reviews 1-09 world

 

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Da Cruz - Corpo Electrico

Piranha / Indigo

Zuco 103 - After the Carnaval

World Connection / Edel
 
 
 
Noch so eine Exil-Brasilianerin: Ob Seu Jorge, Zuco 103, Cibelle oder Bebel Gilberto: progressive brasilianischen Musik wird vor allem ausserhalb Brasiliens produziert. Mariana Da Cruz ist nach Lissabon nun in der Schweiz angekommen, wo sie mit Produzent Ane H. (ehemaliger Sänger der Industrial-Band Swamp Terrorists) und Gitarrist Oli Husmann an ihrem Sound zwischen Bossa Nova, Funk, Electro und Samba Rock werkelt. Nach "Nova Estacao" von 2007 liegt nun schon das zweite Album vor, halb in São Paulo halb in Bern aufgenommen. Produziert vom Londoner Da Lata-Team und mit dem brasilianischen Perkussionisten Bolão (Dorival Caymmi, Nei Matogrosso, Ivette Sangalo) aufgenommen, steht "Corpo Electrico" laut Mariana da Cruz "für ein modernes, neugieriges und stolzes Brasilien" - abseits von Karneval- und Federboa-Klischees. Was auch das freche Cover unterstreicht.
www.dacruzmusic.com

Brazilectro-Innovatoren mit Vertriebs-Verzögerung: Seit Mai als Import erhältlich, wird die aktuelle Cd der Wahl-Amsterdamer von Zuco 103 nun endlich auch hierzulande veröffentlicht. Die abenteuerlustige Kombo um Sängerin Lilian Vieira hat unlängst einen unterhaltsamen Video-Contest für ihre druckvolle Electropop-Single "Beija A Mim (Saudade)" ausgerufen und eine kleine holländische Clubtour mit dem Repertoire des in Rio und Amsterdam aufgenommenen "After the Carnaval" abgeschlossen. Schade, daß sich bei dieser Gelegenheit offenbar keine deutschen Daten anschließen liessen? Die aktuelle Electro-Pop-Samba-Funk-Melange von Zuco 103 dürfte doch auch live genügend Interesse finden.
Play Tracks 1, 2, 3, 4, 7.
www.myspace.com/zuco103 www.zuco103.com

 

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 Bossa Do Moro  
 Various Artists - Boutique / Universal TIP  
 
 
Vorhang auf für ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk: Aus Anlass des 50-jährigen Bossa Nova-Jubiläums überzeugte der Berliner Produzent Daniel Haaksmann Universal-Verantwortliche, ihm Zugang zu den Verve- und MPS-Archiven zu verschaffen. Aus dem reichhaltigen Katalog suchte er 25 Bossa Nova-Stücke aus, die er maßgeblichen Baile Funk DJs aus Rio zur Bearbeitung vorlegte. Obwohl die aus der intellektuellen Mittelschicht stammende Bossa Nova und den den armen Favelas verhafteten Baile Funk Jahrzehnte trennen, sind beide typische Erfindungen Rios. Dort, wie ihre Protagonisten und Musiker, oft in unmittelbarer örtlicher Nachbarschaft angesiedelt, gab es eigentlich keinen Grund für diese Strömungen der brasilianischen Popmusik, nicht zueinander zu finden, was nun über den Umweg Berlin auch spektakulär gelungen ist. Trotz nicht durchweg 100%ig überzeugender Ergebnisse verdienstvolles Unterfangen von Haaksmann, der mit den “Rio Baile Funk Favela Booty Beats”-Compilations und seinem Label Man Recordings den Sound aus den Favelas bereits weltweit popularisierte und nun auch der guten alten Bossa Nova einen Energieschub verpasst.  

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U-Cef - Halalwood
 
 Crammed / Indigo  
 

Für „Halalwood“ versammelt der marokkanische Weltbürger U-Cef illustre internationale Gäste wie Damon Albarn, Natacha Atlas, Rachid Taha, UK Apache oder das Rap-Duo Dar Gnawa für eine ausschweifende nordafrikanische Dub-Party. Die perkussiv dominierte vorislamische Gnawa-Musiktradition wird mit Rap, Rai, Hip Hop Beats, Rockgitarren, Brasil-Percussion, Flöte und arabischen Gesängen versetzt. Das Ergebnis dürfte U-Cefs Stellenwert in der marokkanischen Populärkultur zementieren,eine ganze Generation von nordafrikanischen B-Boys beruft sich schließlich auf sein Album "Halalium" von 2001. Inshallah.

http://u-cef.halalmonk.com/


 

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 Femi Kuti - Day By Day  
 Wrasse Records / Universal  
 
