REVIEWS COMIC 07-2016

 


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Madgermanes

Birgit Weyhe / avant-verlag
TIPP & LESEREISE-TIPP

Zu Recht mehrfach prämiert (Comic-Buchpreis ´15, Max & Moritz ´16): Birgit Weyhes Graphic Novel Madgermanes über die Erfahrungen mosambikanischer Vertragsarbeiter in der DDR der achtziger Jahre. Das durch Gespräche mit diversen Betroffenen in drei fiktive, miteinander verwobene Protagonisten-Stories unterteilte Werk, fein dosiert mit übersetzten Sprichwörtern, Memorabilia, Afrika-Folklore und allegorischen Motiven angereichert, bemüht sich in Bild- und Erzählsprache um eine wirkliche Begenung von afrikanischer und europäischer Kultur. Die Lebensläufe von José, Basilio und Annabelle, dieser drei exemplarischen "verrückten Deutschen", die als Heimkehrer in Moçambiques Hauptstadt Maputo jeden Mittwoch seit mehr als 20 Jahren mittlerweile öffentlich das Geld fordern, das sie als DDR-Vertragsarbeiter skandalöserweise nie erhalten haben, berühren. Weyhe, die bis sie 19 war in Uganda & Kenia aufwuchs und für die Heimat & kulturelle Identität naturgemäß wichtige Themen sind, bekam auch von vielen Betroffenen ganz überwiegend positives Feedback, die Ereignisse treffend geschildert zu haben. "Einige waren sehr gerührt, mit diesem Teil ihrer Biografie konfrontiert zu werden." Natürlich floss Weyhes eigene Vita in Madgermanes ein: "Wenn ich an die Orte meiner Kindheit komme, fühle ich mich auf eine Art angekommen. Es gibt aber auch eine sprachliche und kulturelle Heimat. Diese ist in Deutschland. Beide Gefühle passen nicht zusammen, das erzeugt eine Art frei schwebende Heimat, ohne konkrete Zugehörigkeit - Zerrissenheit. Der Blick auf das eigene Land/die eigene Kultur - gewissermaßen von außen - als kreativer Motor der Recherche hat eine bemerkenswerte Graphic Novel hervorgebracht, die Interessierte auch ´live´ vertiefen können.  Autorin Birgit Weyhe geht im September & Oktober wieder auf Lesereise - vorher ist sie noch am 23. Juli im Stuttgarter Literaturhaus mit den Madgermanes zu erleben.

www.avant-verlag.de
 

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Terra Australis

Laurent-Frédéric Bollée - Philippe Nicloux / Splitter
TIPP

Eine Strafkolonie wird zum Staat. Nach der Entdeckung der ersten Teile des australischen Kontinents durch James Cook im 18. Jahrhundert waren die ersten europäischen Kolonisten Strafgefangene - diese historischen Fakten werden in der 5 Jahre vorbereiteten, opulenten Graphic Novel Terra Australis von Laurent-Frederic Bollee (Szenario, XIII - Mystery 06, * 1967) und Philippe Nicloux (Zeichnungen, *1972) erzählt. Nach dem Verlust der amierikanischen Kolonien richtet das britische Königreich sein Augenmerk auf dieses monströse `Stück Land´ am anderen Ende der Welt. Eine Besiedlung scheint zunächst nur für straffällig gewordene Outcasts der Gesellschaft zumutbar. Die Vorbereitungen, die beschwerliche Überfahrt und die Kolonisierungsphase vor Ort nehmen jeweils ein Drittel des Coffee-Table-Wälzers mit fast 600 Seiten ein. Sich in der Fremde höchst unterschiedlich behauptende Protagonisten - oft am Rande der Karikatur - wie der deportierte Schwarze Cesar, der junge Dieb John Hudson, Phillip, seines Zeichens Gouvernour von Terra Australis oder der kaltherzige Offizier Robert Ross bevölkern die in S/W- und Grauschattierungen gehaltenen Panels. Ein Hieb & eine lohende Lehrstunde in Kolonial-Geschichte.

