reviews 36 12-07 pop-rock


    * soundtrack * filmmusic * pop/rock * catalog * jazz * electro * world * x-mas *
    Steve Jansen -Slope
    Samadhisound / Galileo Mc

    Auf dem Label seines Bruders David Sylvian veröffentlicht Steve Jansen gerade das neue, ambitionierte Soloalbum "Slope": "with this album I approached composition attempting to avoid chord and song structures... Instead I wanted to piece together unrelated sounds, music samples, rhythms and 'events'..to deviate from my own trappings as a musician." Jansen wird dabei von diversen Gästen unterstützt (u.a. Anja Garbarek, Tim Elsenburg, Nina Kinert & Theo Travis). Auch David Sylvian ist auf zwei Tracks zu hören, die mit dem von Thomas Feiner gesungenen "Sow the Salt" zu den Highlights der gelungenen CD gehören. Auch optisch ist das Album eine Delikatesse. Das Klapp-Digipak zeigt einige der wunderbaren "Analog-Miniaturen" des Künstlers Dan McPharlin (www.danmcpharlin.tz4.com). Steve Jansen, den man in Europa leider höchst selten live zu Gesicht bekommt, ist seit seit "Japan"-Tagen in Nippon ein sehr gefragter Künstler. Im Februar wird es dort Auftritte mit Cornelius und den Mitwirkenden des Albums geben. www.stevejansen.com

    The Raveonettes - Lust Lust Lust
    Fierce Pan / Cargo


    Gerade im Münchner Atomic Cafe aufgespielt haben die Raveonettes mit dem Material ihres Wave-Gitarren-Albums "Lust Lust Lust", das nach SonyBMG-Rauswurf wieder auf einem Indie-Label veröffentlicht wurde. Sune Rose Wagner und Sharin Foo gehen wieder auf Surf, Garagen-Rock, Noise Pop und Beat mit lärmigen Gitarrenwänden zurück. So in etwa The Jesus & Mary Chain mit weiblichen Vocals - strictly Low-Fi & Retro. Die in New York residierenden Skandinavier scheinen wieder durchzublicken & Spaß zu haben - der CD liegt eine zum Cover passende 3D-Brille bei.
     

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    Ween - La Cucaracha / Friends EP
    Schnitzel / Rough Trade

    New Hope / Pennsylvania meldet sich wieder mal. Ween sind seit "Chocolate & Cheese" Legenden, sind aber leider nach kurzem Zwischenhoch mit "White Pepper" seitdem kaum mehr zu gleicher Form aufgelaufen, sondern verstecken sich hinter ihren virtuos-sarkastischen "Rate den Pop-Stil"-Spielereien. War man versucht, die im Vorfeld erschienene "Friends"-EP als eine dieser heterogenen Fingerübungen einzuordnen (inclusive Euro-Disco, Santana-Parodie und als vertretbarem Track dem von Dub-Koryphäe King Jammy produzierten "King Billy"), nun weiss man: genauso soll es anscheinend weitergehen. Auch für das "reguläre" Album "La Cucaracha" gilt: Nicht allen Spinnereien der multitalentierten Pop-Hofnarren Dean & Gene muß man folgen. Fast ist man erleichtert, wenn mal ein Reggae eine Verschnaufpause von allzuviel Nervkram wie überdrehtem Country, Schweinerock, Schrottballaden oder Dancefloor-Murks verspricht. Weens Ironie ist weiterhin an Boshaftigkeiten in den Texten und kleinen Übertreibungen im Arrangement zu erkennen. Leider hat man aber zu selten musikalisch genug Spaß, um Bandbreite und Sarkasmen noch würdigen zu können. Erklärtermassen fanden dabei nur dreizehn von 50 Songs den Weg auf "La Cucaracha". "Wenn du dieses Album hasst", sagte Dean Ween dazu, "dann solltest du erst die 37 Stücke hören, die wir nicht draufgepackt haben." Gnade. Play Tracks 7, 10 & 13.  
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    Michael Franti - Love Kamikaze
    Luckyiam - Most Likely To Succeed
    Liberation Music Oz / tba - Legendary / Cargo

