REVIEWS CATALOG 04-2016

 

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Aloha Got Soul

V.A. - Strut - K7! / Indigo
TIPP
Ok, ein kleines, wohlwollendes "Aloha" leistet sich diese Strut-Compilation im Titel. Ansonsten keine blumenkettenverzierten Hula-Girls, keine Surfer, keine Vulkane - auf dem Cover werden keine Hawaii-Klisches bemüht. Auch im 16-seitigen 4c-Booklet geht es gleich straight thematisch zur Sache. Kompilator, Plattensammler und Aloha Got Soul-Blogger Roger Bong hat 16 rare Adult Oriented Rock & Disco-Aufnahmen aus der offenbar goldenen Ära der hawaiianischen Popmusik zusammengestellt, die nun großteils zum ersten Mal anders als auf Original-Vinyl erscheinen. Mit Hawaiianisch ab 1978 als offizieller Inselsprache des formierte sich eine dynamische Künstlerszene, die von lokalen Veranstaltern wie dem bekannten DJ Tom Moffatt schon aus Kostengründen gern gebucht wurden. Bong führte Interviews mit diversen Künstlern und dokumentiert seine Auswahl mit ausführlichen Liner Notes und vielen Fotos. Künstlerinterviews, zahlreichen Fotos und Cover-Abbildung umfassend ins Thema ein. Den Einfluss von Größen wie Earth Wind & Fire, Tower Of Power, den Doobie Brothers, Roy Ayers oder Steely Dan kann man bei Acts wie Greenwood, Aura, Tender Leaf, Brother Noland oder Noheli Cypriano natürlich heraushören.
 

catalog 2 16 alohaGotSoul

https://alohagotsoul.com

aloha soundcloud stream player

www.strut-records.com

 

Serge Gainsbourg - London Paris

Mercury / Universal
TIPP

Serge Gainsbourg verließ Paris, Frankreich am 2.März 1991 - Richtung Pop-Olymp. Die vorliegende von Sébastian Merlet & Xavier Perrot konzipierte Compilation London Paris mit Aufnahmen von 1963-1971 markiert also den 25. Jahrestag des stets verkatert wirkenden Genies - und zeigt Gainsbourg als Europäer & internationale Kreativ-Größe. Von 1963 an (erste Londoner Studio-Session für die La Javanaise-EP) zog die britische Swinging Sixties-Metropole Gainsbourg immer wieder an - für Aufnahmen mit Arrangeuren & Produzenten wie Harry Robinson, Arthur Greenslade oder David Whittaker, deren Anteil an Gainsbarres legendärem Oeuvre bisher kaum gewürdigt wurde. Bekannter Serges Hang zur Cinematographie: hier auch enthalten ein selteneres Instrumental zur 1970er Doku Cannabis oder das eben nicht von der im Video präsenten B.B. eingesungene Comic Strip - die Sprechblasen-Vocals stammen von Madeline Bell. In dieser Hinsicht für gutsortierte Fans bei 64 Minuten Spielzeit vielleicht wenige Inedits, aber von der Machart her eine interessante Ergänzung des Gainsbourg´schen Re-Release-Kanons - mit zweisprachigen Liner Notes, diversen Studiofotos und genauer franko-britischer Diskographie im Booklet.

 

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Universal Artist Website

Wally Stott & his Orchestra - London Souvenir / Michel Legrand - Bonjour Paris

beide: Cherry Red / RoughTrade

Beide Metropolen stehen auch im Mittelpunkt zweier feiner Cherry Red-Compilations. 1 London Pride. Bis die britische Komponistin und Dirigentin den Namen Angela Morley annahm, schrieb sie Musik unter den Künstlernamen Walter Scott oder Wally Stott (Hintergrund: eine Geschlechtsumwandlung). Für ihre Arbeit wurde sie mit drei Emmys geehrt und zweimal oscarnominiert. Bei London Souvenir handelt es sich um sein/ihr Tribute-Album an die Hauptstadt des Commonwealth, ein leichtes, angejazztes ´tone picture´ von 1958, mit Zwischenstopps an mehr oder weniger markanten Punkten wie Berkeley Square, Westminster oder Chelsea. Das Werk wird mit einer Mel Tormé-Version eines der Stücke, Arbeiten für Noel Coward sowie weiteren Stott-Titeln ergänzt: "one of Britain´s finest arrangers". Kurzweilig durchzuhören, während man das Fotobooklet durchblättert. 2 Michel Legrand - Der französische Komponist, Pianist, Sänger und Arrangeur armenischer Herkunft wendete sich seit Ende der 1950er Jahre verstärkt der Filmmusik zu, Soundtracks wie Thomas Crown Affair oder Les Parapluies de Cherbourg machten ihn weltbekannt. Bonjour Paris ist seine 1956er Hommage an die Seine-Metropole, mit Legrand-arrangierten Fremdtiteln von Joseph Cosma, Edith Piaf oder Charles Trenet - hier interessanterweise ergänzt um Stücke aus dem Soundtrack zum Chris Marker-Film Le Joli Mai von 1962, mit den Stimmen von Yves Montand (frz.) & Simone Signoret (engl.).

