Reviews Pop / Rock 08-2020

• 1. Dream Wife - So When You Gonna / Hinds - The Prettiest Curse
  
• 2. Sebastien Tellier - Domesticated / Nicolas Godin - Concrete...
• 3. The Psychedelic Furs - Made of Rain / Teddy Thompson
• 4. The Spitfires - Life Worth Living / Nadine Shah - Kitchen Sink
• 5. Chicano Batman - Invisible People / Pottery - Welcome To...
• 6. The Jayhawks - XoXo / Janice Prix - Waking
• 7. Lilly Hiatt - Walking Proof / Mary Chapin Carpenter
• 8. The Mavericks - En Espagnol / Michael Franti & Spearhead
• 9. Rumer - Nashville Tears / Kathleen Edwards - Total Freedom
• 10. Jehnny Beth - To Love Is To Live / Mia - Limbo

"Serve it, smash it, win it, own it." Vorteil Dream Wife. Sports! und weitere Kicks liefert das Girlpowertrio  mit seinem zweiten Album ab.

Play Tracks 1-4,7, 8-11.  Webpräsenz * So When You Gonna... Podcast

 TIPP

1 "There’s nothing we love more than playing live." Glaubt sofort, wer das britisch-isländische Gitarren-Trio Dream Wife schon im Konzert erleben konnte, etwa beim PULS Indoor 2018. Leider ist die Tour zum vorliegenden Album ins nächste Jahr verschoben und Fans von Gitarristin Alice Go, Bassistin Bella Podpadec und Sängerin Rakel Mjöll Leifsdottir müssen sich bis auf weiteres mit Video- und Studioware begnügen. Letztere hat es immerhin in sich. Dream Wife bringen auf dem Zweitling rotzige Post-Punk-Energie und erheblichen Pop-Appeal zusammen - keine Füller. Bekanntermaßen nicht unwichtig ist dem Trio der Claim, dass Frauen im Musicbiz weiter sträflich unterrepräsentiert sind. Dream Wife halten aktuell dagegen - am Entstehungsprozess des von Marta Salogni (u.a. Björk) produzierten & gemischten So When You Gonna... waren konsequenterweise nur Frauen beteiligt - fast: an den Drums liefert weiterhin Alexander Paveley zu.

2 Noch mehr Female Power-Pop. Vom Production/Engineering-Team Jennifer Decilveo & Matt Wiggins etwas weniger Lo Fi als bislang verordnet, versuchen sich die vier Musikerinnen von Hinds aus der spanischen Hauptstadt auf ihrem dritten Album The Prettiest Curse an der Weiterentwicklung des `Hinds-ish´-Sounds. Da ist zuerst der vollumfänglich überzeugend stampfende Opener-Ohrwurm Good Bad Times, zur Hälfte auf spanisch intoniert. Etwas iberisches Flair kommt auch mit halb spanisch gesungenen Refrain und den Akustikgitarren von Come back and love me auf. Im zweiten & dritten Track Just Like Kids & Riding Solo wird die Naughty Girl-Karte von Carlorra, Ana, Ade & Amber ausgespielt. Danach wird es weniger poppig im Sound, aber auch öfters weniger zwingend im Songwriting. The Play pumpt immerhin nochmal recht schön an Position acht. Aus einer Londoner Aufnahmesession stammen zwei der Songs, der Rest wurde in Brooklyn aufgenommen. Hinds sind begierig, ihr Album live vorzustellen, wurden allerdings bisher von der C-Pandemie ausgebremst, aber: In Spanien stehen Ende August bereits wieder erste Live-Gigs auf dem Programm (keeping fingers crossed).

Play Tracks 1-5,8. * www.hindsband.com

"Welcome to the X in the world of domestic tasks." Im Himmelblau domestiziert auf der Pop-Klaviatur unterwegs, -in EP-Länge. Monsieur Tellier en 2020. 

www.sebastientellier.com

Play Tracks 1-4, 8.