    „The The Lost Sex Singles and Collector´s Remixes" verspricht der Untertitel der aktuellen Veröffentlichung des Spearhead-Aktivisten Michael Franti. "Love Kamikaze" enthält in Europa bisher unveröffentlichte Tracks zum Thema Liebe, Erotik, Sex, manche davon auch nur aufgrund der vom Chef verspürten Sinnlichkeit der Arrangements hier eingereiht. Die Stücke stammen aus verschiedenen Phasen von Frantis Karriere und haben es aus verschiedenen Grüden nicht auf die reguären Alben "Home", "Chocolate Supa Highway" und "Stay Human" geschafft. Daß dafür weniger qualitative Gründe ausschlaggebend waren, lässt sich nun nachprüfen. www.spearheadvibrations.com/



    Der derzeit schwer gehypte Rapper Luckyiam (Mystic Journeyman, Living Legends) mit wortreichem Alternativ-Hip Hop von der Westküste. Sein Solo-Album klingt anhand einer ganzen Handvoll von Produzenten zwar nicht gerade homogen, könnte aber das Zeug haben, ihn wie gewünscht zu einer (kommerziell) ernstzunehmenden Größe im US-Hip Hop zu machen.Der Mann hat schließlich Kinder vondrei verschiedenen Frauen (zu versorgen).

    Play Tracks 2,3,11.
    www.myspace.com/luckyiampsc
     

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    Minor Majority - Candystore
    Strangeways / Indigo

    Die norwegische Band um Sänger und Songwriter Pal Angelskar mit einem prall gefüllten Doppel-CD-Album. CD 1 versammelt 16 Tracks aus den in den letzten sechs Jahren entstandenen, in Skandinavien überschwänglich gelobten vier Minor Majority-Alben. Angelskars und Gastsängerin Karen Jo Fields Vocals, Violinen, Gitarren und Piano bilden die folk-poppige Unterlage für Kompositionen, die gern mit Stücken von James Taylor oder Jim Croce verglichen werden. Die zweite CD enthält weitere 11 Tracks. Single-B- Seiten und andere Songs, die aus verschiedenen Gründen nicht auf die bisherigen regulären Alben gelangt sind und teilweise auch neu arrangiert wurden. Schwer zu toppendes Angebot für Minor Majority-Neulinge, das auch weniger Understatement in der Cover- und Bookletgestaltung vertragen hätte. www.amadis.net
    Im Februar 2008 auf Deutschland-Tournee (leider nicht in München).


    Sharon Jones & the Dap Kings - 100 Days 100 Nights
    The Budos Band - II
    Daptone / Groove Attack

    Man wähnt sich in der Catalog-Abteilung, dabei sind dies Neuheiten aus dem House of Soul, dem Daptone Hauptquartier in Brooklyn. Vollgestopft mit analoger Soundtechnik aus den 60er und 70er Jahren, an den Reglern Bosco Mann, Producer und Bandleader der Dap Kings. Hier entsteht der authentische Soul-Sound der Dap Kings als Soundbed für die wuchtige Stimme der ehemaligen Gefängniswärterin Sharon Jones. "100 Days, 100 Nights" ist das dritte gemeinsame Album, mit dem der Trupp auch jüngst auf Initiative des umtriebigen Soul-Aktivisten Tobias Kirmayer in der Münchner Registratur abgeräumt hat.
    Multimedia-Cd incl. Video ( Achtung, nur letzteres wird im PC gespielt).

