Reviews World 05-11

    * soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * dvd-special *

     Federico Aubele - Berlin 13
     
     ESL / Warner
    TIPP
     
     
    Bereits das vierte Studioalbum des an dieser Stelle stets gern gesehenenen Gastes aus Buenos Aires. Federico Aubele ist fuer sein aktuelles Werk nach Berlin gezogen, "keine leichte Entscheidung, aber eine grossartige Erfahrung". Die Melancholie, die Anleihen an den elektronischer Tango, die Thievery Corporation-typischen Grooves, die stimmigen Vokalarrangements und die feine akustische Gitarre finden sich weiterhin bei Aubele. In "Berlin 13" steht die Zahl entsprechend dem Tarot inhaltlich fuer eine schwere Krise steht, die es fuer den Argentinier in der fremden Stadt zunaechst zu ueberwinden galt. Wie ueberzeugend das ihm erneut gelungen ist oder ob seine Kritiker mit der Behauptung Recht haben, Aubele wurde auf hohem Niveau stagnieren, dazu sollte sich jeder ein eigenes Bild machen. Derzeit tourt der Mann in Nordamerika. www.federicoaubele.com/

     
     
     
     Cornershop and the Double-O Groove of feat. Bubbley Kaur
     
     Ample Play / Cargo
     
     

    In Bubbley Kaur hat Tijinder Singh die adaequate Muse zur Wiederbelebung von Cornershop gefunden. Dabei stellen deren Punjabi-Texte zu Tijinders Songs ihre ersten Showbiz-Meriten dar! Zuvor hatte die Dame hoechstens am Arbeitsplatz, einem Waschsalon, Gelegenheit zum Traellern. Auch wenn das Album nach ersten vier, fünf Songs etwas abfaellt, koennen sich neben "Topknot", der noch von John Peel geadelten Radiosingle, auch einige der aktuelleren Songs hoeren lassen. Abgerundet wird das Ganze durch ein stimmiges Digipak. Wer auch sehen moechte, wie es im Cornershop zugeht kann sich das Friseurvideo auf der Website von Singh & Co zu Gemuete fuehren.
    www.cornershop.com/


     
    TIPP
     
     
     Afritanga
     
     Various Artists - Trikont / Indigo  
     

    500 Jahre 'resistance against colonial hegemonia" gilt es gebuehrend zu begehen. Da passt es durchaus ins Labelroster, wenn man sich in Giesing - nicht gerade als erstes Label - aktuell den afrikanischen Wurzeln der kolumbianischen Musik zuwendet. Da ist wie stets ein Auskenner als Kompilator taetig (Steen Thorsson (aka DJ Tio Chango) und ausfuehrlich jeder einzelne Song & im reichbebilderten, diesmal sogar dreisprachigen Booklet dokumentiert und eingeordnet. "Afritanga" (Wortspiel aus Afrika und der nationalen Grillplatte Fritanga) springt ein wenig auf den Zug, den Neukolumbianer Quantic, Soundway und andere Produzenten bereits seit Jahren aus der Region abfahren lassen. Nur dass die Autoren & Interpreten der hier versammelten Champeta-Grooves und Neocumbia-Klaenge diesmal vorrangig aufgrund ihres Parts bei der sachten Veranderung des immer noch von Rassismus, Korruption und Kriminalitaet behinderten Alltags in Koumbien ausgewaehlt wurden. p.c.- & Musik-TüV bestanden.
     

     
     
     Imperial Tiger Orchestra - Mercato
    The National Fanfare of Kadebostany - Songs from Kadebostany
     
     beide: Mental Groove - Absynthe Music / Groove Attack
     
     

