reviews 33 6-07 pop-rock

    Les Rita Mitsouko - Variety

    Because / Warner
    Einige Deutschland-Auftritte haben die französischen Pop-Ikonen anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen siebten Studio-Albums „Variéty“ im Zuge der weiter anhltenden Frankreich-Begeisterung erfolgreich hinter sich gebracht. Catherine Ringer und Fred Chichin, vor allem in Frankreich stetig erfolgreich und bemerkenswerterweise immer noch ein Paar, beschreiten dabei nicht gerade neue Wege. An der Grenze zum Mainstream siedelnd, gibt es einen Song vom Marie Antoinette-Soundtrack und im Duett mit Serj Tankian von System Of A Down einen Song über Magersucht, aber insgesamt zuwenig, was spontan oder beim zweiten Hören hängenbleibt, da ist man doch milde enttäuscht. Das vom Cover-Künstler Emek aufwendig gestaltete Digipack ist auch als limitierte Edition mit Bonus Cd & Poster erhältlich.

    Nicole Willis - Keep Reaching Up

    Timmion / Cargo

    Diese hier bereits im letzten Jahr anlässlich des Releases im Ausland und des Auftritts im Atomic Cafe vorgestellte Platte ist nun auch hierzulande regulär veröffentlicht - soweit kann der Weg von.. Finnland sein. "Keep Reaching Up" ist bekanntermassen ein Muß für alle Fans von klassischem Soul- und Motown-Feeling, Instrumentierung und Gesang der Willis klingen wie original aus den 70ern (some flaws inclusive, die Nicoles Gesang aber noch authentischer machen) - but it´s the sound of 2006 young finnish funk...oder Betty Davis ist grade wieder auferstanden. Dank Cargo halten wir nun auch das Original in den Händen und machen für diese Ausnahmeplatte gern eine solche und empfehlen das Album nochmal - doppelt hält schließlich besser.
    www.myspace.com/nicolewillisandthesoulinvestigators

    Mavis Staples - We´ll Never Turn Back

    Anti / SPV

    Der unvergleichliche Ry Cooder einmal mehr als Archivar traditioneller amerikanischer Musik. Mit Drummer Jim Keltner, seinem Sohn Joachim und Mike Elizondo an Bass und Tasten produzierte Cooder eine gewollt rauhe und rumpelige Begleitung zu laut-schneidender Slidegitarre - für die legendäre Mavis Staples, die sich mit diesem Album auf ihre geographische politische und spirituelle Heimat besinnt. In loving memory of Moms & Pops Staples. Bei den ersten drei Tracks sind sogar Ladysmith Black Mambazo mit von der Partie. Diverse Traditionals und Standards. Südstaaten pur. Und eine Mavis Staples in Hochform. Highlights : Der Opener "Down in Mississippi" und der vorletzte Track "I´ll be rested", den Staples und die Cooders gemeinsam getextet und geschrieben haben. Schlicht. Großartig.
     

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    BowieMania

    Various Artists - Naive / Indigo
    Die Französin Beatrice Ardisson wurde in ihrer Heimat mit "Paris Derniere" bekannt, einer Sampler-Reihe, die sich bemüht, originelle Coverversionen zu vereinen. Nun hat die Dame David Bowies 60. Geburtstag zum Anlaß genommen, hauptsächlich französische Künstler auf das Oeuvre des Rock-Chamäleons, insbesondere seine frühen Werke, loszulassen. Mm..Die eigentlich sehr beachtliche Emilie Simon scheitert im Opener als Mickymaus an "Space Oddity". Das folgende stimmlich sehr dicht am Original angesiedelte "Jean Genie" der jungen "Les Inrockuptibles"-Entdeckung Paco Volume geht aber in Ordnung, wie die meisten der 15 Interpretationen auf "Bowiemania". "This is not America" von Microsillon könnte direkt von einem "Nouvelle Vague"-Sampler stammen, Neil Hannon von The Divine Comedy (zusammen mit Yann Tiersen), The Gourds und The New Standards sind die ausländischen Gäste. Das Coverdesign lässt Bowie als Alladin (Sane) im Sternbild des kleinen Prinzen funkeln und einen Hidden Track gibt es als Späßchen für Insider auch.  