    Noch mehr spricht uns das feine Instrumentalalbum der Budos Band aus dem gleichen Stall an. Die Anfänge des Ensembles aus Staten Island, New York reichen bis in die 90er Jahre zurück: Die mittlerweile auf elf Mitglieder angewachsene Gruppe umfasst neben Schlagzeug, Gitarre, Bass und E-Orgel zwei Trompeten, ein Bariton-Saxophon sowie eine umfangreiche Percussion-Sektion. Saxophonist Jared Tankel dazu: "Wir wollten klingen wie eine alte Schallplatte von 1971, die du in deiner Garage gefunden hast. Du legst sie auf und hast keine Ahnung, wer zum Teufel die Jungs sind." Sehr homogener, dichter Wall of Sound mit Analogien zu geliebten Blaxploitation-Soundtracks. Dicke Empfehlung. Wo gibts das erste Album?


    Charlotte Hatherley - The Deep Blue
    Little Sister / Roug Trade

    "Charlotte hat die richtige Entscheidung getroffen, mit ihrer Solo-Karriere. Sie hat eine großartige Stimme und sieht gut aus - beides wichtige Qualitäten in diesem Business." meint David Bowie bezüglich Charlotte Hatherley, der Ex-Gitarristin von Ash. Auf dem Cover ihres zweiten, gerade auf ihrem eigenen Label Little Sister veröffentlichten Albums, schlägt die Dame aus ihrem AUssehen aber kein Kapital, sondern taucht ab. Am Songwring mangelt es eher, denn auch von dieser Platte und ihren 12 Songs bleibt zuwenig hängen, obwohl Vergleiche quer durch den Pop-Garten von Kate Bush bis zu den Flaming Lips gezogen werden. Sogar Andy Partridge von XTCwar an "The Deep Blue" beteiligt. Ein Fall für einen wohlwollenden zweiten Durchlauf.



    Nina Hynes & The Husbands - Really Really Do
    Kitty-Yo Digital

    Nico, Blondie, Heather Nova, aber auch die Sängerinnen von Nouvelle Vague werden als Vergleich bemüht, um den Sound von Nina Hynes zu beschreiben. Die aus Dublin stammende Sängerin hat dabei , unter anderem als Partnerin von Hector Zazou, Brian Eno oder Harold Budd schon Erfahrungen in diversen Genres zwischen Electronica und Experimentalklängen gesammelt. Demgegenüber ist "Really Really Do" ein recht eingängiges, fast konventionelles Songwriteralbum mit elektronischen und Indie-Elementen geworden. Von dem ein bißchen zu wenig hängenbleibt.


    Sarah Bettens - Shine
    Naive / Indigo

    Gerade auf Kurz-Tournee in Deutschland unterwegs: Sarah Bettens. Die Ex-Sängerin von K'S Choice, mit ihrem zweiten Solo-Album nach dem Debüt "Scream". Die blonde Songwriterin findet mittlerweile auch außerhalb ihrer Heimat Belgien ein Publikum. Bei dem von Brad Wood (u. a. Liz Phair, Placebo, Smashing Pumpkins) produzierten "Shine" springt der Funke jedoch nicht recht über, zuviel klingt immergleich und sobald es -meist vorhersehbar- nach kurzer akustischer Passage in indierockig-lärmige Gefilde geht, wird Sarah Bettens Sound vollends austauschbar. "I can´t write about things that don´t affect me emotionally." Da haben wir das gleiche Problem, Sarah. Not my cup of tea, I guess.


    Sand Rubies - Mas Cuacha
    Blue Rose / Soulfood

    Totgesagte wie die Sandrubies leben manchmal doch etwas länger. Mehrere Auflösungen haben Rich Hopkins und David Slutes schon durchgemacht - rechtzeitig zum 20. Gründungsjubiläum gibt es nun wieder ein musikalisches Lebenszeichen der in den USA der 80er (als Sidewinders, von denen auch das 88er Debüt-Album "Cuacha!" stammt, auf das jetzt im neuen Titel Bezug genommen wird) recht populären Gitarrencombo. In den 90ern firmierte man bs zum Split als "Sandrubies". Nach einer Art Reunion-Konzert in Tucson 2005 reifte der Gedanke an ein neues Album, das jetzt vorliegt und für Fans von Hüsker Dü oder Green On Red geeigneten, leicht staubigen Gitarrenrock bietet. Bestes Stück wohl das von Lonna Kellys Vocals veredelte "Flotsam and Jetsam". Bis Mitte Dezember noch auf Tour hierzulande.


