REVIEWS DVD 04-2018

• 1. Blade Runner 2049
• 2. Voyage of Time 
• 3. The Nile Hilton Affair - Gewinnspiel
• 4. Borg McEnroe - Gewinnspiel
• 5. Mother 
• 6. Suburbicon
• 7. Immigration Game 
• 8. Das Gesetz der Familie 
• 9. Barry Seal - Only in America 
  
• 10. GoodTime
• 11. Eine fantastische Frau
• 12. Orbiter 9 - Das letzte Experiment
  

Replikant und/oder Mensch? Im Gegensatz zur Alien-Saga überließ Ridley Scott die Fortschreibung seines zweiten großen Science Fiction-Kultfilmes 2017 dem kanadischen Regie-Shootingstar Denis Villeneuve (u.a. Sicario, Arrival). In dessen sehnsüchtig erwateten Blade Runner 2049 macht sich 30 Jahre nach den Ereignissen des ersten Films ein neuer Blade Runner, LAPD-Cop K (Ryan Gosling) auf die Suche nach Rick Deckard (Harrison Ford) - und dem möglicherweise ersten und einzigen Kind einer Replikantin und eines Menschen. Für die diversen Ebenen der ambitionierten Story nimmt sich Villeneuve mit seinem zu Recht gerade oscar-prämierten Kamera- (Roger Deakins im 14. Anlauf) & Special Effects-Team (u.a. der Deutsche  Gerd Nefzer) epische 163 Minuten Zeit (auf der vorliegenden einfachen DVD-Fassung sind es immerhin noch 157). Im dystopischen Look einer (nur noch) 30 Jahre entfernten urbanen Zukunft reiben sich - zwischen Polen eruptiver Gewalt - zutiefst einsame Menschen, Mensch-Maschinen und Hologramme aneinander. Sinnvolles Bonus-Programm: Wer möglichst gut vorbereitet auf den fast dreistündigen Trip gehen möchte, findet ein halbes Dutzend einführender Clips unter dem Menüpunkt Blade Runner für Anfänger. Außerdem sind drei unterschiedliche Prologe von Interesse: während der Japaner Shinichiro Watanabe (Animatrix) ein 11-minütiges Anime zu 2022 beisteuert, kommen gleich zwei Clips (zu 2036 & 2048) von Ridley Scotts Sohn Luke und zumindest der letztere liefert genau die Vorgeschichte zum Intro von Villeneuves Fortsetzung. http://bladerunnermovie.com

TIPP

Blade Runner 2049 Soundtrack-Rezension

"Eine Reise von der Geburt der Sterne bis zur Entstehung der Menschheit." Visuell ein Hammer - erwartbar, denn der Regisseur ist Bildmagier Terrence Malick. Mit seiner ersten, mit knapp 86 Minuten Länge für ein solches Vorhaben vergleichsweise griffig ausgefallenen Dokumentation liefert der ein Werk ab, an dem er konzeptionell schon Jahrzehnte arbeitete. Voyage of Time ist ein ruhiger, wenn man will spiritueller Film für eine möglichst große (IMAX-)Leinwand, der von der Schönheit der bekannten Welt erzählt, im Bewusstsein, dass all dies, die gesamte Geischichte des Universums, auch nur eine Momentaufnahme vor dem nächsten großen Ur-Knall sein könnte. "After all those eons - what does it mean to be `us´?" Die grandiosen High Definition-Bilder werden von Cate Blanchetts mantra-artigen repetitiven Fragen an `Mother´ (Nature) begleitet, einen Part, den für die deutsche Version Carin C. Tietze so gut es geht übernimmt. Als (weniger episches) Bonusmaterial: Ein sechsminütiges `Featurette´ zu den Visual Effects für den Anbeginn der Welt. Und: die im Internet kursierenden Versionen in niedrigerer Auflösung sind hier natürlich nicht das Gelbe vom Ei...

Website & Teaser * Deutscher Trailer

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Auf dem Münchner Filmfest stets ausverkaufter Achtungserfolg - der 2017 gedrehte ägyptische Thriller Die Nile Hilton Affäre. Im gleichnamigen Luxushotel stirbt eine glamouröse Sängerin. Deren Selbstmord scheint beschlossene Sache bei den oberflächlich ermittelnden Polizeibeamten, doch ein Zimmermädchen hat etwas anderes gesehen - die Spur führt in die politische Elite. Das realistische Drama um den in diesem Mordfall gegen den zunehmenden Widerstand von Familie und Vorgesetzten ermittelnden Kommissar Noredin lief im deutschen Kino mit Verzögerung und etwas unter Wert. Trifft der Film von Regisseur Tarik Saleh mit dem herausragenden libanesisch-schwedischen Schauspieler Fares Fares in der Hauptrolle doch genau die Atmosphäre im Kairo der akzelerierenden Unruhen rund um den Tahrir-Platz, von wo sie sich rasch über das ganze Land ausbreiteten. Bis auf Trailer kein Bonusmaterial, wo doch etwas Hintergrund willkommen gewesen wäre. GEWINNSPIEL - Wir verlosen 1 DVD & 1 Bluray. PREISFRAGE: Wann begann der sogenannte Arabische Frühling auch in Ägypten? Mail an:  gewinnspiel @ cinesoundz.net

