Reviews Electro 03-12

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 Gomma All Stars feat. Peaches - Casablanca Reworks
 
 Gommma / Groove Attack TIPP!
 
 
 
Interesting. Das (von Universal gerade wiederaktivierte) ’Casablanca’-Label aus L.A. besinnt sich nach Zwangspause seit Mitte der 80er seiner Disco-Sound-Vergangenheit (Village People, Parliament, Giogio Moroder) und öffnet seine Archive dem Frischzellentrupp aus dem Hause Gomma. Deren Chefs Mathias „Munk“ Modica und Jonas „Telonius“ Imbery entscheiden sich für ’You Can’t Run From My Love’ von Stephanie Mills sowie ’Our Love’ von Donna Summer. Telonius kann für seine Version den 80´s-Produzenten Harold Faltermeyer gewinnen! Weitere Remixer: The Phenomenal Handclap Band & Moullinex, die aus Michael Sembellos "Maniac" (aus "Flashdance") mit scheinbar einfachen Mitteln eine Dancefloor-Granate basteln. Nächster Coup: gesungen werden alle vier Tracks von Peaches - als hätte die nie was anderes gemacht. Incl. vier weiterer Versionen der vorgenannten Tracks - alles extrem tanzbar - nonstop. Bitte mehr davon!  
 
 
 DJ Kicks - The Exclusives
 
 Various Artists - K7 / Alive TIPP!
 
 
 
Die DJ-Kicks - nicht nur für die Mixmag-Postille "die wichtigste DJ-Mix-Serie aller Zeiten" ist nun schon seit 17 Jahren am Start, Kruder & Dorfmeister, Smith & Mighty oder Kemistry & Storm stehen für eine Kette von Dance-Highlights aus der Berliner K7-Labelwerkstatt. "The Exclusives" versammelt nun zum zweiten Mal (nach 2006), wie der Name andeutet, die Tracks aus den jüngeren DJ-Kicks-Mixen, die die jeweiligen Künstler extra und allein für die Serie produzierten: 14mal Exclusives aus den letzten fünf Jahren. Und die Erwählten haben sich hörbar Mühe gegeben. Four Tet, Hot Chip, Chromeo, The Juan MacLean, Henrik Schwarz & Scuba für Berlin, James Holden, Kode9 etc. Wirkt erstaunlicherweise meist wie aus einem Guß - gut kompiliert. Am Schluß steht mit Photek & Kuru´s neuem "DJ-Kicks-only"-Track "Fountainhead" ein Ausblick & Vorgeschmack auf die Feierlichkeiten zum (27.) Labeljubiläum und die kommende Nummer 39. The Kicks don´t stop.

 

 
 
 RMX 2 curated by Blank & Jones 
 Emm / EMI TIPP
 
 
 
Die omnipräsenten Blank & Jones laden zum Stelldichein auf RMX2, dem Social-Network-Remixportal für den Superstar von nebenan. Wie Lenny Kravitz, der eben mal Justice angefunkt hat. Munterer Traffic hier. Digitalism befrienden Depeche Mode Frontmann Dave Gahan und deren Mastermind der ersten Stunde, Mr. Vince Clarke, lässt die alte Freundschaft mit den Ex-Kollegen für "Behind The Wheel" aufleben. Armand van Helden lädt Moby und Debbie Harry zur Big Apple Party, DJ Hell behellligt die Pet Shop Boys, Chicane wollen mehr von Everything But The Girl, die Glimmers machen sich an Roxy Music ran und Kylie Minogue wird von Freemasons bedrängt. Paul Humphreys nimmt derweil New Orders Bernard Sumner & die Chefs von´t Janze zur Seite.
Da geht doch hier und da was. Von wegen Facebook-Müdigkeit...
 

 
 
 Here Is Why - HRSY
 
 Riotvan / Groove Attack TIPP, VINYL-TIPP & LIVE-TIPP
 
 
 

Ein Marbert-Rocel-Remix hatte vorab Interesse geweckt. Nun bestätigen die Leipziger von Here Is Why den guten Eindruck mit einem ganzen, quasi selbstbetitelten Album. Synthie-Pop wie aus der Zeitmaschine, was ja immer noch ins grassierende 80s-Wohlwollen anno 2012 passt.
Der solide Sänger & Stückeschreiber (Good Guy) Mikesh, Drummer Markus, Bassistin Linda & Synthiefachmann Flo tragen mit Tracks wie "Standing On A MountainHigh" oder "Waiting For The Sun" ihre 2nd generation Depeche-Mode-Sozialisation ganz offen zur Schau. Das Debüt ist auch als Vinyl erhältlich - auf dem bandeigenen Label - alle Achtung. Demnächst live, in a club near you: Munich, Hamburg, Berlin, Essen, Dresden, Leipzig natürlich. www.hrsy.net/www.here-is-why.com/ Play Tracks 1, 4, 6, 8. http://blog.here-is-why.com/category/hrsy/

 

 
 
 Chinese Man - Racing With The Sun
 
 Chinese Man / Groove Attack TIPP & LIVE-TIPP
 
 
 
Erklärtermaßen der Soundtrack für einen nicht-existenten Film: einen exotisch schrägen Zitat-Western. Die Sample-Nerds von Chinese Man ziehen hier munter alle Sample-Register: schwere Reggae-Bässe, fernöstliche Instrumental- & Schlagerschnipsel, jede Menge Dubeffekte, eine Prise Ragga-Toast, Gospel mit UK-Dub aufgepeppt, Akustik-Bass, verschleppte Zeitlupen-Beats, melodische "Saudade"-Schleifen, a la Turka-Orchester meets Hip Hop, Western-Backgroundgesang im schwer groovenden Titletrack. Und natürlich O-Ton-Trouvaillen im Überfluß. Mit 10 statt 13 Tracks wäre dieses Opus der drei französischen DJs High Ku, SLY und Zé Mateo eine noch rundere Sache. Play Tracks 2 , 4, 7, 8, 13. Live-Appearances stehen im Raum. Check out: www.chinesemanrecords.com
 

