REVIEWS CATALOG 06-2016

 


 6 16 CATALOG slideful com

 Paul Mccartney - pure McCartney

Concord / Universal
TIPP

Beim gerade absolvierten Gig im Münchner Olympiastadion hatte der stets jugendliche Sir Paul McCartney live zwar erste gesangliche Schwierigkeiten im Höhenbereich, das Publikum aber dennoch aufgrund der schieren Ansammlung von überragenden Kompositionen einmal mehr schnell auf seiner Seite. McCartneys Leistung als Songwriter während seiner "long and winding career" wird auch in der in den Abbey Road Studios gemasterten & jüngst in unterschiedlichen Formaten veröffentlichten Song-Sammlung Pure McCartney dokumentiert. Auf der vorliegenden Basis-Doppel-CD-Version mit einigen Fotos, ausführlichen diskographischen Angaben und 39 Songs aus mittlerweile fast ebenso so vielen Jahren Post-Beatles-Zeit soll, laut kurzem Grußwort des Meisters, eben ohne großes Konzept einfach der `pure´ Spaß am Hören, etwa auf einer langen Autofahrt, im Vordergrund stehen. Neben Solomaterial und Single-Kooperationen mit Stevie Wonder oder Michael Jackson Wings gibt es hier vor allem mit Pauls verstorbener Frau Linda und Denny Laine erarbeitetes Wings-Material zum willkommenen Wiederhören, etwa Band On The Run, Live and Let Die, Mull Of Kintyre, Ebony and Ivory, Jet, Listen To What The Man Said, Silly Love Songs, My Love, Let´Em In oder With A Little Luck.

 

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www.paulmccartney.com

 

Beyond Addis Vol.2

Various Artists - Trikont / Indigo
LIVE-TIPP

Addis keeps on swingin´. Dem unverändert vitalen Ethio-Trend geschuldet: Der Trikont-Nachfolger zu Beyond Addis, erneut zusammengestellt von Poets of Rhythm-Mastermind Jan Weissenfeldt aka JJ Whitefield. Mehr als die Jazz-Komponente stehen diesmal Soul-, Funk- & Rock-Ingredenzien im Fokus, die die Hotelbands von Addis Abeba Anfang der Siebziger (bis zum Militärjunta-Putsch von 1974) in ihren auf äthiopischer Volksmusik fußenden Tanz-Sound einbanden. Der von diesen Klängen beeinflusste Szene-Nachwuchs von Onom Agemo & The Disco Jumpers bis zu `The-Bands´ wie Daktaris oder Sorcerers spinnt diesen Faden munter weiter und fusioniert seinerseits mit weiteren Einflüssen wie. Reggae oder Minimal Music. Rhythmuspoet JJ Whitefield & Ernesto Chahoud (Beirut Groove Collective) absolvieren ab 3.6. eine kleine DJ-Tour und zum Abschluß feiert das Label am Tag der Veröffentlichung, Fr. d. 17.6. eine rauschende Releaseparty im Münchner Import/Export (23.00).

 

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www.trikont.de

RELEASEPARTY - 17.6. - LIVE-TIPP

 

Czech Up Vol.1

Various Artists - Vampisoul / Cargo
TIPP!

Willkommener Streifzug durch die tschechische Szene der Sixties & Seventies, aus den Supraphon-Archiven ans Licht befördert durch Kompilator & Liner Notes-Autor Lukas Machata. Eine Weile geriet das einheimische Repertoire etwas ins Hintertreffen, da sich Musikfans nach Fall des Eisernen Vorhanges zunächst auf die nun einfacher zu erwerbenden Schätze aus dem Westen konzentrierten. Die Zusammenstellung enthält eine bunte, bzw. herrlich vergilbte Packung Ostblock Flair - etwa Coverversionen wie den von Aretha Franklin bekannten Opener Chain of Fools (hier für den Album-Untertitel entlehnt), den der Sänger des Ensembles Komety mangels Englisch-Kenntnissen rein phonetisch wiedergab. Für Abwechslung ist gesorgt: Beat, Rock, Disco, Schlager, etwas Jazz und gar tschechischer Soul finden statt Hier schlummern jede Menge Entdeckungen wie Eva Pilarovas Leto Leto oder die abschließende Barbarella-Finale-Cover von Waldemar Matuska. TIPP des Monats - Czech it out!

