reviews 10-08 catalog

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 Heidelinde Weis - Der Supermann
Bureau b / Indigo TIP
 
 
 
Aus den gemeinsamen drei Platten von Schauspielerin Heidelinde Weis und Komponist & (Doldinger-)Keyboarder Kristian Schultze (von 1975 bis 1979) destillierte das Hamburger Retro-Büro aktuell eine Kopplung mit jazzigen Bossa Novas, 70er-Funk und unverhohlen erotischen deutschen Texten. Schon damals gabs u.a. den Deutschen Schallplattenpreis und einigen Verkaufserfolg. Für der Legende nach im Krankenhaus entstandene Musik von beachtlichem Unterhaltungswert, recht ähnlich dem, was Günther Fischer mit Manfred Krug kurz vorher in der DDR machten. Nicht weiter überraschend, das Könner wie Olaf Kübler, SigiSchwab oder Curt Cress mitgewirkt haben. Schade, daß Rezensenten die vollausgestattete Version vorenthalten wird - die 20 Tracks verdienen nun mal auch ihre 20 Seiten Booklet mit Fotos und Liner Notes.

Spike Jones - Greatest Hits
SMARIS

Nur zu Recht gibt es alle Jubeljahre mal eine aufgefrischte (hier digital remasterte) Kopplung von Spike Jones - Preziosen. In den 40er Jahren machten Spike Jones and his City Slickers wegweisendes Geräusch-Entertainment. Die verrückten, ausgefeilten Arrangements, für Kuhglocken, Autohupen, Ambosse oder gar Toilettensitze (das "Latrinophone") prägten vor allem zeitgenössische Zeichentrick-Filme. Der Durchbruch kam für Jones denn auch 1942 mit seiner Vertonung von Disneys berühmtem Propaganda-Cartoon "Der Fuehrer´s Face" (der diesen Titel erst bekam, als sich der Chart-Erfolg des gleichnamigen Jones-Stückes abzeichnete). Wesentlich mehr als purer Klamauk beeindruckt auch heute noch das temporeiche und präzise Zusammenspiel der versierten Slickers-Instrumentalisten. Interessante englische Lliner Notes von Joseph F. Laredo.

Reggae Archives
Various Artists - FGL / Edel

Auch an der Reggae-Historie versuchen sich die Archivspezialisten des französischen Labels FGL mit dieser neuen Doppel-CD-Serie. Ausgehend von den 60ern und 70ern werden gleich auf der ersten Folge einige klangvolle Namen (Marley, Isaacs, Sugar Minott, Yellowman, Mutabaruka, Dennis Brown und natürlich Lee Perry mit diversen Kollaborateuren) und credible Tracks versammelt, ohne aber weitere Ausstattung in die nötigen Hintergründe zu investieren - sämtliche näheren Trackangaben außer Interpret ud Titel sucht man vergeblich. Das ist trotz der prallen Riddim-Packung (44 Tracks) dann doch ein ein bißchen wenig für die "Archiv"-Ambitionen.

Elvis in Deutschland
SonyBMG Media

Am 1. Oktober 1958 ging in Bremerhaven ein junger G.I. von Bord und hielt in der Folge die Republik auf Trab. 50 Jahre nun diese RCA-Veröffentlichung, die nicht nur Hits von Elvis erstem Top10-Hit ("Tutti Frutti“) bis zu seiner einzigen deutschen Nummer 1 ("In The Ghetto“), sondern auch Stücke mit besonderen Bezug zu Deutschland: das unvermeidliche "Wooden Heart (Muss i denn...)“, sein "La Paloma“ ("No More“), "Fool“ von -jawohl- "unserer" Big Band-Legende Hans(i) Last oder aus dem Film "Cafe Europa (G.I. Blues)“ das "Frankfort Special“, in dem er von den hübschen Mädchen aus Frankfurt schwärmt. Ein Medley von raren Aufnahmen aus seiner Wehrdienstzeit, die in Deutschland, genauer in Bad Nauheim entstanden und ein ausführliches Booklet dürften die Fans freuen. Die Doppel-CD gibt es auch als speziell gestaltete Friedberg (Haus) und Bad Nauheim (Kaserne)-Extra Editionen. Eine runde Sache, zu der es den JXL-Remix von "A Little Less Conversation" abschließend nicht mehr gebraucht hätte.
http://www.elvisforever.de/elvis_in_deutschland_1958.htm
Http://www.elvisforever.de/elvis_in_deutschland_1959.htm