    La Fleur Fatale - Nice Generation
    Killer Cob / Cargo

    Neuer Vierer aus Skandinavien mit kalkuliert verschleierter Vergangenheit. In ihrer aktuellen Musik spielen Indiegitarren, Psychedelic- und Sixties-Beat-Einflüsse wichtige Rollen. "I wanna be adored" ist der herausragende Track auf "Night Generation". Ein melancholischer Ohrwurm & potentieller Hit. La Fleur Fatale haben aber erst eine knappe Handvoll ihrer zitatfreudigen, aber beachtlichen Popsongs beisammen - gegen Ende schwächelt das Album merklich.

    Play Track 3 www.lafleurfatale.com
    www.lafleurfatale.com www.myspace.com/lafleurfataletheband



    The Fiery Furnaces - Widow City
    Thrill Jockey / Rough Trade

    Das sechste Album der 2000 von den Geschwistern Eleanor und Matthew Friedberger gegründeten US-Intellektuellen-Indie-Rockband. "The Fiery Furnaces" stehen dabei für anspruchsvolle Progrock- Strukturen, wechselnde Tempi, einfallsreiche Instrumentierung (z.B. mit einem analogen Chamberlin-Sample-Keyboard) und Poetry-Slam-artige, schlaue Texte. Wirklich originell und nur in mehreren Hördurchgängen einigermassen zu erschliessen. (wenn man das möchte). Art- und Punkrock werden wieder zusammengeführt. Sergeant Pepper meets King Crimson meets Patty Smith - streng wie die schaut Eleanor auch vom Cover.
     

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    Paul Carrack - Old, New, Borrowed & Blue
    Absolute M / Rough Trade

    Seit über dreißig Jahren ist Paul Carrack im Geschäft, und doch ruft sein Name öfters ein fragendes "Paul Who?" hervor. Dabei hat der gefragte Studio-Musiker und Songwriter bereits mit Roxy Music, Nick Lowe, den Pretenders, The Smiths, Squeeze oder Elton John gearbeitet. Stücke Carracks wurden von Bobby Womack, Diana Ross, den Eagles oder Steve Winwood interpretiert. Das wunderbare "How Long" seiner Kurzzeit-Formation "ACE" war und ist ein Radio-Hit der angenehmen Sorte, auch seine Formation "Mike and the Mechanics werden viele noch kennen. Die vorliegende Cd beherbergt denn auch entspannte Altherren-Musik im Stile Eric Claptons oder Van Morrisons (nur weniger spektakulär) und - fast nur Coverversionen (von "Whats Going On" bis "Girl"). Derzeit ist Paul Carrack Teil des Nokia Night of the Proms Spektakels und auch in deutschen Hallen unterwegs. www.carrack-uk.com


    Any Trouble - Life In Reverse
    Stiff / Blue Rose / Soulfood

    Früher erschienen solche Alben auf Castle... Any Trouble, bereits 1975 in Crewe, England, gegründet., hatte eine kurze Blüte in den 80ern auf Stiff Records & wurden in einer Reihe mit Elvis Costello und Joe Jackson genannt. Mit der Reaktivierung des legendären New Wave-Labels besann man sich dort auch wieder der Songwriter-Talente des zwischenzeitlich solo und in Richard Thompsons Band tätigen Clive Gregson und das vorliegende Reunion-Album mit gutgelauntem, aber auch relativ unerheblichem Uptempo-Pub-Pop wurde möglich.
    www.anytrouble.co.uk

     




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