REVIEWS JAZZ 04-2016

 

 1 Jazz Menu 04 16slideful

Bill Frisell - When You Wish Upon A Star

Okeh / Sony

TIPP & VINYL-TIPP !
Elmer Bernsteins wunderbares To Kill A Mockingbird-Thema sorgt gleich zum Einstieg für einen besonders intimen Moment. Saiten-Charismatiker Bill Frisell begeistert aktuell Feuilleton & Publikum mit eimem Album voller Filmmusik-Perlen. Frisell macht Bernard Herrmann, Ennio Morricone, Nino Rota oder Henry Mancini seine Aufwartung - weitere Übliche Verdächtige sind mit dem Disney-Titelsong von Harlien/Washington und der James Bond-Reminiszenz You Only Live Twice von John Barry dabei. Frisell agiert bekannt sparsam, konzentriert auf das atmosphärisch Wesentliche und lässt auch seinen Mitstreitern Raum, etwa wenn Eyvind Kangs Viola als Leadinstrument übernimmt oder Charlie Hadens Tochter Petra Haden sich sowohl bei Balladen als auch lautmalerischen Passagen am Mikrofon zeigen kann. Mit Bonanza wird auch ein kurzer TV-Aufgalopp zelebriert. Auch wenn bei der Vinyl-Ausgabe etwas verschwenderisch mit den Innenseiten der Klappcover-LP umgegangen wird - das große Cover-Format mit Paul Moores an Saul Bass erinnerndem Design ist ein Schau. Coverversionen die über Frisells überlegtes Klangideen-Treatment neu aufleuchten - zeitlos tolle Musik, toll verpackt - was möchte man mehr...? Deutsche Live-Konzerte vielleicht - am besten während der mit gleich sechs(!) Terminen im New Yorker Blue Note startenden When You Wish Upon A Star-Tour im Oktober 2016 !
Watch this space...
 

jazz 4 16 billFrisell jpeg attachment

http://billfrisell.com

Live-Termine

Klaus Doldinger´s Passport: Doldinger

Subline / Warner
Happy Landing. Tatsächlich - Klaus Doldinger wird 80! Auf dem neuen, rechtzeitig zum Jubiläum ins Haus stehenden Passport-Album unterzieht der bemerkenswert fitte Saxophon-Jubilar einige Lieblingsstücke aus dem gut 400 Kompositionen umfassenden Oeuvre einer Frischzellenkur. Die Aufnahmen zum 35.(!) Album im Soundport-Studio - mit beiden aktuellen Bands, Passport (Hornek/Scales/Darouiche/Stroer/Lettner/Scales) und Passport Classic (Kress/Schmid/diGoia), sowie den so illustren wie heterogenen Gästen Helge Schneider, Dominic Miller, Ex-Passport-Trommler Udo Lindenberg, Sasha, Max Mutzke und Nils Landgren kann man sich als vorgezogene Geburtstagsparty vorstellen. Jedenfalls: Der Greis ist heiss, wie es Uns Udo im abschließenden Track schnoddrig auf den Punkt bringt - möge das noch lange so bleiben - many happy returns! Play Tracks 4,6,13,14.  

jazz 4 16 doldinger

www.klaus-doldinger.com

Gilles Peterson - Magic peterson Sunshine

V.A. - MPS / Edel

TIPP

Musik Produktion Schwarzwald. Zum einzigartigen Villinger Label MPS von Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS) haben einige (im weitesten Sinne) Jazz-Connoisseure eine `besondere Liebesbeziehung´. Doch der Londoner DJ-, Radio- und Produzenten-Tausendsassa Gilles Peterson hat aktuell den Vogel abgeschossen, eine persönliche Archiv-Trüffelsuch-Tour passend zum neuen Reforest The Legend-Motto des mittlerweile zu Edel gewechselten Jazzmekkas veröffentlichen zu dürfen. Seine exquisit-subjektive Auswahl umfasst etwa als Opener Don ´French Connection´ Ellis´ Dew von dessen Haiku-Album, einen Track von Roland Kovacs Trip To The Mars, natürlich Gene Puerlings Singers Unlimited mit einer Aufahme aus dem Jahr 1977 und als Bonustrack ein Stück von John Taylors seltenem Album Decipher. Die Geschichten, die sich um den umfangreichen Black Forest-Katalog ranken, sind Legion - naturgemäß können die englischen Liner Notes von Stephan Steigleder da nur einen kleinen ersten Eindruck vermitteln. Extrapunkte jedenfalls für das tolle Cover- & Digipak-Artwork (Büro Dirk Rudolph). Auch als Doppel-LP. Play all tracks. MPS - Let the sunshine in...