Cinesoundz-Tellier- Rezensionen:

1 Sechs Jahre liegt die bunte Brasil-Exkursion L´ Aventura nun schon zurück, das bislang letzte eigene Studioalbum des an dieser Stelle stets mit Interesse begrüßten französischen Electro-Chansonniers Sebastien Tellier. Zwischendurch trat der Konsolen-Virtuose mit dem Trademark-Vollbart allerdings auch 2018, als Mastermind hinter dem selbstbetitelten Solo-Album von Gesamtkunstwerk Dita von Teese, ausführlich mit ins Rampenlicht. Auf Domesticated versammelt S.T. nun synthie- und vocoderlastige 80s Electro-Pop-Phantasien, erklärtermaßen trotz der nur acht Stücke in einer solch grandiosen Melodiefülle, dass er sich offenbar leisten kann, einen der schmissigsten Tracks, das schwerst-verhallte, an dritter Position rangierende Venezia, nach 3 Minuten glatt abzubrechen. Lässt sich die Hörerin auf derlei Extravaganzen und kryptische Texte des Meisters ein, könnte wohl das direkt darauf folgende Mantra wahr werden: "A Spaceship will land on the field of your heart tonight." Produziert werden Telliers Eingebungen diesmal von wechselnden Fachkräften. Neben diversen Pseudonymen bekommt auch der 2019 verstorbene Philippe Zdar einen Credit. In Japan spendiert die Plattenfirma dem Fan vier Bonustracks, hierzulande sind die acht Stücke der vorliegenden Basis-Silberscheibe nach nur rund 32 Minuten doch recht schnell durchgelaufen.

2 Da ist die ebenfalls derzeit umfänglich bei japanischem City- und YMO-Elektropop Anleihen vornehmende Air-Hälfte Nicolas Godin auf ihrem noch aktuellen, gleichwohl prä-pandemischen Werk etwas großzügiger - die 10 Tracks des erst zweiten Soloalbums drehen sich immerhin eine Dreiviertelstunde. Godin setzt - neben seinem im Digipak-Faltposter aufgefächerten Maschinenpark von Roland bis Korg - hier auf eine Vielfalt von Lead-Vocals: Kadhja Bonet, Kate NV, Alexis Taylor von Hot Chip, Kirin J Callinan oder Cola Boyy sind neben Godin selbst (vocoder-isiert) am Mikro zugange. Das geschlossene, aber zunächst eindimensional wirkende Album offenbart nach und nach doch melodische Finesse - thematisch lose angeleitet von reduzierten Strukturen in Glas und Beton: Im vierten Track What Makes Me Think About You ziehen die Namen großer Architekten wie Mies van der Rohe, Le Corbusier oder Pierre Koenig vorbei. In dieser Hinsicht ist Godin dann für die Video-Umsetzung von Concrete & Glasswenig eingefallen - möglicherweise eher aus rechtlichen Gründen. 

The Foundation - Video * Play Tracks 1- 4, 6-8, 10.

TIPP

Produziert von Pierre Rousseau in Paris, gemischt von Tony Hoffer in L.A., gemastered von Langzeitweggefährte Alex Gopher, wiederum in Paris. Wo der Mann mittig auf dem Steg sitzt, wird allerdings im Booklet nicht verraten.

Die psychedelischen Pelze waren nach langer Pause im Studio. Richard Butler kann´s noch. Das allein reicht aber nicht. Play Tracks 1, 2, 8.
https://thepsychedelicfurs.com

1 "I am the boy who invented Rock´n Roll", hebt Sänger Richard Butler im Opener an. Soweit dürften wohl zwar nur wenige der zahlreichen Fans gehen, die dem mit Spannung erwarteten The Psychedelic Furs-Comeback-Album entgegengefiebert haben. Doch der sich auch fast 30 Jahre nach Meisterstücken wie Love My Way noch bemerkenswert gut bei Stimme präsentierende Sänger ist sicherlich immer noch der Dreh- & Angelpunkt des aktuell im Wesentlichen aus ihm, seinem Bruder Tim (b) und dem schon in den 80ern bei den Furs aktiven Saxophonisten Mars Williams bestehenden Ensembles. Zunächst wird man dennoch nicht recht warm mit diesem zwar viel Drama und Bombast offerierenden Made of Rain, dem aber die große pelzige Hymne fehlt. Auf dem von Richard Fortus (Guns n´Roses) wuchtig produzierten und von Tim Palmer (David Bowie, U2) gemixten Werk schleicht sich mit zunehmender Spieldauer Langeweile ein - leider!