    Ein Ueberraschungscoup ist das Debütalbum des Genfer Ensembles um Jeoren Visse aus Äthiopien, das bereits in 2010 mit ihrer "Addis Abeba" EP dem goldenen Zeitalter der äthiopischen Musik, den 60er und 70er Jahren, Tribut zollte. Unter dem Eindruck einer laengeren Reise in Visses Heimat fand sich das sechsköpfige Ensemble bald danach im Studio ein, um "Mercato" aufzunehmen. Die Band kombiniert hoechst unterhaltsam Re-Interpretationen von aethiopischen Klassikern mit digitalen Spielereien, die in der Szene von Addis Abeba in den 80er Jahren aufkamen sowie anderen, gar nicht originalgetreuen, aber funktionierenden Zutaten, wie einer Thai-Gitarre. Im Mai in der Schweiz unterwegs - hoffentlich gibt es auch bald mehr deutsche Termine. www.myspace.com/imperialtigerorchestra
    http://imperialtigerorchestra.bandcamp.com/

    Die Schweiz wird noch zur World-Music-Hochburg - noch ein Genfer Thema - vom umtriebigen Mentalgroove-Label. Die Crew um Balkan-Jazzer Kadebostan tritt in Trachten und Kostümen auf und vermischt Weltmusik mit einer Portion Hippie-, aber auch Techno-Attitüde. Wie das zusammenpasst? Der laut Ensemble-Aussage "unelektronische Techno" verleibt sich House Beats, mitteloestliche Gesangslinien, Poprefrains, Balkan-Blaeser, Streicher , Klezmer-Tempowechsel und Lo-Fi-Klaenge ein. Das abenteuerlich bis manchmal auch zusammenhanglos wirkende Ergebnis muss seine Haltbarkeit noch unter Beweis stellen. www.myspace.com/thenationalfanfareofkadebostany
     
    TIPP


     
     
     La Cherga - Revolve
     
     Asphalt Tango / Indigo
     
     

    Neuen Schwung bekommt La Cherga, das im österreichischen Graz lebende & arbeitende Balkan-Underground-Ensemble von Mastermind Nevenko Bucan, durch die neue Frontfrau Adisa Zvekic aus Bosnien. Zudem hebt die Truppe ihre gelungene Oeffnung zu Dub & Reggae wohltuend vom Gestampfe anderer Balkan-Projekte ab. Außerdem ist bei Nevenko, Adisa & Co. die friedliche Zusammenarbeit von Musikern aus ganz Ex-Jugoslawien zu besichtigen:
    Gerade sind La Cherga mit dem Muenchen-Termin in eine Deutschland- & Daenemark-Tour gestartet, an die sich im Sommer noch Festivalauftritte anschliessen werden.
    www.myspace.com/lacherga
     TIPP & LIVE-TIPP

     
     
     Oi! A Nova Musica Brasileira
    Tulipa - Efemera
     
     Various Artists - Mais Um Discos / Indigo * Totolo / Harmonia Mundi  
     

    Die sogenannte Nova Musica Brasileira ist ein weites Feld. Wenn es nach Gilles Peterson vom BBC Radio 1 geht, ist die vorliegende Cd in diesem Zusammenhang geradezu unverzichtbar. Das "junge, wilde" Brasilien wird anhand von nicht weniger als 40 Beispielen ausgebreitet. Die nationalen Errungenschaften Samba, Choro oder Bossa Nova sind weiterhin, auch bei einer juengeren Generation von Musikern die Zutaten, mittels derer Jazz-, Rock- und Pop-Pattern aufgemischt werden. Indie, Post-Punk, New Wave, Electronica und Hip-Hop gehoeren auch in Brasilien zur Klanglandschaft und werden in die NMB eingearbeitet. Da koennen dann neue Mixturen wie Tecno-Guitarrada, House-Brega oder MangueBeat das Licht der Welt erblicken.

    Tulipa Ruiz aus Sao Paulo ist eine der jungen brazilianischen Singer-Songwriterinnen, die zum Kanon der NMB (s.o.) gezaehlt werden. Mit “Efêmera” ist der Tochter des bekannten Musikers & Journalisten Luiz Chagas im letzten Jahr bereits ein erstaunlich ausgereiftes Album voller (meist mit ihrem Bruder Gustavo geschriebenen) Eigenkompositionen gelungen, das nun auch in Europa veroeffentlicht wird - dank der Unterlegung in einem populaeren Computergame. Absolut hoerenswert (das Album, dessen Cover von der Kuenstlerin selbst gestaltet wurde).
    Play Tracks 7-11.
    www.tuliparuiz.blogspot.com
    www.myspace.com/tuliparuiz
     
