reviews 30 - 12 - 06 - world music

    world music :
    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook * x-mas *

    Simphiwe Dana - Zandisile

     

    Gallo - Skip

     
    Erst anlässlich der tollen Live-Performance bei den Ingolstädter Jazztagen zu uns durchgedrungen ist diese tolle junge Künstlerin aus Südafrika - Simphiwe Dana. Ihre tiefe, voluminöse Stimme paart sich auf dem Debüt-Album „Zandisile“, das "down under" inzwischen bereits Platin-Status erreicht und verdientermassen mehrere Preise erhalten hat, mit einer stilistisch breit angelegten Produktion zwischen Soul, Jazz, Gospel, Hip Hop und traditionellen Xhosa-Chören. Alle Songs wurden von Simphiwe Dana selbst geschrieben, einige mit Produzent Thapelo Khomo oder Bassist Carlo Mombelli. Mit dem früheren Produzenten von Miriam Makeba, Victor Masondo, am Bass und Drummer Isaac Mtshali, der auf Paul Simons „Graceland“ zu hören war, finden sich weitere prominente Künstler auf „Zandisile“. Als wichtige Einflüsse nennt Simphiwe Dana Jazzlegenden wie Lena Horne und Sarah Vaughan oder die südafrikanische Veteranin Dorothy Masuka. Moderne, kraftvolle und melodiöse afrikanische Soul-Musik mit engagierten Texten. A Star is born.  
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    Omfo - We Are The Shepherds

     
    Essay / Indigo

    German Popov aka OMFO ( = Our Man From Odessa) "is a bandit in time and space, transforming ancient melodies into music for cosmonauts and spaceships". Nach "Trans Balkan Express" bringt uns der gebürtige Ukrainer mit seinem Zweitling in der Tat wieder seinen eigenen Mix aus Kraftwerk-Verweisen, zentralasiatischen Tanzmusik-Rudimenten, schwermütigem russischem? & türkischem? Gesang, Disco, Billigelektronik und aufgeschnappten Klangsamples. "We Are The Shepherds" als postsozialistischer Referenz-Soundtrack für die kosmische Schafherde mit Yuri Gagarin als Schäfer incl. Schäferhündin Laika an der Seite... Daß Uwe Schmidt alias Atom(tm) alias Señor Coconut bei derart belämmerter Konzeption nicht weit im Raum vorbeitreibt, überrascht nicht. Auf Cd-Länge nach flottem Start zunächst mit einigen Instrumental-Antriebsproblemen, dann wird es wieder munterer. Wie meinte der Backcovertext noch? "File under Village Disco or Space folkore." Kasatschok im Kosmos.
     

     

     


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    Boom Pam - Boom Pam

     
    Essay / Indigo

    Anläßlich der "Shtetl Superstars"-Compilation wurde an dieser Stelle bereits über den im Gefolge der Russendisco und Balkan-Klänge-Euphorie unweigerlich gestiegenen Stellenwert jüdischer Musik jeglicher Couleur schwadroniert. Der nahe Osten und insbesondere die lebendige Club- und Konzert-Szene von Tel Aviv ist derzeit ein brodelnder Hexenkessel - ähm - was jetzt mal nur musikalisch gemeint ist. Bestes Beispiel: Boom Pam, die Entdeckung von Bucovina-Mastermind & Produzent Shantel. Die vier Herren servieren mit ihrem Debüt einen dynamischen Stilmix unter Zuhilfenahme zweier (Surf-)Gitarren, Tuba und Schlagzeug; ab und zu mit englisch-hebräischem Gesang garniert. Soll live mörderisch (wieder die bildfalsche Vokabel erwischt) abgehen. Yoi.
    Incl. 2 Audio-Bonus Tracks & Bonus-Video Clip (Hatul Vehatula).
     

     


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    Brazilian Beats Brooklyn

     

    Various Artists - Mr. Bongo / Cargo

     

    Nach sechs Kapiteln aus der „Brazilian Beats“-Reihe nun ein Ausflug nach Brooklyn, wo die DJs Sean Marquand und Greg Caz in der „Bar Betty“ seit einigen Jahren Kuriositäten aus tropischen Gefilden auflegen. Diese feine Mischung aus raren Tropicalia-Hits, Samba-Funk und Brazil-Rock machen sie hiermit -auszugsweise- auch einem weltweiten Publikum bekannt. Die 23 Titel der vorliegenden Compilation beinhalten Perlen, auf die auch manch Brasil-Sammler noch nicht gestoßen ist. Neben Kultfiguren der 70er/80er Jahre wie Rita Lee,Tim Maia und Crooner Erasmo Carlos begegnet man z.B. Noriel Vilela, einer James Brown-Anleihe von Som Três, relaxtem Popsamba bei Os Incríveis und einem discoartigen "Aleluia"-Gesang von Robson Jorge. Ely Camargo greift afro-brasilianische Kultgesänge auf, bei Chalo Eduardo tobt die Batucada, eine windschiefe Orgel und schneidende Bläser begleiten die Vocals von Tony Tornado (!). http://www.brazilianbeatbrooklyn.com/

     

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    Johnny Clegg - One Life

     

    Marabi / Harmonia Mundi

     
    Der verdienstvolle "weisse Zulu" Johnny Clegg, der musikalisch zuletzt nur selten überzeugen konnte, ist auch auf "One Life" noch auf der Suche nach einer vollends überzeugenden Linie, einem stilsicheren Soundgewand. Unentschieden pendelt er zwischen verschiedenen Stilen und Arrangements, trotz einiger ansprechender Songideen. Vieles klingt nach den 80er Jahren, also der Hochzeit Cleggs mit Juluka. Zulu-Musiken, traditionelle Chöre & Gitarrensounds sowie die bekannt sozialkritischen Texte - ob solch vertrauter und geliebter Zutaten werden Cleggs verschworene Fans die unterschwellige Schaffenskrise nicht übelnehmen - ob mit Juluka, Savuka, im Duett mit schwarzafrikanischen Partnern oder solo - sie werden ihn stets freundlich empfangen, wie auch auf der kürzlichen kurzen Tour durch drei deutsche Großstädte.
    www.johnnyclegg.com

