Reviews Jazz 12-12

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * x-mas *

 
The Bryan Ferry Orchestra - The Jazz Age
 
 BMG Rights Management / Rough Trade TIPP!
 
 
Gelungene Überraschung zum eigentlich anstehenden 40-jährigen Roxy Music-Jubiläum: Stilikone Bryan Ferry singt auf diesem ganz dem Sound der "Roaring Twenties" verschriebenen Projektalbum keinen einzigen Ton. "I wanted my songs to have an alternative life, a life without words." Das funktioniert im Dixieland-Gewand insbesondere beim Opener "Do The Strand" (von 1973) und "Don´t Stop The Dance" (von 1985) auf Anhieb hervorragend, das verschleppte "Love Is The Drug" ist dagegen zunächst kaum wiederzuerkennen, gewinnt aber mit mehrmaligem Hören. Man erinnert, dass Ferry sich ja schon einmal die 30er Jahre vorgenommen hatte. Die Band unter der Leitung von Pianist & Arrangeur Colin Good, die ihn zur Jahrtausendwende auf "As Time Goes By" begleitete, macht auch hier ihre Sache gut. Produziert von Bryan Ferry und Rhett Davies - Prognose: Fun-Projekt mit langer Haltbarkeitsdauer.
 

 
 
 Eberhard Weber - Resumé /
Jan Garbarek/Egberto Gismonti/Charlie Haden - Magico - Carta de Amor
 
 beide: ECM / Universal AUSSTELLUNGS-TIPP!
 
 
 
Neues Material von Eberhard Weber? In gewissem Sinne, denn die von Weber aus 15 Stunden überleitender Bass-Soli mit der Jan Garbarek Group selbst ausgewählten, teils ursprünglich unbegleiteten, in fünf Fällen mit Neuaufnahmen von Garbarek und Michael di Pasquia ergänzten Live-Takes gab es in dieser Form noch nicht auf CD. Die einfach mit den Namen der Auftrittsorte betitelten Aufnahmen, bei denen der Beifall meist bewußt abgeschnitten wurde, stammen aus der Zeit von 1990 bis zu Webers Schlaganfall 2007, sind aber nicht chronologisch angebordnet. Dem Klang von Webers speziell für ihn gebauten, 5-saitigen Elektro-Kontrabass nachzuspüren, ist erneut ein Vergnügen. Das Booklet enthält 10 Seiten aufschlussreiche Bemerkungen Webers zu seinem "Resumé" sowie wie stets Artwork seiner Frau Maja.
Und gleich noch einmal Jan Garbarek live. Diesmal im gleichberechtigten Team mit Bassist Charlie Haden sowie Gitarrist & Pianist Egberto Gismonti. Produziert wurden die Aufnahmen vom April 1981in Oslo von ECM-Chef Manfred Eicher. Interessanterweise stammt der Mitschnitt aber aus dem aktuell in seinem Weiterbestand bedrohten, architektonisch so interessanten Münchner Amerikahaus, Auftritte von Ralph Towner oder des Art Esemble of Chicago an gleicher Stelle wurden von ECM bereits im Lauf der Jahre veröffentlicht - die Aufarbeitung weiterer Aufnahmen aus den 70er & 80er Jahren in dieser absolut erhaltenswerten Location ist angekündigt. Eine - gar nicht so kleine - ECM-Solidaritätsadresse zur rechten Zeit. Und ebenfalls sei an dieser Stelle auf die noch bis 10.2.2013 im Haus der Kunst, München, laufende Ausstellung "ECM-A Cultural Archaelogogy" hingewiesen. www.ecmrecords.com
 

 
 
 Eric Truffaz Quartet - El Tiempo De La Revolucion /
Monk - A NYC Tribute feat. Jimmy Cobb & Randy Brecker
 
 Blue Note / EMI * Jazz´n Arts / In-Akustik
 
 
 