 

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www.loukash.com

www.munster-records.com

Saoco presents Cortijo

Various Artists - Vampisoul / Cargo
TIPP

Eine weitere toll ausgestattete Vampisoul-Compilation stellt den Percussionisten Rafael Cortijo aus Puerto Rico vor - mit einem afrokaribisch-groovenden Ausschnitt aus dessen Schaffen: The Ansonia Years 1969-1971. In diesen Jahren trugen viele Einwanderer aus Puerto Rico zum Sound New Yorks bei, die ihre Bomba-Fässer & Plena-Panderos neben Congas, Timbales und Bongos in den Central Park, die Bronx und die Latino Clubs der Metropole schleppten. Fortan verschmolzen die heissen karibischen Rhythmen mit Jazz-, Soul- & Funk-Einflüssen, gehörten Boogaloo und andere Latin-Fusion-Spielarten zum Big Apple-Repertoire. Der aus der Santurce-Neighbourhood von San Juan stammende Bomba- und Plena-Virtuose Cortijo  stand für einen sehr ursprünglichen Sound innerhalb des Salsa-Spektrums, nahm aber durchaus afrokubanische Einflüsse auf. Das 4c Booklet strotzt nur so vor zeitgenössischen Fotos, die spanisch & englisch abgedruckten Liner Notes von YannisRuel bersten vor Hintergrundinformationen. Vorbildlich.

 

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www.munster-records.com

 

 The Alan Parsons Symphonic Project - Live in Colombia

Earmusic / Edel
Von der guten Spätform des Alan Parsons Projekt konnte man sich im letzten Jahr auch vereinzelt in Deutschland überzeugen. Im Wesentlichen das gleiche Programm wurde auch bei The Alan Parsons Symphonic Project Live in Colombia gegeben - nur dass am 31. August 2013 im Parque Pies Descalzos von Medellin zusätzlich zu Parsons bewährter Live-Mannschaft P.J. Olsson (Lead vocals), Alastair Greene (Gitarre, Vocals), Guy Erez (Bass, Vocals), Danny Thompson (Schlagzeug, Vocals), Tom Brooks (Keyboard, Vocals) und Todd Cooper (Saxophon, Gitarre, Percussion, Vocals) auch das 70-köpfige Medellin Philharmonic Orchestra plus Chor, dirigiert von Alejandro Posada Teil der Show war. Ein Querschnitt durch fast alle APP-Alben als Hit-Revue in guter Live-Aufnahmequalität, bei der sich allein die Frage stellt, warum der Release der Doppel-CD (parallel auf DVD) erst relativ lange nach dem Konzerttermin bewerkstelligt wurde. Der fortgesetzt prallvolle Tourneekalender des Projects mag als Erklärung dienen, dem Fan kann es ab Juni diesen Jahres schnuppe sein.  

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http://alanparsonsmusic.com

Live-Termine

Parallel als DVD veröffentlicht.

Sunburst - Ave Africa

Strut / Indigo
TIPP

The Kitoto Sound Of East Africa 1973-1976...Gewohnt gut ausgestattete Strut Doppel-CD mit einer Retrospektive der in Tansania wohl populärsten Band der frühen Siebziger. Dem zunächst 1970 im Kongo gegründeten, aus Musikern diverser afrikanischer Staaten zusammengesetzten Kollektiv Sunburst war keine allzu lange Lebenszeit beschert, dennoch entwickelten die an Coverversionen populärer Boogie- und Funksongs geschulten Musiker um Gitarrist Hembi Flory aus Zaire einen Trademark-Sound, der traditionelle Spielweisen mit Soul & Jazz fusionierte und sogar von Jazzstars wie Sadao Watanabe aufgegriffen wurde (uncredited). Thematisch durchaus ambitioniert in der Behandlung kolonialer Unterdrückungsproblematik, machten schließlich Besetzungswechsel & mangelnder kommerzieller Erfolg dem fragilen Musiker-Verbund den Garaus. Das in Regie von Thomas Gesthuizen (aka DJ Gioumanne) sämtliche (auch bisher unveröffentlichte) Aufnahmen der Band versammelnde Doppelalbum Ave Africa erscheint auch als Vinyl-Version - remastered von den Originalbändern.

