reviews 33 6-07 world music


    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *

    Bole 2 Harlem - Volume 1
    Sounds of the Mushroom
    IBole 2 Harlem kommt in der Tat aus der nämlichen Ecke New Yorks. Und liefert die derzeit spannendste Mischung aus Hip Hop Beats und äthiopischer Musik, auf deren Lebenszeichen man hier spätestens seit der Entdeckung von Mulatu Astatke (u.a. im Soundtrack von Jarmuschs "Broken Flowers") gespannt hört. Der New Yorker „Melting pot“ bildet den Nährboden für die Ambitionen des Musikproduzenten David Schommer, der schon durch seinen einst in Addis Abbeba arbeitenden Vater mit äthiopischer Folklore in Berührung gekommen war. Seine Charts-Producer-Vergangenheit (Donna Summer, Baha Men) scheint nur noch gelegentlich durch, wenn man sich wie bei dem auf einem Kinderlied basierenden "Hoya Hoye" etwas weniger Glätte wünschen würde. Mitstreiter sind Tigist Shibashaw, Maki Siraj, Stomper Davi Vieira oder der Kora-Spieler Balla Tounkara aus Mali. Möge der VW-Bus der Truppe stets anspringen. Play Tracks 1,3, 6, 8, 9, 10, Cover des Monats übrigens und eine schmucke Website gibts auch : www.bole2harlem.com  
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    Gogol Bordello - Super Taranta
    SideOneDummy / Cargo

    Was für ein Coup. Madonnas "La Isla Bonita" beim abschliessenden "Live Earth"-Auftritt in London wurde durch ihre höchstselbst und gleich nach dem mit einem "Amen" abgeschlossenen Klima-Appell extra angesagten Freunde "Serge und Eugene from Gogol Bordello" merklich aufgepeppt. Eugene Hütz und Sergey Ryabtzev durften sich also live vor Millionenpublikum als Roma-Derwische gebärden, just bevor die neue Gogol Bordello-CD mit furiosem Zigeuner-Punk, Klezmeranleihen und "Borat-Optik" auch hierzulande die Regale entert und die Gruppe vollzählig und mit eigenem Repertoire als Hauptact über diverse europäische Bühne fegt. www.gogolbordello.com

     

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    Forro In The Dark - Bonfires of Sao Joao
    Nublu / Discograph
    Mit dem zweiten Album bieten Forró in the Dark nichtmehr allein die musikalische (Tanz-)Strömung aus dem Nord(ost)en Brasilien mit Sanfona (einer kleinen Knopfgriff-Handharmonika, der zweifelligen Bass-Trommelart Zabumba, und häufig einer Triangel plus (Bass)Gitarre und meist zwei- bis dreistimmige Vokalarrangements. Percussionist und Kopf der Gruppe Mauro Refosco (Lounge Lizards, David Byrne, Bebel Gilberto, u.a.) lädt sich Gäste wie Guitarero Smokey Hormel (Beck, Tom Waits, Johnny Cash), Seu Jorge (“City Of God”, “The Life Aquatic with Steve Zissou”), David Byrne oder Miho Hatori von Cibo Matto vors Mikro ein und lässt schon bei den ersten beiden Instrumentals weitere Einflüsse von Pop & Jazz bis zur Filmmusik (end of track2) erkennen. Flöte & Sax setzen Akzente und das Tanzbein zuckt dezent zu diesem Bonfire.  

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    K´Naan - The Dusty Foot On The Road
    Wrasse

    K´naan, die HipHop- Stimme aus Somalia, wurde schon zum neuen afrikanischen Superstar hochgeschrieben. K’naan rappt -auf Englisch- über Raketen und fehlendes Wasser und wirbelt dabei mächtig Staub auf. Als Überlebender eines der gefährlichsten Viertel von Mogadischu im Bürgerkrieg und US-Exilant, nimmt er unter der Obhut von Mos Def und Damian Marley seine erste Platte auf. In diesem Sommer spielt er auf allen großen Festivals Europas von Nizza bis Roskilde und diese Live-Platte gibt einen guten Eindruck der nur spartanisch instrumentierten Dustyfoot-Vokal-Power, die über K´naans Publikum hereinbrechen wird. A diamond in the rough. www.thedustyfoot.com
     

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    Putumayo Latin Jazz
    Various Artists - Putumayo / Indigo

    Solide und gut durchhörbare Latin-Jazz Kopplung aus der Putumayo-Familiein bewährter Aufmachung und unter Aufbietung der üblichen Verdächtigen aus dem gefeatureten Bereich: Grössen wie Tito Puente, Poncho Sanchez, Ray Barretto, Machito (feat. Cannonball Adderley) bis hin zum The Bryan Lynch/Eddie Palmieri Project geben sich die Ehre. Jazz und Afrokubanisches mischen sich hier aufs Angenehmste, was auch Putumayo-Verächter zugeben würden (falls sie sich per Zufall die Scheibe anhören sollten).

