reviews 34 8-07 world music
* soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * audiobook *Shantel - Disco Partisani
Essay / Indigo
IDer Bucovina Club-Chef mit seinem neuen auf Erfolg programmierten Balkan-Beat-Album. Shantel selbst an Gitarre, Keyboards (& Gesang), Drummer Marcus Darius, die serbische
Sängerin Vesna Petkovic (jüngst mit eigener Solo-CD, Trompeter Marko Markovic (Sohn von Boban...), der
rumänische Roma-Sänger Sorin Constantin (ex-Mahala Rai Banda), der bulgarische Klarinettist
Filip Simeonov von Taraf de Haidouks
Sänger Jannis Karis, François
Castiello (Akkordeonist bei Bratsch), Brenna
MacCrimmon (Fatih Akins „Crossing the Bridge“),
der bulgarische Saxophonist
Vladimir Karparov; Marcus Schumacher (Äl Jawala), Yuriy Gurzhy (Russendisko), Trompeten-Wizzard & Aretuska-Frontmann Roy Paci, Mantiz, eine Reggae-Dancehall-Queen aus Berlin-Mitte(!) - eine wahrlich illustre Musiker- und Gästeriege hat sich da im Studio eingefunden. Das heitere Treiben und babylonische Sprachgewirr kann man sich vorstellen. Und Boom Pam, die
Balkan-Surfer aus Tel Aviv, haben mal ein, zwei Hochzeits-Gigs ausgelassen, um auch mit von der Partie zu sein. Ein Stück aus Fatih Akins aktuellem Film "Auf der anderen Seite ist ebenfalls enthalten. Disko, Disko Partizani !... soon live in a club near you - Daten der aktuellen Tour unter: www.bucovina.de Nu Juwish Music Various Artists - V2 / Universal Nicht allzu umfassende, dennoch empfehlenswerte Compilation zum Thema aktuelle "jüdische Musik" - wenn es sie denn als Genre gibt. Musik jüdischer Künstler wie Yo La Tengo oder den Beastie Boys, von Serge Gainsbourg bis Burt Bacharach (siehe die außergewöhnlichen Releases von John Zorns New Yorker Tzadik-Label hat es auch in der populären Musik ( ganz zu schweigen von E-Musik & natürlich Klezmer) stets gegeben. Derzeit gibt es jedoch ein besonderes Interesse an der aktuellen von über die Welt verstreuten Juden und Israelis fabrizierten spannenden Sound-Melange, die von der Trikont-Cd "Shtetl Superstars" angerissen und hier weiterverfolgt wird. Von kanadischem HipHop (SoCalled) bis zu Yael Naims hebräischem "Paris" der Folk-Song-Miniatur am Ende. | listen & order listen & order SPECIAL |
V2 / Universal
Nach KT Tunstall und Sophie Solomon nun Alice McLaughlin am Mikro und Haylie Ecker an der Violine. Oi Va Voi hat das gemeinhin als kritisch bezeichnete zweite Album in neuer Besetzung in Israel aufgenommen, wo es -wie kürzliche Live-Auftritte- sehr positiv aufgenommen wurde. Noch mehr sorgt der Crossover-Sound der London-basierten Band aber in Europa für Aufsehen, wo man derzeit gespannt die Mischung von Klezmer-Klangfarben mit globalem Pop-Vokabular verfolgt. Hierbei haben sich Oi Va Voi weiter als andere von Balkanbeat und Nu Klezmer entfernt, um bei mal stimmigem, zuweilen aber auch konventionell bis bemüht wirkendem Folkpop zu landen. Eine abwechslungsreiche, aber heterogene Platte. Die Truppe um Lovas wird sich weiter anstrengen müssen, um für Erstaunen zu sorgen & dem Bandnamen wieder alle Ehre zu machen. "Oi Va Voi" heisst neudeutsch nämlich so etwas zwischen "Wow" und "Boah (ey)". www.oi-va-voi.com | listen & order SPECIAL |
Crammed / Indigo
Balkan Beat Box aus dem grossen Schmelztiegel New York gehen da schon mehr nach vorn und halten sich mit ihren "Nu Med" (für "New Mediterranean") Klängen da eher an ein tragfähiges Balkan meets Rock´n Reggae-Fundament, wobei interessanterweise mit englischen, arabischen und hebräischen Vocals gearbeitet wird.
