reviews 28 - 8-9 - 06 - catalog

     
    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electronica * world * audiobook *

    Diana Ross - The Blue Album
     
     Motown / Universal  
     

    1972, auf dem Höhepunkt des Erfolges mit dem "Lady Sings The Blues"-Billie Holiday-Biopic nahm Motown-Tycoon Berry Gordy für seinen Star Diana Ross einen Kurswechsel In Richtung Pop vor, der für eigentlich als Jazz-Nachfolgealbum vorgesehene weitere Hommage-Aufnahmen im Stile Billie Holidays das vorläufige Aus bedeutete. Erst jetzt erblicken diese von der Ex-Supremes-Lead-Sängerin bemerkenswert interpretierten Standards in Form des Blue"-Albums wieder das Licht der Fachwelt, die sich nun erstaunt die Augen darüber reibt, daß über 30 Jahre lang offenbar niemand in der Branche auf die Idee kam, mit diesen Perlen noch etwas anfangen zu können. Ross´ feine, klare, dabei nicht allzu voluminöse Stimme gewinnt den zurückhaltenden Arrangements von Producer Gil Askey neue Facetten ab. Liner Notes von David Ritz.
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    Garland Jeffreys - I´m Alive

    Universal

    Als letzter Act beim diesjährigen Bardentreffen Nürnberg 2006 legt sich der Rückkehrer erstmal kurz mit dem Mixer an, um sich dann angesichts der erwartungsfrohen, stetig wachsenden Audience zu besinnen und im Laufe des Abends in alte Form zu singen und zu spielen, auf die man nach dem Auftritt in Wim Wenders Blues-Doku "The Soul Of Man" nach langer Funkstille wieder hoffen konnte. Mit der kürzlich erschienenen, um zwei neue Titel ergänzten Best-Of-Kopplung "I'm Alive" gibt es nun auch eine erste Konserve zur Rückmeldung. Einer der neuen Titel heisst sogar "Return Of The Matador". Und auch wenn man sich bei dieser Gelegenheit einige andere, bisher nur auf (Bonus)-Vinyl erhältliche Songs wie "Lovers Rock" auf die Cd gewünscht hätte, ist das Album als Vorbote von Reissues der alten Alben oder gar neuer Studioaufnahmen willkommen.
     

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    Moondog - Rare Material

    Roof - Indigo

    Obwohl das eingespielte Werk des blinden, kauzig-genialen amerikanischen Komponisten Louis Thomas Hardin aka Moondog bereits recht umfangreich dokumentiert ist, hat sein Verlag ( bzw die angeschlossene Record Company) Roof zwei Jahre nach "The German Years" zum 90. Geburtstag des 1999 von uns gegangenen Rauschebarts noch einmal erstaunliches Archivmaterial ans Licht befördert, das es eben doch gut mindestens ein Jahrzehnt nicht mehr gegeben hat: CD 1 bietet einen über 14 repetitive "Big Band" Aufnahmen reichenden bemerkenswerten (zuweilen an Michael Nyman erinnernden) Spannungsbogen. Auf der zweiten CD werden heterogenere Aufnahmen aus vier Jahrzehnten versammelt: Kammermusikalisches, Perkussivesm, Orgelklänge und Froschquaken, bis der mehr als 8-minütige "Moondog Monologue" das gelungene Doppelpack beschliesst, das im Booklet noch mit philosophischen Betrachtungen Moondogs aufwartet. Erklärtermassen sind Hunderte(?) von Moondogs Kompositionen nie aufgenommen worden - was alles mag da noch der Entdeckung und Interpretation harren ? Roof, bitte kommen... www.moondogscorner.de

    The Essential Harry Belafonte

    RCA / SonyBMG
    Da macht sich die Fusion von Sony & BMG doch mal bezahlt: Die feine, von Harry Belafonte selbst autorisierte "Essential"-Zusammenstellung aus dem umfang- und facettenreichen Repertoire des Sängers, Schauspielers und Unicef-Botschafters konnte sowohl auf die RCA- als auch auf alle CBS-Aufnahmen zurückgreifen. Bei der abwechslungsreichen Tour durch Belafontes Karriere wurden 37 Tracks aus der zeit von 1952 bis 1977 berücksichtigt und im Booket minutiös dokumentiert. Von Welthits wie "Banana Boat Song (Day O)", "Jamaica Farewell", "Matilda", Angelina" und "Island in the Sun" bis zu Offenbarungen wie "Delia". Auch wer Belafonte als samtigen Calypso-Schnulzier abgetan hat, wird durch die Bandbreite dieses Ausnahmekünsters eines Besseren belehrt - etwas von Belafonte gehört in wirklich jede Sammlung.
     





