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Reviews Comicz 12 - 2021

 

 

comics 12 21 bestie M

Trotz allem liebe

Jordi Lafebre / Splitter

Jordi Lafebre, bislang als kongenialer Zeichenpartner des belgischen Szenaristen Benoît Drousie aka Zidrou (etwa bei Lydie oder Wundervolle Sommer) bekannt, brilliert auch mit seiner ersten, komplett allein in Wort & Bild erzählten Graphic Novel. Als Comiczeichner hat Lafebre längst seinen eigenen, unverwechselbaren Strich gefunden, dessen Stärken in der humoristischen Portraitierung seiner Charaktere liegen.

Doch die 150 Farbseiten von Trotz Allem...Liebe sind nicht nur einmal mehr bestechend, detailgenau und mit der richtigen Dosis Humor gezeichnet, (Highlights etwa auf S. 150, 130, 126, 120, 107, 96, 57-59, 6) für die Liebes- und Lebensgeschichte seines Immer-mal-wieder-Paares Ana und Zeno hat sich der Spanier auch noch eine komplexe Rückwärts-Narration in 20 Kapiteln einfallen lassen.

Ausgehend von einem Rendezvous der gereiften Liebenden geht es portionsweise bis zum ersten Aufeinandertreffen der so unterschiedlichen Königskinder (dieses letzte Kapitel mit der Nummer 1 lässt sogar die Panels in umgekehrter Reihenfolge paradieren - ein Kunstgriff, der sich über die gesamte Erzählung nicht durchhalten ließ, die restlichen Kapitel sind episodisch und zumindest in sich chronologisch).

Ana als die ehrgeizig-charismatische Politikerin & Mutter, die sich für die Ehe mit einem verlässlicheren Partner entscheidet, als es der literarisch interessierte Träumer & Freigeist Zeno wohl je hätte sein können. Und doch, ihre Wege kreuzen sich über die Jahrzehnte immer wieder. Die verdient hochwertige Ausstattung tut ein Übriges:

Erneut eine Empfehlung - für den ersten `kompletten Lafebre´.

www.splitter-verlag.de

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comics 12 21 lafebre trotz allem

gung ho - Band 5 - Die weiße flut

Benjamin von Eckartsberg - Thomas von Kummant / Cross Cult

"`Gung Ho´? Scheint so eine Art Motto zu sein."

Rechtzeitig zur großen Präsentation auf dem diesjährigen Münchner Comic Festival im Comic-Museum vom 3. bis 6. Juni 2021 war der fünfte und abschließende GUNG HO-Band fertig.

Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg bringen ihr langjährig verfolgtes, dystopisches Coming-of Age-Drama angemessen actionreich und knallig zu Ende und inszenieren einen Showdown zwischen den Gangs von Holden, Bruno & Bumble auf der einen und Zack, Archer & Yuki auf der anderen Seite.

Zwischen externer Reisser-Bedrohung, den Grabenkämpfen der verschiedenen Jugendlichen-Fraktionen in- und außerhalb der Siedlung bricht auch der Konflikt mit der Altvorderen-Generation von Fort Apache immer wieder auf: "Und reissen Sie diesen kleinen Möchtegern-Kidnappern die Windelärsche auf, wenn Sie schon dabei sind!"

Doch dazu kommt es nicht wirklich, man hat schließlich einen gemeinsamen Feind, der die Siedlung & deren Bewohner bedroht: Die weiße Flut.

Wobei die weiter zuverlässig dezimierten Raubmonster zuletzt immer größer wurden (und damit auch immer größere Feuerkraft banden). Vorläufig sind sie in Schach, doch die Überlebenden auf Seite der Menschen werden anderswo wohl noch einmal neu anfangen müssen:

"Für eine verlorene Siedlung bauen wir zwei neue auf. Diese verfluchten Reisser kriegen uns nicht unter."


www.cross-cult.de

 

comics 12 21 gung ho finale

elma - ein bärenleben

Ingrid Chabbert - Léa Mazé / Toonfish - Carlsen

Im Toonfish-Imprint bei Splitter (zuletzt dort etwa die gelungene Christmas Carol-Neuinterpretation Scrooge) erschien im Frühsommer eine weitere empfehlenswerte, kindgerechte Bildergeschichte aus Frankreich.