 
Femi Kutis neues Album "Day by Day" kommt, wie sich das für Afrobeat gehört, natürlich mit mächtigen Bläsersätzen von Posaune, Saxophonen & Trompeten daher. Der mittlerweile 46-jährige Sohn des legendären Fela Anikulapo Kuti und ältere Bruder von Seun Kuti singt, predigt, rappt meist in Englisch und Pidgin. Im nigerianischen Kuti-Klan ist Musik stets auch politische Waffe, gegen korrupte Machthaber, gegen die Scheinheiligkeit früheren Kolonialherren, für ein selbstbestimmtes Afrika. Da wird live schonmal eine kleine Predigt eingeschoben, der man beispielsweise auf der gerade beendeten Deutschland Tournee beiwohnen konnte. Auch seine Jazzvorliebe als Teil des kulturellen Erbes thematisiert Kuti im Song "Do you know": "Kennt ihr Miles Davis, John Coltrane, Dizzy Gillespie, Duke Ellington, Billie Holiday, kennt ihr Fela Anikulapo-Kuti? "
www.myspace.com/femikuti
 

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 Noa - Genes & Jeans  
 EmArcy / Universal  
 
 
Achinoam Nini aka Noa arbeitet weiter an ihrer Mischung westlicher Singer-Songwriter-Tracks mit yemenitisch-israelischer Folklore. Mit "Genes & Jeans" thematisiert die in New York zur Musik von Joni Mitchell,Paul Simon oder Leonard Cohen aufgewachsene Mutter zweier Töchter ihr eigenes kulturelles Erbe und das Andenken an ihre Familie. Eigene Kompositionen und englische Texte hat sie auf dem aktuellen Album den traditionellen Liedern ihrer Großmutter "wie einen Wintermantel umgelegt". Der Track "Dreamer" ist dem 2006 verstorbenen Großvater gewidmet. Die als junge Frau bewußt nach Israel zurückgekehrte Noa arbeitet hier erneut im Gespann mit ihrem langjährigen Partner, dem kongenialen Arrangeur und Produzenten Gil Dor und anderen treuen Begleitern wie dem türkischstämmigen Schlagzeuger Zohar Fresco oder dem Pianisten Adi Renert zusammen.
www.noasmusic.com
 

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Rokia Traoré - Tchamantche
 
 outhere / indigo  
 

Rokia Traoré zählt seit Jahren zu den innovativsten Musikerinnen West-Afrikas, die mit den Musiktraditionen ihrer Heimat Mali experimentiert, für eine junge afrikanische Frau noch lange keine Selbstverständlichkeit. Die Diplomatentochter lebt derzeit in Paris und thematisiert folgerichtig auf dem neuen Album auch ihre Erfahrungen als Teil einer afrikanischen Diaspora. Auf "Tchamantché" verzichtet Rokia erstmals auf das Balafon (das afrikanische Xylophon) und integriert stattdessen neben N´Goni und Harfe auch eine Gretsch-Gitarre und Sly Johnsons Human Beat Box. Das Album bietet neben den für die Sängerin charakteristischen Balladen auch Mid- & Uptempo-Tracks, Blueseinflüsse und eine freie Bearbeitung von Gershwins "The Man I Love".
Im Booklet auch englische und französische Kurzfassungen der Texte
www.rokiatrore.net
 

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 Madera Limpia - La Corona  
 Various Artists - outhere / Indigo  
 
 

Guantánamo beherbergt -vorläufig noch- das berüchtigte amerikanische Internierungslager auf Kuba. Von der gleichnamigen nahegelegenen Stadt weiß man hierzulande erst durch die musikalischen Aktivitäten der Madera Limpia-Gründer Yasel und Gerald. Ihre sozialkritischen Texte über Bespitzelung, Jugendprostitution oder Langeweile und Perspektivlosigkeit beschreiben das Alltagsleben der kubanischen Provinz im Gegensatz zur Metropole Havanna, in die die meisten Jugendlichen irgendwann abwandern. Percussion & Hip Hop-Beats treffen hier auf melancholische Figuren der Tres (kubanische Gitarren), Bläser, Rap, Reggae, Dancehall und urigen Changui, den in Guantánamo beheimateten Kuba-Stil. Junge kubanische Musik, deren Veröffentlichung durch den Draht zur münchenbasierten Produzentin Alina Teodorescu ermöglicht wurde.
 