2 Mit hohen Erwartungen ist auch Mittvierziger Teddy Thompson des öfteren konfrontiert. Der Sohn der britischen Folk Rock-Legenden Linda und Richard Thompson versuchte sich dabei bisher nicht um jeden Preis von seinen Altvorderen musikalisch abzunabeln, spielte er doch lange Jahre in Daddy Richards Band oder produzierte ein Comeback-Album seiner Ma Linda. Doch auf dem vorliegenden fünften Studioalbum Heartbreaker Please erklingt nicht etwa englischer Fairport Convention Gedächtnis-Sound, sondern konsequent Americana. Der gebürtige Brite, 20 Jahre lang Einwohner von New York City, arbeitet sich (zuweilen dabei etwas angestrengt klingend) vorrangig an Klängen des Mittleren Westens und der Südstaaten der USA ab: Soul, Rock, Country und gegen Ende gar Rockabilly. Ein allzu aufregender Sänger wird Thompson wohl nicht mehr, doch stimmige Stücke wie der Uptempo-Opener Why Wait, der Title Track, oder At A Light lohnen allemal ein Verweilen. www.teddythompson.net

Just an Englishman in New York: Teddy T.

Nicht kleckern nicht sondern klotzen: Life Worth Living according to The Spitfires. * Play Tracks 2-4, 6, 8, 10 (+1).

TIPP

1  Das mittlerweile vierte Album des Trios aus Watford entstand unter der Ägide von Paul Weller-Produzent Simon Dine. Der The Jam-Modfather und Joe Strummer zählen denn auch zu den unüberhörbaren Einflüssen der Cockney-Vocals von The Spitfires-Sänger & Mastermind Billy Sullivan. Zusätzlich zu Wellers Soul- & Motown-Vorlieben und der von The Clash mit London Calling etablierten Mischung von Punkrock, Reggae, Dub und Ska jubelt Dine den Londoner Hitzköpfen fette Bläsersätze, Synthiesprenksel, Chöre, Orgel und sogar Streicher(software) unter - das Album endet gar mit einer Ballade - fast (Achtung, hidden track). Öfters funkt(ioniert) die Breitwand, an anderer Stelle ist es auch mal zuviel des Guten. Die live entsprechend personell verstärkte Band würde wohl gern, darf aber derzeit ihr Album noch nicht wie geplant mittels einer umfangreichen Tour vorstellen.

www.thespitfires.band

2 Auch die eigenwillige britische Sängerin Nadine Shah veröffentlicht ihr viertes Studio-Album mitten in die Corona-Krise hinein. Kitchen Sink ist der mit Produzent & Co-Writer Ben Hillier eingespielte Nachfolger des hochgelobten 'Independent Album of the Year' 2017, Holiday Destination. Immer noch scheint der Sound, der unter Shahs einpräsamer, recht dunkler Stimme liegt, beim ersten Hördurchgang nervös & sperrig, nicht umsonst hagelt es öfter Vergleiche mit PJ Harvey. Nadine Shah nimmt jedenfalls kein Blatt vor den Mund - auch ohne Corona galt es schließlich, Migration (Shah selbst hat norwegische und pakistanische Wurzeln), das Hin- & Her beim Brexit und die verschärften sozialen Gegensätze im UK zu verarbeiten. Shah behilft sich dazu in den 11 Songs mit dem Verkörpern diverser Persönlichkeiten, etwa der Club Cougar aus dem gleichnamigen Album-Opener. Weiter treten Alkoholkranke, unfreundliche Nachbarn, Ehe- und Beziehungsgeschädigte auf. Das gerät dank Trip-Hop-, Post-Punk- & Pop-Anleihen öfters spannend und gar nicht so düster, wie man erst meint. Manchmal groovt es gar: etwa beim hypnotischen Ladies for Babies (Goats for Love). In Shas Spülbecken wird es selten langweilig.
https://nadineshah.co.uk 

Fruchtspieße, Käsehäppchen und Küchenpsychologie aus Nadine Shahs speziellem Hobbykeller. 