Für Elma - Ein Bärenleben hat sich Szenaristin Ingrid Chabbert (u.a. Waves mit Carole Maurel) mit der Zeichnerin und Trickfilm-Künstlerin Léa Mazé (u.a. Space Cake) zusammengetan.

Das Duo schildert seine Titelheldin als fröhlichen Wildfang, aufgezogen `tief im Wald´ - von einem Bären. Und zwar einem höchst fürsorglichen. "Beeil Dich, Papa Bär! Auf uns wartet das Abenteuer!" Die Parallelen zum berühmten Dschungelbuch sind zu offensichtlich, um nicht gewollt zu sein. Auch hier macht die Erkenntnis beim tierischen Erziehungsberechtigten, dass das Kind nicht ewig im Wald bleiben kann und zu den Seinen zurückkehren muss, eine nicht eben ungefährliche Reise zur Menschensiedlung nötig.

Dann kommt eine Portion Fantasy hinzu: Die siebenjährige Elma ist die Tochter einer Magierin, die ihr Kind in den Wald hat gehen lassen, um einen alten Fluch zu brechen...

Die herbstlich in Szene gesetzte Fabel über Familie, Zusammenhalt, Wut und Verlust könnte sich eigentlich völlig auf Mazés starke Zeichnungen verlassen - und tut es dann an zentralen Stellen doch nicht. Im wohl jeden Elternteil dennoch anrührenden Finale etwa wären weniger Sprechblasen vielleicht mehr gewesen. So wie im zauberhaften Epilog der Geschichte.

Elma - Ein Bärenleben erscheint im Rahmen des Kultur-Förderprogramms des Institut Francais.

www.splitter-verlag.de

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comic 06 21 Elma Baerenleben

marsupilami: Die bestie

Zidrou - Frank Pé / Carlsen

Da das namhafte Brüsseler Team aus Szenarist Zidrou (Benoît Drousie - u.a. Lydie oder Wundervolle Sommer mit Jordi Lafebre - s.u.) und Frank Pé (Little Nemo) bereits für Das Licht von Borneo zusammenarbeitete, überrascht es zunächst weniger, dass sich die beiden kürzlich auch einer Neuinterpretation von Franquins palumbianischem Wundertier Marsupilami widmeten.

Allerdings zeigte sich schon 2017 beim Spirou und Fantasio-Special, dass Pés Meisterschaft bei Tieren und erwachsenen Charakteren unbestritten ist (seine stärkste Figur hier der verschrobene Lehrer Boniface), ihm jedoch jugendliche Protagonisten weniger ausdrucksstark von der Hand gehen.

Nun nimmt sich Zidrous Szenario ausführlich aber gerade des jungen François an, der kranke Tiere aller Art bei sich zuhause aufpäppelt und derart auch auf das im Hafen von Antwerpen aus dem Frachtraum eines Frachters entkommene Marsupilami trifft.

"Eine Art misslungener Leopard?"

Zuvor hat Die Bestie in einem veritablen Breitwand-Vorspann mit kleinen Dracula- und King Kong-Referenzen für erste Opfer unter seinen Entführern gesorgt - und sich den Lesern bis dahin nur durch ein fast von der stürmischen Nacht verschlucktes "Houba" zu erkennen gegeben.

So unterhaltsam und zwingend bleibt es leider in der Folge zu selten in dem opulent ausgestatteten, großformatigen 156-Seiten-Band. Man hofft, dass es im zweiten, ausstehenden Teil dramaturgisch gestraffter zugehen möge.

Die Autoren widmen ihre Arbeit jedenfalls dem großen Franquin: "Für André. Er würde es wiedererkennen." Das Marsu natürlich.

www.carlsen.de

 

comics 12 21 bestie M

 

die löwen von bagdad (Deluxe)

Brian K. Vaughan - Niko Henrichon / DC Black Label - Panini 

Und noch ein Comic mit tierischen Protagonisten.

