reviews 8-08 catalog

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 Dennis Wilson - Pacific Ocean Blue / Bambu (The Caribou Sessions)
Legacy / SonyBMG
Paul Bryan - Listen
Sonar Kollektiv / Groove Attack
 
 
 
Zwo Mal beispielhafte Katalogauswertung: Zunächst wird zum 25. Todestag von Beach Boy Dennis Wilson dessen gesuchtes Solo-Album von 1977 neu herausgegeben. Die 2008er digital remasterte Legacy-Ausgabe enthält neben "Pacific Ocean Blue" und 4 Bonus-Tracks außerdem sensationellerweise das bislang unveröffentlichte Nachfolger-Album "Bambu". Die aufwendige Ausstattung dieser Kartonklapp-Doppel-CD lässt mit 33 Songs (20 davon bislang unveröffentlicht), einem 44-seitigen, reichhaltig bebilderten Booklet incl. Artikeln von Jon Stebbins, David Beard und Ben Edmons, sowie PDF Dateien des Booklets kaulm Wünsche offen. Die Talente des zeitlebens als Songwriter im Schatten seines großen Bruders Brian sowie als Musiker (ursprgl. Schlagzeuger) im Schatten der restlichen Beach Boys stehenden einzigen echten Surfers der legendären Gruppe werden in den episch orchestrierten Tracks dokumentiert und rechtfertigen das für einen Musik-Rerelease ungewöhnlich umfangreiche Rauschen im Feuilleton-Blätterwald. Obwohl der Hauptdarsteller, der später auf tragische Weise aus dem Leben schied, öfter schon wie abwesend wirkt.
Von der Ausstattung her eine deutliche Nummer kleiner, aber nicht minder interessant: die Wiederveröffentlichung des 1973 in Brasilien erschienenden Albums eines gewissen Paul Bryan. Den Vinyl-Stöbereien von Jazzanova-Mitglied Juergen von Knoblauch zu verdanken, bringt dieser Rerelease die Talente des blinden Brasilianers Sérgio Sá zur Geltung, der u.a. mit Gilberto Gil zusammenarbeitete. Sá hatte den Auftrag, ein ein nach US-Singer/Songwriter klingendes Album unter Pseudonym aufzunehmen, das zum Teil für einen TV-Soundtrack verwendet werden sollte. Das Kuriosum wurde mit überraschend substantiellem Songwriting, feinen Streicherarrangements und Sás brüchigem, hellen Gesang zwischen Stevie Wonder und James Taylor in Brasilien zum großen Erfolg. Und lässt auch heute aufhorchen. Schade, dass den Tonhöhenschwankungen des sonst großartigen "So long" beim Remastering nicht 100%ig beigekommen wurde - kleine Abstriche in der Audioqualität bei dieser sonaren Ausgrabung.

Calypsoul 70
Various Artists - Strut / K7! / Rough Trade

Strut ist nach "Funky Nassau" erneut in der Karibik fündig geworden. Zwei der Hauptzutaten vieler Tracks finden sich bereits im Titel, aber auch Reggae-, Latin-, Disko-, Dub- und Afroelelemente feiern hier ein Stelldichein. "Calypsoul 70" bietet ein munteres Seventies-Insel-Hopping zu den kleinen Studios und Labels, über die die Liner Notes des Musikhistorikers Francis Gooding dem Käufer Näheres mitzuteilen haben (mutmaßlich, denn rezensieren muß man ja die abgespeckte Vorab-CD). In die Sammlung von Duncan Brooker, der auch für "Nigeria 70" verantwortlich zeichnete, haben es u.a. Tracks aus Martinique, Kuba, St Lucia, den Virgin Islands , den Bahamas und der Dominikanischen Republik geschafft. Ein wenig traurig stimmt angesichts dieser gelungenen Compilation höchstens, wie wenig dieser phantasievoll mit lokalen Sounds angereicherten souligen Vergangenheit sich heute noch auf den meisten der genannten Inseln findet.

