reviews 10-08 jazz

     

    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

    e.s.t. - Leucocyte
    ACT / Edel

    Das e.s.t.-Vermächtnis. Gespenstisch mutet jetzt Einiges an "Leucocyte" an, posthum, nach Esbjörn Svenssons tödlichem Tauchunfall Mitte Juni. Vor allem das (bereits im April dazu bestimmte, benannte und abgemischte) Titelstück mit seinen Schluss-Sätzen "Ad Mortem" und "Ad Infinitum". Das Label ACT betont in diesem Zusammnehang, daß keinerlei nachträgliche Änderungen an den von der Band abgegebenen Materialien vorgenommen wurden. Das Album ist einmal mehr das Ergebnis einer intuitiven Studio-Phase, mitgeschnitten während einer Tournee in Australien, fertiggestellt einen Monat vor dem Unglück. Das erfolgreichste Jazzensemble Europas, bestehend aus Dan Berglund (bass), Magnus Öström (Schlagzeug) und Esbjörn Svensson (Klavier), zeigt nocheinmal die Kunst der kollektiven Improvisation, packend, energetisch, überschäumend bis experimentell.
    www.est-music.com

    Oddjob- SUMO
    ACT / Edel

    Unter diesen außergewöhnlichen Umständen haben es die schwedischen Labelkollegen von Oddjob vermutlich einigermaßen schwer mit ihrem Debüt genügend Aufmerksamkeit zu verbuchen. Dabei hätt es ihr variantenreicher Jazzrock durchaus verdient. Jeder für sich ein gestandener Musiker, haben Trompeter Goran Kajfeš, Saxophonist Per „Ruskträsk“ Johansson, Pianisten Daniel Karlsson, Bassist Peter Forss und Drummer Janne Robertson bereits ein hohes Niveau im Zusammenspiel erreicht und nebenangedeuteten cineastischen Vorlieben scheinen die 70er Jahre im Jazz offenbar ihr besonderes Steckenpferd zu sein. Joe Zawinul, Horace Silver Herbie Hancock oder Freddie Hubbard werden liebevoll umspielt, der reiche Erfahrungsschatz der seit 2002 zusammen spielenden Musiker macht sich hörbar bezahlt. www.actmusic.de

     

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    Patricia Barber - The Cole Porter Mix
    Robin McKelle - tba
    Blue Note / EMI

    Zwei junge Damen vom Label mit der blauen Note, beide unterwegs im Jazz-Standardfach.
    Patricia barbe rkommt uns nicht mehr (kunst)blond wie zuletzt, aber ihre ihre Musik zeichnet sich weiterhin durch Gesang in den tieferen Lagen und durch makelloses Klavierspiel aus. Ihr Repertoire besteht stets aus Standards, auch denen der Rock-Musik wie "Ode to Billie Joe", "A Taste of Honey", "Black Magic Woman" oder "The Beat Goes On", neben Eigenkompositionen, zu denen sie auch die inhaltlich anspruchsvollen Texte selbst schreibt. Die routinierte Jazzlady aus Chicago nimmt sich nun des von Gesangsikonen wie Sarah Vaughan, Peggy Lee oder Ella Fitzgerald oft gecoverten großen amerikanischen Komponisten an, streut aber mutig drei ihrer eigenen Titel ein. Experiment geglückt.
    www.patriciabarber.com/

    Für Robin Mckelle unternimmt man bei Blue Note derzeit höchste Anstrengungen. Soll sie doch als "Swing-Sensation des Jahres", als "Amerikanerin in Paris" positioniert werden, der ganz Frankreich zu Füßen liegt. Der Rest Europas soll dabei möglichst nicht lange auf sich warten lassen. Mit ihrem Blue-Note-Debüt „Modern Antique“ hat die rothaarige Sängerin mit der rauchigen Stimme immerhin schonmal die Spitze der französischen Jazz-Charts erobert. „Abracadabra“, noch so eine Steilvorlage aus rockigen Gefilden, aber auch vor großen Namen wie Nina Simone oder Frank Sinatra zeigt die versierte Sängerin keine lähmende Ehrfurcht. Alle Zeichen auf Erfolg. Im November auf Tour in Deutschland. Check out www.robin-mckelle.de/


    Nicola Conte - Rituals
    EmArcy / Universal

    Ein aus dem DJ-Geschäft zum Jazz Konvertierter. Als Gitarrist, Songwriter, DJ, Remixer und Produzent hat der Italiener Nicola Conte viele Talente und vor drei musikalische Vorlieben, die man auch wieder beim Balaton-Festival, dem er mit seinem Ensemble wohl als Jazz-Feigenblatt zugebucht war, begutachten konnte (einen separaten DJ-Set gab es dort auch noch): Jazz, Bossa Nova und italienische Filmmusik der 50er und 60er Jahre. Wobei auch Mambo und andere populäre lateinamerikanische Stile Eingang finden in Nicola Contes Kompositionen. “Other Directions”, das 2004 beim legendären Jazzlabel Blue Note erschien, ließ Contes jazzige Seite bisher am klarsten zu Tage treten. Für die "Rituals"-Aufnahmen trommelte Nicola Conte einige der besten italienischen Jazzmusiker sowie eine Reihe hochkarätiger internationaler Gäste: zusammen: Trompeter Till Brönner, Saxophonist Greg Osby, Sängerin Chiara Civello, Philipp Weiss aus München, Ex-Culture-Beat-Sängerin Kim Sanders, der von Gilles Peterson entdeckte soulige Jazzvokalist José James aus New York, Tenorsaxophonist Daniele Scannapieco oder Posaunist Gianluca Petrella. Fast alle Stücke stammen von Conte, der sich mit diesem runden Album weiteren Respekt verschafft.
    Preisfrage : Filmmusik-Remixe von Nicola Conte per mail an:
    info AT cinesoundz.de