TIPP

TIPP

Achtung, nichts für Zartbesaitete. Neben Terrence Malick (s.o.) beschäftigt sich auch Drehbuchautor & Regisseur Darren Aronofsky, wenn auch mittels eines ganz anderen Ansatzes mit dem Kreislauf des Lebens. Ein Film von Darren Aronowskys, des Schöpfers von Black Swan oder Requiem For A Dream) ist stets eine Herausforderung, etwas Besonderes. Auch sein jüngster Psychothriller Mother! ist da keine Ausnahme. Schon der Entstehungsprozeß war ungewöhnlich, Aronowsky versammelte seine Hauptdarsteller Javier Bardem & Jennifer Lawrence im Vorfeld des Drehs in Montreal für fast drei Monate, um das Script gemeinschaftlich einzuüben & zu diskutieren (während der letzten zwei Wochen kamen Ed Harris & Michelle Pfeiffer, Domhnall & Brian Gleeson hinzu). Sein sich in einem artifiziellen Octagon von Haus entspinnender allegorischer, verstörender Horrorfilm wird wohl mit einigen exzessiv-hallizunogenen Albtraumszenen die Geister wie keiner seiner Filme zuvor spalten, wie auch das Feuilleton in seinen bisherigen Reaktionen. Ein konsequentes Art-Kino des Irrsinns, das zumindest niemanden kalt lässt. Zum Einstieg leistet das auf der DVD als Bonus enthaltene halbstündige Making-of gute Dienste. U.a. kommen die Schauspieler, vor allem aber Darren Aronofsky selbst zu Wort. Komponist & musikalischer Berater war der im Februar unter ungeklärten Umständen verstorbene Wahlberliner Jóhann Gunnar Jóhannsson, im Abspann singt Patti Smith das von den Carpenters bekannte The End of the World. Die Schluss- entspricht der Anfangsszene, aber nach dem akzelerierenden Malstrom von Bildern, der zwischen ihnen liegt und gegen den sich Rosemary´s Baby wie ein Kinderfilm ausnimmt, ist wirklich nichts mehr wie zuvor.

https://paramount.de/mother 

Willkommen in der Nachbarschaft - "Come Home to Suburbicon" verheißt die mit Liebe zum Detail gestaltete Vorspann-Sequenz. Der an dieser Stelle bereits als Kino-Tipp gehandelte Streifen von den Coen Brothers (Drehbuch) & George Clooney (Drehbuch & Regie), bei dem vor der Kamera Matt Damon, Julianne Moore und Oscar Isaac agieren, ist nun als DVD & Blu-ray erhältlich. Die weiße Fifties-US-Vorzeige-Gemeinde läuft mehrheitlich Amok, als eine erste afroamerikanische Familie einzieht. Buchhalter Gardner Lodge kommt der rassistische Aufruhr ganz recht, ist er doch dabei, seinen Anhang um die Ecke zu bringen - mit wechselndem Erfolg. Das sorgfältig geplante Mordkomplott läuft völlig aus dem Ruder, die Fassade der heilen Vorstadtexistenz bricht in einem Finale voller Kollateralschäden in sich zusammen. Die gesellschaftskritische Farce bekam hierzulande sogar das Prädikat `Besonders Wertvoll´ verliehen. Im Bonusprogramm der vorliegenden DVD-Fassung ist zunächst die Featurette über die kongeniale (aber separat nur als Import erhältliche) Filmmusik von Oscar-Preisträger Alexandre Desplat bemerkenswert. Zwei weitere Kurz-Dokus gibt es hier, zum Casting und zur Entstehungsgeschichte. Deutscher Filmtrailer * Deutsche Film-Website

Europa spielt bekanntermaßen Einwanderungs-Poker, mal mit seinen nordafrikanischen Anrainern, mal mit der Türkei, mal untereinander inmitten der unterschiedlich aufnahmewilligen Mitgliedsstaaten der losen Union. Ausgangsidee des vorliegenden Films: In einer nicht allzufernen Zukunft nimmt Deutschland generell keine Flüchtlinge mehr auf. Die einzige Möglichkeit, eine Aufenthaltsgenehmigung im Gelobten Land zu erhalten, ist die Teilnahme an der Internet- und Fernseh-Show Immigration Game. Wer als `Runner´ mitmacht, wird am Berliner Stadtrand ausgesetzt. Auf dem Weg bis zum Fernsehturm kann jeder deutsche Bürger für Preisgeld Jagd auf die Immigranten machen... Das hätte aktuell und spannend werden können, in konzeptioneller Nachbarschaft der Szenarien von Running Man und The Purge etwa. Aber denkste - denn hier wird nur unausgegorenes Laientheater zu Technomukke vor Berliner Kulisse geboten. Dialoge & Ausstattung befinden sich über die gesamte Laufzeit im freien Fall. Das Bonusmaterial der DVD reiht sich ein - es besteht aus 11 Minuten B-Roll zu den Kampfszenen des Streifens... www.roundhousefilm.com/immigration-game

