reviews 28 - 8-9 - 06 - electronica

    electronica :


    Bouzou Bajou - Juke Joint II
    K7 / Rough Trade

    In schönem Wechsel folgt einem regulären Boozoo Bajou-Album eine Platte mit Track-Favoriten, versetzt mit eigenen Remixen. "Juke Joints" gab und gibt es im Süden der USA als Hang-Out und lautstarke Blues-Treffs für die meist schwarze Landbevölkerung. In dieser Tradition steht, was uns die beiden Nürnberger hier vorstellen, angefangen mit dem (weissen) Swamp-Rock-Oldie Tony Joe White im BB-Remix, DJ Day, Alice Russell - fein, fein - Bei Track Nr. 4 hakt es erstmals, der Wiener Urbs hat leider den Finger zulange auf dem Knopf mit dem Gesangssample gelassen, kann er eigentlich besser. Der Sänger der "Meters" ist gar nicht weit weg von Van Morrison (und der hat ja auch Soul..), bei El Michels Affair erstmals ein reggaefizierter Groove. Dennis Bovell & Light of Saba mit solidem Dub, der auf der ersten "Juke Joint" noch präsenter war, John Holt mit einem Reggae-Oldie. Die L.A. Djs Blend Crafters mit etwas Gutem, was sich auch verdammt nach Cotton Fields anhört. Grand Centrals Mark Rae - ok, BB feat Oh No - Rap, nicht so stark. Der Neo-Sixties Soul Hype derzeit, Nicole Willis fehlt auch nicht. Mulatu Astatques "Ethiopiques"-Jazz: genial (siehe Besprechung zu Jim Jarmuschs Broken Flowers) dann 3 mal reine Atmo - ein Loch. Hanne Hukkelberg aus dem Jaga Jazzist-Umfeld - ganz nett. Gecko Turner & Singer/Songwriter Josh Rouse so lala zum Abschluß - Schade, insgesamt nur ein durchwachsenes Mixtape - wo ist der Flow, Jungs ?


     

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    Malente - How Can You Still Stand To Stand Still?
    Unique / Groove Attack

    Och..danke der Nachfrage, bei der Musik geht das schon noch mit dem Stillstehen...bei DJ und Produzent Christoph Göttsch aka Malente aus Düsseldort gibt es relativ aseptischen und bald nervigen "bassline driven elektro funk" nach Schema F. Wenn die Gastvokalisten Jabwai, Lars Moston oder Chevy bei dieser Elektrostomp-Laptop-Sosse ins Spiel kommen, wird es nur wenig lebendiger - was die Leute am Londoner Lispel-Rapper Travis Blaque finden is eh ein Rätsel. "Auf dem Waschzettel steht : Malente´s Leben ist gut: Woche = Produzieren; Wochenende = Auflegen. So geht das immer..." Na traumhaft - Wer selber so toll mit den Sounds von Malente rumspielen möchte, kann mit dem Malente-Web-Mixer anfangen : www.malente.dj


     

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    Listening Pearls - Euphonic Perspectives
    Wax Tailor - Tales of the Forgotten Melodies
    Various Artists / Mole Listening Pearls


    Qualität wird im Hause Mole groß geschrieben. Was das Label mit Osteuropa-Electronica im Focus mit dem Sampler „Euphonic Perspectives“ erneut nach außen tragen möchte. Da macht sich der zwischen Hip Hop und Downtempo angesiedelte Opener "Que Sera" vom weiter unten noch zu würdigenden Wax Tailor schonmal gut.
    Die Werkschau aktueller und anstehender Mole Releases bietet u.a. auf: den früheren ungarischen Umsatzbringer Yonderboi mit seinem Depeche Mode-Soundalike, Knarz-Trip Hop von Moon, Synthie-Electro-von Alphawezen oder Minus 8, deren Reminiszenz an Hollywood Legende James Dean fast die Berliner Twins auferstehen lässt. Anima Sound System sind immer willkommen und auch der überwiegende Rest wie die hier schon vorgestellten The Lushlife Project, Nor Elle oder der tschechischen Band Khoiba gehen in Ordnung.