„El Tiempo de la Revolución“ ist schon das zehnte Album des Quartetts um den Schweizer Trompeter für Blue Note. Zunächst überraschend, daß die junge Schweizer Sängerin Anna Aaron (die Truffaz & Quartet bei der „In Between“-Tour als Support-Act begleitet hatte) auf drei Stücken am Mikro steht: „Blue Movie", „A Better Heart“ und „Blow Away“. Doch Truffaz & seine Mitstreiter waren Kollaborationenn, insbesondere aus dem Populär-Bereich, noch nie abgeneigt, was den Sound des Quartets wenig ausrechenbar macht und bis heute frischhält. Ansonsten hier mal sphärische, mal dynamische, immer ungemein dichte Instrumentals mit Truffaz´ Trompete im Zentrum.
www.erictruffaz.com

August Wilhelm Scheer, mit der nach ihm benannten Stiftung ein Förderer der Jazzszene und selbst Baritonsaxophonist, hat sich in New York mit Drummer-Routinier Jimmy Cobb (u.a. diverse Miles Davis-Alben) zusammengetan, um das Werk eines Dritten zu würdigen: Thelonious Monk, legendär einflußeicher Pianist & Komponist den Scheer selbst als "merkwürdige und skurrile Persönlichkeit" erlebt hat, "und neben Duke Ellington als wichtigsten Jazzkomponisten." "Round Midnight" gibt es auf dem vorliegenden Album mit einem weiteren Star, Randy Brecker an Trompete & Flugelhorn (und dem Arrangeur Gunnar Mossblad am Tenorsaxophon) zwar nicht zu hören, doch auch so fühlt man sich fast funkig & locker an den großen, vertrackten Monk herangeführt. Grafisch dominiert das Taxi-Gelb des Big Apple. Eine runde Sache.
 



 
 
 Eivind Aarset - Dream Logic
 
 ECM / Universal
 
 

Im November war der norwegische Gitarrist mit seinem aktuellen Album "Dream Logic", dem ersten auf ECM, schon in Deutschland zu erleben. Gleichwohl hat Eivind Aarset schon vorher zu zahlreichen ECM-Aufnahmen beigetragen - u.a. bei Nils Petter Molværs "Khmer", Arve Henriksen, Andy Sheppard oder Jon Hassell. Der Weggefährte von Molvaer & Bugge Wesseltoft, auf dessen Jazzland-Label Aarsets bisherige Alben erschienen, begann als Heavy Rock-Gitarrist, was bei den ruhigen, sich sehr langsam entwickelnden Gitarrentexturen von "Dream Logic", die zu schweben scheinen, heute fast kaum zu glauben scheint. Mit seinem Co-Komponisten Jan Bang, der auch Samples beisteuert, geht Aarset bei seinen Klangmalereien (elektronisch) über das normale Gitarrenspektrum hinaus, auf eine für den Hörer lohnende, meditative Entdeckungsreise.


Monika Roscher Bigband - Failure In Wonderland
Enja / Soulfood

Beim Zündfunk im BR-Obergeschoß hat man diese Newcomer schon ins Herz geschlossen. Der Sound dieser erst seit einem Jahr miteinander musizierenden, 18-köpfigen bayrischen Big Band unter der Leitung der 28-jährigen, fränkischen Gitarristin Monika Roscher setzt sich zumindest über mehrere Genregrenzen hinweg. Zwar gibt es hier Blechbläser, die aber weniger für Swing zuständig sind, als vielmehr gleichberechtigt neben elektronischen Beats, Rockdrums & E-Gitarren-Soli, Klavier und MRs Gesang stehen. Zwischen poppigen Passagen und freejazzigen Klangclustern bewegt sich dieser Indie-Jazz, den man wohl auch einmal live unters Auge nehmen sollte.
www.monikaroscher.com
 TIPP







 
 
 Sun Ra - The Nubians of Plutonia / Bukky Leo & Black Egypt - Anarchy  
 Solar Records / Hamonia Munid * Agogo / Indigo
 