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    Suzanne Vega - Beauty & Crime

    Phazzadelic / Edel

    Anjani - Blue Alert

    Columbia - SMARIS / SonyBMG
    Suzanne Vega nach 6 Jahren ohne Veröffentlichung mit einer Art Comeback, nicht auf irgendeinem Label, sondern auf Blue Note. Spannung. Ihre Stimme ist ein wenig dunkler und nicht mehr so kontrastreich wie früher. Gegenüber der aufregenderen Soundsprache ihres Ex-Ehemanns, Sound-Wizard Mitchell Froom (dieser Herr ist aktuell mit Vonda Shepard verheiratet...), mit dem sie einst 1992 das Ausnahmealbum "99.9F" aufnahm, klingt Vegas neue Mischung aus Folk, Pop und dezentem Rock unter Produzent Jimmy Hogarth konventioneller, aber doch ausgewogen, harmonisch. "Beauty & Crime" ist eingängig , abwechslungsreich und knüpft in der Substanz an ihre stärksten Alben an. Schön, daß Sie wieder da ist.
    Welcome back, Suzanne...


    Da ist ja Leonard Cohen nicht weit. Seine derzeitge Muse hört aber auf den Namen Anjani und sang bereits auf den letzten beiden Cohen-Alben. Cohen bleibt im Hintergrund, singt nicht, hält aber die Songwriting-Zügel doch spürbar in der Hand. Die Arrangements kommen allerdings von seiner Partnerin, der große Wurf ist nicht dabei. Es beginnt jazzig und bleibt ruhig und schließt mit "Thanks for the dance" , innig sieht man das Paar im Booklet (und der deutlich luxuriöseren und besser fotografierten Zusatzverpackung, die noch eine DVD mit Making of & Video enthält) tanzen. Eine gegenseitige Liebeserklärung des alters-ungleichen Paares aneinander, was auch richtig hätte danebengehen können (siehe Siegel/Jahn/teurer Schrott).
    www.anjani-music.com * www.leonardcohenfiles.com
     

     

     

     

     

    The Aggrolites - Reggae Hit L.A.

    Hellcat Records

    Wer braucht die Aggrolites? Funky old-school Ska und Reggae, klassischer Jamaika-Sound der 70er, den Labels wie Trojan hundertfach im Original verwalten, rein aus Spaß gespielt von Los Angelitos ohne eigene Tradition ? Möglicherweise interessiert dies ja eine Generation, die noch nie etwas vom Studio One gehört hat, den Sound von Jesse Wagner & Co als coole Musik zum Feiern & Abhängen schätzt. Livepräsenz schadet da nicht: Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums bei Hellcat Records hat die Band gemeinsam mit den Dropkick Murphys, mit Madness oder Lily Allen nahezu acht Monate durchgehend die USA und Europa bereist. Zuhause ging es direkt zurück ins Studio, wo in nur drei Tagen die 15 Tracks von "Reggae Hit L.A." aufgenommen wurden.

    Play loud...www.aggroreggae.com

     

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    Olivier Libaux presente Imbecile

    Discograph
    Eine musikalische Versuchsanordnung, eine Art Konzeptalbum mit Berührungspunkten zum Musical. Die illustren Protagonisten sind: Popstar Philippe Katerine mit seiner Ehefrau Héléna Noguerra (Ex Top Model/ erfolgreiche Sängerin/ Buch- und Theater-Autorin), der neue Chansonstar Barbara Carlotti und ein Urgestein des französischen Rock, JP Nataf. Sie geben hier die beiden Paare, die sich als "Imbéciles" outen - von den vieren skizziert wird eine Dinner Party zweier Paare und Ihre Konversation. Musikalisch kommen dabei feinste nouveaux chansons mit adäquaten texten heraus. Wer glaubte nicht schon einmal, in ähnliche wie den hier wunderbar skizzierten Lebenskrisen im Wasserglas des eigenen Lebens zu ertrinken? Autor der 13 Songs des Albums ist dabei keiner der vorgestellten Vier, sondern Olivier Libaux, die eine Hälfte der allgegenwärtigen "Nouvelle Vague". Vergnüglicher Seelenstriptease.  