Atomix
Various Artists - Panatomic / Indigo

Indie-Rock Remixe der sogenannten neuen Generation von Indie-Bands wie Franz Ferdinand, Bloc Party, Kasabian, Hot Chip, LCD Soundsystem oder The Whip (siehe Rubrik Pop) – mit dieser so überfälligen wie guten Sampleridee konnte Atomic Cafe-Resident-DJ Volker Schadt bei seinen Chefs punktlanden. Die Verschmelzung von Indie und elektronischer Musik zur tanzbaren Neuversionen war im Nachtleben ja schon länger präsent. Also werden jetzt -schmuck verpackt und schlüssig betitelt- 16 "Indie bullets" von Panatomic auf den Dancefloor losgelassen. Überzeugende 12 davon waren bisher in Deutschland nicht auf CD erhältlich - die Floorfiller-Quote stimmt. Solange das wie hier auch bei Mehrwert, Optik, und Ausstattung der Falll ist, werden auch in der digital geprägten Musikwelt kommerziell veröffentlichte Cd-Compilations eine Zukunft haben.
www.myspace.com/schadcroft
 

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 Vampisoul Goes to Africa / Fela Ransome Kuti - Lagos Baby
 
 Various Artists - Vampisoul / Cargo
 
 
 
In Vampisouls gegenwärtig verstärkte Aktivivtäten bezüglich afrikanischem Repertoire führt der erstgenannte preisgünstige Sampler mit dem schönen Untertitel "Afrobeat Nirvana" bestens ein. Die Bandbreite reicht dabei von Highlife, Soul- und Funk-Beeinflusstem bis natürlich zu Afrobeat, meist im westlichen Afrika der 1950er bis 1980er Jahre entstanden. Die üblichen Verdächtigen wie Tony Allen, Orlando Julius und der frühe Fela Kuti sind dabei, aber auch im Westen kaum bekannte Namen wie Godwin Omobuwa, Dr.Victor Olaiya, Bola Johnson, Fred Fisher oder Opotopo. Ein lohnender Appetizer.

Die Doppel-CD "Lagos Baby" präsentiert Fela Kuti (1938-1997) von seiner frühen, bisher im Westen wenig bekannten Prä-Afrobeat-Seite. Kuti, wohl Nigerias und Afrikas erster Superstar , änderte 1970 seinem Mittelnamen von Ransome zu Anikulapo (auf yoruba so etwas wie "Todesbote") und radikalisierte seine Musik textlich in Richtung Black Panther-Movement. Das ging soweit, daß er eine eigene Partei gründetet und eine von Nigeria unabhängige, "Kalakuta Republic" genannte Kommune ausrief. Die Grundlagen für die bekannten, stilbildenden "Africa 70"-Afrobeat-Exzesse bildeten die hier dokumentierten Sixties-Fusion-Sessions zwischen Jazz, Afro-Soul und Highlife mit seiner damaligen Band "The Koola Lobitos". Wer einige mehr als schräge Bläser und die mäßige Soundqualität, der vom Fela Kuti Estate und Premier Records lizensierten Tracks in Kauf nimmt, bekommt einen - in den Liner Notes von Max Reinhardt kommentierten- guten Eindruck dieser Frühphase.


Cosmos / Feelin´the Spirit
Various Artists - Blue Note / EMI

Blue Note hat ihre bewährte (vor Jahren in Frankreich konzipierte) Groovexperience-Serie aufgestockt, grafisch aufgehübscht und bietet die nun 12 locker thematisch aufgehängten Rare-Groove-Compilations in einheitlichem Look an. Soul-, Funk- und Jazzplatten aus den Sechzigern und Siebzigern stehen zwar schon länger wieder hoch im Kurs, dennoch erleichtert ein amtlicher Archiv-Rundumschlag aus dem Haus der Blauen Note semi-professionellen Sammlern auch heute noch so manche Ausgabe.

Zwei Beispiele an dieser Stelle : Outer Space Disco Funk verspricht die "Cosmos" betitelte Serienfolge. Der Groove ist dann auf den elf versammelten Tracks von Jimmy ´Bo´Horne, Queen Samantha oder Timmy Thomas dann auch ohne Zweifel mit uns, nur den explizit angekündigten Weltraum-Touch vermisst man völlig.
Da ist ein Allgemeinplatz wie „Feelin‘ the Spirit“ mit "groovy Rhythm n´Soul gems" im Untertitel weniger fehleranfällig. Zumal ein breites Soul-Spektrum von Patti Drew über Lou Rawls oder das damalige Ehepaar Turner bis hin zum Teilzeit-Vokalisten Joe Frazier (Knock Out Drop!) abgedeckt wird.
"Am I Groovin´you ?..."
www.groovexperience-series.de/