Classical Beatles
Various Artists - EMI Classics

Die vorliegende Doppel-CD mit nun satten 45 Beatles-Titeln, dargebracht von Künstlern, die sonst eher dem Bereich der klassischen Musik zuzuordnen sind, ist nicht die erste ihrer Art (und wird auch nicht die letzte sein). Längst sind deren Tracks eben selbst zu "klassischem" Beschallungsrepertoire geworden, von Shopping Malls bis zum Crossover-Programm im allgegenwärtigen Klassik(!)-Radio. Neben dem Opener „Yesterday“ (hier nur einmal von den -überrepräsentierten- King´s Singers, immerhin der meist gecoverte Song aller Zeiten), finden sich die üblichen Verdächtigen wie „Penny Lane“, „Let it be“, „Help!“, „Can’t buy me love“ oder „Eight days a week“ - in öfterst altmodisch-barock oder romantisch anmutende Klanggewänder gehüllt und innerhalb der letzten gut 30 Jahre von Manuel Barrueco, Lesley Garrett, den Swingle Sisters und einigen symphonischen Orchestern und (Kinder-)Chören eingespielt.
 

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 Femmes de Paris Box
 
 Various Artists - FGL / Edel
 
 
 
Jetzt in einer Box zusammengefasst: Dreimal die seit 2004 erfolgreich laufenden "Femmes de Paris" und als Bonus einmal die dazugehörigen "Gentlemen", auch wenns da mit dem Francais etwas hakt. Die frankophone Popmusik der Sechziger verquickte durchaus charmant zwei scheinbar ungleiche Stilrichtungen: Beat und Chanson. Vor allem französische Sängerinnen bürgerten Songs von der Insel oder aus den Staaten kurzerhand in ihren nachgespielten Versionen ein. So wurde u.a. aus Lee Hazelwoods "These Boots Are Made for Walking" noch wortgetreu Eileens unwiderstehliches "Ces bottes sont fait pour marcher", aus "Paint It Black" von den Stones aber bei Marie Laforet dagegen "Marie Douceur, Marie Colère". Auch die BB, ein putziges "Petit Dracula" von Christine Pilzer oder die bis dato recht seltene, von Virginie Rodin französisch gesungene Fassung der "Raumpatrouille Orion"-Melodie - Commando Spatial - sorgen für Kurzweil. Einige der Songtexte finden sich auf einem beigelegten Poster.


Michael Jackson - King of Pop
SonyBMG

Der BILD/bild.de-Leser hat gesprochen, "Billie Jean", "Beat It", "Bad" und "Black Or White" sind die nicht weiter überraschenden Favoriten der Klientel. Ein "Geburtstagsgeschenk" zum 50. Geburtstags des sogenannten, ehemaligen, fragil-wahnsinnigen King of Pop sollte das sein. Da ist es schon schade um die vollkommen einfallslose Gestaltung der Verpackung der 32 Tracks, von denen nur "Got The Hots" aus den Thriller Studio Sessions als Ausgrabung gelten kann. Den Abschluss bildet ein Thriller-Megamix von Jason Nevins. Der Chartsentry tröstet den - auf hohem Niveau- u.a. mit finanziellen Schwierigkeiten ringenden Star möglicherweise.


Kevin Ayers - Songs for Insane Times
Poco - Original Album Classics Box
beide: EMI

Neben Syd Barrett und Pink Floyd mischte auch Soft Machine- Gründungsmitglied Kevin Ayers kräftig mit beim musik-psychedelischen Umbruch im London der Mittsechziger. Ayers' wichtigster und längster musikalischer Weggefährte war der britische Gitarrist Ollie Halsall, der auch auf einigen der Tracks dieser umfassenden und über drei Cds chronologisch aufgebauten Anthologie als Musiker oder Arrangeur auftaucht. Die komplexen Arrangements und meist verschachtelten Songstrukturen lohnen denn, wie auch das ausführliche Booklet mit vielen Fotos eine ausführlichere Beschäftigung, Die vierte CD ist Ayers Konzert aus der Queen Elizabeth Hall von 1973 gewidmet.
www.kevin-ayers.com/