DC-Autor Brian K. Vaughan (Ex Machina) und Zeichner Niko Henrichon (u.a. der Noah-Filmcomic) griffen bereits 2006 für The Pride of Bagdad, ihre provokante, Mitte 2021 von Panini als Deluxe-Hardcover erneut veröffentlichte Graphic Novel Zeitungsmeldungen über ein im Frühjahr 2003 während eines amerikanischen Bombenangriffs aus dem Zoo von Bagdad entkommenes Löwenrudel auf.

Die Löwen von Bagdad, das sind das Weibchen Noor, das Junge Ali, die einäugige Safa und Männchen Zill - um den Zoo der irakischen Hauptstadt herum tobt der zweite Irakkrieg. Ihre Wärter werfen den Löwen noch einen ganzen Esel als Langzeit-Futter ins Gehege, bevor sie von ihrem heiklen Arbeitsplatz flüchten.

Doch kurz darauf bedeutet ein Luftangriff zunächst eine kurze Zeit der Freiheit für einige überlebende Zootiere, unter ihnen das verstörte Raubtier-Quartett.

In einem von der Führungsclique um Saddam Hussein verlassenen Palast kommt es zu einem dramatischen Kampf mit dem monströsen Bären Fajer. Den die vier Löwen noch stark lädiert überstehen, nur um kurz darauf auf die ersten der siegreichen, Bagdad einnehmenden US-GI´s zu treffen...

Eine vom US-amerikanisch/kanadischen Team packend inszenierte Antikriegs-Comic-Fabel, eingeordnet durch ein kurzes Vorwort von Panini-Editor Christian Endres.

Der lohnende Anhang präsentiert ein frühes und und ein späteres, detailliertes Exposé Vaughans - letzteres für Zeichner Henrichon - sowie dessen diverse Coverskizzen und -entwürfe.


https://paninishop.de

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comics 12 Leonard cohen

Rückkehr nach eden

Paco Roca / Reprodukt

comics 12 Sapiens

Seit Der Winter des Zeichners auch außerhalb Spaniens ein Garant für kontinuierliche künstlerische Qualität - Paco Roca. Fünf Jahre nach dem die Trauer über den Verlust des Vaters verarbeitenden La Casa folgt nun eine Exkursion in die Familienhistorie seiner Mutter – ebenfalls im ansprechenden Querformat.

* www.reprodukt.com

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“Bis zu ihrem zwanzigsten Geburtstag wurde Antonia nur dreimal fotografiert.“

Die Familiengeschichte von Rocas Mutter wird anhand eines dieser alten Fotos, 1946 am Nazaret(sic!)-Strand von Valencia entstanden, in verschachtelten Kapiteln aufgeblättert - (k)eine Rückkehr nach Eden.

Die junge, gegängelte und überforderte Antonia flüchtet sich in den schwierigen, von Hunger & Entbehrungen geprägten Nachkriegsjahren vor familiären Querelen, Armut und häuslicher Enge, wann immer es geht, in die Traumwelt des Kinos - und die der Religion. Franco-Regime-Militärs, Klerus, Familienoberhaupte - alles Unterdrücker verschiedener Couleur.

Roca entwirft das Bild einer repressiven Tristesse, einer "Gesellschaftshierarchie, in der man von unten voller Furcht hinaufschaute und von oben voller Misstrauen herab."

Das Titelbild zeigt die Situation unmittelbar vor dem Schnappschuss am Strand - noch ist Antonias Hocker frei. Ihr Leben - Rocas Ursprünge - als flüchtiges Aufblitzen in der kosmischen Zeitleiste, die das Werk als Klammer einschließt.