Diese merkwürdige britische Outlaw-Story verfängt nicht. Das Gesetz der Familie um die diebischen Mitglieder des berüchtigten Cutler-Clans am Rand der zivilen Gesellschaft von Gloucestershire bleibt leider unfokussiert und blass - trotz hochkarätiger Besetzung mit Michael Fassbender als Familienvater Chad und Brendan Gleeson als dessen Vater & Clan-Oberhaupt Colby. Ohne dramaturgische Einfälle kommt bei der Schilderung des kleinkriminellen Cutler-Alltags schnell Langeweile beim Betrachter auf. Nach einigen ziellosen Wiederholungsschleifen im Clinch mit der Polizei findet sich Chad mit seinem kleinen Sohn schließlich auf einem (von den Gesetzeshütern umstellten) Baum wieder. Der Absprung aus der White Trash-Existenz im Dunstkreis seines Rebellen-Paps gelingt aber nicht. Interessant am Rande: der komplette Soundtrack wurde exklusiv von den Chemical Brothers kreiert, für die Regisseur Adam Smith sonst die visuellen Backgrounds verantwortet. Als Bonusmaterial u.a. wortreiche Interviews mit Crew & Cast, B-Roll & Original-Kinotrailer. www.24bilder.net/filmdetail.php?id=715 

Das u.a. beim letztjährigen Filmfestival in Cannes für Good Time bzw. Wettlauf Gegen Die Zeit (so der deutsche Untertitel) verteilte Lob erschließt sich der Redaktion nur bedingt. Die Story: der geistig zurückgebliebene Nick Niklas wird von seinem Bruder, dem Kleinganoven Connie (Robert Pattinson zu einem Bankraub benutzt. Als der komplett schiefläuft und beide von einer explodierenden Farbkapsel voll erwischt werden, wird Nick verhaftet und auf der East River-Gefängnisinsel Rikers Island eingesperrt. Währenddessen versucht Connie, die 10.000 Dollar Kaution zum Freikauf beizubringen und geht dafür in der New Yorker Unterwelt einige Risiken ein... Co-Regisseur Benny Safdie übernahm die Rolle des geistig zurückgebliebenen Nick, neben `leading man´ Pattinson. Der müht sich hier redlich, um gegen sein Image als Teenieschwarm & Trivial-Schönling anzuspielen, doch die Adrenalinn-Funken springen für unseren Geschmack viel zu selten über. Das sehr bescheiden ausgefallene Bonusprogramm der vorliegenden DVD (auch als Bluray) besteht aus Interviews mit den Machern (und Pattinson). 

Film-Website * www.ascot-elite.de

Eine Überraschung - der chilenische Gewinner des Oscars für den besten ausländischen Film 2018. Una Mujer Fantastica soll laut Regisseur Sebastián Lelio (im 12-seitigen 4c-Booklet und im ausführlichen Making of-Bonusprogramm interviewt) "erzählerischen und visuellen Genuss" bieten, "aufgeladen mit grundsätzlichen menschlichen Fragen." Seine Protagonistin Marina (Daniela Vega) "ist bereit für die Welt, aber die Welt ist nicht bereit für Marina." Diese Welt ist das Chile der Jetztzeit. Der Transgender-Frau stirbt ihr 20 Jahre älterer Partner Orlando weg. Dessen Familie sieht Marina als Zumutung und Bedrohung und will sie aus der bisherigen gemeinsamen Wohnung vertreiben. Und dann ermittelt gar noch eine Kommissarin wegen Mordverdachts gegen sie. Der Film jedenfalls bleibt auf Marinas Seite und portraitiert eine mutige, starke, eine fantastische Frau - im permanenten Clinch mit der Gesellschaft. Gute Ausstattung, wie üblich bei good!movies.

http://eine-fantastische-frau.de/ * www.pifflmedien.de

Und nocheinmal lateinamerikanisches Kino - das man im Sci-Fi-Genre bisher kaum auf dem Schirm hatte. Orbiter 9 – Das letzte Experiment (im Original Órbita 9), das spanisch-kolumbianische SciFi-Drama aus dem letzten Jahr variiert Szenarien wie in Moon oder Passengers und borgt in einzelnen Szenen optisch bei Genre- Klassikern wie Blade Runner (s.o.) oder Solaris. Die junge Helena (sic!) (Clara Lago), die seit ihrer Jugend offenbar einsam auf einem Raumschiff lebt, das, erst wenn sie vierzig Jahre wird, auf dem Kolonieplaneten Celeste landen soll. Als Techniker Alex (Álex González) in ihren Alltag platzt und an Bord kommt, um den kaputten Sauerstoffmechanismus zu reparieren, entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden. Kleinere Plausibiltäts-Macken und ein etwas früh gesetzter Plot Point wären bei diesem Genre-Mixversuch zu bemängeln. Regisseur Hatem Khraiche inszeniert etwas behäbig - mit sichtbar wenig Budget, wobei es in dieser Hinsicht hilfreich ist, dass die zweite Hälfte der Handlung auf der Erde spielt... Wer noch mehr Spoiler braucht, schaue diesen Trailer.