Dub-, Ragga- und Hip-Hop-Einflüsse, griechische Gitarren (auch eine wichtige Tradition im Pop Israels), natürlich Balkanbläser, auch mal weibliche Vocals und Tomer Yosefs energetischer Rap ergeben hier eine weltweit erfolgreiche Melange. Die Band um die Ex-Firewater-Mitglieder Ori Kaplan (Saxophon) und Tamir Muskat
(Drums & programming) ist durch viele Festivalauftritte live auch in Europa schon eine feste Grösse, wovon auch die Nominierung für den BBC Planet Award 2007 in der
Kategorie "Club Global" zeugt. Play Tracks 3,4,7,8,11,12. www.balkanbeatbox.com | listen & order SPECIAL |
Tomer Yosef - Laughing Underground
NaNa - Hatav Hashmini (Import)
Und jetzt die Platte des Monats. Balkan Beat Box-Verstärkung Tomer Yosef aus Kfar Saba, Israel hat ein bisher nur in Israel erhältliches, sensationell gutes zweites Soloalbum produziert, das ihn als israelischen Manu Chao ausweist. Der charismatische Stand-Up Comedian mit dem Irokesenhaarschnitt hat sich in Israel live, im TV und im Radio auch solo eine treue Fan-Gemeinde erspielt, was hier überrascht, ist die Rafinesse in Produktion oder beim ersten Video zur CD. Nach einer längeren New York-Phase zwischen seinen Balkan Beat-Engagements weltweit und Heimatland pendelnd, hat Yosef das Potential zum internationalen Star. Wenn alles gut läuft, ist "Laughing Underground" auf Cinesoundz-Initiative demnächst in internationaler Version auch bei uns erhältlich, bis dahin gibt es das durchgängig hebräisch gestaltete Album nur als superexotischen Israel-Import. www.myspace.com/tomeryf | listen & order SPECIAL |
Sista Gracy
Echo Beach / Indigo
Sista Gracy aus einer jamaikanischen Musikerfamilie lebt seit 1985 in Deutschland. Die 2005 in Hamburg bei den "German Reggae Awards" zur deutschen Reggae-Queen ausgerufene, locker zwischen Singjaying und Deejaying wechselnde Künstlerin präsentiert mit ihrem ersten Release auf Echo Beach viel Dub, Roots und Dancehall, sowie "conscious words" über Liebe, die Ungerechtigkeiten des Lebens und ihren Glauben an Jah. Darüberhinaus gibt es auch hübsche kleine Details zu entdecken wie eine Ragga-Version der "Kommissar"-Titelmelodie ("Commissioner") mit Gast-Star Dr. Ring Ding. "Yardy" (deutsch: "traditionsverbunden") versammelt noch weitere Gäste wie Sugar Minott (!), Gentleman, Sugar Minott und Mephisto, wobei der deutsch gesungene Track etwas heraus- und abfällt. www.sista-gracy.de | listen & order |
Latino Nuevo - North African Café - Vietnam
Various Artists - Rough Guide / Edel Contraire
Die Rough Guide Serie vom World Music Network mit weiteren drei Folgen: "Latino Nuevo", "North African Café" und "Vietnam". Erstere bietet aktuelle Latino-Sounds von der Surf-Rock Band Cuban Cowboys bis hin zur explosiven
achtköpfigen Formation Los De Abajo aus Mexico eine Art Postrock Salsa-Sammlung. Kubanische Rhythmen, Nu Cumbia und Hip-Hop von Ozomatli aus L.A., komiliert von Pablo Yglesias, der auch die oben gefeaturten Spam Allstars aus Miami nicht vergessen hat, in seine Spurensuche nach den interessanteren Strömungen im Latin-Kosmos aufzunehmen. John Armstrong hat für die "North African Cafe"-Kopplung zeitgenössische Interpreten zwischen Sudan und der marokkanischen Atlantikküste zusammengetragen, incl. Abstecher nach Istanbul - Nordafrika grenzt bekanntermaßen ans Mittelmeer. Ob die Künstler mittlerweile in Frankreich oder Spanien leben, Armstrong hat sich auf solches Repertoire konzentiert, das wenig mit der französischen Mainstream-Produktion zu tun hat. Medina- und Souk-Athmosphäre macht sich breit, während man die kenntnisreichen Liner Notes zu bekannten Acts, aber auch uns neuen Namen wie Madiolo & Rafika, sahabat Akkiraz oder Akim El Sikameya durchblättert. Vietnam schließlich wartet mit den