    Joo Kraus - Sueno
    Content / Edel

    Der Ulmer Trompeter und Komponist Joo Kraus spielte sowohl bei der Krautrock-Band Kraan als auch zusammen mit deren Bassisten Helmut Hattler zusammen beim Hip-Jazz Projekt Tab Two. Kraus machte sich dann selbst einen Namen als Studiotrompeter und Komponist. Für sein neues Projekt „Sueno“ haben Joo Kraus und sein Arrangeur Ralf Schmid berührende sich vor allem von Havanna und seiner ganz besonderen Atmosphäre inspirieren lassen. Der kubanische Bolero und Son verbinden sich auf "Sueno" nicht nur gut mit Kraus Trompetenphrasen, sondern isnbesondere auch mit der Stimme der Deutsch-Finnin Kristiina Tuomi, die mit ihren Solo-Projekten an dieser Stelle ebenfalls schon mehrfach vorgestellt wurde.

     



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    VERLOSUNG !

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    Matthew Herbert Big Band - There´s Me and There´s You
    K7! / Alive

    "There's Me and There's You", das zweite Album von Matthew Herberts Big Band ist hörbar die Fortsetzung des 2003 erschienenen Werks "Goodbye Swingtime". Die besten Musiker der britischen Jazz-Szene sind hier zu hören, aufgenommen wurde meist in den legendären Londoner Abbey Road Studios. Field Recordings aus dem British Museum und den Houses of Parliament kamen hinzu. Mit leichter Hand verwebt Herbert wieder malt Avantgarde-Jazz mit Geräusch und Experiment. Ein Konzeptalbum ist es auch noch geworden: Macht und ihr Missbrauch um 21. Jahrhundert. Themen sind der Irakkrieg ("One Life" und "Waiting"), Monarchie ("Regina"), Religion ("Pontificate"), Medienmacht ("The Story"), die ungleiche Verteilung von Gütern ("The Rich Man's Prayer") und staatlich angeordnete und finanzierte Folter ("Battery"). Damit kann man sich einige lange Herbstabende beschäftigen, was hiermit empfohlen sei. Ausnahme-Artist.  TIPP

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    Till Brönner - Rio
    Universal

    Till Brönner ist zurück aus Brasilien, "Rio" war für ihn die lange fällige Beschäftigung mit einer lange gehegten Passion, der Bossa Nova. Deren Geburtstagsfeierlichkeiten haben zwar schonmal ohne Brönner angefangen, amtlich ist der betriebene Aufwand für die Unternehmung von "Deutschlands Jazzer Nr.1" allemal, wie man an der beeindruckenden Gästeliste ablesen kann. Namen wie Annie Lennox, Sergio Mendes, Aimee Mann, Milton Nascimento, Vanessa da Mata, Kurt Elling und andere sorgen für Aufmerksamkeit, gelungene Überraschungsmomente und machen den Brückenschlag zum Pop deutlich, den Brönner eben doch recht gut beherrscht. Erstaunlich, daß Brönner noch selbst auf zwei Stücken zum Singen kommt. Produziert von Starproduzent Larry Klein - da war Geld im Spiel - das Verve allerdings auch schlechter hätte anlegen können.


    Flexkögel - Wilde Gezeiten
    Minor Music / Edel

    Wie Bossa Nova etwas freier interpretiert auch gehen kann, machen "flexkögel" vor- hinter diesem eigentümlich wirkenden Namen verbirgt sich ein Duo: die Sängerin Britta-Ann Flechsenhar und der Gitarrist Christian Kögel, plus Band (Bene Aperdannier an den Tasten, Paul Kleber am Bass, Martell Beigang am Schlagwerk). Berliner Jazzumfeld, eigene Songs und Soundideen. Verschiedensprachige (unter anderem fantasieportugiesich) Texte mit Humor, oft in angeschrägten Pop-Jazz-Kontext gebracht und mit höchst individuellem Touch. Hörenswert.


    www.flexkoegel.de

     



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    Take 6 - The Standard
    Heads Up / inakustik

    Seit ihrem Debütalbum 1988 widmen sich Take 6 als eine der beliebtesten und erfolgreichsten A-Cappella-Gruppen der USA regelmässig vor allem Jazz-Klassikern und bekommen aktuell Unterstützung von hochkarätigen Gästen wie Al Jarreau, Roy Hargrove, Aaron Neville oder "unserem" Till Brönner. Und bwohl Mark Kibble, Claude McKnight, David Thomas, Joey Kibble, Cedric Dent und Alvin Chea überwiegend A-Cappella zu hören sind, setzen sie auch diverse Musikinstrumente ein - die sie auch selbst spielen: Thomas spielt Bass, Kibble Gitarre. Im Gegenzug gibt Gitarrenstar George Benson beim Nat King Cole-Klassiker 'Straighten Up And Fly Right' als Idealbesetzung am Mikro. Bei Ella Fitzgerald's Hit 'A-Tisket, A-Tasket' wurde gar Ellas Originalstimme aus dem Jahr 1938 in den Song eingefügt. Das finde man, wie man will.
     




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