Play Tracks 1-4,7,9-11.

Funky Caribbean Compass Point-Feeling from California: check out Chicano Batman´s Invisible People. Play Tracks 1-3, 5-7, 11.

Video-Tipps der Woche: Color My Life , Blank Slate & Pink Elephant:

"Quite incomparable in terms of style..." * http://chicanobatman.com

TIPP⭐

1 Einen catchy Bandnamen hatten Chicano Batman schon länger, mit seinem vierten Album mausert sich das Quartett aus L.A. jedoch ganz erstaunlich. Nicht nur hat Frontmann Bardo Martinez seine bislang halblange Lockenpracht stark getrimmt (und halbseitig grün gefärbt), sondern die zwei frühere Säulen des Bandsounds, die Psychedelic- & 60s&70´s-Retro-Latin-Einflüsse, wurden gegenüber Funk-, Soul- & Tropicalia-Elementen deutlich zurückgefahren. Unter der Ägide ihres Produzenten, Big Crown-Label-Mitbegründer Leon Michels (El Michels Affair, Sharon Jones, Charles Bradley) atmet der differenzierte Sound der cleveren Latinos nun auch die nervöse, rhythmische Energie der Early-80´s-Hochphase der Talking Heads. Und für die dritte Single, den Ideal World-Disco-Smash Hit Blank Slate, führt die Band selbst weitere Einflüsse von Rick James & Kraftwerk bis Prince & Daft Punk ins Feld - funk(tionier)t prächtig. Der lässige Vortrag des durchgängig feinen Songwritings, und die sorgfältige Instrumentalarbeit machen Invisible People endgültig zu einem Highlight im bisherigen Jahr.

The British Invasion - Cover Painting by Duncan Hannah.

* Play Tracks 1, 3, 6, 10 - 12. * https://jayhawksofficial.com 

1 Transatlantisch: In unterschiedlichen Besetzungen seit Mitte der 80er bereits aktiv (und nach zwischenzeitlicher Pause Mitte der 2000er wiedervereint): die US-Alternative-Veteranen The Jayhawks um Leadsänger Gary Louris. Doch auch dessen Mitstreiter*innen Karen Grotberg (keyb), Marc Perlman (b) & Tim O´Reagan (dr) verewigen sich als Sänger & Songwriter auf dem vorliegenden XOXO, einem besonders gehaltvollen Americana-Querschnitt mit Anklängen an The Band (insbesondere im Opener, der Single This Forgotten Town) die Byrds, Tom Petty, REM, CSN&Y, The Mamas and the Papas, Fleetwood Mac, aber auch an die Beatles oder Traffic, also die British Invasion der Sixties (s. Cover). Hit des dem langjährigen, im Oktober 2019 verstorbenen Jayhawks-Engineers & Produzenten Ed Ackerson gewidmeten Albums für uns: das prägnante Little Victories (Track 10).

2 Mit `cineastischem Indie-Noir´ umschreibt der Popup-Waschzettel das, was das junge schwedische Trio Janice Prix mit ihrem aktuellen Album Waking fabriziert hat. Für die Band zuallererst ein (über drei Jahre mit (u.a. Kent-) Produzent Stefan Boman vom Studio Psykbunkern erarbeitetes "perfektes `fuck you´ an unsere selbsternannten Bestattungsunternehmer." Denn in der heimischen kleinen Industriestadt Trollhättan, eher von harten Klängen von Metal bis Punk dominiert, wurde Richard Henry (voc), MK (b) & Victor Hillström keineswegs große Begeisterung entgegengebracht, ja, ihnen vielmehr Nachrufe an die Wohnungstür genagelt. In der Tat ist das angefinsterte Pathos im breit aufgeplusterten, eigentlich aufs Stadion angelegten Hymnenpop der Skandinavier nicht jedermanns Sache, auch weil es sich letztendlich nicht wirklich von Vorbildern wie Kent (s.o.), Travis oder ähnlichem Brit-Bombast abzuheben vermag. Chöre, Hall und Rauch, für die Zielgruppe. Play Track 4, Save Me & Track 6, Blood/Rush.

www.janiceprix.com

Die einprägsame Cover Art basiert auf einer Arbeit des schwedischen Künstlers Markus Akesson, der derzeit in Paris ausstellt. 