www.splitter-verlag.eu

 

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MÜNCHHAUSEN

Flix - Bernd Kissel / Carlsen

Die Wahrheit über das Lügen.... Felix Görmanns (aka Flix) Reflektion - diesmal `nur´als Szenarist - über einen weiteren literarischen Klassiker mit dem Sujet `ganz großer Erzähler-Sport´. Nach Don Quijote nimmt sich der FAZ- & Tagesspiegel-Comic Strip-Held im Bund mit Trickfilm-Zeichner Kissel der Mär vom Lügenbaron Münchhausen an. In - bis auf eine außerirdische Sequenz - schwarzweiß-karikierenden Bildern dichtet man den bekannten Versatzstücken (Ritt auf der Kanonenkugel, Reise zum Mond, das halbierte Pferd) so Einiges hinzu - an vorderster Stelle eine Rahmenhandlung inmitten des zweiten Weltkriegs, in der ein komplett verrückt wirkender, mutmaßlicher deutscher Spion dem vom britischen Geheimdienst engagierten Psychoanalytiker Sigmund Freud in Rückblenden Unglaubliches berichtet. Was ist Dichtung, was Wahrheit - und was ggf. kriegstechnisch für die Armee seiner Majestät verwertbar? Das hat seine Momente, auch wenn Flix´ Auflösung für unsere Begriffe diesmal wenig befriedigend ausgefallen ist.

www.carlsen.de

 

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Helena 2 / The Divine

Jim & Lounis Chabane / Splitter * Asaf & Tomer Hanuka - Boaz Lavie / Cross Cult
1 - "Beziehungen sind kompliziert. Vor allem, wenn sie nur einer will..." Kompliziert - das ist in diesem Fall klares Understatement. Wie Autor Jim & sein Zeichen-Kompagnon Lounis Chabane das absurde Arrangement zwischen Simon und (eben-nicht-)seiner `schönen Helena´ aus dem ersten Band auflösen, darauf dürften so einige Leser gespannt gewesen sein. Ohne an dieser Stelle alles zu verraten - zunächst führt der durch seine Traumfrau reichlich aus dem Gleichgewicht gebrachte Bachelor das kompensatorische Verhältnis mit Helenas Freundlin Eloise weiter, kommt dann unverhofft in die Situation, dass sich Madame H. ihm schließlich auf der Bettkante feilbietet - und versagt angesichts des wahrgewordenen Herzenswunsches. Die Selbsttäuschung aber geht weiter - und nimmt für beide kein gutes (aber auch kein vorhersehbares) Ende. Die tragischen Protagonisten des ewigen modernen Beziehungs-Reigens bleiben aneinander gefesselt und doch unerreichbar füreinander. Ein etwas anderes Liebesdrama - kompetent erzählt & visualisiert. 
 

 

2 - Asaf Hanuka (Der Realist), sein Bruder Tomer & Boaz Lavie aus Israel ließen sich zu ihrer Fantasy-Abenteuer-Geschichte The Divine von einem Foto inspirieren. Das Bild von AP-Fotograf Apichart Weerawong zeigt zwei zwölfjährige burmesische Kindersoldaten & Geiselnehmer, rauchend und greisenhaft im Ausdruck, denen magische Kräfte nachgesagt wurden. Die grobe Story: Ex-Sprengstoffexperte Mark, dessen Frau ein Kind erwartet, bekommt einen Militär-Söldner-Job im (fiktiven) südostasiatischen Quanlom angeboten. Viel Geld für hohes Risiko - im Land herrscht Bürgerkrieg und Geister gibt es im dortigen Dschungel offensichtlich auch. Mark ist skeptisch, aber braucht das Geld und lässt sich breitschlagen. Und wird vor Ort tatsächlich von einer jugendliche Bande gefangengenommen. Der zwischen Action & mythischen Passagen pendelnde Manga-nahe Comic wurde von der Kritik im englischsprachigen Raum überschwenglich gefeiert & mehrfach ausgezeichnet.

www.cross-cult.de

 