Virtuos inszeniert mit einer ganzen Palette von Bordmitteln der Neunten Kunst. 

die 5 reiche - band 4 - dieselbe kühnheit & band 5 - ziel eures hasses

Lewelyn - Jérome Lereculey / beide: Splitter

Es geht weiter in der famosen Fantasy-Fabel Die 5 Reiche, geschaffen vom Delcourt-Autorentrio Lewelyn (Andoryss aka Mélanie Guyard, David Chauvel & Patrick Wong) und Zeichner Jerome Lereculey. Noch passt die Zusammenfassung der vorangegangenen drei Bände, also der ersten Hälfte des auf 6 Bände angelegten Zyklus, auf eine Seite.

Gerade so, denn es sind schon eine erkleckliche Menge Handlungsstränge, die hier ineinanderfließen. In Band 4 streben Tiger-König Mederion (Cover5) und sein Löwen-`Schatten´Terys (Cover4) nach dem blutigen Ende des Löwen-Putsches einen Neubeginn für Angleon an. Die beiden jungen Raubkatzen eint Dieselbe Kühnheit im politischen Handeln, die ihnen einen Vorsprung vor den Intrigen alteingesessener Mächtiger verschafft.

Gleichzeitig werden Studentenführer eingesperrt und die Flucht der Geiseln vereitelt. Jérôme Lereculeys Zeichnungen sind weiter souverän, doch gerät die Action gegenüber den Reden in dieser Folge etwas ins Hintertreffen, erst gegen Ende bringt das Tauziehen um eine Prinzessin im Exil noch einen Knalleffekt.

Im Folgeband Ziel Eures Hasses wird die bedauernswerte, schwangere Astrelia zurück nach Angleon gebracht, unter den Studierenden droht eine Revolution auszubrechen und es ergeben sich überraschende neue (auch erotische) Partnerschaften - es geht episch und blutig im Geiste von George R. R. Martin weiter unter den anthropomorphen Protagonisten. Doch die übrigen vier Reiche greifen leider weiter nicht in die Handlung ein, dies scheint sich das Autorentrio offenbar für einen weiteren Zyklus aufzuheben. 

Der ebenfalls mit langen Dialogen angefüllte Band dient vor allem dazu, das kommende Finale vorzubereiten, in dem der nicht totzukriegende Hundesöldner Kirill und der eine tödliches Geheimnis hütende Gardehauptmann Blasserius wohl noch eine Rolle spielen werden.

Band 1 * Band 2 & 3 bei Cinesoundz

www.splitter-verlag.de
TIPPs

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Berichte aus japan - moga, mobo, monster

Igort / Reprodukt

Seinen zwei exzeptionellen Berichte(n) aus Japan von 2016 & 2018, Ein Zeichner auf Wanderschaft und Eine Reise ins Reich der Zeichen, lässt Autor & Zeichner Igor Tuveris aka Igort, geboren 1958 in Cagliari, aktuell einen dritten folgen.

Da genaugenommen auch das 2020 im Querformat erschienene, opulente Kokoro - Der Verborgene Klang der Dinge in diese Reihe gehört, ist Moga, Mobo, Monster bereits der vierte Band Igorts bei Reprodukt, der sich der einzigartigen japanischen Kultur widmet. Diesmal den Facetten, die sich abseits des Mainstream im Underground (wollte man hier westliche Begriffe bemühen) abspiel(t)en.

Der Umschwung im Land, der auf das Ende der Abschottung vom Westen folgte, ermöglichte die im Titel genannten Modern Garus & Modern Boys, die soziale Konventionen aufbrachen. In den 1920er Jahren entstand ebenfalls die sogenannte Ero-Guro-Bewegung, aus den Ukiyo-e-Holzschnitten, insbesondere den sexuell-expliziten Shunga hervorgegangene erotisch-groteske Horrorkunst, die überkommene repressive Moralvorstellungen entlarvte.

Igort stellt neben Romanautor Edogawa Rampo (dessen geniales Pseudonym auf Edugaru Aran Po(e) anspielte) - bedeutende, gleichwohl im Westen noch wenig bekannte Genre-Künstler wie Mangaka Suehiro Maruo, Maler Toshio Saeki, Kinbaku-Fessel-Meister Seiu Ito, den Meister der blutigen Drucke (Muzan-e) Yoshitoshi Tsukioka oder Grafikdesigner Tadanori Yokoo vor. Protagonisten eines morbiden Nippon, bei denen sich auch der hier ungenannte, im Westen schon populärere, zeitgenössische Fotograf Nobuyoshi Araki gerne bedient.