Ein weiterer SerienTitel in der Filmmusic-Section : A Movie For Daddy


Blue Note plays Bossa Nova
Variuos Artists - Blue Note / EMI

Best of Bossa-Nova-Compilations gibt es wie Sand an der Copacabana. Blue Note Records ist aufgrund seines veritablen Archivbestandes an Jazz-Kleinoden da für eine veritable Ausnahme gut. Viele Künstler des Renommierlabels haben die Bossa Nova in ihre Musik eingewebt, live damit experimentiert oder gar ganze Alben in diesem Musikstil aufgenommen, sodass eine 3er CD-Box wie "Blue Note plays Bossa Nova" den Blick auf den weltweiten Einfluss des derzeit "Geburtstag" feiernden Genres freigibt. (ein kurzer einordnender Linernotestext dazu von Richard Seidel ist inklusive.) Insgesamt 45 Titel von den 50er-Jahren bis heute werden aufgeboten, u.a. von Nancy Wilson, Horace Silver, Lou Rawls, Cassandra Wilson, Chick Corea, Stacey Kent, Earl Klugh, Bobby McFerrin, Ron Carter, Donald Byrd oder Michel Petrucciani. Eine pralle Packung hochqualitativen Materials. Sehr willkommen, einzig die etwas lieblose Aufmachung in einer gestrig wirkenden weissen Jewel-PlastikBox mag bemängelt werden.


Elza Soares - Elza Pede Paagem
Marcos Valle - Samba "Demais"
Eumir Deodato - Idéas
alle : / EMI Brazil

Auch die EMI kann angesichts "50 Jahren Bossa Nova" nicht anders, als einige (zwölf) ihrer brasilianischen Genre-Perlen aus den Odeon-Archiven ans Licht zu holen - noch dazu zu einem freundlichen Preis. Mit letzerem geht eine gewissen spartanische Ausstattung einher, Bonustracks oder Extra-Liner Notes sucht der Sammler bei dieser Serie vergeblich, nicht nur die Cover, sondern eben auch die kurzen Spielzeiten entsprechen eben originalgetreu denen der ursprünglichen Alben. Dies vorausgeschickt, kann man Klassemusik wie Elza Soares´ energetischem Samba-Jazz auf "Elza Pede Passagem" natürlich immer noch genug abgewinnen. Hier ist das Cover (und die Rückseite mit weiteren Folge-Moves) schon Programm der folgenden knappen halben Stunde Hüftgymnastik.

Ebenfalls zur Serie gehört Marcos Valles legendäres "Samba Demais"-Debütalbum von 1963, für das er neben Songs von Tom Jobim, Roberto Menescal und Johnny Alf auch Stücke wie das vom Tamba Trio bekannte "Sonho de Maria" aufnahm, die er gemeinsam mit seinem Bruder Paulo Sérgio verfasst hatte. Valles samtige Stimme kündet hier schon von seiner grossen, bis heute andauernden Karriere.

Als dritter Stellvertreter der Odeon-Rerelease Serie sei Eumir Deodatos ein Jahr später aufgenommenes Album "Ideias" genannt, auf dem er noch mit zwei musikalischen Leitern, Milton Miranda und Lyrio Panicali, zusammenarbeitete. Was einen interessanten Vergleich mit späteren Werken des bekannten Produzenten und Arrangeurs ermöglicht.

Ein gutes Dutzend "Movimento Bossa Nova" Marke Odeon, mit kleinen Abstrichen be Sound und Ausstattung.
 

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 Musical Memories
 
 Various Artists - Vox / Hilton Nordica, Iceland - Special Distribution TIP !
 
 
 
Das Vox-Restaurant im neuen Hilton Nordica Hotel in Reykjavik macht nicht nur mit den kulinarischen Standards des Teams um Chef Gunnar Karl Gíslason und Sommelier Elisabeth Alba Valdimarsdóttir Furore. Das moderne Design-Ambiente wird auch mit der exklusiv über Restaurant und die im zweitobersten Stock des Landmark-Hotels befindliche Executive Lounge vertriebenen Compilation unterstrichen. In der Tat gehört in beiden Etablissements ein angenehm-ausgesuchter, zurückhaltender musikalischer Background im wahrsten Wortsinn "zum guten Ton". Befürchtungen anhand üblicher Hotel-Muzak-Zusammenstellungen und des einfallslosen Titels "Musical Memories" bewahrheiten sich dabei nicht - die in der Szene von Reykjavik etablierten Kompilatoren Margeir (Ingolfsson) und Kasper Bjorke haben eine betont ruhige Akustik-Elektronik-Mischung mit eigener Linie gefunden, die man gerne von der Insel im Nordmeer mitbringt: Mit dabei neben Bjorke und seinen Projekten u.a. Gus Gus, Trentemoller, Lady And Bird, Mikkel Metal oder Ben Morris - bis Johann Johannsons letzter Track die musikalische Mitternachtssonne melodramatisch verabschiedet. Exzellent.
 
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