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    The Neil Young Collection
     
     Reprise / Warner  
     
     Jüngst wurde in Jonathan Demmes gerade in den USA auf DVD erschienem Konzertfilm "Heart of Gold" der Neil Young Marke Nashville portraitiert (und u.a. in Sundance und dem Münchner Filmfest gebührend gefeiert) - Nur eine von mehreren Inkarnationen des gebürtigen Kanadiers im Laufe seiner bald über 40-jährigen Karriere - seit den Sechzigern mit Buffalo Springfield , später mit CSN & Y sowie seiner elektrifizierten Brachial-Backing-Band Crazy Horse zählt Young längst zu den lebenden Legenden der amerikanischen Populärmusik und sang sich kürzlich noch mit "Living With War" eine Art politischer Kehrtwende contra US-President von der Seele. An Protestsong, Folk, Bluesrock, Soul, Garage, Feedback-Noise und sogar Elektronik hat Young sich mit seinem unverkennbar hohen, wackligen Organ bereits abgearbeitet und ist dabei solo stets Reprise Records treu geblieben, die das Denkmal nun nicht ganz uneigennützig mit einer Re-Release-Kollektion seiner wichtigsten Alben incl. neuer "Best of"-CD sowie Veröffentlichung einiger Konzert-Aufnahmen auf DVD würdigen (Videography), darunter natürlich das epochale Live-Ereignis "Rust Never Sleeps". Aus diesem Meilenstein bleibt neben den zwischen überdimensionalen Verstärker-Aufbauten herumwuselnden Star Wars-Kutten-Helferlein und orgiastischen Crazy Horse-Gitarren-Breitseiten in einem aktuell miserablen bisherigen August das Live-Wolkenbruch-Abwende-Mantra "No Rain!" für immer im Gedächtnis. Musikalisch scheint bei Young aber eh meist die Sonne. Wer sich noch nie mit dem riesigen Katalog des streitbaren Herrn auseinandergesetzt hat, hat jetzt mehr Gelegenheit denn je.  
     www.neilyoung.com  
     

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    Bill Wyman - A Stone Alone
     
     Sanctuary Midline

     
     
    Bill Wyman, seit Beginn der 70er mit seinem Part bei den Stones - als Bassmann ohne kreative Einspruchsmöglichkeiten gegenüber dem übermächtigen Songwriter-Duo Jagger/Richards - zunehmend unzufrieden, verfolgte seit den Aufnahmen zu seinem 1974 veröffentlichten ersten Soloalbum offensiv eigene kreative Ambitionen, die letztendlich auch zu seinem lange geplanten Ausstieg Anno ´93 führten. Das Sanctuary-Doppelalbum zeichnet mit der ersten CD die musikalische Entwicklung der vielseitigen Interessen Wymans bis hin zu Elektronischem, aufschlussreich im Booklet kommentiert, nach. Mit der zweiten Cd werden neuere Live-Aufnahmen seiner beiden Spass-und Tour-Formationen Willie & The Poor Boys und The Bootleg Kings beigegeben, die außerhalb von Stones-Alles-Egal-Was-Sammlern und (White) Rhythm- & Blues-Die Hard Fan-Kreisen auf weniger Interesse stossen werden.

     

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     Robert Fripp - Exposure  
     Various Artists - Little Teddy Recordings

     
     

    Robert Fripps 1979er Solo Debüt Exposure wird als Klassiker gehandelt. Als Folge von Fripps Abkehr von King Crimson und dem Musik-Business generell sowie seiner Arbeit mit David Bowie und Brian Eno steht das Album in der Tat mit seinen von Gastauftritten und Gesangs-Höchstleistungen (Daryl Hall, Peter Gabriel) geprägten Songs, Sprachfetzen und Frippertronics-Soundcollagen als oft anstrengender ,sperrig-heterogener Art-Rock-Monolith in den Büchern der Musikhistorie. Die neue Doppel-CD-Ausgabe besteht dabei aus dem originalen 1979er Release (CD 1) und dem 1983er Remix mit zusätzlichen 3 bislang unveröffentlichten Stücken auf Cd 2 - eine der wichtigsten Platten aus den spannenden Endsiebzigern vorbildlich aufbereitet.
     

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