 
 
Den exotisch-eklektischen Jazz des Sun Ra Arkestra muss man scheibchenweise entdecken. Gute Gelegenheit dazu bietet der vorliegende Re-Relase, der zwei Alben von 1958/59 & 1961 vereint - das ursprünglich als "The Lady With The Golden Stockings" veröffentlichte "Nubians Of Plutonia", das später mit dem jetzt gezeigten Cover von Richard Pedreguera wiederveröffentlicht wurde, sowie das erste nach der Umsiedlung von Chicago nach NY aufgenommene Album Bad And Beautiful". Von afrozentrischen Percussionorgien, Chants bis hin zu swingenden Uptempopassagen ist hier schon so Einiges geboten vom Arkestra. Das Ensemble besteht übrigens auch nach dem Tod seines Leaders (1993) weiter und tritt weltweit auf.
www.elrarecords.com/main.html

Dann meldet sich auch eines der ganz wichtigen Verbindungsglieder zwischen Jazz & Afrobeat mit einem neuen Album: Der nigerianische Saxophonist Bukky Leo (Tony Allen, Fela Kuti, Roy Ayers) kehrt zu seinen Anfängen zurück & spielt modernen Afrobeat. BL pendelte stets zwischen den Kontinenten, ob er in London mit Hip-Hop, Bebop, Northern Soul und Acid Jazz neue Einflüsse aufsog oder in den 90ern nach Ägypten reiste und seine Band Black Egypt gründete. Mit Produzent Dennis Bovell (Slits, Bananarama, Sade) entstand aus BLs Kompositionen & Arrangements die vorliegende energetische Mischung, zu der bei einzelnen Tracks wie der Single "Skeleton" zudem DJs wie Gilles Peterson, Simbad oder Koichi Sakai beitragen. www.bukkyleo.com
 



 
 
 Blank & Jones - Relax - Jazzed
 
 Various Artists - Soundcolors / Soulfood
 
 

Für die vorliegende "Jazzed"-Ausgabe ihrer Relax-Serie taten sich Blank & Jones mit Julian & Roman Wasserfuhr zusammen. Entstanden sind "Remixe" unter Zuhilfenahme des Trompetenspiels von Julian Wasserfuhr und der Klavierklänge seines Bruders Roman. Die Aufnahmen entstanden nach etlichen Skizzen im Wasserfuhr-eigenen Studio in Hückeswagen. Dazu kam
auch der deutsche Jazzgitarren-Virtuose Bruno Müller wieder dazu, der seit dem ersten Relax- Album dabei ist und den Kontakt zu den Brüdern herstellte. Durchaus angenehme (Jazzlounge-) Klänge, nur die New York-Assoziation im Booklet erschließt sich hier (anders als beim obengenannten Monk NYC-Projekt) klanglich nicht zwingend.
www.blankandjones.com
 
 
 
 Dionne Warwick
 
 Essential - Orchard / Alive

 
 
Jazz ist hier nur eine der Ingredenzien, aus denen die kongenialen Entdecker von Dionne Warwick, Burt Bacharach und Hal David (u.a. für die 1962er Debütsingle "Don't Make Me Over" zuständig) ihr unvergleichliches Songwriting-Handwerk formten. Dionne Warwick hatte später auch mit den Bee Gees, Luther Vandross, Isaac hayes oder Stevie Wonder Erfolg, dennoch bleiben Bacharach & David ihre wichtigsten Förderer & Kollaborateure. "Over 50 years of recording with them, I've built up a little trust in their decisions." Sie ging daher für "Now" daran, jeweils 2 von den Komponisten vorgeschlagene Tracks erstmalig zu singen: Bacharach's 'Love Is Still The Answer" und "'Is There Anybody Out There?", sowie David's "It Was Almost Like A Song" and "99 Miles From LA".
 

 
 
 Previous Issue: 10/11- 2012 © cinesoundz 2012

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