Obwohl das Filmgeschäft, anders als die Ursprünge der Comic-Kunst in diesem Band nur gestreift wird, findet hier auch die spezifische Schamhaar-Zensurpraxis der staatlichen Behörde Eirin Erwähnung. Von der Ausstattung einmal mehr ein Fest - jeden der 24 Euro Verkaufspreis mehr als wert.

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comics 12 21 bericht aus japan moga

Sapiens - die falle

Yuval Noah Harari - Daniel Casanave - David Vandermeulen / C.H. Beck

Nach Sapiens - Der Aufstieg wird die mehrbändige Umsetzung von Yuval Noah Hararis Weltbestseller Eine kurze Geschichte der Menschheit mit dem vorliegenden Sapiens: Die Falle fortgesetzt.

Geschichts-Professor Hararis Stoff  wurde erneut vom belgischen Comic-Autor David Vandermeulen und Autoren-Zeichner Daniel Casanave adaptiert - auf über 250 Seiten.

Im ersten Band schwangen sich die frühen Sapiens zu Herren der Welt auf, im zweiten wird die Landwirtschaft die Welt verändern, Ungleichheiten verstärken und komplexere soziale und politische Gebilde möglich machen. Gastauftritte: Mephisto & Faust, Justitia, Franz. K., Thomas Jefferson, Scarlett O´Hara, Albert Einstein & der Zahlen-Golem sowie Maggie Thatcher im Yoga-am-Strand-Team mit John Lennon.

Auch hier wird optisch munter zitiert, um trockene Textpassagen zu verflüssigen, u.a. bei Hanna-Barberas Flintstones (Bill & Cindy) oder Superheld(inn)en à la Marvel oder DC - etwa bei Doctor Fiction, einer Art capegewandetem Obama mit Taucherbrille. Doch auch bei dem bleibt vieles theoretisch und vage, etwa, wenn er als Inquisitions-Crasher nach Valladolid einschwebt: "Die Wahrheit ist, dass sich alles verändert, dass die Menschen nie zufrieden und alle Identitäten fiktiv sind."

Band 3 wird am Ende bereits angeteasert: "Demnächst bei Sapiens" : Perfektionierte Kooperation und Vereinigung des ganzen Planeten (mit suboptimalen Ergebnissen)...


www.chbeck.de

 
 

comics 12 21 sapiens 2

tomahawk

Patrick Prugne / Splitter

Patrick Prugnes bevorzugte historische Periode ist bekanntermaßen die zweite Hälfte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, seine favorisierten Schauplätze sind überseeische Kolonien (s. Vanikoro) der zu dieser Zeit um die Vorherrschaft in Europa ringenden Großmächte.

Prugnes besonderes Faible gilt den sogenannten Indianerkriegen auf nordamerikanischem Terrain, den French and Indian Wars der Briten (oder dem Guerre de la Conquête der Franzosen), ab 1754, die zwei Jahre später Teil des Siebenjährigen Krieges diesseits des Atlantik werden sollten.

Aus den beteiligten Parteien im Gebiet der Großen Seen - Briten (inklusive der raubeinigen schottischen Highlander), Franzosen, kanadische Milizionäre, verschiedene Indianerstämme, Siedler und jesuitische Missionare - rekrutieren sich meist auch Prugnes Protagonisten (s. Irokesen). In seinem neuen Band wird deren Kreis erweitert um Tomahawk, einen riesenhaften Grizzly, abgerichtet, um zu töten.

Die um ihn aufgebaute, etwas abenteuerlich anmutende Geschichte ist diesmal zwar nicht allzu zwingend geraten. Doch in der Summe - attraktives historisches Setting, Ausstattung und zeichnerische Umsetzung - ist auch der neue Band wieder abendfüllend ausgefallen.

