book 03-2014

* soundtrack * crossover * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

 Alex Webb - Karibik * film * comic * book *
 Mare Buchverlag
 
 

Ohne Frage nimmt man dieses Buch gern zur Hand, schon wegen der sorgfältigen Verarbeitung, inklusive Druck auf LuxoArt-Samt-Papier. Mare-Verleger Nikolaus Gelpke hat für diesen konzeptionellen Blick auf die Karibik "jenseits eines Postkarten-Arkadiens" allein auf Bilder des vielfach preisgekrönten Magnum-Fotografen Alex Webb zurückgegriffen. Der konzentriert sich in seinen dunklen, farbigen, oft bis zur Unschärfe körnigen Aufnahmen ganz auf die Menschen und macht damit die Aufteilung des Buches in diverse Inselkapitel eigentlich überflüssig. Zumal auf genauere Ortsangaben eh verzichtet wird - weder Tourismus noch Strandklischees waren gefragt, auch Gesichtsstudien fehlen hier. Webb sucht die Atmosphäre im Alltag, in den Hinterhöfen und in der Körperhaltung seiner oftmals in Wartehaltung festgehaltenen Protagonisten. "Wenn es je möglich ist, in einem Foto-Buch wirklich eine Reise anzutreten, zu riechen, zu schmecken, zu hören, in Schwingung zu geraten, so ist dies das Buch.", meinte bei Erscheinen der weitgereiste Roger Willemsen. Kleine Einschränkung: mit der im hinteren Buchdeckel etwas lieblos in Plasikhülle aufgeklebten, vom (u.a. "Zeit" & "Freitag"-Journalisten Jürgen Ziemer eklektisch zusammengestellten "Pachanga"-CD, deren Tracklisting nur auf dem Rohling aufgedruckt ist, gelingt dies kaum - ungleich lohnender der vertiefende Blick in den "Mirror To The Soul" aus dem Hause Soul Jazz. www.mare.de

 



 
 ABBA
 National Geographic
 
 

Das zweite "Waterloo" brach 1974 über Europa herein. Zum 40-jährigen ABBA-Jubiläum gibt es nun das erste offiziell von allen vier Bandmitgliedern autorisierte Buch. Das geht in die Vollen - mit mehr als 600 Bildern auf 400 Seiten. Der Bedarf nach intimen Einblicken in den Alltag von Annafrid, Benny, Björn & Agnetha war so enorm, dass neben klassischen Band- & Auftrittsfotos, auch massenweise Schnappschüsse von den Ikonen abseits der Bühne entstanden. Diese stammen aus allen Karrierephasen - von den Anfängen der Herren in den 60ern bei den Hep Stars oder den Hootenanny Singers und den Solo-Singles der Damen, über die Welterfolge von ´72 bis ´82 und die folgende lange Zeit nur vereinzelter Solo-Projekte, bis hin zur Stockholmer "Mamma Mia"-Premiere 2008 und dem Release von Agentha Fältskogs Album "A" aus dem Vorjahr. Gerade die blonde Sängerin hatte sich zeitweise von Ihrer Abba-Vergangenheit geradezu distanziert und war ins Private geflüchtet. Die persönlichen Kommentare dürften für den lange darbenden Fan das Salz in der Suppe sein. Wer nach diesem opulenten Kaffeetisch-Beschwerer noch Verlangen nach mehr verspürt, findet vielleicht im Stockholmer ABBA-Museum Erlösung.

 

 Welt Reise Geschichten
 SZ Edition
 
 