    TIPP

     
     
     Jarabe De Palo - Y Ahora Que Hacemos? LIVE-TIPP
    Ragga Ragga Ragga 2011
     
     Various Artists - Skip / Soulfood * VP / Groove Attack
     
     

    Spanische Erfolgs-Bands sind nicht automatisch auch Helden im deutschsprachigen Raum. Jarabedepalo, das Ensemble um Mastermind Pau Donés mueht sich mit rockigen Songs, einer spanischen Version von „Je l'aime a mourir“ (Frances Cabrel) und musiziert auch zusammen mit dem aktuellen Best Latin Pop Album Grammy-Gewinner Alejandro Sanz - wozu es auch das erste Video gibt-, Joaquín Sabina aus Andalusien oder mit Singer-Songwriter Antonio Orozco aus Barcelona. Vom Hocker haut uns das dennoch nicht. Fuer Andersdenkende: Im Mai kommt Jarabedepalo auf Deutschland-Tour.
    www.jarabedepalo.com myspace.com/jarabedepalo


    Die 2011er Edition der "Ragga Ragga Ragga"-Reihe kommt wieder einmal mit den neuesten und heißesten Tracks von Jamaikas Hardcore-Helden um die Ecke: Bei den stets im kompetitiven Clinch liegenden Chartsrulern Mavado & Vybz Kartel hat diesmal letzterer mit drei zu zwei Tracks die Nase vorn. Feste Groessen wie Bounty Killer, Gyptian, Elephant Man oder der in Florida einsitzende Buju Banton präsentieren weitere Tunes. Aus Rezensentensicht interessantester Track im etwas einfoermigen Dancehallsound : Spice mit "Jim Screechie". Fuer Augenmenschen gibt es noch eine Extra-DVD Beilage. .

     


     
     
     Watcha Clan - Radio Babel
     
     Piranha / Indigo
     
     

    Watcha Clan, der umtriebige Mestizo- Haufen aus Marseille, hat erneut ein vielsprachiges und vielstimmiges Album fuer die worldweite Fangemeinde am Start. Der bekannt schrankenlose Sound von Sista K, Suprem Clem, Nassim und Matt Labesse mischt auf "Radio Babel" erneut ohne Beruehrungsaengste Balkanblaeser & Zigeunertempo, arabische und israelische Pop-Elemente, Dub & Elektronik, Klezmer- und Chansonanklaenge wie selbstverstaendlich zum typischen Watcha-Clan- Amalgamsound zusammen . Im April ist die bunte Truppe wieder wieder einmal live in Deutschland unterwegs. www.watchaclan.com
    Enhanced Cd incl.Video.

     
    LIVE-TIPP

     
     
     Tamikrest - Toumastin
    La Banda - Musica Sacra Della Settimana Santa
     
     Glitterhouse* Enja / Edel
     
     


    Mali, eine grosse Musiknation. Namen wie Amadou & Mariam, Salif Keita , Habib Koité, Ali Farka Touré oder Toumani Diabaté haben weltweit einen guten Klang. Auch die Tuareg-Blueser von Tinariwen haben sich Achtungserfolge im Westen erspielt. Als deren juengere Ausgabe kann das Septett Tamikrest gelten, das mit "Toumastin" gerade sein zweites Album veröffentlicht hat Gitarrenriffs und traditionelle Tamascheq-Gesaenge mischen sich, als ob das schon seit Generationen so gewesen waere.
    Play Track 8, 10, 11.
    www.tamikrest.net


    Now for something completely different...
    Zu Ostern dies: Die italienische Brass-Band La Banda, bestehend aus mehr als 30 Bläsern (Floeten, Oboen, Klarinetten, Saxophone, Flügelhoerner, Trompeten, Posaunen und Tuba, um nur die bekanntesten zu nennen) spielt auf diesem Album opulent fuer die österliche Karwoche auf - einer Tradition aus dem tiefen Süden Italiens. Die sich hier in andaechtiger Ruhe entfaltenden Stuecke wurden von Generation zu Generation weiter gereicht und begleiten sonst Prozessionen, die wohl bis zurück ins dritte Jahrhundert, zur Heiligen Darstellung des Kreuzweges reichen. Die hier vorliegende Aufnahme dieses uritalinsichen Stoffes stammt allerdings aus der Basilika in St. Denis (Paris).