 
 
 Burnt Friedman - Bokoboko
 
 Nonplace / Groove Attack VINYL-TIPP
 
 
 

Burnt Friedman zelebriert auf seinem vierten Solowerk eine gewisse Vorliebe für Japan, unschwer zu erkennen an der Titelgebung für Album & alle 10 (Instrumental-) Tracks. "Bokoboko" ist wunderbar lautmalerisch und bedeutet im Japanischen "uneben" aber im Kontext unter Umständen auch "hohl klingend". Dementsprechend offeriert der Bernd aus seinem Berliner Studio die für ihn typischen Beats ganz besonders perkussiv ausgerichtet. Friedman spielt präparierte Steel Drums, verschiedene Holz-und Metall Perkussionsinstrumente, Gongs, Monochord, seine selbstgebaute Gummibandgitarre - neben Orgel, Synthesizer und E-Gitarre. Ergebnis offen, irgendwo zwischen Can und Jon Hassell. Gäste beim Multitalent diesmal Hayden Chisholm, zuständig für die Blasinstrumente, Joseph Suchy (Gitarre), Daniel Schröter (Bass) und (der in Berlin lebende Japaner)Takeshi Nishimoto am indischen(!) Saiteninstrument Sarod. Auch als (2x12´inch) Vinyl erhältlich. www.burntfriedmann.com

 


 
 
 Jazzanova - Upside Down
Oliver Koletzki - Großstadtmärchen 2
 
 Sonar Kollektiv / Alive * Stil Vor Talent
 
 
 
"Upside Down" ist kein reguläres neues Jazzanova-Studiowerk, sondern ein Album ausgesuchter Remixe von Stücken des Berliner Produzentenkollektivs. Alex Barck, Henrik Schwarz, Ame, Ye: Solar, Atjazz, Soldiers Of House (aus Tshwane/Pretoria in Südafrika), Mr. Scruff, Motor City Drum Ensemble, Midnight Marauders (Schottland) und Neve Naive sind die Ausführenden. Thief, Phonte, José James, Ben Westbeech und Paul Randolph agieren am Mikro, letztere beide jeweils auf zwei der Tracks. Die stets beschworenen höchsten Ansprüche der Berliner mögen erneut bei der Auswahl zum Tragen gekommen sein, im Ergebnis herrscht beim Hörer auch mal große Ernüchterung bis hin zur Langeweile. Auch als Vinyl erhältlich.
Play Tracks 1,8, 9.
www.jazzanova.com/

Auf das (März-)Sequel zu Oliver Koletzkis "Großstadtmärchen" von 2009 musste die Redaktion zwar lange warten, aber das Ergebnis kann sich hören lassen. Nach seinem persönlichen Großstadtmärchen mit dem "Mückenschwarm" auf Cocoon reüssierte Koletzki mit dem eigenen Stil vor Talent-Label und präsentiert nun ein Sequel zum märchenhaften Teil 1- Inhalt: Clubpop mit den folgenden Ingredenzien: gediegene Instrumentals, deutsche und englische Guest-Vocals, je einmal Daft-Punk-Hommage und Spoken Word aus der Club-Toilette sowie reichlich House und softer Funk. Für eine Ballade oder das kultverdächtige "50 Ways To Love Your Liver" frei nach Paul Simon sorgen für Kurzweil im Betrieb. Im März & April auf Deutschlandtournee, u.a. am 28.4. in der Münchner Freiheizhalle. Check out f....book oder www.myspace.com/koletzki

 


 
 
 The Miccronaut - Friedfisch / Lee Burton - Busy Day For Fools
 
 Acker * Klik / beide: Rough Trade
 
 
 

Oha. Der piscophile Elektrobastler Stefan Schreck aka Micronaut taucht mit seinem Album "Friedfisch" nicht in die heimischen Süßgewässer ab, um im Trüben zu fischen. Das Ein-Mann-Orchester vom Acker schwimmt mit seinen melodischen Collagen aus Electronica, Samples und Akustik-Gitarre zwar nicht gegen den Strom, Karpfen, Barbe, Gründling & Co haben aber genügend Einfallsreichtum, Charme und Dynamik intus, um nicht der grassierenden Beliebigkeit im Electro-Teich anheimzufallen. Auf "Schleie" tönen sogar bulgarische Chöre und es passt. Atmosphärisch bis tanzbar. Kleine Überraschung. Zwei Dancefloor-Remixe von Mollono.bass als Bonus. Play Tracks 1, 2, 5,

www.acker-records.de


Griechisches Lebenszeichen - mit dem Kommentar "Busy Days For Fools" veröffentlicht Lefteris Kalabakas alias Lee Burton sein Debütalbum auf Klik Records. Der Mann kennt seine Cluster & Co sicherlich auswendig. Hier also elf freundlich entschleunigte Tracks, teils mit House-Spurenelementen, auf denen ebenfalls ab und zu die akustische Gitarre ein Comeback feiern darf. Laut Label die "stoner side of electronica".

www.myspace.com/libertomusic


 

 
 
 Previous Issue: 10/11 - 2011 © cinesoundz 2011
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