 

jazz 4 16MPSpeterson

www.mps-music.de

www.gillespetersonworldwide.com

Daktarimba - D´Afrique

 Hipjazz / Galileo MC
TIPP & LIVE-TIPP

Der Bandname deutet es an - hier ist auch Augenzwinkern mit Spiel. Das Trio Daktarimba, Sänger Njamy Sitson aus Kamerun, Pianist Walter Lang und der versierte ´Vibraphoniker´ Wolfgang Lackerschmid (hier an der Marimba) hat im Januar seinen ersten Longplayer vorgelegt. Gelegentlich verstärkt durch den brasilianischen Percussionisten Marco Lobo entsteht auf D’Afrique aus den persönlichen, seiner Familie gewidmeten Medumba-Geschichten Njamy Sitsons, Lackerschmids für den Bandsound prägenden virtuosen Marimba-Läufen und Langs ruhig gesetzten Pianoakzenten eine homogene Mischung, zu der auch alle drei Ensemblemitglieder eigene Kompositionen beitragen.

www.lackerschmid.de *
www.walterlang.de
*
www.njamy-sitson.com

 

jazz 2 16 lackerschmiddaktarimba

Live am 14.5. beim Münchner Klangfest, Gasteig/Carl Orff-Saal

Manuel Volpe & Rhabdomantic Orchestra - Albore

Agogo - Indigo

TIPP
Der Albumtitel Albore bezeichnet im Italienischen diesen speziellen, Moment, wenn der neue Tag heranbricht - als Metapher für einen Neubeginn. Der erst 28-jährige italienische Bassist & Bandleader Manuel Volpe begibt sich mit zehn neuen Stücken und seinem 2014 gegründeten, 13-köpfigen Turiner Kollektiv Rhabdomantic Orchestra im Rücken auf einen atmosphärisch dichten Afro-Jazz-Fusion-Trip irgendwo zwischen Mulatu Astatke und Pharoah Sanders: für die stilsichere Mischung aus Volpes mehr gehauchten als gesungenen Vocals, polyrhythmischem Yoruba-Getrommel, Ethio-JazzVibes und Afrobeat-Bläsern sorgten neben dem Produzenten-Triumvirat Massimiliano Moccia, Andrea Scardovi & Kelly Hibbert (u.a. Engineer bei den Heliocentrics) auch ein alter Bekannter: Andrea Benini (Mop Mop). Keinerlei Ausfälle - eine runde Sache. Nur schade, dass bis auf weiteres keine Live-Konzerte außerhalb Italiens ins Haus stehen.   

jazz 2 16 albore

www.manuelvolpe.com

Robin McKelle - The Looking Glass

Doxie Records / Membran
LIVE-TIPP
Robin McKelle wollte aus zementierten Bahnen ausbrechen - und sich nicht mehr allein auf das Jazz- oder Soul-Fach festlegen lassen. Nach Trennung von ihrer angestammten Backing-Mannschaft The Flytones zog die versierte Interpretin von Songs anderer Autoren ihre Metamorphose bis zum erklärten Ziel durch, einmal ein Album mit ausschließlich Eigenkompositionen zu veröffentlichen - The Looking Glass. Die insbesondere in Frankreich erfolgreiche, gebürtige New Yorkerin mit klassischem Klavierstudium in Rücken hat neue Musiker um sich geschart, die sie auch auf der bevorstehenden Tour begleiten werden und schon Prince, Sharon Jones oder Lenny Kravitz den Rücken stärkten. Produzent Steve Greenwell (Nile Rodgers, Joss Stone) sorgte für den Feinschliff im dynamischen, neuen Singer/Songwriter-Sound, der neben Pop- & Soul- auch weiter Jazz-Einflüsse spüren lässt. Um das Ganze live zu begutachten, gibt es im Rahmen von Robin McKelles Tour nur zwei Gelegenheiten im deutschsprachigen Raum!  

jazz 4 16robinMcKelle

On Tour: am 19.5. in der Münchner Unterfahrt, am 22.5. in Wien.

Emil Brandquist Trio - Falling Crystals / Eivind Austad Trio - Moving

Skip Records / Soulfood * Ozella / Galileo MC
LIVE-TIPP

Zwei Trios aus Skandinavien 1 Emil Brandquist Trio - Falling Crystals bietet melodisch-gefälligen Piano-Trio-Jazz der skandinavisch-poppigen Sorte, a la Esbjörn Svensson oder der Skip-Labelkollegen vom Tingvall Trio, der gerade in Deutschland ja recht populär ist. Der Bandleader & Songschreiber ist hier nicht wie so oft der Pianist, Emil Brandquist aus Göteborg ist Schlagzeuger und gibt im Zusammenspiel mit dem finnischen Pianisten Tuomas Turunen (der auch zwei Kompositionen beisteuert) und dem Stockholmer Kontrabassisten Max Thornberg den Beat vor. Mit dabei auch das Sjöströmska String Quartet, ein schneller Anspieltipp: das muntere Through The Forest.  Das Trio ist das ganze Jahr über live aktiv - aktuelle Termine hier. Artwork: Patrick Hespeler. 