vielleicht traditionellsten Klängen auf - mit regionalen Stilen, populären Folklore Songs und altertümlicher Kammermusik. Dieses Album bietet damit einen Einblick in die Musik eines Landes fernab des von Hollywood kreierten Abbildes - eine dynamische Nation, deren hier versammelte Klänge vom Briten Paul Fisher, einem weitgereisten Vietnam-Experten zusammengestellt wurden. Wie immer sind die Cds nicht nur mit kenntnisreichen Liner-Notes zu jedem einzelnen Track, sondern als Enhanced Cds auch mit Text-Infos aus den jeweiligen Rough Guides & Interviews mit den Compilern als Bonus-Material ausgestattet. www.worldmusic.net/radio ist das hier wie stets empfohlene (Internet-)Radioprogramm, das monatlich neu die Rough Guides Radio Show mit Interviews, regionalen Specials und natürlich ähnlich exquisit ausgesuchter Musik wie auf den Cds der Serie bietet. www.worldmusic.net | listen & order listen & order listen & order |
Bob Brozman - Lumière
World Music Network / Edel
Der Reisende & Sammler in Sachen (Gitarren-)Weltmusik, Bob Brozman blickt auf unzählige musikalische Kooperationen zurück. Über Jahre absorbierte er Einflüsse und Erfahrungen aus
etlichen Kulturen und verpackte sie in ein bemekenswertes Album. Schon auf dem Cover von "Lumiere" sieht man Brozman in jeder der Positionen seines 30-köpfigen
"Orchesters" abgebildet, ein Gruppenbild der besonderen Art. In der Tat spielt Brozman die Unmenge der (insbesondere Saiten-)Instrumente wie die 10saitige finnische Kantele, die Chaturangui,
eine 22-saitige Slide-Gitarre aus Indien, die Baglama,
die kleine Schwester der Busuki, das 10-saitige Charango
aus Bolivien und die National Steel Gitarre (die meisten liebevoll gestaltete, im Booklet abgebildete Unikate) höchstselbst und schuf Spur für Spur ein fulminantes Klangbild. Der weitgereiste Saiten-Virtuose mit Erinnerungsstücken
an seine Zusammenarbeit mit Künstlern wie Pandit
Debashish Bhattacharya, René Lacaille, Djeli
Moussa Diawara, Takashi Hirayasu und Tau Moe. Virtuos. | listen & order |
Kenge Kenge - Introducing
World Music Network / Edel
www.worldmusic.net Various Artists - Crammed / Indigo Eine Nacht Pariser Club "Divan du Monde", das heisst Gypsy-Swing im Remix des Pariser DJs Gaetano Fabri. Die Volksmusiktraditionen von Sinti- und Roma-Musikern unterliegen eh ständiger Neu-Interpretation von innen und aussen. Immer wieder bedienen sich auch DJs und Produzenten für unterschiedliche Dancefloor-Kreationen. Die Pariser „Nuits Tsiganes All Stars“-Partys gelten als Zentrum der Bewegung. Das zugehörige Album vermittelt einen lebendigen Eindruck dieser Events mit Fabris Mischung von Acts wie das Koçani Orkestar, Taraf de Haïdouks und Fanfare Ciocarlia zusammengestellt, munter geremixt - Gypsy-Swing und kein Ende... www.divandumonde.com Sevdalinka - Sarajevo Love Songs Piranha / Indigo Der Soul und Blues Bosniens: Die vorliegende Compilation stellt die Sevdalinka, die als eine Art Äquivalent zum griechische Rembetiko, dem portugiesischen Fado oder auch dem argentinischen Tango gelten kann. Die jahrhundertealte turbulente Geschichte der Region erklärt Einflüsse der slawischen, der orientalischen und der Kultur der sephardischen Juden. „Sevdalinka", in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Sarajewo entstanden, präsentiert verschiedene Formen mit einigen der besten Künstler des Genres wie Vesna Hadzic, Emina Zecaj und andere bekannten Musikern aus der bosnischen Jazz-, Rock- und Klassikszene. Ebenfalls vertreten: internationale Künstler wie Mercan Dede und Theodosii Spassov. Eine Aufnahme aus dem Jahre 1908 (!) wird als Bonustrack zum Ausklang präsentiert. | listen & order listen & order listen & order |
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