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California Dreamin´

Pénélope Bagieu - Carlsen

Für Boy George war sie "die größte weiße Sängerin aller Zeiten". Cass Elliot wurde während der kalifornischen Hippie-Bewegung mit ihrer Band The Mamas and the Papas für Hits wie California Dreamin´ und Monday Monday als Amerikas Antwort auf die Beatles gefeiert. Cass ' einzigartige Stimme, ihr Temperament & charismatischer Witz, gepaart mit ihrer meist in überdimensionale bunte Kaftans gehülllten Erscheinung zeichneten sie als Popstar aus, der es ablehnte, die traditionellen weiblichen Stereotypen zu bedienen. Aber trotz des Erfolges hatte es die übergewichtige Sängerin nicht immer leicht und starb schließlich erst 33-jährig auf ungeklärte Weise in London. Die lose auf Eddi Fliegels Biographie Dream A Little Dream Of Me basierende, in New York entstandene Graphic Novel von Penelope Bagieu blendet vorher ab, in den Refrain von California Dreamin´, nicht ohne vorher mit leicht wirkendem Retro-Strich (zuweilen an Miroslav Sasek erinnernd) und Details aus `Mama´ Cass´ Leben vor der Karriere ein stimmiges Bild der jungen Frau zu zeichnen, die eine Zeitlang auch Popstar war. Im Anhang u.a eine begleitende Song-Playlist.
www.carlsen.de

 

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Katharsis / sartre 

Luz / S.Fischer *
Mathilde Ramadier und Anaïs Depommier / Egmont

1 - Zu spät zur Hinrichtung. Weil Satire-Zeichner Rénald Luzier alias Luz am 7. Januar 2015, seinem Geburtstag mit seiner Frau länger im Bett blieb, kam er zu spät zur Redaktionskonferenz von Charlie Hebdo, die acht seiner Kollegi(inn)en nicht überlebten. Zwar entwarf Luz das Titelbild der nächsten, millionenfach verkauften Ausgabe (Tout est pardonné) - geriet dann aber zunehmend in eine Zeichenblockade und verließ Charlie Hebdo im Mai 2015. Doch irgendwann platzte der Knoten. "Ich hatte jetzt das Bedürfnis, zu zeigen, wie es in meiner inneren Welt aussieht." Mit dem vorliegenden Band Katharsis gelang es dem Künstler, den Anschlag (und seine Rolle dabei) zu verarbeiten - seine Erschütterung und Depression, seinen persönlichen Horror, Unglauben, Verzweiflung, Schuldgefühle, Wut und Lebenswillen in Tusche herauszuschreien. Und das, ohne ins nationalistische Helden-Horn zu stoßen oder (schwarzen) Humor gänzlich zu verbannen. Beim diesjährigen Comic Salon Erlangen erhielt Luz für seine Katharsis den Spezialpreis der Jury.
www.fischerverlage.de

2 - "Mein einziges Ziel im Leben war es, zu schreiben." Mit Jean-Paul Sartre einen der bedeutendsten linken Intellektuellen des 20. Jahrhunderts im Graphic Novel-Format ausgewogen zu portraitieren ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Sein Leben im Widerstand, als Philosoph, Literat (u.a. Die Wege der Freiheit, Der Ekel), Stückeschreiber (Die Fliegen, Geschlossene Gesellschaft, Die schmutzigen Hände), Disziplinwunder, Universalgelehrter und engagierter Begründer des Existenzialismus sowie allein seine Beziehungen zu Weggefährt(inn)en wie Simone de Beauvoir oder Albert Camus liefern wohl Stoff für mehrere Bände. Die aus dem gleichen Dorf im Südosten Frankreichs stammenden jungen Autorinnen Mathilde Ramadier (*1987) (Szenario, Wohnort: Berlin) und Anaïs Depommier (Zeichnungen, Wohnort: Paris) arbeiteten drei Jahre an ihrer Sartre-Comic-Biografie. "Lehrreich, nicht langatmig" sollte diese werden, kommt la Ramadier doch vom Radio - ihre erste Graphic Novel portraitierte 2013 den französischen Techno-DJ Laurent Garnier. Ob dies letztendlich mit dem nun auf Deutsch (und neben Französisch auch auf Norwegisch, Türkisch & Koreanisch) vorliegenden dialoglastigen Band gelungen ist - Sprache ganz Sartre-gemäß als bevorzugtes Ausdrucksmittel - und man sich als Leser angeregt fühlt, sich mit den Ideen und Schriften des Philosophen & Humanisten eingehender zu beschäftigen, ist wohl eine nur individuell zu beantwortende Frage. Die Bindung der ausgewählten biographischen Szenen zum vorangestellten Familien-Stammbaum und den angehängten Personenportraits von Zeitgenossen gelingt jedenfalls weniger.