Poco war in Europa nie so erfolgreich wie andere Westcoast Bands. Der von den beiden früheren Buffalo Springfield-Recken Richie Furay und Jim Messina mit George Grantham, Rusty Young sowie Randy Meisner gegründete Gruppe schrammelte auf den hier enthaltenen fünf einfachen Cardboard-Sleeves-Alben (in stabiler Box) "Pickin Up The Pieces", "Paco", "Crazy Eyes", "From The Inside" und "A Good Feeling To Know" ihren netten, aber immergleichen bodenständigen Satzgesang- ud Gitarren Sound im Stile einer besseren Backing Band. Zuletzt bestand die noch aktive Band aus Gründungsmitglied Rusty Young, Paul Cotton und Jack Sundrud.
www.poconut.com/


Rodriguez - Cold Fact
Light in the Attic - Cargo

Drop Out, Drop In Music: Das jetzt von Light in the Attic wieder mal vorbildlich aufgemöbelte Frühsiebziger-Album "Cold fact" von Sixto Rodriguez war, mit Ausnahme des Openers "Sugar Man" vielleicht, lange nur in Südafrika und Australien bekannt, in diesen "down under"-Staaten genoss es allerdings einigen "Kultstatus" - zurecht, denn das werk braucht sich in seiner Geschlossenheit nicht vor zeitgenössischen Erfolgen von der Westküste zu verstecken. Zwischenzeitlich verschollen, wurde Rodriguez ´97 von einam Fan aufgespürt und gab nach 17 Jahren Bühnenabstinenz ein aufsehenerregendes Comeback in Südafrika.
Bonus Tracks über I-Tunes, die ausführlichen Booklettexte, Lyrics, Interviews und Fotos sind aber den CD-Albumkäufern vorbehalten.
www.lightintheattic.net


Alan Parsons Project -
Eve / Gaudi / Ammonia Avenue
alle SonyBMG

Die bereits im Frühjahr 2007 begonnene, recht vorzeigbar aufgearbeitete Remastering-Serie des mit seinen ersten Konzeptalben stilbildenden Alan Parsons Projects (Parsons, sein Partner Eric Woolfson und auch der Dauer-Orchestrator Andrew Powell) werden nun mit "Eve" von 1979, "Ammonia Avenue von 1984 und dem letzen offiziellen Album "Gaudi" abgeschlossen. Mit "Freudiana" folgte noch teilweise gemeinsam gestartetes Woolfson-Musical, das aber in Richtung Bühnenbretter marschierte, die Parsons mit guten Gründen nicht mehr mittragen wollte.
Auch auf den letzten, stromlinienförmigeren der zehn Alben hatte sich der Kreativgeist des Duos schon bedenklich abgenutzt. Dem standen jedoch noch über Jahre vermehrter kommerzieller Erfolg und Allgegenwart im TV entgegen (u.a. Titelmelodie des TV-Magazins Monitor). Das thematisch den Frauen allgemein gewidmete "Eve" kann vielleicht als letztes der klassichen APP-Alben gelten, vollzieht jedoch schon den Übergang von der opulenten, aber stilsicheren Melange von Sinfonik, Elektronik und Rock zu flacheren, poppigeren Strukturen. Langjährige, verdienstvolle Mitstreiter wie Ian Bairnson, David Paton oder Lenny Zakatek kommen erneut zum Zug.
Damit war der Zenit jedoch endgültig überschriten, die anderen beiden Alben markieren aus künstlerischer Sicht den Niedergang des Duos, klanglich auf der Höhe, thematisch weiter mit Ideen für grosse Konzeptalben, melodisch und von den Einfällen her ging es nun jedoch bergab.

www.the-alan-parsons-project.com/
 

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 ZinZin Lounge
Various Artists - ChinChin Records
 
 

Auch die Kölner ZinZIn Lounge leistet sich also eine hauseigene Compilation, zusammengestellt von Lokal-DJ Ralph Rosenbaum. Nun ist „Via Con Me“, von Paolo Conte zwar nicht gerade ein selten gehörter "Jazz-Song" und das Album weder Wundertüte noch Offenbarung, unangenehmere (Achtung - böses Wort) Lounge-Background-Beschallung als mit Koop, Waldeck oder Mighty Bop kann man sich allemal vorstellen (Rezensentenbüro im Oktoberfest-Einzugsbereich), nur eines ist die cheibe sicher nicht, wie angepriesen : individuell und unverwechselbar. Die Kölner Bar-Dependance wird von Düsseldorf aus betrieben...
www. zin-zin.de
www.chinchin-records.de

 
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