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wavemusic 22

California Sunset Records / Sony
TIPP

Die Ausstattung der Releases des Compilation-Labels California Sunset hebt sich ab - positiv. Gerade im MobileAudio-Zeitalter werden von der schweren Cardboard-Box über das fotografische Design bis zur Titelauswahl hohe Ansprüche angelegt, um ein optisch, haptisch und akustisch ansprechendes Package zu inszenieren. Die 22. Ausgabe der seit 1999 lancierten, den prototypischen ´Tag am Meer´ immer neu aufgreifenden wavemusic-Reihe ist mit der Auswahl von Johannes Huwes spekakulären Race of Gentlemen- & ´World of Speed´-Fotos besonders gelungen. Leichtigkeit kann für Einige eben auch bedeuten, sich mit Zweirad-Boliden & historischen Hot Rods an endlosen Stränden zu vergnügen. Ob man hier den arg strapazierten Werbe-Slogan vom Lifestyle bemühen muss, sei dahingestellt, jedenfalls finden sich auch in der musikalischen Zusammenstellung von Firmengründer Michael van Droff und Alexander Brockmeier erneut exquisites Material, etwa von Shaun Escoffery, Toco, Mayer Hawthorne, Benny Sings, Boy & Bear oder Lymor & Bon Homme.
. Play Tracks I 1-5,12,13. II, 1-3,6,9.

 catalog 02 16 wavemusic22

Scott Walker sings Jaques Brel / Walker Brothers - Nite Flights

Universal * GTO - Sony / beide: Music On Vinyl
VINYL-TIPPs

Scott & seine Brüder... 1 Drama Galore. Die als Original gestrichene 1981er Zusammenstellung Scott Walker Sings Jacques Brel von 1981 versammelt hochkarätige Aufnahmen aus Scott Walkers ersten drei Solo-Alben, darunter Amsterdam, Next, oder das von Rod McKuen übersetzte, herzzerreissende If You Go Away (Ne Me Quitte Pas) - die restlichen Stücke transformierte der New Yorker Mort Shuman ins Englische. Die Seelenverwandtschaft dieser drei Künstler hat die Nachwelt fraglos bereichert.  2 Walker Brothers - Nite Flights, das sechste, letzte Studioalbum der Gebrüder Walker von 1978 dokumentiert mit klar abgetrennten Songwriting & Gesangsbeiträgen die auseinanderdriftenden Wege der Künstler: Zwei Songs wurden von Gary Walker geschrieben, während Scott Walker und John Walker jeweils vier beisteuern. Die Grafik stammt von Storm `Higgnosis´ Thorgerson, berühmt für seine Pink Floyd Album-Cover berühmt. Nite Flights kommt als Klapp-LP, beide Re-Releases als Classic Vinyl Albums in Originalcover-Optik & 180g-Qualität.

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Frank Sinatra sings Cole Porter / George Gershwin

beide: Black Coffee Records / In-Akustik
Zwei Black Coffee-Compilations, die aus dem reichen Fundus schöpfen, den die amerikanische Crooner-Ikone Frank Sinatra hinterlassen hat.
Eigentlich erstaunlich, aber ein originäres Cole Porter Songbook Album sucht man in der Diskographie Sinatras vergeblich, immerhin gab es Mitte der 60er bereits eine Zusammenstellung mit Porter-Songs. 40 Songs aus den Jahren 1944 bis 1962 auf 2 Cds künden auch aktuell davon, dass The Voice keineswegs Berührungsängste bzgl. dieses großartigen Repertoires hatte. Zu den Tracks gehören gleich eine ganze Reihe Duette: mit Bing Crosby, Maurice Chevalier, Rosemary Clooney, Shirley MacLaine und Celeste Holm. Englische Liner Notes im Booklet von Alfred Boots, etwa zum Arrangeur-Wechsel Stordahl/Riddel und Porters Lebenslauf. 2 Frank Sinatra Sings Gershwin Auch die auf einer weiteren neu gestalteten CD zusammengefassten 22 Songs aus der Feder von Jacob Gershowitz aka George Gershwin (mit den kongenialen Texten seines Bruder Ira) wurden ebenfalls anlässlich Sinatras 100. Geburtstag im 24 bit Digital-Modus remastert. Obwohl Sinatra im Lauf seiner langen Karriere auch kein separates Gershwin-Album aufgenommen hatte, kamen im Lauf diverse lohnende Aufnahmen mit dem Songbook-Material der Gebrüder G zustande, die Frankieboy meist leicht von der Hand zu gehen scheinen. Die Zusammenstellung ermöglicht auch Vergleiche alternativer Versionen, etwa von Someone To Watch Over Me, A Foggy Day oder Nice Work If You Can Get It, sowie der begleitenden Klangkörper von 1944 bis 1962: u.a. die Orchester von Nelson Riddle, Billy May, Axel Stordahl, Johnny Mandel oder Neal Hefti. 2015er Liner Notes von Merton Hubert und diverse Fotos im Booklet.
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J.J. Cale - Troubadour