Lohnend insbesondere einmal mehr die meisterhaften, atmosphärischen Aquarellzeichnungen in den fein abgestimmten Panels, die immer wieder auch Raum für wirkungsvolle Einseiter lassen.

Ein echter Prugne - vom tollen Cover bis zum über 30-seitigen Anhang mit Skizzen & detaillierten Anmerkungen.


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comics 12 21 Tomahawk

burma

Léo Malet - Jaques Tardi / Edition Moderne

"Ich kriegte einiges ab, auf die Backen und in die Nieren. Sie spielten Tretball mit mir, diese Schweinehunde. Ich hatte keine Chance... hoffentlich waren sie bald fertig." Stets mit vollem Körpereinsatz - und folgerichtig in jedem seiner Fälle entsprechend malträtiert - ermittelt der berühmte, von Frankreichs Krimi-Legende Léo Malet erdachte Privatdetektiv Nestor Burma.

Vier Burma-Geschichten, inszeniert vom auch in Erlangen & Angoulème ausgezeichneten Eisner-Award-Preisträger Jacques Tardi, enthält der vorliegende 400 Seiten-Band, zuvorderst das rund 200-seitige Centerpiece 120, Rue de la Gare, die mäandernde erste Geschichte der Serie, in der Malet wie Tardi Stalag-Erfahrungen als Kriegsgefangener verarbeiten.

Die folgenden drei Episoden sind der Chronologie der in verschiedenen Pariser Arrondissements spielenden Plots nach geordnet. In der jüngsten, erst 2000 entstandenen, Wie steht mir Tod? spielt Burmas kompetente Assistentin Hélène eine noch größere Rolle, in Die Brücke im Nebel (von 1982) fehlt sie, da Burma sich mit der schönen Bélita einlässt (die allerdings später in seinen Armen sterben wird), um in der furiosen Jahrmarkts-Story Kein Ticket für den Tod (von 1996, auch noch entstanden zu Lebzeiten Malets) erst im vorletzten Bild wieder aufzutauchen.

Die lange vergriffenen Episoden jetzt zusammenzufassen, ist das Verdienst der Züricher Edition Moderne, die sich und den Leser*innen zum 40. Verlags-Jubiläum diese amtliche Tardi/Burma-Noir-Gesamt­ausgabe gönnt.

Das Cover in mehreren Farbvarianten - der Inhalt natürlich schwarz-weiß.


www.editionmoderne.ch
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comics 12 Burma 2

Lehrjahre

Guy Delisle / Reprodukt

Der 1966 in Québec geborene Guy Delisle hat sich insbesondere mit seinen journalistischen, die Stationen des eigenen Lebensweges `aufzeichnenden´ Graphic Novels einen Namen gemacht: etwa Shenzhen, Pjöngjang, Burma oder Jerusalem.

Nun dient sein Geburtsort als Schauplatz für Lehrjahre. Auch dieser Bericht ist autobiographisch geprägt: Delisle berichtet aus seiner Zeit als Sommer-Ferienjobber in einer Papierfabrik: anstrengende Zwölf-Stunden-Schichten zwischen gigantischen, lärmenden Papierwalzen - als Sohn des technischen Zeichners unter Blue Collar-Raubeinen.

Humorvoll, aber detailgenau schildert Delisle auch den damals allgegenwärtigen Sexismus und hinterfragt nebenbei die von Sprachlosigkeit geprägte Beziehung zu seinem Vater. Wohl einer der Gründe, warum sich der junge Guy zunehmend in Zeichnungen vertiefte und sich immer wieder in die Comicabteilung der nahen Bibliothek zurückzog: "Das sollte auf Jahre das Fundament meines Kunstempfindens sein."

All das ist grundsätzlich in schwarz, grau & weiß gehalten, mit effektvoll integrierten, gelb-orangenen Elementen auf jeder Seite.

Der Comic wurde mit Unterstützung des Canada Council for the Arts realisiert.

Zum Vergleich: Guy Delisle zweimal ganz anders: Ratgeber für schlechte Väter  & Die Geisel.


www.reprodukt.com 

www.guydelisle.com

 

comics 12 21 guy lehrjahre


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