    Wax Tailor also, mit seinem Album „Tales of the Forgotten Melodies“ ist eine der oben beklatschten Mole-Neuheiten, die in Frankreich schon etwas länger erfolgreich ist. Wax Tailor, bzw. der französische Sample-Wizard JC Le Saout, hat sein Debütalbum virtuos mit einer ganzen Wagenladung von englischsprachigen Film-O-Tönen angereichert, die hier mehr als bei anderen Kollegen als stets wiederkehrendes Stilmittel im Mittelpunkt stehen. Musikalisch sind Downbeat und Hip Hop die sonstigen Hauptkoordinaten von Tailors hörenswertem cinematischem Patchwork.
    www.waxtailor.com www.mole.de
     

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    Herbert - Scale
    K7 / Rough Trade

    Ein sich formidabel steigernder Auftritt des mit Gast-Sängern und in einer Art Bademantel angetretenen Künstlers beim diesjährigen MELT! mit dem exquisiten Repertoire seines aktuellen Albums "Scale" wird rezensentenseitig länger im Gedächtnis bleiben. Herberts derzeitger Entwurf erinnert u.a. an Steely Dan oder die Solo-Alben Jerry Harrisons neben den Talking Heads - eine reich instrumentierte, clever arrangierte Musik, die nicht mehr ungemein elektronisch wirkt und meist recht zugänglich und funky daherklingt. Humorlosigkeit, Kälte, Kalkül wird dem Wizard ja öfter vorgeworfen - hier ist das nicht der Fall - obwohl es natürlich Konzept (Skalierung, Öl-Abhängigkeit der modernen Welt, Bookletgestaltung) & Experimente (u.a. mit Drum-Aufnahmen in fahrenden Autos oder Ballons) auch hier gibt. Vielleicht bekommt die Verbindung mit der hier sehr markanten Sängerin Dani Siciliano dem Klang-Bastler ja besonders gut. Grosses Album, das beste in dieser Rubrik, vielleicht des gesamten Updates. Play Tracks 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9.

    James Figurine - Mistake Mistake Mistake Mistake
    Monika / Indigo


    James Figurine ist das neue Projekt von Jimmy Tamborello (The Postal Service, Dntel und Figurine). Nun wird also, mit dem Butler-Vornamen versehen, unter Vorsatz (und nach exzessivem Konsum von Kompakt-Mixtapes) poppige Repetitiv-Elektronik geboten. John Tejada (Palette Recordings) an den Reglern, Sonya Westcott (Arthur And Yu), Morgan Nagler, Erlend Øye (Kings Of Convenience) und Jenny Lewis (Rilo Kiley) in der Gesangskabine. Für Leute aus der Techno-Ecke sicher noch eine Spur großartiger, als wir das finden können. Auf jeden Fall kein vierfacher Fehler, was James Figurine da angerichtet hat.
    http://www.myspace.com/jamesfigurine
     



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    AOD - 01-06
    Brilliant Tree / Intergroove

    Nach dem stilbildenden David Sylvian-Album benannt, will sich das Label des Bread & Butter-DJs & Architekten Amir Abadi um "Ambient, Downtempo und Downbeat, experimentelle elektronische spacemusik, chillout, world downbeat, fusion contemporary, classical electronica, new Akoustik, progressive Rock, New Age" kümmern. Meine Güte. Das Album von Dirk Winkler alias AOD allerdings ist bereits ein echter Lichtblick incl. mehr als einem halben Dutzend sehr gelungener Tracks (der Rest stört zumindest nicht). Der Berliner Sample-Sammler & Trailer-Composer hat sich nach einzelnen Bread & Butter-Sampler-Beiträgen zu einem Patchwork auf Albumlänge hochgearbeitet. Hübsch isnbesondere das Sample vom "It´s All Over Now, Baby Blue"-Intro der Them (feat. van Morrison) - Track 13.
    Play Tracks 1-5, 9, 13, 15,16. www.brillianttree.com