Universal / Music On Vinyl
VINYL-TIPP

Troubadour, das vierte Album des entschleunigten Gitarreros J.J. Cale, ursprünglich veröffentlicht im Jahre 1976, enthält neben Laid Back-Klassikern wie I´m A Gypsy Man, Hey Baby, oder Cherry bekanntermaßen auch Cales Original-Version des Hits Cocaine, das ein Jahr später durch J.J.-Verehrer Eric Clapton (siehe dessen umfassendes Cale-Tribute-Projekt The Breeze) auf dessen 1977er-Album Slowhand einem noch größeren Publikum bekanntgemacht wurde.

Nach dem zu frühen Tod der Tulsa-Ikone 2013 war Troubadour bereits als Vinyl neu aufgelegt worden - nun erscheint das Album als audiophiler 180 Gramm-Longplayer.
http://jjcale.com

 catalog 04 16 TroubadourVinyl

Lloyd Cole & the Commotions - Rattlesnakes

Polydor / Music On Vinyl
VINYL-TIPP
Rattlesankes, das Debüt von Lloyd Cole & seinen Commotions, erreichte immerhin Platz 13 der UK-Charts und sorgte 1984 mit den Hits Perfect Skin und Forest Fire für einiges Rascheln im Blätterwald. Die vorliegende Vinyl-Wiederveröffentlichung in Original-Coveroptik ist eine Expanded Edition: der audiophilen 180 Gramm-LP incl. cellophanierter Innenhülle ist ein Insert beigelegt. Analog zur CD sozusagen konnten gar vier (kaum abfallende) Bonustracks in die Rille gepresst werden: Sweetness, Andy´s Babies, The Sea And The Sand und You Will Never Be No Good.  Aufgenommen in John Foxx´ Garden Studio in Shoreditch im Osten Londons, produziert von Paul Hardiman und mit einem Bild des renommierten Fotografen Robert Farber als Cover - ein 80er Jahre Gitarrenpop-Klassiker. Der Künstler ist passenderweise gerade in diesem Jahr im ´Retrospective´-Modus und spielt live nur Titel aus dem Jahren 1983-96.
www.lloydcole.com
 

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Kev Beadle presents The Best of Inner City Records

BBE / Indigo
Der geschätzte Kev Beadle mit einer ersten Retrospektive des Inner City Labels. Das 1976 von Irv Kratka und Produzent Eric Kriss gegründetes Jazz-Label, das sich 1985 wieder aus dem Biz verabschiedete, erwarb sich mit seinem breit gefächerten Sortiment zwischen Avantgarde und Fusion besonders in den späten 70ern einen guten Ruf bei Jazzfans & Kritikern. Immerhin veröffentlichten Künstler wie Gil Evans, Sun Ra, das Art Ensemble of Chicago, Chet Baker, Cecil Taylor, Stan Getz oder Archie Shepp in dieser Zeit auf Inner City. Soho und Convent Garden. Von dort stammt auch der DJ Kev Beadle. Labelgründer Kratka gab sein OK, Soho-Club-Spezialist Beadle konnte loslegen und etwa Sadao Watanabe, Urszula Dudziak, Carlos Franzetti und The Jeff Lorber Fusion berücksichtigen. Im Ergebnis 16 Tracks auf CD & limitierter Doppel-LP.   

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Kev Beadle Podcast Radio

"...from the archive" - Compiled by Volcov

BBE / Indigo

Archive/Neroli-Labelchef Enrico Crivellaro aka Volcov ist parallel unter diversen Künstlernamen unterwegs, etwa als Deep House Specialist Rima (Deep House) oder als ISoul8 sowie als Remixer für Frankie Valentine, Azymuth und Taylor McFerrin. Auf dem vorliegenden Bbe-Sampler tut sich der Mann eher als Vinyl-Trüffelschwein und B-Seiten-Checker hervor - das Terrain: Soul-, Funk-, Disco- und Boogie-Perlen. Das Prinzip: Freilegen, Auflegen und nötigenfalls zusätzlich durch eigene Edits polieren, schließlich bei Bbe zwecks neuer Zusammenstellung anrufen. Das Fallbeispiel ...from The Archive erscheint als CD und Klappcover Doppel-LP im Klappcover mit 13 (bzw. elf) Stücken.
Play Tracks 4,8.
Volcov-Blog

Viel Spaß beim Entdecken von Acts wie Manfredo Fest, Chez Damier oder Shokazulu (sowie beim Entziffern der Schreibschrift-Linernotes).

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