Reviews 10-11-10 Jazz


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     Fay Claassen - Sing! 
     Challenge Records / Sunny Moon
     
     

    Das zweite Album der holländischen Jazzsängerin mit der Grammy-ausgezeichneten WDR Big Band präsentiert (von Co-Produzent Michael Abene) zwölf nicht zu glatt arrangierte Standards verschiedener Genres. Fay Claassen ist dabei offenbar kein Schatten zu mächtig - sie fühlt sich mit Abbey Lincoln- oder Betty Carter-Vorlagen ebenso wohl wie mit Louis Jordan- und Cy Coleman-Repertoire. Was ungleich mehr überrascht: auch außerhalb des traditionelleren Jazz-Kanons, bei wahrlich nicht einfach zu bewältigenden Stücken von Björk oder Joni Mitchell und bei Brasil-Repertoire von Antonio Carlos Jobim macht die Claassen (auf portugiesisch!) stimmlich eine gute Figur. Technisch sehr beachtlich.
    www.fayclaassen.nl/
     

     
     trio elf - elfland 
     enja / Edel
     
     

    Trio Elf hat ja bekanntermaßen das klassische Format des Jazz-Trios für sich neu definiert, indem bei Club-Musik genauer analysiert wird, die jeweils passenden Elemente eingemeindet und zum Ausgangspunkt für inspirierte Improvisationen gemacht werden. Neu für Trio und Hörer sind diesmal zusätzliche Gesangseinlagen von Special Guest Milton Nascimento, der schon durch zwei seiner Kompositionen auf Trio Elf's Debut "ELF" auf die Band aufmerksam geworden war. Auch brasilianisch beeinflusst sind "Ocean 11" mit Percussionist Marco Lobo und "Casa Do Tom", eine Jobim-Hommage. Auch von House ("Hammer Baby Hammer"), britischem Hip Hop ("The Ave"), US-Punk ("Down") und Grunge ("Sounds In My Garden") ließ man sich inspirieren. Auch wenn´s manchem ein bißchen zuviel Experiment sein mag, so bleibt der Jazz lebendig. www.trioelf.de/
     


     
     
     Kathrin Scheer - Rare
     
     Traumton / Indigo 
     

    Recht vielversprechendes Singer-Songwriter-Jazz-Debüt der Kölnerin Kathrin Scheer. Die sparsame Instrumentalisierung (meist Rhodes, Bass, Percussion) lässt viel Raum für Scheers vielseitige , auch in jungen Jahren schon an diversen Stilen geschulte Stimme (u.a. Siegerin beim Bundes-Rock & Pop-Wettbewerb, Filmmusik-Zusammenarbeit mit Annette Focks). Scheer schreibt sämtliche Stücke und ihre englischen Texte selbst. „Zuerst entstehen immer die Melodien... erst später kommen dann die Texte dazu.“ Ein wiederkehrendes Thema des leicht melancholisch angehauchten Albums ist die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Ganz angekommen ist KS noch nicht (wie auch mit 31?) Track 9 ist nicht ganz sauber gesungen. Play Tracks 2, 4, 8.
    Erste LIvetermine im November. Check out:
    www.kathrinscheer.de www.myspace.com/kathrinscheer
     
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     Ullrich Drechsler Cello Quartet - Concinnity
     
     enja / Edel
     
     

    Der unkonventionelle Bassklarinettist, der seit 1999 als freier Komponist und Musiker in Wien lebt, streift immer wieder mal eine andere „musikalische Haut" über. Im eigenen Ulrich Drechsler Quartet spielen derzeit zwei Celli: „Das Cello und die Bassklarinette stellen für mich zwei der seelenvollsten und emotionalsten Instrumente dar”, sagt Drechsler. Obwohl in dieser Konstellation ein klassisches Harmonieinstrument fehlt, klingt das Ergebnis spannend. Die Celli spielen Baßfiguren und Melodielinien, klingen mal kratzig, mal energetisch, dann wieder melancholisch, während der Baßklarinette natürlich Soloausflüge erlaubt sind.
    Gerade waren sie in München, noch bis in den Dezember hinein sind Drechsler & Co. ständig im deutschsprachigen Raum live zu erleben. Termine: www.ulrichdrechsler.com


    Cecile Verny Quartet - Keep Some Secrets Within
    Minor Music / In-Akustik

    Das Freiburger Quartett um die Sängerin französisch-afrikanischer Abstammung gehört seit mittlerweile zwanzig Jahren zu den verlässlichen Größen der deutschen Jazzszene. Das dokumentiert auch wieder das vorliegende Album mit 14 Eigenkompositionen der Bandmitglieder, inklusive zweier französische Texte und zweier Vertonungen von William Blake-Gedichten. Gegenüber dem klassischen Vocal-Jazz und instrumentellen Soloparts bekommt das Songwriting im Pop- oder Chanson-Kontext diesmal mehr Raum. Cécile Vernys Gesang übernimmt die Führung und trägt die Stücke mit ihrer Ausstrahlung. Auch wenn Sie sogar als Frontfrau noch einige Geheimnisse für sich behält. Im Oktober live unterwegs, am 11.10. in der Black Box im Münchner Gasteig! Watch www.cvg.de. www.cecile-verny.com/

     
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    Benjamin Schaefer - Beneath The Surface enja / Edel