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    Savath & Savalas - Golden Pollen

    Anti / SPV


    Als Savath & Savalas firmiert der bekannte Multi-Instrumentalist Scott Herren (u.a. Prefuse 73), der mit einer Schar von Gästen (u.a. Sänger José Gonzalez) das vorliegende neue Album „Golden Pollen“ in New York und Chicago aufgenommen hat. What a trip - spanische Lyrics, Akustik-Gitarren, Synthies, Südamerikanisches in reich arrangierte, leicht narkotisiert wirkende Schwermut gebettet, verschachtelte Drogenmusik, die an brasilianische Psychedelica aus den 70ern anknüpfen möchte oder sich einer Art Carlos Castaneda-Soundtrack unter Vermeidung von Rock versucht.
    www.warprecords.com/emails/savathandsavalas

     

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    Club Bangahs - Headless

    Daredo / Intergroove


    Der Januskopf der Club Bangahs besteht aus Marc Steinmeier und Michael "!Bazz" Jackson, die gerade ihr Debütalbum auf Mole Listening Pearls herausgebracht haben: eine Vielzahl von Gast-Vokalisten wie Moe Mitchell, Leverne, Jean Buljaba, Nele, Benjie und Danny D. verteilt sich über komplexe HipHop, Jazz und Soul-Arrangements, mal modernerer R&B-Machart, mal in Stax & Motown Manier. Marc Steinmeier, der die Musik bei Club Bangahs komponiert und arrangiert, arbeitete und remixte früher für Eminem, LL Cool J, Christina Aguilera oder die Jungle Brothers. Michael “!BAZZ” Jackson singt und liefert die Texte - two sides to every story, auch zu der von Club Bangahs, die nicht zum Einmalhören gedacht ist.

    Stateless - Stateless

    K7 / Rough Trade

    Zwischen Portishead, Radiohead und Coldplay tummelt sich dieser Fünfer aus Leeds mit melancholisch leidener Note, für die neben Chris James Stimme auch die Arrangements sorgen: Indie-Rock, Elektronik, auch mal orchestrale Streicher, Turntables und Hip Hop Beats. Der recht souveräne Einsatz dieses komplexen Soundparks hat der Band schon Fans unter Kollegen beschert, so zB DJ Shadow.Play: Track 3 "Bloodstream", hübsche Pianomelodie und Gedanken über die gefährlich narkotisierende Kraft der Liebe. Eher Herbstmusik für Romantiker und man staunt über den K7-Labelaufdruck auf der Verpackung.
    www.stateless-theband.com

     

     

     

     

     


    Laith Al-Deen - Die Liebe Zum Detail

    SonyBMG

    Ich & Ich - Vom Selben Stern

    Polydor/ Universal


    Hier wird deutsch gesungen.
    Mannheim-Alarm. Der 35-jährige Sänger und Songwriter inszeniert sich wieder als leicht gebeuteltes Liebeslied-Seelentier. Das wird zwischen uns nicht mehr funken, aber Laith Al-Deen versteht es nach längerer Auszeit mit bewährter Mannschaft (Zanki, B-Zet, Hildenbeutel) wieder, ganz hübsche Melodien zu streuen. Immerhin bleibt der Mann auf seinem Acker und es finde keine Erweckungslyrik statt. LAD bleibt also weiterhin die vertretbarere Naidoo-Alternative. Im Oktober und November geht es dann auf grosse Deutschland-Tournee.
    www.laith.de


    Ja, die deutschen Lyrics.

    Segen & Fluch für Ich + Ich, das ungleiche Paar Annette Humpe und Adel Tawil, nachdenklich-naive Balladen ("...lass John Lennon wieder auferstehn") und einfach gestrickte Pop-Hymnen (" ich flieg einfach weiter, auch ohne Ziel - ganz egal la la la), das ist ganz einfach nicht unsere Tasse Tee, sorry allerseits.


    www.ich-und-ich.de  

     

     

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