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Architektur Special I 02-2014

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

  * film * comic * book *  
  Architecture now! Vol. 9  
  Philip Jodidio - Taschen Verlag  
     
 

Die dreisprachig in Deutsch, Englisch und Französisch gehaltene Reihe Architecture Now! erfüllt den Anspruch, auf jeweils 480 Seiten aktuell herausragende Bauten aus aller Welt vorzustellen und dabei so offen wie möglich zu sein - sei es in stilistischer, geografischer oder typologischer Hinsicht. So kann es sein, dass sich - bedingt durch die alphabetische Gliederung der Bände - ein temporäres Kleinprojekt direkt neben einem Großkomplex findet, ein noch relativ unbekannter Architekt neben einem Star der Branche. Vielleicht ist es ein Zeichen der Zeit, dass in Volume 9, dem neuesten Update, Projekte aus Ländern vertreten sind, die bisher eher unterrepräsentiert waren - darunter mit dem Grenzübergang in Sarpi und zwei Autobahnraststätten formal äußerst ungewöhnliche Betonbauten des deutschen Architekten Jürgen Mayer H. in Georgien. Auffällig oft mischen sich Architektur und Kunst, räumliche Realität und Fiktion wie beim jungen New Yorker Büro Gage Clemenceau oder den Installationen von Serge Salat. Und obwohl sich die dunklen Wolken eines drohenden ökonomischen Zusammenbruchs noch nicht verzogen haben, wachsen Bürotürme allenthalben in die Höhe: der London Bridge Tower von Renzo Piano etwa, oder der CMA CGM Tower von Zaha Hadid. Manche der kraftvollsten Bauten in diesem Band beeindrucken jedoch nicht durch ihre Höhe oder Massivität, sondern thematisieren vielmehr den Leerraum, die Abwesenheit - am eindrücklichsten sicherlich die Nationale Gedenkstätte für den 11. September, ein Entwurf von Michael Arad. Auch Volume 9 ist - wie alle Bände der Erfolgsreihe - eine Bereicherung im Buchregal jedes Architekturfans, ein etwas sorgfältigeres Lektorat betreffend Rechtschreibung hätte ihm aber gut zu Gesicht gestanden. gb www.taschen.com

 

 

 
     
  Green Architecture now! Vol. 2  
  Philip Jodidio - Taschen Verlag  
     
 
Kein Architekt oder Stadtplaner kommt heute noch an den Themen ökologisches Bauen und Energieeffizienz vorbei. Schließlich treffen hier globale Problematiken wie Klimawandel und knappe Ressourcen auf ökonomischen Egoismus - nichts lässt eine Stromrechnung schneller schrumpfen als Solarzellen und Wärmerecycling. Doch eines gleich vorweg: Green Architecture now! ist kein technisches Handbuch, sondern eine Einladung, rund um den Globus zu reisen und sich anzuschauen, wie smart nachhaltiges Bauen aussehen kann. Der Einsatz lokaler Materialien oder Passivbauprinzipien, die Sonnenenergie so nutzen, dass übermäßiger Wärmeverlust oder -gewinn vermieden wird, sind grüne Strategien, die im Grunde so alt sind, wie das Bauen selbst. Ein anderer Ansatz besteht im Einsatz modernster Technologien, um Gebäude mit positiver Energiebilanz zu erschaffen, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Die Bandbreite der in Band 2 vorgestellten Projekte reicht dabei vom einfachen Wohnhaus bis zum Universitätskomplex, vom Bürogebäude bis zur Bergstation. Grafiken veranschaulichen vereinzelt Aspekte wie natürliche Luftzirkulation oder die Ausrichtung nach dem Sonnenlauf. Dennoch wäre ein Abriss über die heutigen technischen Möglichkeiten in der Einführung sinnvoll gewesen, ebenso wie eine kurze Definition der verschiedenen Rating-Systeme. gb www.taschen.com  

 
     
  Grüne Inseln in der Stadt  
  Kamel Louafi (Hg) - Jovis Verlag  
     
 
25 Ideen für urbane Gärten verheißt der Untertitel - und führt in die Irre. Denn in dem Buch werden keine konkreten Projekte vorgestellt, sondern 25 in Deutschland ansässige LandschaftsarchitektInnen und ihre Büros mit ihren konzeptionellen Entwurfsansätzen und Positionen zu Themen wie Nachhaltigkeit oder Urban Gardening. In einer vorgegebenen Form skizzieren die Teilnehmer ihre Interpretation eines idealen urbanen Gartens. Dabei wird ersichtlich, wie vielfältig und doch von ähnlichen Zielen getragen die in Zeichnungen und Wort dargestellten Interventionen der Landschaftsarchitektur sein können. Leider bleiben die Einführung des Herausgebers und die Ausführungen der Teilnehmer im sprachlichen Stil oft formelhaft abstrakt und damit anstrengend zu lesen. Über Schwächen im Layout wie in den Bund gezogene und damit unlesbare Textteile sieht man bei der insgesamt einfalls- und abwechslungsreichen Gestaltung mit Textblöcken in Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch dagegen gerne hinweg. Eine sympathische Idee: die am Ende des Buches zusammengestellten Literaturtipps der Teilnehmer. gb www.jovis.de  
 
     
  Light/Night - Ein neues Wahrzeichen am Wiener Donaukanal  
  Wojciech Czaja/Peter Rigaud - Christian Brandstätter Verlag  
     
 
Pritzker-Preisträger Jean Nouvel ist nach seinen eigenen Worten ein Fan von Wien. Mit dem Sofitel Vienna Stephansdom hat er am Donaukanal ein prominentes Zeichen gesetzt. Architekturjournalist Wojcziech Czaja und Fotograf Peter Rigaud setzen sich in Light/Night intensiv mit dem Hotelturm auseinander. Dabei gehen sie weit über eine gewöhnliche Projektvorstellung hinaus: In einem persönlich geführten Interview schafft es Czaja, Jean Nouvel auch als Charakter zu porträtieren, während Rigaud die Architektur in eine zu den Intentionen des Baumeisters passende Bildsprache übersetzt. Dazu Geschichten von der Baustelle und Details zur Haustechnik - alles andere als trocken geschrieben und voller faszinierender Infos, die auch Laien verstehen. Die beim Innenausbau beteiligten Künstler und ihre Konzepte werden ebenso vorgestellt, wie der Ort an sich. Tatsächlich wird der Entwicklung des Donaukanals viel Platz eingeräumt - vom historischen Warenumschlagplatz, über die für Wien spezifischen Strombäder bis zur heutigen Kultur- und Freizeitmeile. Ein Exkurs zur Geschichte des Wiener Hotels an sich rundet das Thema ab. Anhand eines Bauprojekts wird hier auch gleich ein Gutteil Stadt- und Kulturgeschichte mitgeliefert, und das trotz dreisprachiger Aufmachung in Deutsch, Englisch, Französisch nicht einmal textlastig. gb www.cbv.at  
 
     
  Architektur_GRAZ  
  Michael Szyszkowitz / Renate Ilsinger - Haus der Architektur Graz  
     
 
Als Begleiter zu einer Reihe von ausgewählten Bauobjekten und Gebäuden will das in 3. Auflage überarbeitete, handliche Kompendium verstanden werden und führt auf gezielten Rundgängen zu zeitgenössischer Architektur in Graz ab 1990. Damit Besucher diese auch in der Praxis umsetzen können, sind die Kapitel unterteilt in fußläufig erfassbare Quartiere und jeweils mit einer Stadtteilkarte zu Anfang versehen, in welche die nummerierten Bauprojekte eingezeichnet sind. Eine Objektlegende mit genauer Adresse vervollständigt den Überblick. Auf den folgenden Doppelseiten werden die einzelnen Projekte kurz und knapp mit Text, Foto(s) und Lageplan vorgestellt. Das international besetzte Redaktionskomitee geht zusammenfassend der Frage nach, welche Rolle die aktuelle Architektur in Graz heute spielt. Das Ergebnis ist eine aufschlussreiche Standortbestimmung der überaus lebendigen Architekturszene der Stadt. Allerdings hätte man sich der Vollständigkeit halber nicht nur Kurzbiografien der Autoren, sondern auch der Architekten bzw. deren Büros gewünscht - gerne auf Kosten der vorangestellten, doch recht zäh ausgefallenen städtebaulichen Einführung. gb www.hda-graz.at  
 
     
  LOISIUM World of Wine / LOISIUM Südsteiermark  
  LIUBISA (Hg) - Hatje Cantz Verlag  
     
 
Die beiden sorgfältig und hochwertig gestalteten Architekturdokumentationen in Deutsch und Englisch sind zum einen sicherlich ein cleveres Marketinginstrument der LOISIUM Wine & Spa Resorts mit dem Ziel, die betreffenden Hotels über die Architektur einem internationalen Publikum bekannt zu machen. Zum anderen werden die Bauprojekte mittels Interviews und gehaltvollen Textbeiträgen von Fachautoren zur jeweiligen Region, zum Weinanbau, zur Entstehungsgeschichte der Entwürfe und deren Umsetzung in einen größeren Kontext gesetzt. Mit dem LOISIUM Langenlois baut der in New York ansässige Steven Holl sein erstes Hotel in Österreich - mit angeschlossener Weinerlebniswelt und Bezug zu den traditionellen lokalen Weinkellern vom Grundriss bis zum Polsterdesign. In der Südsteiermark folgt das zweite LOISIUM nach einem Entwurf des Grazer Architekten Peter Zinganel dem Ansatz 'außen eigenständig-moderne Architektursprache, innen Bezug zur Region ohne Klischees'. Einen besonderen Hinweis verdient das jeweils auf die Architektur abgestimmte Layout der beiden Bände: Die Aluminiumfassaden von Steven Holl wiederholen sich in den silberfarben hinterlegten Fotoseiten sowie dem silbernen englischen Textanteil, die Holzfassaden von Peter Zinganel kommen auf beigefarbenem Fond schön zur Geltung. gb www.hatjecantz.com  

 
     
  Chipperfield - Zumthor - Hadid - Libeskind  
  DOM Publishers  
     
 

Der Oscar Niemeyer gewidmete Teil der Architekten-Hörbuch-Serie bei DOM Publishers, die den Deutschen Hörbuchpreis 2012 in der Kategorie ""Beste verlegerische Leistung" erhielt, wurde an dieser Stelle bereits gewürdigt.

Autor Moritz Holfelder hat sich mittlerweile auch anderer berühmter Architekten (und Architektinnen) angenommen, deren Werk für eine Umsetzung im Audiobook-Format geeignet scheint: Daniel Libeskind, der musikalische, spätberufene Erbauer des Jüdischen Museums in Berlin und Gewinner des Wettbewerbes zum Wiederaufbau des New Yorker World Trade Centers. Peter Zumthor, Liebling der internationalen Architekturkritik & Pritzker-Preisträger 2009, der in seiner überschaubaren Liste von realisierten Bauten Minimalismus und Sinnlichkeit zu verbinden versucht. Schließlich Zaha Hadid aus dem Irak, die einzige Frau in der Champions League der aktuellen Architektur-Superstars und u.a. für die Innsbrucker Bergiselschanze verantwortlich, ebenfalls Trägerin des Pritzkerpreises (2004) und des Praemium Imperiale 2009. Neu in der Reihe ist das Hörbuch zum Briten David Chipperfield, Kurator der "Common Ground"-Architektur-Biennale von Venedig 2012, den Holfelder "zwischen Nofretete und Kafka, zwischen Einfühlung und Entdeckung" einordnet. Der Autor traf seinen umtriebigen Protagonisten mehrfach im Rahmen der Sanierung des Neuen Museums und schließlich ausführlicher in der entschleunigten Zone seines Berliner Büros - um Chipperfield u.a. zu entlocken: "Architektur bedarf der Zusammenarbeit, denn gemeinsam können wir eine große Wirkung erzielen". Viermal anschauliche Architektur-Vermittlung - über die Audioschiene. Durchweg empfehlenswert. sr www.dom-publishers.com

 

 
  Previous Issue: 4/5 - 2010 © cinesoundz 2010

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