     

     
     
     Dechen Shak Dagsay - Jewel
    Maria Kalaniemi - Vilda Rosor LIVE-TIPP
     
     Silencio * Skycap / Rough Trade
     
     

    DechenShak-Dagsay ist als kleines Mädchen in die Schweiz gekommen und spricht fließend Deutsch. Die international bekannte Wandlerin zwischen Europa und Tibet , singt Sanskrit-Mantren. Diese Namen und heiligen Silben, werden meditativ benutzt - also vor allem gesprochen, geflüstert und gesungen. Auf dem mit Hilfe erfahrener Studiomusiker (wie Martin Tillmann , Satnam Ramgotra oder Juerg Zurmuehle) & Produzent Helge van Dyk enstandenen Album klingt es manchem vielleicht zu sehr nach exotisch-esoterisch-verbraemtem Wohlklang. Das soziale Engagement der Saengerin in Tibet wird jedoch auch musikalischen Kostveraechtern Anerkennung abnoetigen.
    www.dechen-shak.com/


    Maria Kalaniemi aus Finnland gehört zu den anerkannten Koryphäen auf dem Akkordeon. Weit über ihre Heimat hinaus finden die mit Gefühl und Virtuosität vorgetragenen Geschichten neue Fans. "Vilda Rosor" ist dabei von einer groesseren Bandbreite als seine Vorgänger "Ahma" und "Bellow Poetry" gestrickt, auf denen Maria Kalaniemi alte Runengesänge des finnischen Nationalepos Kalevala einfühlsam und melancholisch vertont. Der größte Teil der Kompositionen rekrutiert sich denn auch aus Traditionals: mittelalterliche Balladen aus dem Mittelalter, finnische Tangos oder Folksongs, denen man mal Naehe zur Cajun-Musik aus Louisiana, mal Verwandtschaft mit Zigeunerweisen attestieren mag. Im April live in Deutschland.
    Play Tracks 3 , 8, 9.

     




     
     
     Nigeria 70 - Sweet Times TIPP
    Ebo Taylor - Life Stories
    Orchestre Poly-Rhythmo - Cotonou Club
     
     Various Artists - alle: Strut / Alive
     
     
     1 Mitte Mai ist es soweit- Duncan Brookers "Nigeria 70"-Serie, wird fortgesetzt, diesmal unter dem Motto "Sweet Times". Geboten werden erneut diverse nie ausserhalb von Nigeria veroeffentlichte Highlife- & JuJu-Perlen, bei denen man gern ueber die mangelhafte Tonqualitaet der meist von Vinylfundstuecken gemastertenStuecke hinwegsieht. www.nigeria70-sweettimes.com
    2 Nach dem Comeback des ghanaischen Gitarristen Ebo Taylor aus dem letzten Jahr veroeffentlicht Strut nun zwei CDs mit Titeln aus der Zeit zwischen 1973 und 1980. Die in den 50er und 60er Jahren noch in hotelkompatiblen Big Band Sound gebetteten "Highlife"-Arrangements werden hier zusaetzlich von Jazz, Soul und Funk geradezu aufgemischt. Auch als Doppel-Vinyl erhaeltlich.
    3 Soundway & Analog Africa haben mit ihren Compilations das Feld bereitet, nun zieht Strut gar mit einem Reunion-Album des Orchestre Poly-Rythmo nach. Ein Teil der Originalbesetzung der wohl bekanntesten Band von Benin war noch aufzutreiben und erntet seitdem weltweit spaeten, aber verdienten Erfolg a la Buena Vista Social Club. Im Fruejahr kriegt womoeglich auch der deutschsprachige Raum live sein Fett weg. www.polyrythmo.com

     
     
      

     
     

    Previous Issue: 2 - 2011 © cinesoundz
    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *