reviews 4-08 world

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     Sa DingDing - Alive
    Wrasse / Universal VERLOSUNG !
     
     
     

    ACHTUNG: VERLOSUNG DES ALBUMS ZUM RELEASE ANFANG MAI -
    3 RELEVANTE OSTASIATISCHE MUSIKER ALL GONE ! Try next time...
    Mit dem Kalkül, daß im Vorfeld der Olympischen Spiele in Beijing ein günstiges Medienumfeld "for all things Chinese" herrschen würde, ist es so eine Sache. Zumindest was die Promotion-Kampagne der mongolisch-chinesischen Sängerin Sa DingDing angeht, deren Debüt nun auch im Westen veröffentlicht wird. Da Sa neben Chinesisch, Mongolisch und einer eigens kreiierten Phantasiesprache auch tibetische Texte benutzt, wird sie sich von den Medien angesichts regierungskonformer Zitate zum Thema und ihres geplanten Auftritts bei den Olympics Einiges anhören müssen. Gerade ist der exotischen Schönheit der begehrte BBC Radio 3 World Music Award verliehen worden - erstmals einem chinesischen Künstler. Man darf gespannt sein, wie die 25-Jährige und ihre Berater die unvorhergesehenen Klippen umschiffen. Auf einem anderen Blatt steht die Frage, warum aus dem melodisch so reizvollen Ostasien kaum auch im Westen erfolgreiche Popmusiker kommen. Selbst das prädestinierte Japan hat dem aus der Mitte des Yellow Magic Orchestra stammenden Ryuichi Sakamoto seit Ende der 70er kaum etwas folgen lassen. Genau dort haben nun Sa und ihr Co-Composer & Arranger Huang Yi für den herausragenden (Titel-)Track "Alive" (hier in zwei Sprachversionen enthalten) genau hingehört. China muss als völliges Entwicklungsland in Sachen Popmusik gelten, wenn man das jüngst erfolgreiche Retortenprojekt der Twelve Girls Band im Crossover-Bereich außen vor lässt. Da Sa ihre Musik auch selbst produziert, darf man annehmen, daß hier eine Künstlerin aus China herangewachsen ist, die sich ähnlich der Riege der Schauspielschönheiten aus dem Reich der Mitte auch außerhalb Asiens eigenständig behaupten könnte - wenn Sie politisch die Kurve kriegt. www.sadingding.co.uk

     


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     Black Stars - Ghana´s Hiplife Generation 
     
    Various Artists – Outhere / Indigo

    In Ghana, einem der stabilsten Staaten West-Afrikas, macht sich im Zuge des funktionierenden Tourismus und steigenden Wohlstandes rund um Accra auch musikalisch eine US-Connection bemerkbar. Hiplife, der vorherrschende Mix aus Hip-Hop, Highlife, Reggae und Dancehall ist an jeder Straßenecke zu hören und beginnt, Sub-Genres wie Raglife hervorzubringen. Daladala Soundz-DJ Georg Milz war für outhere records vor Ort, hat hier seine erste CD zusammengestellt und auch die ausführlichen Liner Notes zu jedem Track von "Ghana´s Hiplife Generation" geschrieben. Interessant ist diese Bestandsaufnahme der ghanaischen Szene-Mixtur allemal, auch wenn man angesichts der musikalischen und textlichen Substanz eines Großteils der Tracks das Gefühl nicht los wird, daß wirkliche Innovationen sich eher anderswo in der afrikanischen Populärmusik ergeben werden.

     



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    Sväng - Jarruta



     
    Aito - Just Records Babelsberg

    Das finnische Quartett "Sväng" spielt auf "Jarruta" ausschließlich Mundharmonikas mannigfaltiger Größe und Bauart und erzeugt mit diesen chromatischen ud diatonischen Geräten, großen Bassharmonikas und Harmonettas eine erstaunliche Klangvielfalt. Letzteres Instrument ist dabei eine Mixtur aus Harmonika & Akkordeon, die in den 50s entwickelt wurde, aber bald wieder verschwunden war. Tango, skandinavischer Folk, Swing oder Balkan-Verwandtes werden zu Gehör gebracht. Der verschrobene Vierer, auf dem Cover mit ihren Instrumenten in einen antiken Kleinwagen vor Bergkulisse gepfercht, lässt sich bei ihren Kompositionen schonmal von Lucky Luke-Comics inspirieren und der letzte Track der CD ist tatsächlich eine Coverversion des von Joe Hisaishi geschriebenen Haupt-Themas für Hayao Miyazakis´ Anime "Howl´s Moving Castle" - insbesondere die Filmmusik-Affinität dieser Spezialisten werden wir im Auge behalten.

     



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     Wasis Diop - Judu Bek
     
     Think Zik! / PIAS
     
     

    Lange war es still um den eigenwilligen senegalesischen Sänger und Multiinstrumentalisten. Nach seinem bemerkenswerten, von Wally Badarou produzierten Album "Toxu" von 1998 erschienen nur Zusammenstellungen der bisherigen Platten. Auf dem - zunächst nur in Frankreich - mit einer grösseren Medienkampagne gestarteten neuen Studio-Album Judu Bek (Freude am Leben) singt Diop erneut auf Wolof und Französisch, nur gelegentlich, wie bei "Let it Go", kommt Englisch (oder bei "Jiné Ji" Japanisch) zum Einsatz. Letzeres Stück ist neben einer Leonard Cohen-Adaption das einzige, nicht von Diop komponierte Stück. Eine melancholische, getragene Stimmung herrscht vor in den warmen, subtilen Arrangements. Diops eigenständige, elegante Traurigkeit hebt ihn erneut aus der Masse der Weltmusik-Veröffentlichungen hervor. Der für seine Arbeit mit Tom Waits grammy-prämierte Toningenieur Oz Fritz ist hier ebenfalls mit von der Partie. Play Tracks 3, 7, 10, 12. www.myspace.com/wasisdiopmusic
     


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    Rachid Taha - The Definitive Collection
     
     Wrasse / Universal
     
     


    Über Auswahl und insbesondere Anordnung der Tracks auf dieser Zusammenstellung aus den bisherigen sechs Solo-Cds des algerischen Stars kann man streiten. Immerhin wird anhand druckvoller 15 Tracks kompakt dokumentiert, was dabei herauskam, als Taha Ende der 80er seine Band Carte de Sejour verließ und sich mit Produzent Steve Hillage für die bekannt erfolgreichen Produktionen wie "Diwan" und "Tekitoi" zusammentat. Interessant für Fans : die einer strikt auf 2000 Stück limitierten Edition beigefügte DVD mit Dokumentarfilmaterial von Tahas kürzlicher Rückkehr nach Algerien. Wer immer kann, sollte den Rai-Rocker einmal live erleben.


     


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    Lygia Campos - Meu Nome é Brasil
    Galileo MC

    Gerade wurde die neue CD der in Rio de Janeiro geborenen Sängerin in München präsentiert. Neben einer Begleitband aus hochkarätigen Musikern wie Pedro Tagliani, Claudio Wilner, Mathias Engelhardt, Walter Bittner und Ciro Trindade standen ihr dabei auch noch ein buddhistischer und ein brasilianischer Chor zur Seite. Seit 1991 wohnt und musiziert die Leiterin ihrer eigenen Musikschule in Deutschland. Für den Titeltrack des neuen Programms "Meu nome é Brasil" konnte sie MPB-Ikone Ivan Lins gewinnen. Obwohl in Deutschland schon mit Bill Wyman, Billy Cobham, der NDR Big Band,Tuck & Patty sowie Sheila Jordan aufgetreten, liegt Ihr englischer Gesang offensichtlich weniger. handwerklich ist das alles ohne Fehl - und dennoch - der Funke will nicht recht überspringen.
    www.lygiacampos.de
     




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    Euro Groove
     
     Various Artists - Putumayo / Indigo
     
     

    Auch die Groove-Serie der New Yorker spart Europa nicht länger aus. Aus der Perspektive der Macher des amerikanischen Labels hören sich eben auch deutsche Duos wie Jazzamor oder 2raumwohnung weltmusikalisch an. Da letztere mit einem ihrer wirklich gelungenen Stücke vertreten sind, sutzt man nur kurz. Gepflegter, polyglott gefärbter Pop-Sound mit gelegentlichen folkloristischen oder Lounge-Elementen perlt hier locker aus den Lautsprechern, wie man es von Putumayo gewohnt ist. Italien, Frankreich, Spanien, keltisch angehauchtes (und textlich unvermutet Drastisches) aus England und eine Prise Balkan runden die Sache ab. Auto-CD-Player-kompatibel.
    Play Tracks 1, 4, 7, 8, 10.
     

