Reviews Jazz 08-12

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     Lionel Loueke - Heritage
     
     Blue Note / EMI  
     
     
    Auf dem neuen, fünften Studioalbum von Lionel Loueke hat sich der Jazzanteil im Verhältnis zur traditionellen westafrikanischen Musik erhöht, obwohl sowohl der Albumtitel "Heritage" seines dritten Werks für Blue Note und Songtitel wie "Tribal Dance","AfricanShip" oder "Gorée" zunächst in eine andere Richtung zu deuten scheinen - letzteres der Name des mehr symbolisch als wirtschaftlich/geschichtlich bedeutsamen senegalesischen Inselhafens, von dem aus Sklaven in die USA & die Karibik transportiert wurden. Der aus einer Mittelklassefamilie in Benin stammende Ausnahme-Gitarrist spezialisierte sich in seiner Ausbildung in Paris schon früh auf Jazz und absolvierte schließlich das Thelonious Monk Institute of Jazz in Kalifornien, spielte aber neben seinen Gastauftritten bei (Blue Note-)Größen wie Terence Blanchard & Herbie Hancock auch immer wieder Musik aus seiner Heimat. Am stärksten ist der `World-Muisic´-Anteil hier noch beim Vocal-Track "Freedom Dance". Ein Themenalbum von einem, der es geschafft hat - in der Alten und in der Neuen Welt. www.lionelloueke.com
     

     
     
     Nils Wogram Septet - Complete Soul
     
     Nwog- Harmonia Mundi  
     
     
    Nils Wogram, einer wohl meistbeschäftigten jungen Posaunisten Europas, veröffentlicht mit seinen verschiedenen Formationen weiter emsig jedes Jahr mindestens ein weiteres neues Album. Mit seinem Septet bringt er aktuell einige der interessantesten Instrumentalisten der deutschen Jazzszene zusammen - als da wären: Claudio Puntin (Klarinette), Matthias Schriefl (Trompete), Frank Speer (Altsaxophon), Tilman Ehrhorn (Tenorsaxophon) , Steffen Schorn (Basslarinette & Baritonsaxophon) & John Schröder (Schlagzeug). Richtig, kein Bass, auch kein klassisches Harmonieinstrument...Da wird bewusst experimentiert und neben dem bläserbestimmten Ensembleklang auch viel Raum für die Improvisation der einzelnen Musiker gelassen. Wograms Kompositionen landen hier unakademisch irgendwo zwischen Gil Evans, Free Jazz und Balkan Brass. www.nilswogram.com
     

     
     
     Albare iTD - Long Way
     
     Enja / Soulfood  
     
     
    Zum Release seines neuen Albums hat Gitarrist und Komponist Albare (Albert Dadon) aus Melbourne den weiten Weg nach München nicht gescheut, kürzlich war er im Nightclub des Bayrischen Hofs mit seinem Sextett iTD (International Travel Diary) live zu erleben. "Long Way" wurde in New York aufgenommen und spiegelt die vielfältigen Einflüsse des in Marokko geborenen Weltbürgers wieder, der im Alter von 12 nach Israel und mit 15 Jahren von Zypern nach Australien kam. Afrika, Südeuropa und der Mittlere Osten fließen hier in einen gefälligen Fusionsound ein, der live noch etwas dynamischer präsentiert werden könnte. Dadon bemüht sich sehr um den musikalischen Austausch zwischen ´Down Under´&´Good Old Europe´, besonders dem einzigartigen Umbria Jazz Festival, das er bereits mehrmals nach Melbourne eingeladen hat., ist er eng verbunden. www.albare.info
     

     
     
     Martin Tingvall - En Ny Dag
     
     Skip / Soulfood
     
     

    Skandinavische Klaviermusik findet weiter hierzulande weiter ihr Publikum. Martin Tingvall, der nach diversen Echo-Auszeichnungen sowie Pop- und Jazz-Charterfolgen mit dem von ihm gegründeten Trio auch international gefragte Pianist & Wahlhamburger aus Südschweden, gewährt auf seinem neuen Solo-Album Einblicke in seine neue, beschaulichere Seite. Melodisch bewährt zugänglich, umspielt Tingvall thematisch vor allem seine persönlichen Natur- und Midsommar-Impressionen, aber auch für sich stehende Erinnerungen wie die an den Stromausfall während eines Konzerts in Harare, Zimbabwe. Live-Konzerte in unseren Breiten sind für den Herbst in Vorbereitung, zwei stehen bereits fest, das erste findet am 17.10. in Hamburg statt.
    www.martin-tingvall.com

     
    LIVE-TIPP

     
     