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 Hector Zazou & Swara - In the House of Mirrors  
 Crammed / Indigo  
 
 

Hector Zazou, der in Algerien geborene französische Produzent hat hier vier führende indische und uzbekische Instrumentalisten zu einer umfassenden Improvisation in sein "Haus der Spiegel" eingeladen (eine Referenz an Orson Welles' Film "The Lady From Shanghai"). Die Beiträge von Toir Kuziyev (tambur & oud), Milind Raykar (violin), Ronu Majumdar (flute) und Manish Pingle (Indian slide guitar) ergänzen und reflektieren sich gegenseitig und eröffnen einen frischen Blick auf klassische asiatische Musik. Als Gäste spielen hier u.a. der spanische Fötist Carlos Nuñez, Trompeter Nils Petter Molvaer und der ungarische Geiger Zoltan Lantos. Wieder hat es Zazou verstanden, grenz- und genreübergreifende Musik auf höchstem Niveau zu inszenieren. Das Album ist zu seinem Vermächtnis geworden, denn Zazou verstarb nach Fertigstellung - erst 60jährig- nach langer Krankheit - ein enormer Verlust.
 

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 Dub Inc. - Afrikya  
 Naive / Indigo  
 


Die 1997 in St. Etienne gegründete Band 8-köpfige French Reggae-Band Dub Inc. stellt ihr neues Album „Afrikya“ vor. Neben Französisch gibt es auch englische und auf kabylisch gesungene Texte, eine im Norden Algeriens gesprochene Berbersprache. Dub, nordafrikanische Musik & Hip Hop sind weitere Bestandteile des melodischen Sounds der spielfreudigen Band, die im November eine Tour auch durch deutsche Städte absolviert hat.

www.dubinc.org www.myspace/dubincorporation



Dub Colossus - A Town Called Addis

Real World / Indigo

Hinter diesem mächtigen Namen (äthiopisch Dubulah) verbirgt sich der Komponist, Produzent und Musiker Nick Page, Mitbegründer von Transglobal Underground oder Temple of Sound und auch durch seine Zusammenarbeit mit Los De Abajo und Natacha Atlas ein Begriff. "A Town Called Addis" widmet sich der 1500 Jahre alten Musiktradition Äthiopiens und setzt der 60er und 70er Jahre-Musikszene des Landes ein Denkmal. Die viel gerühmten "Ethiopique Beats" der Ära, werden als Field Recordings mit dem Dub-Reggae-Sound der frühen 70er-Jahre von Gruppen wie Abyssinians oder Mighty Diamonds sowie mit einer Prise Sun Ra kombiniert. Mit Dubkaskaden von ozeanischer Tiefe und Vocal Performances von Sintayehu "Mimi" Zenebe, der "Edith Piaf Äthiopiens", der Popsängerin Tsedenia Gebremarkos oder der Azmari-Stimme Teremage Woretaw ergibt sich ein spannendes Tribute Album.
 

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 Kasai Allstars - Congotronics 3  
 Crammed / Indigo  
 
 
Kein alltäglicher Titel, kein alltägliches Album: Die “Kasai Allstars” sprengen mit “In the 7th moon, the chief turned into a swimming fish and ate the head of his enemy by magic” so manche Dimension. Die Kasai Allstars sind ein aus 25 Mitgliedern bestehendes loses Ensemble aus sechs Bands. Die Musiker kommen aus fünf verschiedenen ethnischen Gruppen aus der Kasai-Region der Demokratischen Republik Kongo: Luba, Songye, Lulua, Tetela und den Luntu. In der Musik der Kasai Allstars finden sich nun Sprach- und Musik-Anteile aller beteiligten Volksgruppen. Neben traditionellen Instrumenten kommt hier auch dezent Elektronik zum Einsatz. Daumenklaviere werden durch Verzerrer gejagt, Gitarren mit selbstgebautem Equipment verstärkt. Dabei tauchen die modernen Klanganteile in der rauhen, polyrhythmischen Musik wieder vollkommen unter: Congotronics , Folge 3. To be continued...
www.myspace.com/kasaiallstarswww.myspace.com/kasaiallstars
 

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 Buena Vista Social Club – Live at Carnegie Hall
Tiken Jah Facoly - Live In Paris
 
 World Circuit / Indigo - Wrasse Records / Universal  
 
 
Livealben, hier eher nicht. Mit Ausnahmen - die erste betrifft den wahrlich legendären letzten gemeinsamen Auftritt des kubanischen Dream-Teams in der New Yorker Carnegie Hall am 1. Juli 1998. Das von Ry Cooder produzierte und mit einem Grammy ausgezeichnete Album "Buena Vista Social Club" aus dem Jahr 1997 ist mit acht Millionen verkauften Exemplaren das meistverkaufte Weltmusik-Album aller Zeiten. Mit Ibrahim Ferrer, Rubén González, Eliades Ochoa, Omara Portuondom, Compay Segundo un ´d anderen präsentierte es sträflich vernachlässigte Altstars aus Kubas goldener Musikära und stellte die Rhythmen von Son, Bolero und Danzón einem neuen Publikum vor. Diese Show im Heiligtum der US-Kultur bildete den abschließenden Höhepunkt der Dokumentation von Wim Wenders aus dem Jahr 1999. Nun ist der lang ersehnte Livemitschnitt dieses Konzertes auf 2 Cds erschienen und im opulenten Booklet lässt sich anhand der Kommentare der noch lebenden Beteiligten die Magie des Augenblicks nachempfinden.