Jochen Temsch, Herausgeber des vorliegenden Sammelbandes mit den erklärtermaßen besten Reisereportagen aus der Süddeutschen Zeitung, war 2010 Mitautor vom "Reisebuch" und ist in Ausübung seines Berufes in freier Wildbahn u.a. sowohl deutschen Pflegebedürftigen als auch Braunbären in Alaska so nahe gekommen, dass er sie schmatzen hören konnte. Er leitet mittlerweile die Reiseredaktion der SZ. Mit ihm haben für ihre "Welt Reise Geschichten" über dreissig weitere Autor(inn)en den Globus bereist - von West nach Ost, von Nord nach Süd. Wohin genau, sieht der Leser zu Beginn des Buches auf einer Weltkarte (anstelle eines Inhaltsverzeichnisses). Neben Rio oder Paris, die der eine oder andere noch gefunden hätte, grüßen hier auch Hallo Bay, Grantown on Spey, Harbin (wo Peking-Korrespondent Kai Strittmatter doch nicht die Spucke im Flug gefriert), Gondar oder Hinchinbrook Island. Auch wenn Temsch im Vorwort "Für Unterwegs" konstatiert, dass es weniger um die Schlagbäume, als vor allem um die Menschen dahinter gehe, scheinen diese Reiseberichte global doch einigermaßen paritätisch verteilt - obwohl Sibirien, Kanada und Westafrika leer ausgehen. Obwohl auch mal eine Doppelseite fürs Foto freigeräumt wird - mehr ein Wort- als ein Bildband. Erhältlich ist das Buch im Handel und natürlich auch im verlagseigenen Shop.

 

 
 George V. Higgins - Die Freunde von Eddie Coyle
 Kunstmann
 
 

Waffenschieber Eddie `Fingers´ Coyle hat akute Probleme. Mehr als mit seinen üblichen, riskanten Lieferungen, die ihren Anteil an einer aus dem Ruder laufenden Serie von Bankrauben haben. Entweder er wandert in den Bau oder verpfeift seine Kunden. So einfach ist das für die Polizei. Doch wer von den Mobstern soll in diesem Szenario dran glauben, ohne dass Eddie um sein Leben fürchten muss? Dieser beiderseits des Atlantik hochgelobte Krimi des 1999 verstorbenen (Staatsanwalts!) George V. Higgins packt den Leser - auch in der deutschen Übersetzung von Dirk van Gunsteren - über die lässigen, gern auch mal mäandernden Dialoge aus der Unterwelt. Frei nach dem `New Yorker´: "Jemanden vollzuquatschen ist meist nur das dunkle Vorpsiel, ihm das Genick zu brechen." Und - der Leser ahnt es bereits - für Eddie Coyle - im Gegensatz zu manchen seiner sogenannten Freunde - geht die Sache nicht wirklich gut aus. www.kunstmann.de


Eine Meer Ist eine See Ist ein Ozean Rolf Bernhard Essig - Mare Buchverlag

Fantasie und Widersprüche bei der Betitelung der globalen Gewässer waren & sind allein im deutschen Sprachraum sozusagen uferlos. Demzufolge erfährt der Leser als Resultat der zweiten maritim-etymologischen Spurensuche von Rolf-Bernhard Essig (nach "Butter bei die Fische") nicht nur, "wie Ärmelkanal, Rossbreiten und Ochsenbauchbucht zu ihren Namen kamen", sondern noch so Einiges mehr. Etwa, dass der manische Zamonier Walter Moers den Malmstrom gar nicht erfunden hat - oder die Bedeutung von "Bab el-Mandeb". Zu einem `Tor der Tränen´ wird die fleissige Anhäufung von immer neuen Meerbuchstabenausstülpungen keinesfalls, doch mehr als zum Durchlesen am Stück eignet sich "Eine See ist ein Meer..." (hoppla, es war ja umgekehrt) wohl eher zum anekdotischen Sich-immer-mal-wieder 1,2-Seiten-Weitertasten - kurz vor dem Einnicken in der Kajüte oder beim Deck-Chair-Travelling während der nächsten Ozean-Überquerung. www.mare.de

 


 
 Styleguide Berlin - London - New York
 National Geographic
 

 