2  Das norwegische Eivind Austad Trio ist fester Bestandteil der respektablen Jazz-Szene Bergens, Moving ist allerdings ihr internationales Debut. Pianist Eivind Austad aus Trondheim bringt etwas von der Folk-Tradition Norwegens in seine Kompositionen ein, die seine Partner Magne Thormodsaeter (Db) und Hakon Mjaset Johansen (dr) rhythmisch begleiten. Auffällig die das Album beschließende Coverversion von David Bowies Life on Mars. Eingespielt zu dessen Lebzeiten, in den Osloer Rainbow Studios. Label-Website Eivind Austad

 

jazz 04 16 TRIOS slideful com

http://emilbrandqvisttrio.com

Und jetzt kommts - der redaktonsinterne Erbsenzähler hat angeschlagen - beide Aufnahmen weisen Piano-Spielfehler auf - wie die wohl wem durchgerutscht sind? Viel Spaß beim Entdecken - richtige Zeitangaben belohnen wir mit einer Überraschungs-Cd unserer Wahl ...

Manu Katché - Unstatic

Anteprima / Broken Silence
Schlagzeuger von Welt. Der Franzose Manu Katché hat bei allem, was Rang & Namen hat, irgendwann die Felle bearbeitet - von Joni Mitchell & Joan Armatrading über Peter Gabriel & Youssou N´Dour bis hin zu Al Di Meola & Jan Garbarek. Katché zählt seit über 30 Jahren zu den international renommiertesten und erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft, in Rock & Pop ebenso zuhause, wie in Worldmusic & Jazz. Der in Paris aufgewachsene, klassisch ausgebildete Perkussionist, hat alle 11 Titel seines mittlerweile siebten Soloalbums komponiert & produziert, begleitet von Jim Watson (p), Luca Aquino (trp), Nils Landgren (trp), Tore Brunberg (sax) & Ellen Andrea Wang (Kb). Als Chef gibt diesmal Katché die zeitgenössisch-jazzigen Strukturen vor, der Rest steigt ein und wagt sich auf den einen oder anderen Soloausflug.  

jazz 04 16 katcheUnstatic

www.manu-katche.com

Dalindéo - slavic souls

Bbe / Indigo

TIPP
Surf-Jazz-Tango-Extravaganza - so bezeichnet Dalindèo-Bandleader Valtteri Laurell Pöyhönen höchstselbst den Sound seines finnischen Ausnahme-Sextetts. Seit ihrem Cinematic Jazz-Wurf von 2010 Soundtrack for the Sound Eye ist VLP´s Tarantino-affine Truppe an dieser Stelle stets willkommen. Im letzten Jahr erst veröffentlichte Dalindèo eine Hommage an ihr Helsinki-Lieblingsviertel Kallio, um danach auch hierzulande bei vereinzelten Gigs gute Laune zu verbreiten. Das gelingt auch mit dem vierten Studio-Album Slavic Soul & der Mischung aus Dick-Dale-Surfgitarre, Duke-Ellington-Swing, Shuffle-, TV-Soundtrack-, Klezmer- & Finn-Tango-Elementen sowie nordischen 50er-Jahre-Schlagerparts. Genau - wir haben es schließlich mit Finnen zu tun. Auf zwei Stücken ist also Gastsängerin Anna-Kristiina Kaappola zu hören. VPL-Kommentar dazu:"What´s not to like about a melancholic party song?"
www.dalindeo.com
 

jazz 04 16 Dalindeo Slav

Stephanie Wagners Quinsch - Shapes & Colours

Personality Records / In-Akustik

Flötistin Stephanie Wagner & ihr Quintett Quinsch möchten mit dem neuen Album Shapes & Colours einem Kandinsky-Motto entsprechend Klänge mit einem inneren Glühen verbreiten. Die Berklee-Absolventin bemüht sich, die ganze Bandbreite ihres im Jazz nicht allzu häufig gefeaturten Instruments einzusetzen. Da ist es gut, sich auf ein so eingespieltes, wie improvisationsfreudiges Ensemble verlassen zu können. Neben Wagner als Leaderin an Alt- und Querflöte sind hier Steffen Weber: (Tenor-/Sopransaxophon), Steffen Stütz: (Klavier, Fender Rhodes), Udo Brenner (Kontrabass) und Jens Biehl (Schlagzeug) mit im Modern Jazz-Boot - Quinsch halt.

www.personality-records.com
www.s-wagner.de

 

jazz 4 16shapescOLOURS

Live-Termine