 

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comic 06 16 Sartre

BERLINER MYTHEN

Reinhard Kleist / Carlsen

Metropolen-Folklore. Berliner Luft weht durch die Geschichten, die Max und Moritz-Preisträger Reinhard Kleist (u.a. zuletzt Der Traum von Olympia) dem Publikum hier durch den Taxifahrer Osan serviert. Der mitteilsame Transportunternehmer unterhält die Kundschaft mit Hintergrundstories & Anekdoten zu einigen der Straßennamen, deren Einprägen sein täglich Brot bedeutet. Celebrities wie Marlene Dietrich oder David Bowie & Iggy Pop tauchen ebenso auf wie unbekannte (tragische) Helden, etwa der von den Nazis im KZ Neuengamme umgebrachte Sinto-Boxer Johann “Rukeli“ Trollmann. Doch auch Humor ist im Spiel: das unsägliche Projekt Hauptstadtflughafen etwa bekommt sein Fett weg. Nach einer Idee von Michael Groenewald und Lutz Göllner entstanden für das Berliner Stadtmagazin zitty bis 2015 insgesamt 24 Berliner Mythen in unterschiedlicher Länge - bis auf die letzte stammen alle hier versammelten Stories aus diesem zitty-Fundus, abgerundet durch Stadtpläne mit den eingezeichneten Schauplätzen der jeweiligen Comics.

www.carlsen.de
 

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Hieronymus Bosch

Marcel Ruijters / avant-verlag

Der Rotterdamer Stripchap-Preisträger Marcel Ruijters (u.a. Dante´s Inferno) arbeitete fünf Jahre an der von der Bosch 500 Foundation in Auftrag gegebenen Comic-Biografie des legendären mittelalterlichen `Teufelsmalers´ Jeroen an Aken, der sich unter dem Namen Hieronymus Bosch vermarktete und weltberühmt wurde. Mit Mythen um die Entstehung von stilprägenden Werken wie dem Triptychon Der Garten der Lüste räumt Ruijters auf: Er zeigt weder ketzerische Riten noch Drogenkonsum - Theorien, mit denen die überbordende Fantasie der Bosch´schen Werke voller Dämonen & anderer bizarrer Traumwesen oft zu erklären versucht wurde. Der Leser folgt vielmehr dem Wirken der Künstlerfamilie van Aken in ihrer Manufaktur im mittelalterlichen ‘s-Hertogenbosch und wird Zeuge des Lebens der verschieden Stände zu jener Zeit, inklusive Saufangen, Zahnziehen und Handelsgebaren. Die große Ausstellung Hiernonymus Boschs gesammelter Werke zum 500. Todestag des Künstlers ist von seiner Heimatstadt den Bosch in den Prado gewandert, in Madrid wird sie noch bis zum 11. September zu sehen sein.

www.avant-verlag.de

 