 

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Label-Website
F-Book

www.africanhiphop.com

 

Displaced Vol.2

Various Artists - Displaced / Edel

Songs That Can Not Replace Freedom...die erste CD des Displaced-Projekts mit der NDR Bigband wurde bereits Ende letzten Jahres in der Jazz-Sektion vorgestellt. Auch bei Erscheinen der zweiten Ausgabe ist der Anlass unverändert aktuell: "Mehr als 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht - weltweit. Sie fliehen vor Krieg, Verfolgung, Hunger und Perspektivlosigkeit. Sie verlassen ihre Heimat und geben alles auf, um irgendwo eine Chance zum Leben zu finden. Sie brauchen unsere Hilfe, schnell und unbürokratisch..." Die Projekt-Initiatoren Nicola Tyszkiewicz & Florian Lahnstein sprachen sie europaweit Künstlerinnen und Künstler für Amnesty International an, diesmal sind hauptsächlich deutschsprachige Künstler dabei - der zuweilen schlagernahe Tenor mag manche abschrecken, aber auch Nil Petter Molvaer und erneut Astrid North konnten gewonnen werden. Mal sehen was Folge 3 bringt...

 

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https://www.amnesty.de

 

The Anita Kerr Quartet - We Dig Anita

Él - Cherry Red / Rough Trade
TIPP

Anita Kerr, außerhalb der angloamerikanischen Sphäre noch zuwenig gewürdigte US-Arrangeurin, Komponistin & Produzentin, wird auf der vorliegenden Compilation mit ihrem frühen Repertoire der Space Age Pop Ära der späten 50er und frühen 1960er Jahre vorgestellt: The Oohs and AAhs of the Nashville Sound. Die oft unter großem Zeitdruck geschriebenen Vocal- & Instrumental-Arrangements, die bekannte Stimmen wie die von Roy Orbison, Patsy Cline, Brenda `I´m Sorry´ Lee oder auch Johnny Cash in dieser Zeit kongenial ummanteln, lassen bereits die Originalität & Modernität spüren, die Kerr nach ihrer Nashville-Zeit in der Zusammenarbeit etwa mit Rod McKuen auszeichneten (watch this space). Booklet mit vielen Fotos, Plattencovern & diskographischen Angaben. Ooh...Aah...Exc-Él-lent.
www.cherryred.co.uk

 

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The ART of the gamelan degung

Various Artists - Ocora / Harmonia Mundi

Eine Gelegenheit sich in den Gamelan-Klangkosmos zu vertiefen bietet die vorliegende, musikethnologische Zusammenstellung aus Frankreich. Die enthaltenen javanesischen Aufnahmen aus der Sunda-Region von 1972 und ´73 erstaunen zunächst mit dem hohen Anteil der hier der Flöte bei der Melodieführung gegenüber den bekanntermaßen soundbestimmenden metallophonen Gamelan-Gongs zukommt. Dreisprachiges (französisch, englisch, japanisch) Booklet mit ausführlichen Texten zu Struktur und Hintergrund der einzelnen Kompositionen von Jaques Brunet. Die einzigartige musikalische Degung-Kultur ist im modernen Indonesien durchaus vom Aussterben bedroht, Veröffentlichungen wie The Art of the Gamelan Degung helfen, ein Umfeld für ihren Erhalt zu schaffen.

 

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The Rough Guide to Brazilian Jazz

Various Artists - World Music Nework / Harmonia Mundi
TIPP

"Leaving The Girl From Ipanema lounging in the shade" war das erklärte Ziel von Kompilator John Armstrong für den vorliegenden Querschnitt durch brasilianische Jazzmusik - abseits des oft überrepräsentierten Bossa Nova Trends. Die Zusammenstellung stellt Künstler vor, die sich von von regionalen, indianischen, folkloristischen und liturgischen Quellen inspirieren ließen, von instrumental groovenden Highlights wie Samurai des Nomade Orchestra oder Höröyas Mansa Fela über die bestechenden Vocal-Nummer Minervina von Karina Buhr mit Goma-Laca bis hin zum eigenwilligen Meu Rap Jazz von Tassia Reis. Wem das Digipak etwas zu spartanisch ausgestattet ist, kann auf ausführliche Informationen im Netz zugreifen:
www.worldmusic.net/brazilianjazz

 

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