Wer den Stil einer Stadt erfassen möchte, darf sich mit Sightseeing allein nicht zufrieden geben, sondern muss buchstäblich einen Blick in ihr Inneres werfen. Die Autorinnen der styleguide Reihe, allesamt in den jeweiligen Städten ansässig und in kreativen Berufen tätig, haben Touren zu liebevoll bis skurril eingerichteten Läden, innovativen Cafés und extravaganten Restaurants zusammengestellt, in denen Spezialitäten, Kuriositäten und schöne Dinge die Herzen all jener höher schlagen lassen, die das Besondere lieben. Allein schon die Bücher selbst sind - passend zur Thematik und für Reisefhrer eher ungewöhnlich - aufwendig gestaltet: Die Einbände machen mit Reliefstruktur das Straßenraster von New York, das U-Bahn-Liniennetz von Berlin und das Kreuz der britischen Flagge haptisch erfahrbar. Im Inneren erinnert die Kollagegestaltung an beklebte Reisetruhen, mit Tickets und Quittungen unterlegte Reisetagebücher oder zerknitterte Luftpostbriefe. Zusammen mit dem dicken rauen Papier, welches Farben nur gedämpft wiedergibt, entsteht ein sinnlicher Rahmen im Vintage-Look für einen visuellen Einkaufsbummel vorab. Der Fokus liegt bei den styleguides tatsächlich auf den Bildern, der Text beschränkt sich auf Kurzbeschreibungen der Locations. Wobei es Designjournalistin Sibella Court schafft, ihre New York-Tipps mit einem persönlichen Schreibstil aufzupeppen. Allerdings teilt sie - anders als die Autorinnen der übrigen Städte - ihre Shopping-Trips nach Themen ein wie `Mode & Textilien´ oder `Kunst & Design´ - und jagt ihre Leser damit mehrmals quer durch die Stadt. Bei einer Metropole von der Größe New Yorks doch ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Praktikabler und in der Umsetzung schlussendlich auch interessanter ist die Gliederung in Stadtbezirke bei den Bänden London und Berlin, wo die Autorinnen ihren Lesern innerhalb eines Tourenvorschlags den Weg zu den unterschiedlichsten Läden und Pausenstationen weisen. gb www.nationalgeographic.de


Josef Zotter - Kopfstand mit frischen Fischen
Zotter Schokoladen Manufaktur

Ohne Frage ein Erlebnis, mit dem überbordenden Phänomen Josef Zotter in seinem Schokoladewerk in Bergl bei Riegersburg in der Steiermark zusammenzutreffen. Der sprudelt vor sich hin - nicht nur zu Feinheiten der Schokoladenproduktion, sondern auch zu Fair Trade & Biolebensmitteln, Salat & Glitzerwelt, Penisverlängerung & Rente. Der Schober und der Wildner Wolfgang, erklärtermaßen langjährige leitende Redakteure renommierter steirischer Business-, People- und Lifestyle-Magazine, schaffen es als Interviewer und Ko-Autoren des seit 2013 vorliegenden Bandes selten, den Rede- und Ideenfluß Zotters in kompakte, lesefreundliche Bahnen zu lenken. Irgendwo auf den fast dreihundert, im gelb-schwarzen Schutzumschlag verpackten Seiten, in einem der mehr als drei Dutzend Kapitel, mit denen die Wolfgangs im Wortsinne vorm Zotter Sepp kapituliert haben, klingt das resigniert ´Zotter gegen den Rest der Welt´, oder wirr, wie im Titel "Kopfstand mit frischen Fischen". In der Tat muss der Leser das Buch alle paar Seiten auf den Kopf stellen (wie es Chocolatier Z mutmaßlich mit den Konventionen des Marktes macht), will er in der `Zotter-Pedia´ mehr über die Zulieferer und Sortimente der Manufaktur, den Schoko-Schocker, den Essbaren Tiergarten oder Zotters Leib- & Magen-Grafiker Andreas h. Gratze lesen. Die letzten 20 Seiten sind (dann wieder `richtig herum´) dem Zotter´schen Ideenlabor gewidmet, mit dem sich der Mann wohl vor allem aus der zwischenzeitlichen Krise manövriert hat: u.a. Himbeer-Tittis & Eierstöcke, Schoko-Börgler oder Glaskonfekt, hauchfeines Chocolin oder Schoko-Zahncreme aus der Tube. Was davon auf dem selbstironisch inszenierten Ideenfriedhof von Bergl landet, wird die Zukunft weisen - Big Z sucht die zunächst (auch) in China.
www.zotter.at

 








 

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