Film-Häuser & -Räume: Eileen Gray vs. The Room Next Door - im Kino 24.10.
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e.1027 - Eileen gray und das haus am meer
Rise and Shine Cinema * D-Kinostart 24.10.2024
Nur zwei Sommer verbringt Eileen in dem Haus, denn wo sie dachte, sich ein Refugium geschaffen zu haben, in dem sie sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren kann, schmeißt Badovici eine Party nach der anderen - im Bestreben nach Anerkennung in der Kunst- und Architekturszene. Auch Le Corbusier verbringt Wochen und Monate dort. Er ist fasziniert undbesessen von E.1027, zeugt die Architektur doch von einer Meisterschaft, die an seine eigene heranreicht – und vielleicht sogar übertrifft. Er überzieht mit Badovicis Einverständnis die weißen Flächen mit Wandmalereien und veröffentlicht Fotos davon. Das daraus resultierende Missverständnis, er sei auch der Architekt des Hauses lässt er unkommentiert. Le Corbusier nimmt Eileen Gray als eine ihm ebenbürtige Konkurrentin wahr. Er vereinnahmt ihr Erstlingswerk, indem er die Wände mit Fresken übermalt – der Überlieferung nach nackt. Auch Eileens Wunsch, die Farbe wieder zu entfernen, ignoriert er. Sie spricht von einer Vergewaltigung ihres Hauses und setzt nie wieder einen Fuß hinein. Dokumentar- und Spielfilm, Archivmaterial und Theatersituationen fügen sich zusammen zu einer ungreifbaren Darstellungsform voller Poesie und ausgefeilten Kompositionen. Unterlegt mit ihren Gedanken im Voiceover, zeichnet der Film ein Porträt einer eigenwilligen, starken Frau, die ihrer Zeit ein Stück weit voraus war. |
TIPP |
In ihrer unkonventionellen Dokufiktion erzählen die Schweizer Filmemacherin Beatrice Minger und ihr Co-Regisseur Christoph Schaub das Drama der brillanten Designerin Eileen Gray (Natalie Radmall-Quirke-Blackshore), die ein langes Leben im Schatten ihrer Die gebürtige Irin Eileen Gray ist bereits 43 Jahre alt und eine gefeierte Interior-Designerin, als sie in Paris den 15 Jahre jüngeren Badovici, Chefredakteur des Avantgarde-Magazins L'Architecture Vivante, kennenlernt. Er bringt sie in vielen inspirierenden Gesprächen dazu, sich als Autodidaktin auch der Architektur zuzuwenden. Und so beziehen die beiden 1929 das berühmte Haus an der Steilküste unweit von Monaco, das Gray schließlich für sich und ihren damaligen Liebhaber entworfen hat. Sein Name – E.1027 – setzt sich aus den Initialen von Gray und Badovici zusammen, beziehungsweise aus deren Stellung im Alphabet (E für Eileen, 10 für J, 2 für B und 7 für G). Eileen Gray in dem Moment, als ihr klar wird, dass ihre Liebesgeschichte mit Jean Badovici an einem Endpunkt angelangt ist. Sie baut sich ein neues Haus in der Nähe, die beiden bleiben befreundet bis zu seinem Tod 1956. 1937 besuchte Le Corbusier seinen Förderer und Freund Jean Badovici zum ersten Mal in seinem Haus am Meer – Eileen Gray hatte ihn im Grundbuch eintragen lassen. Le Corbusiers Bewunderung für die Villa wurde zu einer Besessenheit, die ihn bis zum Ende seines Lebens verfolgte. Trailer: https://vimeo.com/924372517 |
the room next door
El Deseo / Warner * D-Kinostart 24.10.2024
Der Raum nebenan für die Sterbebegleitung befindet sich im spanischen Architekturdenkmal Casa Szoke. * Text: sr / cinesoundz Hanglage, eckige Gebäudelinien, asymmetrische Panoramafenster - die Casa hat neben Swinton & Moore ebenfalls eine Hauptrolle. Almodovar zitiert James Joyces The Dead sowie die gleichnamige Verfilmung durch John Huston und zeigt sich (wie auch Tilda Swinton) als klarer Sterbehilfe-Befürworter: "für das Recht, nicht die Krankheit entscheiden zu lassen..., sondern selbst die Zügel in der Hand zu behalten“. |
TIPP |
Auch im ersten englischsprachigen Spielfilm des spanischen Regiestars Pedro Almodóvar spielt ein für seine Architektur berühmtes Haus eine tragende Rolle. Zu weiten Teilen wurde der Gewinner des Goldenen Löwen als bester Film bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig in der Casa Szoke in El Escorial gedreht. Das von Le Corbusier (s.o.) inspirierte (2020 vom Madrider Studio Aranguren + Gallegos gebaute) modernistisch-asymmetrische Ensemble wählt sich im Film die krebskranke ehemalige Kriegsreporterin Martha (Tilda Swinton), um dort in Gegenwart ihrer alten Freundin, der Buchautorin Ingrid (Julianne Moore) per im Darknet besorgter Todespille aus dem Leben zu scheiden. Im spektakulären, auch drinnen durchgestylten Domizil im Pinienwald tasten sich die beiden Frauen in die neue Situation vor. Gemeinsam mit seinem Starensemble (komplettiert vom mit dem unumkehrbaren Klimawandel hadernden John Turturro und einem starken Kurzauftritt von als christlichem Cop) erzählt Regisseur Almodovar ein feinfühliges Drama über Freundschaft und Tod und bringt mittels einer Volte am Ende auch noch einen weiteren seiner thematischen Favoriten unter: eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung. Set Designer Inbal Weinberg (u.a. Suspiria) beschwört Almodovars frühe Erfolge - knallige Farben und minutiös zusammengestelltes Interieur. Edward Hopper lässt grüßen. Selbst-bestimmt aus dem Leben gehen -farblich durchgestylt & mit Blick auf die Pinien. Neben der deutschen Kostümbildnerin Bina Daigeler ebenfalls neu im Kern-Team Almodovar: der spanische Kameramann Eduard Grau, während der Meister für Schnitt und Filmmusik auf seine alten Vertrauen Teresa Font und Alberto Iglesias zurückgriff. * Teaser * Trailer * Int. Film-Website * |
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