    Nach "Roots And Wings" von 2008 ist das aktuelle „Beneath The Surface“ seit 2004 das dritte Album für den jungen Kölner Pianisten im Trio. Man meint zu hören , wie sehr der Chef mittlerweile mit seinen Mitstreitern Robert Landfermann am Bass und dem Drummer Marcus Rieck, der auch zwei Kompositionen beigesteuert hat, zusammengewachsen ist. In die verbleibenden sieben Eigenkompositionen baut Schaefer immer wieder feine lyrische Passagen ein, der Modern Jazz des Trios ist stets melodisch zugänglich, auch wennn Räume für kammerjazzige Assoziationen geöffnet werden, wird es nie zu abstarkt. Gäste: Holger Werner, Niels Klein, Christoph König, Stephan Braun. http://benjamin.allagainstmusic.de/?p=33

     




     
     
     

    Fredrika Stahl - Sweep Me Away
    Columbia / Sony

    Suédoise de sang et française de cœur...Die 25-jährige Sängerin Fredrika Stahl zog schon mit sweet 17 von Schweden nach Paris und wird seitdem von den Franzosen heftig umarmt - interessanterweise, obwohl sie nur im Ausnahmefall französisch singt. Jazz kommt im aktuellen Angriff vor allem auch auf deutschsprachige Gefilde eigentlich nur noch in Spurenelementen vor. "Sweep Me Away" ist bei den Arrangements des Nouvelle Chanson kräftig borgende Popmusik, die von Fredrikas Jazz-Basis, ihrer wandlungsfähigen Stimme und der schon erheblichen Liveerfahrung der 26-Jährigen profitiert. Zudem stammen alle 13 Stücke aus der eigenen Feder...
    Im November ist Fredrika Stahl auf Deutschland-Tournee und all das live zu überprüfen. Am 20.11. im Münchner Ampere. www.myspace.com/ferdrikastahl
     
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    Joseph Tawadros - The Hour of Separation

     
     enja records / Edel 
     

    Der ägyptischstämmige, australische Oud Virtuose Joseph Tawadros spielt hier mit gestandenen Jazzern vom Schlage John Abercrombie (git), John Patitucci (B) und Jack DeJohnette (dr.). Ergänzt wird die Mannschaft von Josephs Bruder James, der mit 21 ein Virtuose ägyptischer Perkussion ist. Die Aufnahmen des vorliegenden Albums stammen aus dem Frühjahr , als man im Avatar Studio in New York zu Werke ging und 14 Kompositionen von Joseph Tawadros sowie ein Perkussion-Duell zwischen James und DeJohnette einspielte. Mit nur 27 Jahren hat sich Joseph Tawadros als Oud-Meister und Komponist etabliert und vergrößert sein Publikum mit mitreissenden Darbietungen ständig. Und auch "The Hour of Separation" wird seine Position wohl weiter festigen www.josephtawadros.com/


    Brian Simpson - South Beach
    Shanachie / In-Akustik

    Der amerikanische Pianist Brian Simpson hat sich völlig dem Smooth Jazz verschrieben. Der Titelsong des vorliegenden Albums, “South Beach“, wie geschaffen für Floridas Metropole Miami, war in den USA schon ein großer Erfolg und führte die Smooth Jazz-Hitlisten über lange Zeit an. Auf den zehn von Simpson geschriebenen und selbst produzierten Stücken treten neben Gitarrist Peter White und Perkussionist Lenny Castro so illustre Gäste wie Shanachie-Labelkollege Euge Groove am Tenorsaxophon (all over "Lay It On Me") und Miester George Duke himself am Synthie (Solo auf "Old Friends") an. Rundes Album, genrebedingt ohne etwaige Überraschungen. www.bsimpsonmusic.com/


    Florian Ross - Mechanism Marc Copland - Alone Taiko Saito & Niko Meinhold - Koko
    alle: Pirouet Records / Edel LIVE-TIPP!

     




    1 Einige Beispiele aus dem internationalen Katalog des designkundigen Münchener Pirouet-Labels: Zunächst: Mechanism - das Debüt von Florian Ross (als Solo-Pianist) wurde Ende 2009 im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks in Köln aufgenommen und präsentiert gleich 15 Eigenkompositionen (von 17 Stücken). Geloopte Selbst-Dialoge & Monologe wechseln sich ab. Vielfältig klingende Klaviermusik - dennoch homogen. www.florianross.de/ PIROUET LIVE IN DER MÜNCHNER UNTERFAHRT ! 12.-16.10. !!!
    2 Auch "Alone" von 2009 ist ein Piano-Solowerk. Es präsentiert den etablierten amerikanischen "Piano Whisperer" Marc Copland pur, mit zwei Eigenkompositionen und Interpretationen von Joni Mitchell (2x), Mal Waldron, Wayne Shorter oder Bronislaw Caper. Das Landschafts-Cover und die Fotos im Innenteil des DigiPaks stammen vom Münchner (Jazz-) Fotografen Konstantin Kern. LIVE am 15.10. (s.o.) www.marccopland.com
    3 Drittens hat eine Kooperation von 2006 unser Interesse geweckt. Zunächst aufgrund einer reizvollen Instrumentalkonstellation: Vibraphon und Marimba treffen auf das Piano. Die Japanerin Taiko Saito, die in Tokyo und später in Berlin studierte, hat "Koko" im Duo mit dem Pianisten Niko Meinhold eingespielt - "eine Fusion aus impressionistischem Jazz und moderner Klassik". Die Hälfte der Kompositionen stammen dabei von Saito, die andere Hälfte von Meinhold. Takemitsu meets impressionism. Reizvoll. www.taikosaito.net/d002.Project.html
     
     

















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