Von wegen Daddy´s girl - Lilly Hiatt mischt Nashville auf.

TIPP

1 Walking Proof - mit ihrem neuen, vierten Album beweist sich die Tochter von US-Songwriter John Hiatt, dieses musician´s musician par excellence, endgültig als komplette Musikerin mit eigenem Profil. Lilly hat hier alle 11 Songs , die im Vergleich zu den Vorgängeralben nur noch zur Hälfte Country- & Rock-Schemata folgen, selbst verfasst, die ausgewogene Produktion aber Lincoln Parish (Ex-Cage the Elephant) überlassen. Ihrer Familie (die leibliche Mutter starb früh) verdankt Lilly Hiatt viel. Der filigrane Opener Rae ist der Schwester gewidmet, Daddy John, dessen Einfluss auf Tracks wie P-Town, Little Believer oder Never Play Guitar mehr als deutlich wird, schaut auf einen Vocal Cameo vorbei (bei Some Kind of Drug, neben Brightest Star unser Favorit auf dem Album), weiter Amanda Shires (Vocals & Fiddle) und Aaron Lee Tasjan (Vocals & Guitar).

https://www.lillyhiatt.com

2 Die fünffache Grammy-Preisträgerin Mary Chapin Carpenter reüssiert seit ihrem unglaublichen Lauf in den 90ern weiter regelmäßig in den US-Country-Charts. Doch die hierzulande immer noch deutlich weniger bekannte Singer/Songwriterin aus New Jersey ist keine typische Nashville-Größe. Ihr Stil wird ebenso von Folk-, Blues- & Westcoast-Elementen bestimmt. Schon bevor Corona auch das Leben in Carpenters aktuellem Wohnsitz bei Charlottesville, Virgina nach drinnen verlagerte, schrieb die Künstlerin das Gros der meist autobiografischen, Songs des neuen Albums Between the Dirt and the Stars über Jugenderinnerungen & Veränderungin der heimischen Küche. Aufgenommen wurde allerdings in Peter Gabriels Real World Studios in Südengland, unter der Ägide von Ethan Johns (Paul McCartney, Kings of Leon). Mit den ersten vier Songperlen Farther Along and Further In, It´s OK to Feel Sad, All Broken Hearts Break Differently & Old D-35., die Erinnerung an den verstorbenen Lebensgefährten & Gitarristen John E. Jennings, legt MCC die Latte dann derart hoch, dass der ebenfalls überaus gelungene Rest des stimmigen Albums im Vergleich etwas abfällt. Empfehlung!

TIPP

Neue introspektive Balladen vom Küchentisch: Mary Chapin Carpenter serviert Between the Dirt and the Stars. Check it out. * Play Tracks 1-6, 8. *

www.marychapincarpenter.com

Die schöne Pistolera vom En Español-Cover - ein Hingucker. Der nächste Dia de los Muertos kommt bestimmt. * www.themavericksband.com *

Live-Video: Suspirio Azul

TIPP

1 Tex-Mex- & Latin-Einflüsse gab es in seinem Ensemble eh bereits. Darum eigentlich erstaunlich, dass En Español die erste Mavericks-Veröffentlichung mit komplett auf Spanisch gesungenem Songs seit Bandgründung der Neo-Country-Truppe aus Miami in den 1980er Jahren ist - so selbstverständlich & stilsicher aalen sich Raul Malo & Co nebst der Fantastic Five-Bläsersektion (sowie Gästen wie Alberto Salas & Tejano-Accordion-Legende Flaco Jiménez) im hispanischen Repertoire. Auf dem bandeigenen Label Mono Mundo Recordings im August veröffentlicht, finden sich auf dem von Langzeitkompagnon Niko Bolas produzierten Album mit dem nötigen Mariachi-Pathos am & ums Mikro herum vorgetragene Gassenhauer wie Suspirio Azul, Poder Vivir (als Rocksteady), Mujer, Sombras Nada Mas oder Cuando Me Enamoro. "Das ist die Platte, die ich mit den Mavericks schon sehr lange machen wollte", sagt Mastermind Malo, Florida-Exil-Kubaner der ersten Generation. Nun das Ganze bitte auch live...(ein frommer Wunsch auf absehbare Zeit).