     
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    Agnes Jaoui - Canta

     
    Tot Ou Tard / VF Musiques / Galileo

    Agnès Jaoui ("Schau Mich an") ist bekannte Autorin, Filmregisseurin und Darstellerin - und eine ernstzunehmende Sängerin, wie wir durch ihr aktuelles, schlicht "Canta" betiteltes Album aus Frankreich erfahren. Für einen dem bekannten Misia-Album "Garras dos Sentidos" entnommenen Titel tritt sie selbstbewusst mit der Fado-Ikone vors Mikrophon, weitere Duette, u.a. mit dem brasilianischen Star Maria Bethania folgen. Bossa Nova, Chanson, Samba, Milonga, Bolero wechseln sich in ruhiger Folge ab - für rhythmische, melodische und textliche Vielfalt ist gesorgt : gesungen wird auf spanisch und portugiesisch - die französische Übersetzung findet sich im Booklet. Ein mediterranes Schätzchen, das man gern auflegt.
     




    Rachid Taha - Diwan 2

     

    Wrasse / Universal

     

    Rachid Taha veröffentlichte 1998 seinen ersten "Diwan" und knüpft mit diesem Album genau dort an - schwelgende arabische Streicher (vom Cairo String Ensemble), Frage & Antwort-Gesang, Lieder, welche für Tahas eigene Identität und die von vielen Emigranten im Paris der 50ziger und 60ziger von Bedeutung waren, von rabischen Komponisten wie Mohamed Mazouni, Mohammed Hamza oder Dahmane El Harrachi. Eigenkompositionen gibt es auch und Afrikanisches von Francis Bebey und die sorgfältige Produktion von Steve Hillage. Trauert man beim gleichförmigen Opener noch der schneidigen Gitarrendynamik des letzten Rock-Albums "Tekitoi" hinterher, ziehen einen die folgenden rhythmisch und melodisch zwingenden Tracks schnell wieder in den Bann dieses nordafrikanischen Ausnahmekünstlers, der sich hier aus dem Pariser Exil weit in die kulturelle Heimat zurückbeugt . http://rachidtaha.artistes.universalmusic.fr/

     

     

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    Hoyo Colorao - Todo Se Sado

     
    Verlag "pläne" / Indigo

    Die LatinArt-Tournee im Raum NRW im Vorjahr war für die kubanischen Rapper gleich ein schöner Achtungserfolg - nun schiebt "pläne" die erste Cd nach. Ihr Stil ist die sogenannte ´Nueva Trova´, die sozialkrische Texte (in deutscher Überstzung im Booklet) in der Tradition der 60er & 70er Jahre mit Elektro- und Rap-Elementen, aufbauend auf traditioneller kubanischer Musik, kombiniert. Das ist alles ganz unterhaltsam, ein paar Stücke lang - auf Album-Länge hapert es noch mit tragfähigen musikalischen Einfällen. Die Jungs von Hoyo Colorao werden noch etwas ausgiebiger touren müssen, um ihre Fan-Basis in Europa zu verbreitern.
    Enhanced CD incl. Video "Di Que Noi"

     
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    Rough Guides - South Africa - Latin Arabia - Yodel

    Various Artists - Rough Guides / World Music Network / Edel

    Ganz klar, die derzeitige Dreier-Folge der bewährten Rough Guide Serie zählt zu den durchwachsenen "Jahrgängen": Die S.A.-Folge ignoriert die neueren Trends in der südafrikanischen Musik, bildet weder Kwaito, noch den modernen Soul einer Simphiwe Dana (s.o.) ab und versammelt wieder nur einmal all die bekannten braven Handwerker von Busi Mhlongo über Miriam Makeba, Lucky Dube bis zu Ladysmith Black Mambazo.
    Die Latin Arabia-Folge schlägt noch den am wenigsten erwarteten und interessantesten Bogen von Kairo nach Havanna. Künstler wie Maurice El Medioni, Benjamin Escorzia (from Radio Tarifa) oder die Reines de Saba stehen für mannigfaltige musikalische Verbindungen zwischen Latino- und Arabischen Klangwelten seit den Kreuzzügen, die es mit dieser lohnenswerten Cd zu entdecken gilt.
    Das Yodel-Programm schließlichfunktioniert wie die zuzeiten von Trikont veröffentlichte Cd ähnliches Inhalts eher als Incredibly Strange Music-Programm, hier verteilt über die Kontinente. Für unerschrockene Entdecker - schließlich versucht auch It-"Girl" Gwen Stefani gerade auf der krampfhaften Suche nach dem nächsten heißen Scheiss, Yodeling möglichst noch in Kombination mit Marschmucke salonfähig zu machen. Glück auf den Weg...
    Kenntnisreiche Liner-Notes, Enhanced Cd-Ausstattung, Text-Infos aus den jeweiligen Rough Guides & Interviews mit den Compilern als Bonus-Material verstehen sich von selbst und www.worldmusic.net/radio ist das hier wie stets empfohlene (Internet-)Radioprogramm, das monatlich neu die Rough Guides Radio Show mit Interviews, regionalen Specials und natürlich exquisit ausgesuchter Musik wie auf den Cds. Vielleicht gibt es das nächste Mal wieder mehr zu bejubeln.

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