portugal erst entwickeln muss. "Howling Dogs & Lost Souls" ist ein lockerer Wurf mit entschleunigten Afrobeat- und Reggaerhythmen und entspannten Instrumentals. Und Zachrissons prominente Tochter Lykke Li hat als Bonbon eine Vokalnummer beigesteuert.
www.myspace.com/zilverzurf


Carmen Souza - Protegid
Galileo MC

Nach Verdade von 2008 veröffentlicht Carmen Souza mit "Protegid" nun ihr drittes Album. Eingebettet in afrikanische und kapverdianische Rhythmen sind Jazz, Latin-Anleihen und der eigenwillige Scat- und Sprechgesang der Künstlerin. Bis auf das "Sodade" der Ahnherrin der Kapverden, Cesaria Evora, sind auch alle (portugiesischen, aber angeblich dreisprachig im Booklet der Voll-Version wiedergegeben) Texte von Souza selbst, die auch als Ko-Produzentin verantwortlich zeichnet.
Ende Februar und den ganzen März über auf Europa-Tournee, drei Termine in Deutschland (27. & 28.2, 2.3.).
www.myspace.com/carmensouza
 


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LIVE-TIPP

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Ali Farka Touré & Toumani Diabaté - Ali & Toumani
World Circuit - Indigo

Die zweite und letzte Einspielung der im Westen bekanntesten Protagonisten des Mali-Blues unter der Regie von Produzent Nick Gold. Mit ihrer berühmten, ersten Zusammenarbeit "In The Heart Of The Moon" gewannen Gitarrist Ali Farka Touré und Kora-Virtuose Toumani Diabaté 2005 auf Anhieb einen Grammy. Dieses erst Jahre nach dem Tod Tourés 2006 nachgeschobene Werk beinhaltet Londoner Aufnahmen von 2005, die Toure damals bereits teilweise unter starken Schmerzen einspielte. Mit dabei der ebenfalls 2009 verstorbene kubanische Bassist Orlando Cachaíto López (vom Buena Vista Social Club). Trotz dieser wehmütigen Umstände steht "Ali and Toumani" dem Vorgänger musikalisch nicht nach. www.aliandtoumani.com


Putumayo presents: Rhythm & Blues
Various Artists - Putumayo - Indigo

“Rhythm And Blues“ - beileibe nicht das, was aktuell als "R´n B" aus dern US-Charts herüberklingt. In den 40ern als Sammelbenennung für Boogie Woogie, Bigband-Sound und Jump Blues benutzt, wurde Rhythm & Blues wurde als Gegenstück zum "weissen" Rock’n’Roll zum Vorläufer von Soul und Funk. An der Quelle im Süden und in der wiedererwachten Retro-Szene begibt sich Putumayo auf eine kurzweilige Stippvisite, u.a. zum Quantic Soul Orchestra, Sharon Stone und ihren Dap Kings, zur leider kürzlich verstorbenen „human jukebox“ Snooks Eaglin, zu den Emotions, Urgestein Sam Moore oder Soulqueen Irma Thomas. Worthwile.
 


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Ana Moura - Leva-Me Aos Fados
Universal Portugal

Spätestens nach dem Vorgängeralbum Para Alem Da Saudade nicht nur von interessierten (Alt-)Stars wie Mick Jagger oder Prince, sondern auch in Deutschland von Kritik und Publikum zunehmend als führende Fado-Vertreterin wahrgenommen, kommt Ana Moura, auch pünktlich zum Release ihres neuen, vierten Werkes (in Portugal im Oktober 2009 veröffentlicht und bereits platinveredelt) wieder live nach Deutschland, Österreich und in Schweiz. "The fadista face of her generation..." Und die Musik? Keine Experimente. Fado, Fado, und nochmals Fado...
Ab 10.3. bis Ende des Monats auf Deutschland-Tournee.
www.anamoura.net
 
LIVE-TIPP

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Sa Dingding - Harmony
Wrasse - Universal

Nach ihrem als Sensation gewerteten BBC Radio 3 World Music Award und der mit grossem Medienecho im Westen veröffentlichten Debüt-CD bleibt Chinas Electro-Pop-Prinzessin Sa Dingding zwar (fast, s.u.) konsequent bei ihren mehrsprachig selbstgetexteten Stücken, begibt sich aber zwecks weiterer kommerzieller Fortschritte zumindest in die Obhut eines Produzenten aus dem Westen, nämlich Marius De Vries, der es u.a. schon für U2 oder Björk im Studio richten durfte. Die Kollaborationen vermögen trotz allem offensichtlich betriebenen Studio-Aufwand (u.a. Paul Oakenfold-Remix, Track 11) weniger zu überzeugen, es findet sich kein herausragender Track wie ihn Alive noch -mit dem Titeltrack- zu bieten hatte. Und der englisch gesungene Track "Lucky Day" wirkt fatalerweise wie ein "One Night in Bangkok"-Verschnitt feat. Sarah Brightman auf Speed. www.sadingding.co.uk
 




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Cristina Braga - Harpa Bossa
enja - Edel