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Licht und Schatten

François Schuiten · Benoît Peeters / Schreiber & Leser

Albert Chamisso ist Agent der Allgemeinen Versicherung - und frisch verheiratet mit der attraktiven Sarah. Das Paar hat eine schöne Wohnung bezogen, alles könnte prächtig weitergehen – wären da nicht allnächtlich diese schrecklichen Träume. Irgendetwas stimmt nicht. Und dann passiert etwas mit Alberts Schatten – er ist plötzlich farbig... Licht und Schatten ist das elfte Album des Steampunk-Comiczyklus Die geheimnisvollen Städte von François Schuiten (Zeichnungen) und Benoît Peeters (Szenario). Er unterscheidet sich aber nicht nur grafisch – weicherer Duktus vor allem der Fonds – von den anderen, sondern auch darin, dass die beiden ihr Werk nachträglich noch einmal verändert haben. Anders als in der Version von 1999 erzählt die Hauptfigur ihre Geschichte nun selbst. Fünf Panels wurden gestrichen, acht neue kamen hinzu, viele andere wurden überarbeitet. Und das Ende ist ganz anders. „Wir haben diese neue Version deshalb geschaffen, weil wir meinten, unsere Aussage klarer herausarbeiten zu müssen. Der Einstieg gefiel uns nach wie vor, doch dann fühlten wir uns wie in einer Sackgasse“, erklärt Benoît Peeters. Interessierte Leser werden ihren Spaß daran haben, beide Versionen zu vergleichen.
gb 

www.schreiberundleser.de

 

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Liebe und Versagen / Penner

 Jaime Hernandez / Reprodukt * Christopher Burgholz / Jaja Verlag

1 So klar wie das schwarz-weiß gehaltene Artwork in diesem Comic ist das Dasein nicht. Unser Lebenspfad dreht und windet sich, biegt überraschend ab, schlägt manchmal eine Volte und man ist genauso weit wie zwanzig Jahre zuvor. Jaime Hernandez begleitet seine Protagonistin Maggie Chascarillo schon seit mehr als drei Jahrzehnten. Heute ist sie Mitte Vierzig, führt in einem Vorort von Los Angeles ein Mittelschichts-Durchschnittsleben und ist immer noch auf der Suche – ja, nach was eigentlich? Nach Liebe, Selbstverwirklichung, Freiheit? Wie ein Kaleidoskop führt das Buch Schicksalsschläge, Familiengeheimnisse und Wendepunkte in Maggies Leben zusammen und erzählt eine berührende Geschichte über Erinnerungen - und ihre Last auf unserer Gegenwart. In Liebe und Versagen schwingt eine gehörige Portion Melancholie mit. Am Ende führt uns Hernandez aber eindrücklich vor Augen, dass Ängste und Traurigkeit zum Leben einfach dazugehören - dass wir sie akzeptieren müssen, uns von ihnen aber nicht unterkriegen lassen dürfen. Der Band ist Teil der Serie Love and Rockets der Brüder Jaime, Gilbert & Mario Hernandez, in der sie voneinander unabhängige Geschichten erzählen - vom Leben südkalifornischer Jugendlicher, sowohl in den Vororten von Los Angeles als auch im fiktiven lateinamerikanischen Dorf Palomar.
gb www.reprodukt.com

2 Hast Du kein Zuhause? Für Walter trifft der Spruch zu - er ist obdachlos, verbringt seinen Tag damit, Leergut zu sammeln - für die nächste Flasche Schnaps - und dann recht bald schon wieder nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Christopher Burgholz´ (*1988) auch in Erlangen prämierter Penner geht direkt und unaufgeregt hinein in den Alltag des würdelosen Lebens auf der Straße. Der ist banal - wie eben die Situation der Gestrandeten dieser Gesellschaft - statt einem großen Drama-Bogen zu folgen, begleitet der Leser einfach Stadtstreicher Walter durch den Tag und erfährt beiläufig von dessen chronischen Bauchschmerzen... Der in Rot- & Ockertönen gehaltene 60-Seiten-Comic ist eines der nach eigener Aussage `kleinen feinen illustrierten Machwerke´ aus dem 2011 gegründeten Jaja Verlag in Berlin-Neukölln, mit dem die Gründerin, Illustratorin und Galeristin Annette Köhn eher unbekannten Autoren und Illustratoren auch für unbequeme Themen ein Forum verschafft.
www.jajaverlag.com

 

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(c) cinesoundz 2016