2 Das Crew-T-Shirt kam zuerst: Work Hard & Be Nice. Beides muss sich nicht mehr ausschließen für Spearhead-Chef Michael Franti. Der ehemals zornige Hip Hop-Aktivist der Disposable Heroes Of Hiphoprisy hat mit fortschreitendem Alter den lebensbejahenden Optimismus entdeckt. Damit verbunden ist auf dem gleichnamigen, aktuellen Album jede Menge Feel-Good-Mitsing-Material unterschiedlicher Güte, teils gar kommerziell bis an die Schmerzgrenze. Vom Opener I Got You über Good Shit Happens, die Freundschaftshymne All My Friends bis hin zum Harmonie-Finale Watching The World Go By With You sind alle Songs von positiven Vibes, Reggae, karibischen Elementen und massig Sonne durchflutet. Vom Album erhofft sich Franti, "dass es die Herzen und Körper der Menschen zu Mut, Liebe und kühnem Optimismus bewegen würde"... trotz "der ganzen Welt in Selbstquarantäne. Wenn ich die Songs auf dieser Platte höre, geht es darum, die größten Höhen und Tiefen unseres Lebens mit Körper, Geist und Seele noch in einem Stück durchstehen." https://michaelfranti.com 

TIPP

1 Die britische Sängerin Sarah Joyce aka Rumer reüssierte bereits 2012 & 2016 mit Alben, die ausschließlich Cover-Songs enthielten - zunächst mit diversen 70´s-Tracks, später exklusiv mit Burt Bacharach/Hal David-Material. Nashville Tears versammelt nun 15 Stücke des hierzulande nur Insidern bekannten Songwriters Hugh Prestwood, dessen Name in Nashville, Tennessee allerdings geläufig sein dürfte - ist er doch Mitglied der dortigen Songwriters’ Hall of Fame: Künstler*innen wie Alisson Krauss, Judy Collins, Trisha Yearwood, Tanya Tucker, Don Williams, Crystal Gayle, James Taylor oder Jimmy Buffett haben Prestwoods Songs aufgenommen. Rumer war speziell auf der Suche nach traurig-melancholischen Titeln, wurde hier dutzendfach fündig und intoniert das feine Material nun angemessen - mit zartem Country-Touch, aber weit deutlicherer Singer/Songwriter-Attitüde - meist zur Akustikgitarre, wo nötig gelegentlich streicherverstärkt. Empfehlenswert.

Total Freedom nach einer Auszeit vom Musikbetrieb: Kathleen Edwards.

1  Jehnny Beth konfrontiert ihre Klientel auf ihrem trotz Krise allerorten sommers veröffentlichten Solo-Debüt To Love Is To Live mit einem eklektischen "Sturm von Klängen". Die frühere Lead-Sängerin und Co-Autorin der britischen Post-Punk-Band Savages hat die Ensemblepause seit 2017 genutzt, um sich mit der Hilfe von Produzenten, Songschreibern & Musikern wie Atticus Ross, Flood und insbesondere Johnny Hostile, sowie ihrer Freundin Romy Madley Croft (The xx) neu als Solo-Artist aufzustellen (siehe Cover). Den Hörern wird nichts geschenkt, gewittrig-krachige Industrial-Ausbrüche, Spoken Word-Passagen (mit Schauspieler Cillian Murphy bei A Place Above oder dem abschließenden Human), Synthetisches und jede Menge Breaks gibt es auf die Ohren, bis diese Jehnny Beth dann überraschend gegen Ende des Albums noch eine ganz andere Seite offenbart - mit der leisen, intimen Piano-Ballade French Countryside.

TIPP

Trotz Krisen- und anderem Limbo: Mias (hungriges) Herz schlägt weiter lauter als die Angst. https://mia-band.de

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