Mit dem punktgenauen Titel "Harpa Bossa" für ihr in Rio de Janeiro aufgenommenes Album stellte sich die bekannteste brasilianische Harfenistin Christina Braga unlängst hierzulande live vor. Und sie singt auch.
Als Kind Rios hat Christina Braga eine besondere Affinität zu den Kompositionen Tom Jobims, mit denen das melancholische Timbre ihrer Stimme durchaus korrespondiert. Vielleicht hätte es aus dem reichhaltigen Repertoire des Komponisten dennoch nicht die hundertsoundsovielte Version von "Insensatez" , "Aguas de Marco" und insbesondere "The Girl From Ipanema" auf dieser in München gemasterten CD sein müssen. www.cristinabraga.com/
 


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Songs / Covers For Reggae Lovers
Various Artists - Greensleeves / VP - beide: Groove Attack

Zweimal in die aktuelle Mainstream-Produktion im UK und auf Jamaika hineingehorcht:
Die 'Songs For Reggae Lovers'-Serie wurde in 2008 eingeführt und widmet sich seither regelmässig dem einfach gestrickten, aber beliebten Genre 'Lovers Rock'. Volume 3 bietet auf einer freundlich gepreisten Doppel CD mit eine Mischung älterer und aktuellerer Hits, leider ohne jeweiliges Produktionsdatum im spartanischen Booklet. Mit dabei Gappy Ranks, Sugar Minott, Beres Hammond, Gregory Isaacs, Tarrus Riley, Freddie McGregor, Dennis Brown, Sean Paul, John Holt, Tarrus Riley, u.v.a. Masse vor Klasse.

Einfaches Konzept: 16 sogenannte Welt-Hits (darunter Heuler wie Foreigners "I Wanna Know What Love Is"...) 'inna reggay style' - es treten an: Tarrus Riley (erneut), Janet Key,Calvin Richardson, Luciano, Jamelody, Winston Francis, Prilly Hamilton, Oliver Smooth, Bobby Cray oder Lee Francis, die potentiell Weltbekanntes von Rihanna, Madonna, Stevie Wonder, Alicia Keys, Kenny Rogers, Seal etc , manchmal mit etwas mehr Macht als Talent ab-, über- und zudecken.

Mehr davon: : www.greensleeves.com bzw. www.vprecords.com
 

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Puerto Plata - Casita De Campo
Iaso - Outhere Records - Indigo

Outhere erweitert das World-Repertoire abseits der urbanen Szenen. Der dominikanische Son-Veteran José Cobles alias Puerto Plata findet erst als älterer Herr auch außerhalb seiner Heimat Gehör. 1923 in der namensgebenden Küstenstadt im Norden geboren, legt der Son-Veteran im Anschluss an ein 2007 international veröffentlichtes Album nun eine Sammlung klassischer Liebeslieder und Tanznummern vor, die zwischen 1930 und 1960 unter der brutalen Diktatur Rafael Trujillos entstanden. Son- , Merengue und Afro-Latin-Freunde werden hier im eher ruhigen Segment fündig. www.myspace.com/josecobles
 

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Bibi Tanga - Dunya
Nat Geo Music- ADA Germany / Warner

"Selenites"-Bandleader Bibi Tanga aus Paris mischt für sein aktuelles Album "Dunya"(Existenz) unter tätiger Unterstützung seines Producer-Kollegen Professeur Inlassable Soul, Funk, Jazz und Afro mit HipHop und Elektro-Soul. Als Sohn eines zentralafrikanischen Diplomaten viel herumgekommen, bedient sich Tanga versiert aus dem Fundus weltweiten schwarzen Musikerbes und scheint im kulturellen Schmelztiegel der Metropole an der Seine an der Seine regelrecht aufzublühen. Doch der Einfälle sind es zu viele, und der Melodien zu wenige...
www.myspace.com/bibitanga



The Skeletons - Smile
Impossible Ark Records - Groove Attack

"Who are the Skeletons?" fragt sogar die eigene Label-Website. Nämliche Skeletons sind keine Band (schon gar nicht die gleichen Namens auf Myspace) sondern ein neues Projekt des Nostalgia 77-Masterminds Benedic Lamdin. Der Fokus des virtuellen Producer-Ensembles liegt auf dem derzeit allseits beliebten afrikanischen Jazz und Funk. "Smile" verbeugt sich dabei vor allem vor Mulatu Astatke (Track 10 "Mulatu" und auch s.o.) und Fela Kuti, findet aber zu einem flüssigen eigenen Sound. Als Gastvokalistin ist beim das Album abschliessenden Track die vielbeschäftigte Alice Russell hervorzuheben.


Klezmeyers - Zirkusleute
Fuchsmusik - Broken Silence

Die Klarinettistin Franziska Orso rief nach diversen Workshops bei Giora Feidman 1997 an der Berliner Universität der Künste ihre eigene Klezmer-Formation ins Leben, die Klezmeyers. "Zirkusleute" ist mittlerweile das vierte Album des Berliner Trios (mit Tobias Schröter an der Gitarre und Daniel Peters am Bass). Das Repertoire halten die drei abwechslungsreich - neben Klezmer-Traditionals gibt es eigene Kompositionen, Stücke ungarischer Herkunft sowie Filmmusik von Bacalov, Niki Reiser und Ulrich Kodjo Wendt (von letzterem "Günesim" aus Fatih Akins "Im Juli", für den Cinesoundz Anno 2000 Musikberatung & Soundtrack geliefert hat).
Im Januar und Februar sind die Klezmeyers mehrmals in Berlin aufgetreten, im März stehen drei weitere Konzerte in Franken und Baden-Württemberg an. www.klezmeyers.de
 

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