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    Gabi Lunca - Music from a Bygone Agge Vol. 5
     
     Asphalt Tango / Indigo
     
     
     
    Asphalt Tango setzen ihre verdienstvollen Osteuropa-Ausgrabungen mit der rumänischen Zigeuner-Diva Gabi Lunca fort. Geboren in Fantanale in einer Musikerfamilie zog sie bald in die Hauptstadt Bucuresti. Hier heiratete sie den Akkordeonisten Ion Onorio. Zusammen eroberten die beiden in den nächsten Jahren die Herzen aller Rumänen, bis es nach dem Tod des Mannes 1997 bi heute auch um Gabi Lunca still geworden ist. Aufgrund der langjährigen Popularität machte es jedoch eine grosse Anzahl von Tondokumenten nicht allzu schwer, das intensive Schaffen der Gypsy-Queen oder "Tziganca de Matase" (the silken Gypsy Woman) der 60er und 70er auf dieser CD in tadellosem Sound gebührend abzubilden. Liner Notes zur lebenden Legende von Grit Friedrich, der Kompilatorin der Suburban Bucharest-Kopplung auf Trikont. www.asphalt-tango.de/records/lunca/artist.html 

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     Velha Guarda Da Portela - Tudo Azul  
     Red Circle Music
     
     

    Authentische Samba-Sounds. Die 1923 gegründete Grêmio Recreativo Escola de Samba Portela in Rio de Janeiro zählt zu den bedeutendsten Sambaschulen Brasiliens. Daraus hervorgegangen sind die Velha Guarda Da Portela, die "alten Hüter der Portela", die Bewahrer der Samba. Brasiliens Superstar Marisa Monte, deren vater Carlos Monte Direktor der Schule war, hat nun einige Dutzend in den Archiven vergessene Samba-Stücke in der Tradition der Samba Carioca für dieses Album neu produziert - eine kleine Auswahl ist auf dieser mutmasslich ersten CD von mehreren. Das Ergebnis ist zunächst "Tudo Azul" (Übersetzung: alles ist nicht nur blau, sondern auch gut), für das kein Geringerer als Arto Lindsay Liner Notes geschrieben hat.
     


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     Melingo - Maldito Tango
     
     Manana / Naive / Indigo


     

    Der argentinische Milonga-Sänger mit der markigen Stimme nimmt es nun auch mit dem verdammten (maldito) Tango auf - so lässt es der Albumtitel vermuten und die 11 Titel bestätigen den Übersetzer. Daniel Melingo aus Buenos Aires belebt den Tango-Cancion eines Carlos Gardel und kommt etwas wie eine argentinische Mischung aus Tom Waits Paolo Conte und Serge Gainsbourg herüber. Ob er mit seinem Humor auch bei deutschen Konzertgängern landen kann, lässt sich aktuell live überprüfen. Gerade ist Melingo auf Tour in Deutschland :
    Köln, Hamburg, Leipzig, Berlin www.prime-tours.de



    Sudestada - Tango Lounge
    Demoliendo Tangos - Just Records Babelsberg

    Wieder einmal Electro-Tango aus Argentinien. Für das blässlich verpackte sowie schon tödlich einfallslos betitelte Album "Tango Lounge" haben sich die Produzenten für den Release in Deutschland immerhin an anderer Stelle angestrengt und zwei Instrumentals neu aufgenommen - mit eigenwilligem, Knef-artigem deutschen Sprechgesang einer Dame mit dem geradezu teutonischen Namen Heidemarie Böhmecke. Sudestada stehen ansonsten für dem Pop gegenüber offene Strukturen und ein eingängig-sanftes Crossover-Klangbild, das dennoch nicht zu schmalzig wird. Damit ist der Inhalt lohnender, als das Cover vermuten lässt.


     

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