    www.putumayo.com
     

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    Yerba Buena - Follow Me
    FunMacine / Wrasse
    Eine Featuring-Liste wie auf einer US-Hip-Hop-CD: Carlinhos Brown, Joe Bataan, die Orishas, Gogol Bordello, Celia Cruz, der Latino-Schauspieler John Leguizamo und sogar G. DubbleU Bush auf "Bla Bla Bla" sind mit von der Partie bei der neuen Platte von Yerba Buena. Die afrokaribische Multi-Kulti-Truppe unter der Leitung von Andres Levin, einem der gefragtesten Produzenten und Songschreiber (David Byrne, D'Angelo, Macy Gray) aus Venezuela habe derzeit einen Riesenhit. Der Opener "Guajira(I Love U 2 Much)" entwickelt sich in Spanien und Lateinamerika zum Dauerbrenner, manche Kritiker ziehen schon Parallelen zum Manu Chaos "Bongo Bong" von 2000). Neben Levin besteht die Band aus den Sängern Xiomara Laugart, Cucu Diamantes (auch auf dem Cover) und El Chino. Des weiteren die Blechbläser Ron Blake (sax, voc), Rashawn Ross (tr, voc) sowie Drummer Pedrito Martinez. Gutes Kraut eben. www.yerbabuenamusic.com
     

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    Perrozompopo - Romper El Silencio
    Delicias Discograficas

    Ramón Mejía, aka Perrozompopo, ist Sänger, Autor und Kopf der Band aus Nicaragua, die Lateinamerika beim kürzlichen "Stimmen gegen Armut"-Konzert in Rostock vertreten durfte (allerdings nicht auf der Presekonferenz, auf der der gesamte Kontinent peinlicherweise ausgeklammert wurde). Der zugängliche Mix von lateinamerikanischen Rhythmen und Stilen wie Rock, Reggae, Rap, Ska macht Perrozompopo aktuell zu einer der populärsten Gruppen Nicaraguas, die Misstände mit ihren expliziten Lyrics anprangert. Die erste, 2004 veröffentlichte CD 'Romper el silencio' (Das Schweigen brechen) ist bisher nur umständlich über die Band-Website zu erwerben, anders als in Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Belgien und Spanien.Venceremos... www.perrozompopo.com

     

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    Doc Leo Muntu - Ichitemwiko Ne Nsansa
    Chicoti Music

    Auch wenn Leo Muntus Zambia-Pop-Performance beim von der ARD zu "Grönemeyers Rock-Gipfel" umgetauften P8-Konzert in Rostock zunächst weniger gut ankam als der des Kollegen Peter Miles aus Uganda, das unerschütterliche Selbstbewusstsein des Energiebündels aus Lusaka dürfte keinen Schaden genommen haben. Mitte der 90iger Jahre gelang Muntu der Durchbruch in Zambia mit dem Duo Black Muntu. Deren Kombination von HipHop, R’n’B und lokalen Stilen wie Kalindula und Funkutu verschaffte ihnen auch den Spitznamen die Kalifunku Kings. Das Video zum Song Ndakutakisha (mit der jungen Sängerin Alice Samujimu), der auf der hier vorgestellten zweiten CD noch nicht enthalten ist, ging in Zambia unlängst auf heavy rotation, ein weiterer Track ist auf der auchhier vorgestellten African Rebel Music betitelten Outhere-Compilation zu hören.

    Bangla – Kinkortobbobimur
    Ektaar Music

    Bangladesh war auf der hastig einberufenen Pressekonferenz vor dem Rostocker P-8-Konzert mit Nobelpreisträger M. Yunus und Bangla-Sängerin Anusheh Anadil als Quotenfrau gleich doppelt vertreten. Auch ihr anrührendes Statement und ihr gelungener Auftritt später bewahrte die Frontfrau des Bengali-Soulfolk-Ensembles nicht vor der Verwechslung mit der indischen Bürgerrechtlerin Vandana Shiva durch die Journaille. Bis Alben wie das vorletzte, hier vorgestellte "Kinkortobbobimur" regulär und mit übersetzten (oder zumindest in lateinischen Buchstaben wiedergegebenen) Texten auch in Deutschland erhältlich sein werden, ist es wohl noch ein ähnlich weiter Weg wie der für Bangladesh weg aus dem Kreis der allerärmsten Länder der Welt. Die Gruppe um Anadil und den Songwriter & Multiinstrumentalisten Arnob hätte jedenfalls das musikalische Rüstzeug mit ihrem Crossover aus traditioneller Musik, jazzig-funkigen westlichen Einflüssen und ihrer Neugier auf neue Begegnungen: auf der Busfahrt von Rostock zurück (nach Berlin) hatte man bereits den Kollegen aus Mali eine ihrer Ngoni-Lauten abgehandelt...

    Healing The Divide
    Anti / SPV

    So edel der Anlass gewesen sein mag, diese Live-Aufnahme vom Concert for Peace and Reconciliation für Richard Geres Hilfsorganisation ist über weite Strecken das Äquivalent purer Langeweile. Längliche Ansprachen seiner Heiligkeit, Chor-Geraune, Sitar-Gezirpe und Peace Chants, Minimales von Philip Glass und Tom Waits als Tom Waits mit dem schwer unterforderten Kronos Quartet als Backing Band vor freundlich brandendem Beifall - das liest sich weit aufregender als es akustisch ausfällt. Leider, denn immerhin traten die Künstler for free auf und der Erlös der CD kommt einer Gesundheits-Initiative in Tibet zugute.
     


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