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Arcade Fire - mit ´WE´ live on D-Tour 14.09. / 18.09. / 29.09.

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Live-Glimpse 18.09. Eat this, Pitchfork. Win Butler, Régine Chassagne & Co antworten in der (2/3-gefüllten) Münchner Olympiahalle mit einem furiosem Konzert auf den vom deutschen Feuilleton begierig aufgesogenen Misconduct-Eklat --> s.u.


arcade fire - wE

Columbia / Sony

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Arcade Fire is looking at you. WE ist Age of Anxiety-angemessen aufwendig verpackt: Das Cover-Artwork stammt (wie schon beim Vorgänger Everything Now) vom gegenwärtig in der Kunsthalle München Chronicles ausstellenden französischen Streetart-Starfotografen JR.


1 Age of Anxiety I (5,45 ) 2 Age of Anxiety II (Rabbit Hole) (7,08 )
3 End of Empire I-IV (9,28) 4 The Lightning I, II (5,60)
05: Unconditional I (Lookout Kid) (4,55)
06: Unconditional II (Race and Religion) (4,33) 07: WE (3,85).


LIVE: Arcade Fire im Rahmen der WE-World-Tour auch dreimal live in Deutschland: 14.09. Köln, Lanxess Arena / 18.09. München, Olympiahalle (s.u.) / 29.09. Berlin Mercedes-Benz-Arena


* Play Tracks 1,2 & 4-7. * Videos: The Lightning, I, II * Unconditional I *


the story so far: The Suburbs / Reflektor / The Reflektor Tapes / Everything Now @ cinesoundz.com


www.arcadefire.com

TIPP & LIVE-TIPP
 

Wieder türmten sich die Erwartungen an das erste Arcade Fire-Studioalbum seit fünf Jahren, das insgesamt sechste der Band. Weltweit gewann das kanadische Kunst-Pop-Kollektiv stetig Fans hinzu, fand seine unverwechselbare Tonsprache - ohne jedoch mit den letzten beiden, aufwendig gelaunchten Longplayern durchgängig überzeugen zu können. Das ist beim sich mit Dualität auf allen Ebenen vornehmenden Konzeptalbum WE anders: man bleibt beim ersten wie beim wiederholten Hören konstant dran (ok, gelegentliches Abschweifen beim viergeteilten, über fast 10 Minuten ins Breitwandformat geschossenen End of the Empire zugegeben). Die Vorabsingle The Lightning I, II beginnt ähnlich voluminös, schafft aber mit dem hymnischen Uptempo-Übergang zu Teil 2 einen dieser emotional mitreissenden Arcade Fire-Momente, der demnächst auch live für Furore sorgen dürfte. Co-Produzentin Régine Chassagne (zusammen mit Frontmann Win Butler & Nigel ,Radiohead´ Godrich) kann es sich gar leisten, keinen Geringeren als Peter Gabriel beim ebenfalls mitreissenden Unconditional II (Race and Religion) zwar zu crediten, den mitsingenden Meister aber hernach fast völlig im Background zu verstecken. Der abschließende, sanfte Titeltrack beschwört zu folkiger Gitarre einmal mehr das Gemeinsame. Im WE-Schaffens-Zenit des verheirateten Kreativduos Wim & Régine sorgen einzig die jüngsten Pitchfork-Vorwürfe wiederholter sexueller Nötigung (an Butlers Adresse) für kleine Wermutstropfen.

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Live-Bericht 18.09.: Eat this, Pitchfork-Nachbeter.

In früheren Generationen gehörte unzüchtiges Groupie-Gebahren auch fürs Feuilleton quasi zum Gesamtpackage männlicher Rockstars (sorry Mick). Heute ist man sensibler, gerade bei sich reflektiert und p.c. präsentierenden Ensembles wie Arcade Fire. Win Butler ist kaum Marilyn Manson, doch nach publizierten Details aus seiner "vom Weg abgekommenen" Off-Stage-Performance ist die als Support angekündigte kanadische Indie-Kollegin Feist nicht mehr Teil der Tour. Deren We-Part übernahm das bunt-aufgedrehte Boukman Eksperyans Rasin-Ensemble aus Haiti (dorthin geht über die von Regine Chassagne gegründete NGO Kanpe wieder ein Teil der Tour-Erlöse). Eingeleitet von Kraftwerks immer wieder aktuellem Radioaktivität, öffnete Arcade Fire in München vergleichsweise düster, verhalten. Das achtköpfige Kollektiv steigerte sich aber unter dem spekakulären, der Iris des JR-Albumcovers (s.o.) nachempfundenen Bühnen-Halbrund in eine mitreissende Mischung aus live erprobten Hits der letzten Alben (etwa The Suburbs, das diskoide Reflektor oder die Abba-Hommage Everything Now) sowie fast allen Tracks von We. Die Album-Texte (und Butlers Dialog mit dem Publikum) lassen in Kenntnis des Eklats neuen Interpretationsspielraum, doch von On-Stage-Ehekrach keine Spur. Régine Chassagne zog immer wieder die Blicke auf sich und tanzte solo zum hymnischen Sprawl II unter der vom Hallendach hängenden, überdimensionalen Disco-Kugel: Auf dem Piano der kleinen Zweitbühne, zu der sich anlässlich der Zugabe auch die restliche Band händeschüttelnd den Weg durch die begeisterte Menge bahnte. Zum von bedingungsloser Liebe zu einem Kind handelnden Unconditional I poppten vorher schon bunte Skydancer-Ballonmännchen auf - zur Party für große Kinder. "Nobody is perfect" (Butler, München 18.9.22), aber noch ist Hoffnung - für Arcade Fire, seine verbandelte Kreativ-Achse und das Publikum. 

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@ sr - cinesoundz 2022