    Brazilectro 8
    Audiopharm / SPV

    Die von Ralf Zitzmann zusammengestellte achte Folge der Brazil-Compilation-Serie lässt sich erneut nicht lumpen, 26 Tracks auf 2 Cds, sieben davon erscheinen hier exclusiv oder sind bisher unveröffentlicht, einiges mehr gab es fast nur auf Vinyl. Alt & Neu mischen sich - Bossa-Legenden wie Marcos Valle, Joyce, Jorge Ben und Azymuth werden ebenso berücksichtigt wie moderne Groove-Spezialisten mit Brazil-Schwäche (bzw. Stärke): Quantic, Fort Knox Five, oder die Opener unserer Sektion, Boozoo Bajou). Regler wie 4 Hero, Mo’ Horizons oder Gorillaz-Produzent Dan The Automator (u..a Gorillaz), letzterer allerdings mit einem schwächeren Ranschmiss an Hancocks Watermeon Man, dürfen auch noch mitmischen. Josh Rouse passt da weniger rein - Insgesamt durchwachsen, weniger wäre mehr gewesen. Play Tracks (I) 1, 2, 10, 11, 13 (II) 2, 5, 6, 8, 10.
     

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    Ocote Soul Sounds - El Nino Y El Sol
    ESL / Soulfood

    Martin Perna (Ocote Soul Sounds) und Adrian Quesada sind hauptamtlich bei den Afro-Latin-Funk-Bigbands Antibalas (Brooklyn) und Grupo Fantasma (Austin) tätig. Die beiden Amis machen seit ihrem Zusammentreffen 2003 da weiter, wo Neo-Funk-Genius Quantic aufhört, was Kollegen wie Thievery Corporations own Eric Hilton schon mit artigem Lob bedachte. Retro-Funk mit einer Prise Jazz und bläserbefeuertem Afro-Soul, indianisch anmutende Querflöten als besondere Farbtupfer. Klingt in der Tat sehr nach Pueblos und Wüste und sehr nach Soundtrack, nur der Film muß noch her. Ein schönes Plakat / Cover hat´s auch schon. "El Nino Y El Sol" macht Spaß. Play the whole album.



    Mummer - SoulOrganismState
    Klein Records

    Auf Klein Records Releases kann man sich in der Regel freuen und auch dieser hier ist zum großen Teil gelungen. Stefan Jungmair, die eine Hälfte der verblichenen MUM, hat sich mit Sängerin Betty Semper zusammengetan, um sich mit dem neuen Projekt verschiedenen Facetten von Maskerade zu widmen. Wir denken bei Mummer an XTC, die beiden Wiener sehen sich in der Wörterbuch-Übersetzung als ebensolch geheimnisvolle Dunkelfiguren. Soviel zum Überbau - musikalisch soll es soulorganisch zugehen. Viel Vocals, neben Betty noch Gastsänger(innen): Wayne Martin und Angela Reisinger (aka Angel Rice), Wiener Herkunft / Nähe zu Sofa Surfers zB noch auszumachen, die "Hits" sind fast alle nach vorn sortiert, die letzten drei Tracks fallen ab. Play Tracks 1-7.
    Tour geplant - kommende Termine unter www.myspace.com/mummer 1.


    Langoth - Grounding
    Sunshine Enterprises / Soulfood

    Vorgeschichte: ein Freundeskreis aus Musikern, Künstlern und Köchen trifft sich regelmäßig in Producer Michael Langoth´s Wiener Wohnung, um gemeinsam zu kochen. Probieren, improvisieren, philosophieren - beim Essen und Musizieren hinterher - Küche und Tonstudio Tür an Tür. Wie Langoths folgerichtig betiteltes Debüt "Sentimental Cooking" anno 2004 ist auch das vorliegende Album in seiner Downtempo-Attitüde auf Basis dieser Kollaborationen entstanden. Die Vocals steuern MC Da Fonz, die Rapper Bobas & Maestro, Melinda Stoika (!Deladap) und. Langoth-Chanteuse Kristina Fogg bei.
    Play Tracks 1, 2, 5, 8, 10.
     

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