Konzerte von Tiken Jah Fakoly sind eine intenive Angelegenheit - und schweisstreibend für den Hauptdarsteller. In eine schwere Leinenrobe gehüllt vollführt der Reggae-Star von der Elfenbeinküste nonstop explosive Sprünge und Bühnensprints neben dem Gesangsprogramm. "Live A Paris" bannt eine solche teils atemlose Darbietung und das entsprechend tobende Publikum auf CD. Das seit 2002 in Mali im Exil lebende Sprachrohr des unterdückten westlichen Afrika spricht deutlich aus, was viele nicht zu denken wagen. Als Doumbia Moussa Fakoly in eine Griot-Familie geboren ist Fakoly seit seinem Karrierestart Mitte der Neunziger der Zensur seiner Texte und politischer Verfolgung ausgesetzt gewesen. Durch zwei in den Tuff Gong Studios aufgenommene, in Frankreich mit Gold ausgezeichnete Alben hat er seinen Status zementiert und äussert sich weiter kritisch zu den Mißständen Afrikas.

 



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 Sesame Street Playground / African Dreamland / Animal Playground  
 Putumayo / Exil / Indigo  
 
 Höchste Zeit, den Kids-Katalog des rührigen Putumayo-Labels einmal vorzustellen:
Eine Kindheit ohne Sesamstraße können sich die meisten seit den siebziger Jahren Aufgewachsen kaum vorstellen. Der US-Exportartikel ist in mehr als 120 Ländern der Erde erfolgreicher Bestandteil des TV-Programms. Die länderspezifischen Eigenheiten machen nun den Reiz einer internationalen musikalischen Auswahl aus: Beiträge wie der südafrikanische Song zur Umweltverschmutzung (in einer der 11 landesweit gesprochenen und alle von "Takalani Sesame" verwendeten Sprachen), das "Quietscheentchen" auf chinesisch oder das russische "Lied der Hausmeister" ergeben ein charmantes und aufregendes Weltmusik-Abenteuer für Kids, für das alle Songs in ihren jeweiligen Ursprungsländern produziert wurden. Auf einer zusätzlichen DVD sind fünf Video-Clips enthalten, die von fernen Schauplätzen wie Russland, Südafrika und Mexiko stammen! Ein farbenfroh gestaltetes Booklet mit Begleittexten in vier Sprachen (darunter auch Deutsch!) macht Sesame Street Playground zu einem tatsächlich -wie heist es so schön- pädagogisch wertvollen Geschenk für Kinder und ihre Eltern. //
Einige der schönsten Wiegenlieder der Erde kommen vom Schwarzen Kontinent. Putumayo hat sich für "AfricanDreamland" von den Kapverdischen Inseln bis ans südafrikanische Kap auf die Suche gemacht. Wunderbare Gute Nacht-Geschichten von Habib Koité, Korameister Toumani Diabaté, der Kamerunerin Kaïssa und den Schwestern Sibeba mit der Story vom Reich der schlafenden Vögel, von Famoro Diabaté und Chiwoniso mit beruhigenden Klängen auf Balafon und Daumenklavier oder vom Ugander Samite mit seinem Glückslied.//
Die Playground-Serie von Putumayo hatte schon vor dem Sesamstrassen-Release einige Highlights zu bieten. Stellvertretend für die bisher geographisch aufgeteilten musikalischen Spielplätze sei hier die der Welt der Tiere gewidmete Compilation vorgestellt. Wir staunen über den Zoo der Wee Hairy Beasties aus Chicago, die italienische Quarteto Cetra-Adaption von "Old McDonald's Farm" oder Asheba´s Track über zuviele ungezähmte Affen, der gleich Hand in Hand mit einem von Putumayo charmant animierten Video-Clip aus seiner Heimat Trinidad geht. Und man ahnt es schon, auch der König der Tiere wird vom berühmten Zulu-Chor Ladysmith Black Mambazo im Klassiker "Mbube" gewürdigt. //
 
 
 

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