reviews 29 - 10 - 06 - world music

Compiled, mixed & annotated by DJ Andy Smith. Locker groovende Document-Geschichtsstunde in Sachen Reggae inclusiver verbindender Toasts des sonst keineswegs auf das Genre beschränkten Portishead-DJs, zu dessen Vorlieben auch Northern Soul, Funk & HipHop zählen. Zum Einstieg ins "Document" gibt’s klassischen Ska vom Meister Laurel Aitken („Hey Bartender“), Justin Hinds´ „Carry Go Bring Come“ oder „Get Up Edina“ von Desmond Dekker – alles berühmte Stücke aus den frühen 1960er Jahren. Dann Perlen der Rocksteady-Ära, Früh- und 70er Phase des Reggae, Dub und 80s Dancehall. Im Booklet finden sich zu jeder Selektion einige Zeilen. You teach...

Little Venus - Volcano
Verlag "pläne" / Rough Trade

Ein wahrlich abwechslungsreich musizierendes Schweizer Trio, das kurz vor ersten Liveauftritten in Deutschland mit seiner schon erstaunlich souveränen ersten CD daherkommt: die aus Triest stammende Sängerin Irina Simoneta, Cellist Andreas Kühnrich, der aus seinem Cello stets überraschende Klänge zu locken weiss sowie Gitarrist Marc Rossier, der die meisten Songs geschrieben hat. Neben Englisch, Italienisch und Französisch gibt es auch Afrikanisch und sogar einen Schweizer Mundart-Song (ein Duett mit der irischen Sängerin Shirley Grimes) zu hören, was die Gruppierung in der World Music Sektion sicher ausreichend rechtfertigt. Offizieller CD-Release ist während der Leverkusener Jazztage (exakt am 9.November) geplant - weitere deutsche und Schweizer Konzertdaten sind in Arbeit. www.littlevenus.com

In der Introducing Reihe des World Music Network geht es diesmal um die neue Generation ungarischer Gypsy-Musik, für die Lakatos und sein jüngstes Projekt stehen. »Rural folk«, der bis dahin fast ausschließlich in den ländlichen Roma-Gemeinden gespielt wurde, rückte unlängst wieder ins Interesse einer Reihe von Musikern, die sich auf ihren Reisen durch die ungarischen Roma-Gemeinden vergssenes Liedgut wieder aneignen. Diese Musik ist vordergründig vokal geprägt, von typischer Perkussion durch Hölzer, Fußstampfen und Metallkannen unterstützt und steht mit ihrer Vitalität im Gegensatz zur klischeehaften Zigeunermusik der Budapester Touristenrestaurants. Kalyi Jag oder Ando Drom sind Referenz-Bands in diesem Zusammenhang. Bela Lakatos & seine Mitstreiter fügten deren Arrangements Gitarren und Mandolinen hinzu, das Ergebnis prägt nun das vorliegende Album. Wielange das gegenwärtige Interesse an Balkan Beats im Westen wohl noch andauern wird?

Die Sängerin Paula Morelenbaum ist mit den gemeinsam mit ihrem Mann, dem brasilianischen Cellisten und Arrangeur Jaques Morelenbaum produzierten, A.C. Jobim gewidmeten zwei Cds bekannt geworden. "Quartetto" wurde dabei zusammen mit den Jobim-Verwandten Paulo und Daniel aufgenommen, während "Casa" gemeinsam mit Ryuichi Sakamoto entstand. Beide Produktionen kamen auch international live ans Licht und konnten das jeweilige Publikum überzeugen.
Mit "Berimbaum", dessen Titel einem Wortspiel aus ihrem Namen und einem Gedicht des Poeten entspringt, widmet sich Paula Morelenbaum nun ganz dem Werk des Texters von Vinicius de Moraes (Girl's von Ipanema etc) und arbeitet anstelle der Vorgenannten u.a. mit dem Produzenten Antonio Pinto zusammen. Sparsame elektronische Stilelemente werden, augenscheinlich mit dem Beispiel Bebel Gilbertos vor Augen & Ohren in den Sound ansonsten recht "werkgetreuer" Interpretationen integriert. Das ist meist gefällig und nu, wenn die Beats zu hektisch pluckern (Tracks 7,9,12 und im abschließenden Remix) weniger gelungen. www.paulamorelenbaum.com.br

Think Global – das neue Label von World Music Network offeriert zum Einstieg zwei Releases, bei denen bereits mit der Digipak-Verpackung ein Zeichen gesetzt wird. Aus 100% Recycling-Karton und völlig frei von Kunststoff hergestellt, wird für jede aus der im sonstigen naiv-malerischen Design Putumayo nicht unähnlichen Reihe verkaufte CD vom Label ein fester Betrag (von 28 Pence im UK und 19 Pence für Exportverkäufe) an eine jeweils kooperierende Organisation überwiesen. ZUnächst sind das Amnesty International (www2.amnesty.de) und die etwas weniger bekannte internationale Hilfsorganisation Oxfam ( www.oxfam.de).

Musikalisch sind orientalische »Bauchtanz«-Klänge aus Ägypten, Libanon, Türkei, Marokko, Palästina bis nach Israel und Armenien sowie der reiche westafrikansiche Klangkosmos die Themen. Wenigen bekannteren Act wie Hossam Ramzy oder für Westafrika Baaba Maal mit seinem Spiritus Rector Mansour Seck bzw Mory Kanté folgen im Westen noch zu entdeckende Künstler wie Smadar Levi, Cairo Orchestra, Harem, Richard A. Hagopian, Fatme Serhan, Omar Faruk Tekbilek, Mahmoud Fadl, Nourhan, Salatin El Tarab Orchestra, Mohammad Al Hasan Abo Abid, Gamal Goma and Sami Nossair Orchestra (Bellydance) sowie Dieneba Seck, Mah Damba, Nuru Kane, Daby Balde oder Etran Finatawa. Eine empfehlenswerte und rundum politisch korrekte Möglichkeit, musikalische Entdeckungen zu machen.

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