     Gabriele Poso - Roots Of Soul
     
     Infracom! / Alive
     
     
     
    Der in Sardinien geborene & in Rom ausgebildete Multiinstrumentalist Gabriele Poso spielt regelmäßig mit Kollegen wie Nicola Conte oder Osunlade live. Letzterer ist einer der prominenten Gäste am Mikro auf Posos neuen Album, neben Nailah Porter und Tanya Michelle. Aber auch die weniger bekannte Dionisia Cassiano schlägt sich wacker. Mit House- & Yoruba-Spezialist Osunlade teilt Gabriele Poso auch die Leidenschaft für afrikanische Rhythmen, Latin Beats und Jazz, die Hauptbestandteile von "Roots Of Soul", das erklärtermaßen - bis auf die Vocals der ersten drei Sänger(innen) - großteils `live´ im Blue Room Surbo (Lecce) Studio aufgenommen wurde, um die Energie des Moments einzufangen. Wenn das stimmt, klingen die 10 Eigenkompositionen & 3 Coverversionen aus dem Stand bestechend, sowohl die Vocaltracks als auch die Instrumentals überzeugen. Alle Credits dafür gehen ebenfalls an Poso, der arrangiert, produziert, sowie aufgenommen hat - und auch noch am Mischpult stand. Für ein rundes, nicht zu schweres Sommeralbum. www.gabrieleposo.com
     

     
     
     Ulrich Drechsler Trio - Beyond Words
     
     Yellowbird - Soulfood  
     

    Der nach Wien übersiedelte renommierte Stuttgarter Bassklarinettist Ulrich `Uli´Drechsler, sowie die Österreicher Benny Omerzell (Klavier) und Lukas König (Schlagzeug) bilden das eingespielte Trio auf dem bemerkenswerten Album "Beyond Words", zweimal ergänzt von der israelischen Sängerin Efrat Alony, deren Alt-Stimme besonders mit Drechslers warm & doch leicht gespielter Bassklarinette mischt. Drechsler gibt zu, ein ausgeprägtes Faible für "Schönklang" zu haben und meint zur Besetzung: "Ein Bassinstrument habe ich bewußt weggelassen, damit die Musik "schweben" kann." Grafik Design fürs in Leipzig eingespielte Album & drumherum: Volker Weiss. Auftritte im August & Oktober in Wien, Ende September & erneut Anfang November in Deutschland. Mehr auf www.ulrichdrechsler.com
     
    LIVE-TIPP

     
     
     Cesar´s Salad: The Latin Beat Vol.2
    Jerker Kluge´s Deep Jazz - The Meeting
     
     Perfect Toy / Broken Silence

     
     
    Fürs Debüt "The Latin Beat" von 2009 griffen Conga-Virtuose Cesar Granados & Co. noch ausschließlich auf Fremdkompositionen (von Marcos Valle, Kenny Dorham oder auf Bobby Hepp´s Klassiker "Sunny") zurück. Auf dem jetzt vorliegenden Nachfolger, finden sich neben (teils etwas überraschungsarmen) Evergreens wie "Watermelon Man" von Herbie Hancock, das durch George Benson bekannte "On Broadway" oder "A Night In Tunisia" von Dizzy Gillespie nun auch eigene Stücke: Jazziger Latin Beat, wie im Titel versprochen, mit mal afro-kubanischer, mal souliger Note. Mit dabei: Jo Junghanss (Piano), Hajo von Hadeln an den Drums und - last but not least - der umtriebige Münchner Kontrabassist & Perfect Toy-Labelchef Jerker Kluge (Hi-Fly Orchestra, Cosmic Groove Orchestra u.a.).

    Auf dessen, mit seiner mittlerweile insgesamt achtköpfigen Formation Deep Jazz eingespielten Album "The Meeting" versucht man sich wie schon beim ersten Wurf "Heaven & Earth" mit frischem Ton und etwas ungewöhnlicher Besetzung (u.a. Harfe, Saxophone, Bassklarinette & zweistimmiger weiblicher Gesang von Julia Fehenberger & Andrea Hermenau) am 60er Blue Note- & Impulse-Erbe. Hier sind es sogar neun Eigenkompositionen Kluges, neben zwei Coverversionen (dem herausragenden "Little Sunflower" von Freddie Hubbard und einem Stück von Rahsaan Roland Kirk). Die Aufnahmen fanden im Anschluss an ein erfolgreich absolviertes Konzert im Studio 2 des Bayrischen Rundfunks Ende 2010 statt.
    www.perfecttoy.de
     

     
     
     Previous Issue: 6/7 - 2012 © cinesoundz 2012

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