Die neunte Ausgabe des Internationalen Kurzfilmfestivals
Kaliber35 stellte die Macher wieder vor die Aufgabe, aus den diesjährigen, rund
2.000 eingesendeten Beiträgen aus 30 verschiedenen Ländern die 35 „Besten“
auszuwählen – eingeteilt in die Kategorien SWEET, SOUR, SALTY, BITTER und
UMAMI. Denn was für die Jury zählt, ist der Nachgeschmack, den ein Film in Kopf
und Herz hinterlässt. Zwar soll dem Publikum mit dieser Einteilung eine gewisse
Entscheidungshilfe gegeben werden, doch was der eine als bitter empfindet,
schmeckt dem anderen eher versalzen. So birgt jede Vorstellung ein gewisses
Überraschungsmoment in sich – und das ist gut so, denn die Stärke von
Kurzfilmen liegt ja gerade im Ungewöhnlichen, Sperrigen, Skurrilen. Wer sich nicht für Filme mit Happy End interessiert, hat
heute Abend noch einmal die Gelegenheit, die Geschmacksrichtungen BITTER und
SOUR zu kosten und sich an der Wahl des Wettbewerbgewinners per Stimmabgabe zu
beteiligen. In der Kategorie BITTER lässt zum Beispiel Maya Meiri in ihrem
Kurzfilm „Damage" eine Mutter in verstörender Sprachlosigkeit einen Blick
in die seelischen Abgründe ihrer Tochter werfen. Sebastiàn Hofmann zeigt in
„Ismael“ die Hilflosigkeit eines Jungen, der für sich und seine kleine Schwester
am Sonntagmorgen selbst das Frühstück zubereitet, während ihre Mutter im Zimmer
nebenan ihren Rausch ausschläft. Und dann kocht die Milch auf dem Gasherd
über... Am berührendsten ist aber wohl der Beitrag „A Visit“ des polnischen
Filmemachers Matej Bobrik: Zwölf Minuten lang filmt er einfach nur die
Gesichter der Bewohner eines Pflegeheims am wöchentlichen Besuchstag – an dem
niemand kommt. text © gb Dienstag 24. Juni im Monopol-Kino München: 19 Uhr BITTER, 21
Uhr SOUR Mittwoch 25. Juni im Monopol-Kino München: 19 Uhr Best of
Germany, 21 Uhr Int. Wettbewerb Preisverleihung
|